Gliwati (?) Müli:

Diese Frage richtet sich an die der ostösterreichischen Mundarten mächtigen Sprachmächtigen.

„gliwati“ vielleicht auch „gliiwadi“ Mülli nannte meine Großmutter Milch, die abgestanden war, so dass sich oben der Rahm gesammelt hatte, was dann wohl etwas Dickmilchartiges war.
Mit Zucker überstreut war es für mich ein widerwärtiger Nachtisch.
Dem Wortstand nach müsste „gliwat“ mit „r Glibber, glibbern, glibberig“ zusammenhängen.
Oder kennt ihr eine andere Erklärung? Irgendeinen slawischen oder welschen oder jiddischen Hintergrund. Die kann an beim Ösitanischen nie ausschließen. ;.)

Meinen Dank im Voraus!
Fritz

Hallo Fritz,

zuerst dachte ich, da antworten jetzt jede Menge Österreicher und wissen es ganz genau. Aber als Grenzländerin muss ich mich halt jetzt deiner erbarmen und meinen Senf, bzw. meine „gstöckelte Milli“ dazugeben. Ich kann mich erinnern, dass meine Großmutter zu dieser sauer gewordenen Milch auch „Gliwats“ gesagt hat. Ich dachte auch immer, dass das von „glibberig“ kommt. Da es sich dabei aber um ein sehr norddeutsches Wort handelt, bin ich inzwischen der Ansicht, dass eher eine Verwandschaft mit „gelieren“, also „fest werden, gerinnen“ zu suchen ist (s. auch it. gelato). Wahrscheinlich lässt sich das durch irgendein Fachbuch be- oder widerlegen und wird auch sofort getan (Widersprechen ist doch viel schöner als einfach „ja“ sagen!). Ich hab jetzt einfach mal so drauflos geschrieben und hatte keine Lust (bei der Hitze) ins andere Stockwerk zum Bücherregal zu laufen.

Grüße aus dem (bayerischen) Inntal

Irene

Diese Frage richtet sich an die der ostösterreichischen
Mundarten mächtigen Sprachmächtigen.

„gliwati“ vielleicht auch „gliiwadi“ Mülli nannte meine
Großmutter Milch, die abgestanden war, so dass sich oben der
Rahm gesammelt hatte, was dann wohl etwas Dickmilchartiges
war.

Hallo Fritz!

Eine Antwort die dir nicht weiter hilft ist besser als gar keine dachte ich mir, und weil ja Irene aus Bayern schon einen Kommentar dazu abgegeben hat schadet’s zumindest nix.
Ich bin als Weltreisender des Steirischen, Kärnterischen, Burgenländischen und Wienerischen einigermassen mächtig und mir ist „gliwat“ oder ein ähnlicher Ausdruck noch nicht untergekommen. Ich hege daher den Verdacht, dass der Ursprung des Wortes gar nicht im Ösitasnischen liegt…

Liebe Grüße,
TheBeast

Hallo, Beast!

Ich hege daher den Verdacht, dass der Ursprung
des Wortes gar nicht im Ösitasnischen liegt…

Nun, ich habe ja schon angedeutet, dass mir die Herkunft nicht klar ist.

Meine Vermutung ist die Ableitung von „glibbrig“. Sie liegt nahe, und sie wurde auch halb bestätigt.

Dass dies Wort im kakanischen Gebiet - genauer: östlich des Neusiedler Sees - benutzt wurde, ist sicher, denn dort kommt meine Großmutter her und von ihr habe ich es gehört.
Und sie hat es sicher nicht erfunden, sondern von ihren Leuten gehört. Und meine Verwandten haben den Gebrauch und die Bedeutung bestätigt. Sie konnten aber keine Auskunft über die Herkunft geben.

Ich werde also weiter nach einem Beleg forschen.

Danke für deinen Beitrag.

Gruß Fritz

Danke, Irene!

Ich kann mich erinnern, dass meine Großmutter zu dieser sauer gewordenen Milch auch „Gliwats“ gesagt hat. Ich dachte auch immer, dass das von „glibberig“ kommt.

Damit habe ich eine Bestätigung, dass das Wort keine Sonderbildung ist, sondern im ostmittelbairischen Sprachraum vorkommt.

„glibbern“ mag eine norddeutsche Bildung sein, denn der Duden sagt:

_ glib|bern [niederl. glibberen = gleiten, glitschen, viell. urspr. = glatt sein, glänzen u. verw. mit gelb] (nordd.): sich schwankend bewegen, wackeln: der Boden glibbert unter meinen Füßen.

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001_

Aber es kommt nicht nur in Norddeutschland vor. Es ist vermutlich schon früh in den Süden gewandert.

Es fehlen mir freilich noch sichere Belege, aber die finden sich vielleicht noch.

Beste Grüße und nochmals Dank.
Fritz