wohne seit einigen Jahren im Hessischen Ried und weiß das Geläut einer evangelischen Friedhofskirche nicht zu deuten. Es bimmelt werktags um 10:00 und 18:00 Uhr.
Einladung zum Gottesdienst ist das nicht, die Kirche ist geschlossen.
Neuerdings mache ich Intervallfasten. 8 Stunden futtern, 16 Stunden hungern. Nun macht die Bimmelei Sinn. 10 Uhr: Futter frei, 18 Uhr: Futter einstellen.
OK, der böse @Brainstorm64 hat dir nur die halbe Wahrheit gesagt, als er schrieb
Ich zitiere aus dem Wikipediaartikel „Läuteordnung“:
Die Läuteordnung beschreibt das Glockengeläut einer Kirche, also welche Kirchenglocken zu welchem Anlass gemeinsam oder einzeln erklingen.
Ergo: erkundige dich nach der vor Ort gültigen Läuteordnung.
Wo kommt denn der Feueralarm her? Die Glocke war mal wichtig und sinnvoll. Genauso wie der Gottesdienst oder der Geldeintreiber. Es darf bezweifelt werden, das es pünktlich zweimal am Tag brennt.
Man könnte sie ja gegen Luftschutzsirenen tauschen, wie in „Silent Hill“.
Gruss & Verzeihung, ein bedudelter Kudo
P.s.: Achja, es gab ja da auch noch den Vorteil, sich nach einer Zeit richten zu können, vor den mechanischen Uhrwerken (Wie das „glasen“ bei die Schiffsglockens)
Ganz mein Gedanke, eine lärmende Anweisung aus der Bronzezeit von der Obrigkeit an die Bauern. Aber was war damals um 10:00 Uhr und um 18:00 Uhr sommers wie winters?
Lassen wir das Spekulieren, vielleicht wird meine Mail beantwortet.
Da die Kirchen vorwiegend nur Sonn- und Feiertags Gottesdienste abhalten, kommt die Kirche durch das tägliche Läuten auch werktags ins Haus! Zum Beten - Gedenken - Bitten
Wobei die nicht unbedingt jegliches Geläut/Anschlagen enthalten muss. Es gibt durchaus Kirchen/Kapellen in deren Glockenstühlen auch kommunale Glocken hängen, die von der Kommune nach eigenem Schema normalerweise nur angeschlagen werden/die Kommunen lassen eine der Kirchenglocken dann nach eigenem Schema anschlagen. Bei uns im Dorf hängt so eine Ortglocke getrennt von den Glocken in Kirche und Friedhofskapelle und wird z.B. am Samstag um 18:00 geläutet. Dieses Läuten gab es früher an jedem Werktag um den Feierabend einzuläuten und die Leute von den Feldern zu holen.
Das „Angelusläuten“ oder „Aveläuten“ zu Morgen - Mittag - Abend ist hierzulande wohl die älteste Form öffentlicher Uhren. Wenn man die Peilgenauigkeit unseres Kandidaten berücksichtigt, könnte dieses gemeint sein - vier Stunden daneben ist für ihn eher wenig.
Glockenschlagen hat als Schwerpunkt weltliche Gründe (Uhrzeit, Tageseinteilung) ) - Glockenläuten hat immer irgendwelche kirchliche Gründe
Wenn es Geläute ist, kann das Gebets- (Angelus-) und/oder Gedächtnisläuten sein (spezielles Gedenken an Pest/Kriegsopfer/Großfeuer etc.) - davon gehe ich bei einer Friedhofskirche eher aus
Ansonsten könnte ich mir Glockenschlagen um 10 und 18 Uhr auch noch aus historischen Gründen für die arbeitende Bevölkerung auf dem Feld für F&F vorstellen - also Frühstückspause und Feierabend
Das Angelusläuten gibts auch bei den Protestanten - da ist es nicht sehr weit verbreitet, aber wenn an einem Ort jeden Tag geläutet wird, klingt es danach. Um sich abzugrenzen heißt es bei den Protestanten Gebetsläuten
Eine Glocke für sakrale Zwecke war im westlichen Europa seit der Antike bekannt. Im 6. Jhdt. verbreitete sie sich speziell im Christentum als Signum zum gemeinsamen Gebet. Seit 10. Jhdt..in spezielle Glockentürme von Sakralbauten verbaut.- zuerst bei Klöstern, dann in Kirchen allgemein. Zunächst läutete sie nur um 18:00 zum rituellen Abendgebet. Es war daher zugleich - aber nicht primär - ein „Feierabend“-Signal für die auf dem Feld arbeitende Bevölkerung.
Im 13. Jhdt wurde sie durch den Franziskaner → Bonaventura zu einem speziellen Marien-Gebet eingeführt: bzw, umgedeutet. Das sog. „Angelus“, mit und nach einem Text aus dem Lukas-Evangelium: Die sog. „Verkündung“.(Lk. 1.28 „Angelus Domini nuntiavit Mariae …“) Daher die Bezeichnung „Angelusläuten“. Das Mittagsläuten um 12:00 und das Morgenläuten (zu unterschiedlichen Zeiten, verbreitet war 9:00) kam später erst dazu. Beide waren Zeichen für Friedensgebete.
Die Geläuttradition wurde auch in vielen reformatorischen Gemeinden beibehalten, wie @Hexerl bereits erwähnt hat. Da es dort aber keine Heiligenverehrung, insbesondere keine Marienverehrung gibt, wurde es als „Gebetsläuten“ bezeichnet und das zugehörige Gebet war das „Vaterunser“.
M.a.W. Das 18:00 Läuten (von einer 3x3 Glockenschlag-Folge eingeleitet) auf katholischen Sakralbauten ist immer das „Angelus“, auf evangelischen nennt es sich „Gebetsläuten“ und weist auf das „Vaterunser“-Gebet..