Googol

Moin,

Eine Rezi zu Googol:

Ist das ein Test? Will die Medienindustrie ausprobieren, wie weit sie gehen kann? Eine Art ‚Big Brother‘ der SF?
Dieses Buch ist tatsächlich so schlecht, daß es jeder Beschreibung spottet. Ereignisgesteuerte Abziehbilder irren planlos in einer Story umher, die wir schon aus ‚2001‘ kennen. Das Ganze mit dem Tempo eines halben Regenwurms.

Besonders auffällig ist die Beschreibung der US-Amerikaner, leicht die schlechteste Passage, die ich je in einem Buch gelesen habe. Mit deutlichen rassistischen Untertönen wird eine professionelle Raumschiffbesatzung als Meute von asozialen Irren beschrieben, die Menschen nichtmal ähneln.
Allerdings verhalten sich die Protagonisten auch überwiegend pathologisch.

Mir ist es unbegreiflich, wie jemand dem Buch etwas Gutes abgewinnen kann. Die mangelnde Qualität ist nicht etwas ein vager Eindruck, der nach dem Lesen zurückbleibt, sondern immer wieder direkt am Text sichtbar. So sichtbar, daß ich mich frage, wie das Buch durch die Qualitätskontrolle geschlüpft ist.

‚Googol‘ stellt nicht nur den Bodensatz deutscher SF dar, sondern ist das zweitschlechteste Buch insgesamt, das ich kenne. Tatsächlich hat mich beim Lesen die reine Verzweiflung angetrieben, ich habe nicht erwartet, daß der Roman dieses Niveau über mehr als 1000 Seiten halten kann.

Thorsten

Hallo Thorsten,

ich kenne das von Dir so verachtete „Googol“ nicht, weil ich bislang ohnedies eher für die englische denn für die deutsche SF schwärme, aber eine Frage kommt natürlich auf:

  • Welches ist denn das ALLERschlechteste Buch, wenn „Googol“ das immerhin zweitschlechteste Werk ist, das Du kennst?

hendrik

P.S.: Meinst Du Spinrads „Der Stählerne Traum“?

Moin,

ich kenne das von Dir so verachtete „Googol“ nicht, weil ich
bislang ohnedies eher für die englische denn für die deutsche
SF schwärme, aber eine Frage kommt natürlich auf:

Tja, ich ja auch, aber nach ‚Haarteppichknüpfer‘ habe ich Hoffnung gehabt.

  • Welches ist denn das ALLERschlechteste Buch, wenn „Googol“
    das immerhin zweitschlechteste Werk ist, das Du kennst?

Ich habe den Titel vergessen, es ist ein Roman von Heinlein, in dem die „Gelben“ die USA erobern, etwa ein Dutzend Wissenschaftler sich in ein Labor zurückziehen und irgendwelche Superstrahlen erfinden, die alle „Gelben“ töten. Unglaublich rassistisch, schlecht erzählt, komplett vorhersehbar. Ich hab’s sofort nach dem Lesen in den Müll geworfen, was ich Büchern eigentlich nie antue. (Will jemand ein DOS 6.0 Handbuch kaufen?)

P.S.: Meinst Du Spinrads „Der Stählerne Traum“?

Den fandest Du schlecht? Ich fand ihn eher augenöffnend. Macht einem klar, wie leicht man beeinflußt werden kann, wenn man nicht aufpaßt.

Thorsten

Der stählerne traum

P.S.: Meinst Du Spinrads „Der Stählerne Traum“?

Den fandest Du schlecht? Ich fand ihn eher augenöffnend. Macht
einem klar, wie leicht man beeinflußt werden kann, wenn man
nicht aufpaßt.

Dem kann ich mich nur anschliessen. Mir hat’s hinterher vor mir selber gegraust… Und wie wenig er sich vom allgemeinen Stil entfernt hat, habe ich nach meinem ersten Moorcook erkannt.

Arne

Moin,

P.S.: Meinst Du Spinrads „Der Stählerne Traum“?

Spinrad schreibt allgemein gut über Medien. ‚Bug Jack Barron‘ und ‚Bilder um 11‘ kann ich auch empfehlen.

Thorsten

Moin,

P.S.: Meinst Du Spinrads „Der Stählerne Traum“?

      • Schnipp - - -
        Im Übrigen hat Norman Spinrad ein Buch geschrieben (Name ist mir gerade entfallen), an dem man Qualität erkennt, obwohl der Fall der Mauer die Geschichte verdorben hat.
      • Schnapp - - -
        Meinst Du damit das?

Ne, war ein anderes Buch. Wenn ich daran denke, sehe ich nachher mal nach.

Thorsten

  • Welches ist denn das ALLERschlechteste Buch, wenn „Googol“
    das immerhin zweitschlechteste Werk ist, das Du kennst?

Ich habe den Titel vergessen, es ist ein Roman von Heinlein,
in dem die „Gelben“ die USA erobern, etwa ein Dutzend
Wissenschaftler sich in ein Labor zurückziehen und
irgendwelche Superstrahlen erfinden, die alle „Gelben“ töten.
Unglaublich rassistisch, schlecht erzählt, komplett
vorhersehbar. Ich hab’s sofort nach dem Lesen in den Müll
geworfen, was ich Büchern eigentlich nie antue. (Will jemand
ein DOS 6.0 Handbuch kaufen?)

— Ja, in der Tat, Heinlein hat todernst Dinge verfaßt, die andere sich nur als bitterböse Satire trauen; nach heutigen Maßstäben hätte die Hälfte seiner Werke aufgrund militaristischer oder rassistischer Tendenzen keine Chance, unverändert publiziert zu werden. Dennoch: einige Werke - z.B. die Future History - sind nicht zu Unrecht Klassiker.

P.S.: Meinst Du Spinrads „Der Stählerne Traum“?

Den fandest Du schlecht? Ich fand ihn eher augenöffnend. Macht
einem klar, wie leicht man beeinflußt werden kann, wenn man
nicht aufpaßt.

— Nein, ich wollte nur wissen, ob das der Roman war, dessen Name Dir nicht einfiel. Ich fand damals die Idee interessant (und verstehe, warum viele damit nicht klarkamen/-kommen), aber ich bin weder bewandert noch interessiert genug am Thema 3. Reich, als daß ich mich intensiv mit den Zwischenzeiligkeiten beschäftigt hätte. Ich erinnere mich jedoch, Dicks „Orakel vom Berge“ subjektiv als besseren Roman empfunden zu haben.

hendrik

Moin,

[Schlechtestes Buch]

— Ja, in der Tat, Heinlein hat todernst Dinge verfaßt, die
andere sich nur als bitterböse Satire trauen; nach heutigen
Maßstäben hätte die Hälfte seiner Werke aufgrund
militaristischer oder rassistischer Tendenzen keine Chance,
unverändert publiziert zu werden.

Ich hatte auch mal eine heftige Diskussion bezüglich ‚Starship Troopers‘. Ich fand den Film schon genial, wenn man aber das Buch kennt, wird er eigentlich noch besser. Verhoeven verfilmt sehr werkgetreu, schafft es aber, die Bedeutung um 180° zu drehen.
Anders als dieses superschlechte Buch ist ST aber recht gut lesbar.

Dennoch: einige Werke - z.B. die Future History - sind nicht
zu Unrecht Klassiker.

Klar, der Mann hat schon ein paar gute Dinge geliefert. Es gibt ja auch die Anekdote mit SIASL und den Hippies.

P.S.: Meinst Du Spinrads „Der Stählerne Traum“?

Ich fand damals die Idee interessant (und verstehe, warum
viele damit nicht klarkamen/-kommen), aber ich bin weder
bewandert noch interessiert genug am Thema 3. Reich, als
daß ich mich intensiv mit den Zwischenzeiligkeiten
beschäftigt hätte.

Ich kann mich nicht an Zwischenzeiligkeiten erinnern, mir hat die Idee als Ganzes gut gefallen. Details in dem Roman selbst sind fast unwichtig.
Es geht ja auch nicht um Hitler, sondern um Literatur, besonders SF-Literatur. Niven/Pournelle verbreitet auch ganz schönen Mist. (Der Mist ist aber, im Gegensatz zu Googol, recht unterhaltsam.)

Ich erinnere mich jedoch, Dicks „Orakel vom Berge“ subjektiv :als besseren Roman empfunden zu haben.

Obwohl ich Timestream-Romane liebe, fand ich den nicht so prickelnd. Von Dick mag ich (außer DADOES natürlich) ‚A Scanner Darkly‘ am liebsten.

Diese Bücher sind auch nicht für ein deutsches Publikum geschrieben. Die Auflösung von ‚Fatherland‘ hatte für mich auch keinen Reiz, ich hatte davon schon drei halbe Jahre in der Schule gehört. Für Amis sieht das anders aus.

Thorsten

Moin,

da wir gerade von Zeitreise gesprochen haben (naja, Timestream):
‚All you Zombies‘ ist die ultimative Zeitreisegeschichte und einer der besten Kurzgeschichten überhaupt.

Thorsten

nach heutigen Maßstäben hätte die Hälfte seiner Werke aufgrund
militaristischer oder rassistischer Tendenzen keine Chance,
unverändert publiziert zu werden.

Nicht nur nach heutigen Maßstäben. Die Zensoren haben seinen Werken schon zu seiner Zeit kräftig zugesetzt. Ein Beispiel ist „Fremder in einer fremden Welt“, welches von 400 auf 300 Seiten gekürzt wurde, bevor es in den Handel kam. Das hat allerdings nicht verhindert, daß sich nach dem Vorbild dieses Romans eine Sekte bildete (Kirche aller Welten), welche keinen Deut besser ist als Scientology.

Man muß Heinlein aber zugute halten, daß er im Gegensatz zu seinem Freund und Kollegen Hubbard der Versuchung wiederstand dieser Sekte beizutreten. Er hat sogar das Kunstück fertig gebracht auf seine alten Tage noch dazuzulernen, wie sein Roman „Freitag“ beweist, in welchem er im Rassismus das wesentliche Symptom einer kranken Gesellschaft sieht.

Moin,

Ein Beispiel ist „Fremder in einer fremden Welt“, welches von
400 auf 300 Seiten gekürzt wurde, bevor es in den Handel kam.

Ach was? Ist die lange Version dann nicht so ein Hippie-Kult-Roman? Kann man die lange Version inzwischen kaufen?
Wo finde ich nähere Infos?

Thorsten

Ist die lange Version dann nicht so ein Hippie-Kult-Roman?

Im Prinzip schon. So wie ich es sehe betrafen die Kürzungen vor allem Heinleins Vorliebe für Gruppensex, welche er auch in anderen Romanen (z.B. „Revolte auf Luna“ und „Feitag“) auslebte.

Kann man die lange Version inzwischen kaufen?

Ich habe sie vor einigen Jahren in einer Wühlkiste am Bahnhofskiosk gefunden. Im Handel scheint sie schon eine Weile vergriffen zu sein ( http://www.bernt.de/heinlein/fremder.htm ).So richtig vom Hocker gerissen hat mich das Teil allerdings nicht. Ich fand zumindest interessant, daß das Thema in einer StarTrek-Episode verarbeitet wurde („Der Fall Charlie“: http://www.dsmine.de/logbuch/tos/002.html ). Vermutlich wollten Roddenbary oder Asimov zeigen, wie das ganze ihrer Meinung nach ausgegangen wäre.

SiaSL
Moin,

Ist die lange Version dann nicht so ein Hippie-Kult-Roman?

Im Prinzip schon. So wie ich es sehe betrafen die Kürzungen
vor allem Heinleins Vorliebe für Gruppensex, welche er auch in
anderen Romanen (z.B. „Revolte auf Luna“ und „Feitag“)
auslebte.

Ach so. Na, dann habe ich nicht so viel verpaßt, ich werde aber darauf achten, wenn ich ihn mir mal zulege.

Kann man die lange Version inzwischen kaufen?

Ich habe sie vor einigen Jahren in einer Wühlkiste am
Bahnhofskiosk gefunden. Im Handel scheint sie schon eine Weile
vergriffen zu sein ( http://www.bernt.de/heinlein/fremder.htm
).

Wenn, dann im Original.

So richtig vom Hocker gerissen hat mich das Teil allerdings

nicht. Ich fand zumindest interessant, daß das Thema in einer
StarTrek-Episode verarbeitet wurde („Der Fall Charlie“:
http://www.dsmine.de/logbuch/tos/002.html ). Vermutlich
wollten Roddenbary oder Asimov zeigen, wie das ganze ihrer
Meinung nach ausgegangen wäre.

Interessant ja, aber die meisten Folgen von ST:TOS sind nun wirklich nicht viel mehr als Kult.

Thorsten