Gott als innerpsychisches Phänomen

Ich schreibe gerade eine Hausarbeit über einen Film zur Opferung Isaaks („Take now your son“ von Dan Geva). In diesem kommt Gott überhaupt nicht vor. In einer Sekundärliteratur wird die Frage aufgeworfen, ob Gott damit als innerpsychisches Phänomen definiert wird. Kann sich jemand von euch vorstellen, was damit gemeint sein könnte? Was würde Gott als innerpsychisches Phänomen ausmachen? Dass er nur im Inneren eines Menschen existiert, der glauben will?
Vielen Dank

Moin
Heutzutage würden Menschen wie Abraham, die eine Stimme hören, welche sie von außen kommend interpretieren, meistens unter der Diagnose „paranoid-halluzinatorische Schizophrenie“ laufen - das war eine der häufigsten Diagnosen, die wir in der Psychiatrischen Klinik gestellt haben, als ich damals dort tätig war.
Sehr viele dieser Menschen, die an einer Psychose leiden, haben eine starke religiöse Verbindung zu ihren Phänomenen.
Gruß,
Branden

In einer Sekundärliteratur
wird die Frage aufgeworfen,

Hallole,

Sekundärliteratur zu einem Film … hört sich irgendwie komisch an. Was ist dann die Primärliteratur? der Film bzw das Drehbuch?

Und warum erklärt der Sekundärschreiber denn nicht, wie der das meint?

Bist Du sicher, dass Du das Buch gelesen hast?

Kann sich jemand von euch vorstellen,
was damit gemeint sein könnte?

Wenn Du eine Arbeit schreibst, kannst du doch nicht mit den Vermutungen von Leuten arbeiten, die das Buch nicht gelesen haben - oder?
Verstehe ich da was nicht?

Gruss
PW

Huhu,
ja, meine Primärliteratur ist der Film selbst und dann gibt es Texte, die sich mit dem Film auseinandersetzen und die gehören zur Sekundärliteratur. Der Text, den ich meine, ist eine Rezension und wirft die oben genannte Frage nur als Diskussionspunkt auf. Mich hat es sehr interessiert, wie das gemeint sein könnte, da ich mich allgemein mit Gottesbildern gerne beschäftige. Und ich möchte selbstverständlich nicht, dass hier jemand meine Arbeit schreibt, sondern nur Ansatzpunkte für eigene Überlegungen erhalten, da ich nicht richtig verstanden habe, was unter „innerpsychisches Phänomen“ zu fassen ist.
Die erste Antwort hat mir dabei schon sehr weitergeholfen - vielen Dank. Der Film könnte also die Interpretation zulassen, dass Abraham sich die Stimme Gottes nur einbildet - oder aber einen Schuldigen sucht.

1 Like

Wir kennen Gott aus unserem kollektiven Unterbewußtsein, ansonsten hätten wir auch gar kein Wort für Gott, ich könnte mit vorstellen das das damit gemeint ist.
Gruß Sieglionde

Kann sich jemand von euch vorstellen,
was damit gemeint sein könnte? Was würde Gott als
innerpsychisches Phänomen ausmachen? Dass er nur im Inneren
eines Menschen existiert, der glauben will?
Vielen Dank

Guten Tag,

die Religionskritik Nietzsches und Feuerbachs beschäftigen sich mit diesem Thema. Feuerbach philosophiert über den Dualismus (die Trennung von Körper und Geist). Seine Argumentationskette lautet folgendermaßen: in aller Religionsliteratur, die du findest, wird Gott als das Absolute dargestellt. Das Gute, welches jeder religiöse Mensch anstrebt. Wir, die Menschen, bilden das Gegenteil, das Schlechte. Der Religiöse stellt sich nun einen vollkommenden Gott vor (allwissend, mächtig, barmherzig etc.). Die Religion ist nach Feuerbach eine Quelle der Moral des Menschen. Der Gott als absoluter Geist existiert nach Feuerbach nicht, sondern nur der absolute Gott als Abbild des perfekten Individuums. Demnach lässt sich auch erklären, warum Menschen verschiedene Vorstellungen von einem Gott haben, da jeder andere Prädikate hat, die er im Leben anstrebt. Gott spielt in unserer Psyche demnach eine tragende Rolle, denn er lässt den Menschen Gutes tun. Er verleiht uns die Moral. Dabei wird (und kann auch nicht) die Existenz eines Gottes als Geist widerlegt werden.

Ich hoffe ich konnte dir helfen.
MFG-MSP

Kann sich jemand von euch vorstellen,
was damit gemeint sein könnte? Was würde Gott als
innerpsychisches Phänomen ausmachen? Dass er nur im Inneren
eines Menschen existiert, der glauben will?

Ja, würde ich so sehen.


„Innerpsychologisch“ ist aber ein seltsames, vielleicht ganz sinnloses Wort, vermutlich eine Tautologie. Google wirft zwar zu „innerpsychologisch“ eine Menge aus, zu „Innerpsychologie“, „Innerpsyche“ und auch dem konsequenten „Außenpsychologie“ und „außenpsychologisch“ gar nichts.
Das Gegenteil von „sozialpsychologisch“ ist jedenfalls „individualpsychologisch“.


Es gibt recht viele Leute die wohlbegründet das Wort „Sekundärliteratur“ ablehnen. Ich habe dazu keine feste Meinung, allerdings würde ich es in deinem Fall nicht verwendet, u.a. weil deine Arbeit sich ja nicht auf ein Buch - also eine „Primärliteratur“ - bezieht. Einfach nur „Literatur“ ist hier klarer und auch schöner.


Zu einer Diskussion hier weiter unten möchte ich ergänzen, dass es ein sehr großer Unterschied ist, ob man vor 2500 Jahren oder heute „Stimmen hört“. In der fernen Vergangenheit sahen sich wahrscheinlich alle, oder zumindest fast alle Menschen in einer von magischen Kräften belebten Welt. Die Menschen waren damals nicht verrückt, sondern befanden sich in einer irrtümlichen Tradition.

Wir kennen Gott aus unserem kollektiven Unterbewußtsein,
ansonsten hätten wir auch gar kein Wort für Gott

Diese Kausalität erschließt sich mir nicht. Ich halte sie eher für falsch.

Gruß TL

Ich gratuliere Dir, für die Stimme von außen, die den Worten deiner Widersacher den Gar ausmachen, da sie glauben, dass Gläubige in der Religionswissenschaft nichts verloren haben.
Übrigens auch ein allgemeiner schädlicher Trend hier, der diesen ungläubigen Hintergrundgeistern selber eine paranoide Persönlichkeitsstörung durch besondere Empfindlichkeiten gegenüber Kritik zuzuschreiben wäre,der aber vorteilhaft die Forumselektierung vereinfacht.

Ich gratuliere Dir, für die Stimme von außen, die den Worten
deiner Widersacher den Gar ausmachen, da sie glauben, dass
Gläubige in der Religionswissenschaft nichts verloren haben.

Du sagst also, dass meine Widersacher etwas gegen Gläubige haben, bedeutet das, dass du mich für einen Streiter für den Glauben hälst?