Mythologisches
Habe ich richtig verstanden, daß Eos und Astraios die
Aphrodite zeugten? … Weil: Ich habe
mal gelernt, daß Aphrodite die Tochter des Zeus ist. (???)
Nein nicht die Aphrodite, nur den Morgen/Abendstern - hatte das nur dazugesetzt, weil dieser in Italien mit Venus identifiziert wurde.
Aphrodite (= Schaumgeboren) hat mehre Entstehungsmythen.
Sie ist entweder primordial aus dem Meerschaum aufgestiegen, oder sie ist eine Metamorphose des Phallus des von Kronos kastrierten Ouranos (= Uranus): Kronos hatte den Phallus ins Meer geworfen.
Oder sie ist die Tochter von Zeus und Dione, und sie bringt mit Zeus dann weiter den Eros hervor.
Hättste doch gleich sagen können, daß du von der großartigen Günderode sprichst. Aber natürlich hatte sie, wie es für den Anfang des 19. Jhdts gängig war, die Überlieferungen klassischer Mythologie ein wenig nach ihrem Gutdünken umkomponiert.
Vielleicht hat K.v.G hier „Adonis“ allegorisch mit Eros für
ihre Erklärungen verwendet? Eros war doch der Sohn der
Aphrodite…
wohl möglich… siehe oben.
Hier verstehe ich nicht so ganz die „Erbfolge“: Wenn Gaia und
Ouranos Götter sind, warum dann nicht auch ihre Kinder, die
Titanen ?
So waren die hellenistischen Griechen nun mal. Aus dem Blut des kastrieten Ouranos/Uranus, das in die Erde fällt, sind ja auch unter anderem die Erynien (die Rachespezialistinnen) entstanden, und die waren auch keine Göttinnen.
Es ist ein Standart archaischer Mythologien, in die Unmengen von Göttern, die durch Diffusion und Überlagerung und Koexistenzen von Ethnien enstanden, familiäre Verwandtschaften zu komponieren. Das ist eine Art Hierarchie, die damit Produziert wird. Das haben alle antiken Völker gemacht. Die Ägypter, Inder, Syrer, die Babylonier, Akkader, Sumerer…
…daß der
Begriff „Licht“ ja gleichzusetzen ist mit dem Begriff „Gott“.
Nein, keineswegs. Nur: Zeus IST ein Lichtgott (u.a. für den Blitz zuständig, der sein Hauptwerkzeug ist). Dann wären ja auch Mitra (= Recht), Maja (= Maß), Agni(= ignis, Feuer) ebenso mit dem Begriff „Gott“ gleichzusetzen.
Auch ein Zusammenhang von heilig = hell wird so klar!!
„heilig“ - „helic“ ist vielmehr mit „heil, ganz“ verwandt, auch mit heilen (siehe heliand = Heiland) , ebenso wie engl. „holy“ und „whole“.
„hell“ dagegen ist mit „hallen“, „Schall“ verwandt. Dazu auch lat. „clamare“ = rufen und clarus = hell…
Natürlich! Und wenn Zeus der Sohn des Kronos (Saturn) ist, ist
er somit der Enkel des Uranus. Würde das bedeuten, daß zuerst
der Himmel (Ouranus) und die Erde (Gaia) Titanen
hervorgebracht haben und diese dann ihrerseits aber wieder den
Gott Zeus?
Kronos war einer der Titanen. Vielleicht ist es auch nicht so ganz richtig gewesen, die Titanen seien keine Götter. Aber wie das Folgende
Und dieser war dann der allerhöchste Gott … und hatte Gewalt über alle anderen
zeigt, gehörten historisch gesehen zu allen diesen Gestalten einmal eigenständige Kulte, deren Archetypen später nur noch Erinnerungsgut waren und in die spätere Mythologie eingeordnet wurden. Oder sie hatten ihre lokalen Kulte nach wie vor und dann geht die Genealogie natürlich durcheinander. Es gab auch Ort, in denen Athena, Apollo, auch Orpheus die Hauptgötter waren. Zeus ist jedenfalls im klassischen Griechenland der allgemeine Hauptgott, aber lokal waren das immer auch andere.
Dann haben wir hier also auch ein bißchen
„sagenhafte“ Weltenentwicklung mit im Spiel?
Ja - archaische Mythensammlungen sind immer selbst auch Mythenbildner.
Die Familienzusammenhänge und Hierachien sind immer Kunstprodukte gewesen. In Griechenland und Rom waren die producer die Dichter und Historiker (Hesiod, Homer, Sophokles, Euripides, Aischylos, Apollodoros…Ovid), in Ägypten und Mesopotamien die Priester…
Ist das der „Bakchos“, Sohn des Zeus?
Bakchus = Dionysos hatte den Wein entdeckt. In Wirklichkeit ist wahrscheinlich mit dem Aufkommen der Weinkultur der Wein den Mysterien des Dionysos aufgepfropft worden. Der Kult des Dionysos, in dem die Bakchai eine Rolle spielten (siehe die Tragödie „Die Bakchen“ von Euripides), der sehr blutrünstig war, geht auf einen Teil der sehr reichhaltigen Mythologie des Dionysos zurück. Er wurde in Stücke gerissen, wieder zusammengesetzt und dann von den Nymphen (eine von ihnen heißt Bakche) aufgepäppelt und „erzogen“. Auch in anderen Mythen wird er in frauenhäusern als Mädchen verkleidet aufgezogen. Daher tritt er im Kult auch in Frauenkleidern auf. Aber das Ganze ist ziemlich kompliziert…))
Ich war bis jetzt davon ausgegangen, man könne diese Mythen
eher „Neben“-einander als „Auf“-einander folgend betrachten.
So sollte mans auch sehen. Siehe oben. Klassische Mythologien versuchten aber immer eine Einheitliche Struktur in die mythischen Überlieferungen zu bringen. Die Religionswissenschaft bzw. -historie muß natürlich alle diese Kulte separiert betrachten, so, wie sie ursprünglich auch waren.
Was für einen Kultus meinst Du speziell mit Raserei?
(Nachfolgen des Alkoholkonsums?)
Viele Kulte, in denen es (wie beim Dionysos) um grausamen Mord an und Wiederauferstehung von Göttern geht (auch Orpheus wird ja von seinen Verehreinnen getötet…) haben Rituale, in denen es recht ruppig zuging, und daß dafür psychotrope Hilfsmittel benutzt wurden, ist vielfach gesichert.
Ist das spannend! Aus dieser Erklärung ergibt sich für mich
ein Zusammenhang aus Gott = „Schwefeldampf“ = Wort
(gesprochen, Orakel).
Neee - das geht zu weit *gg*. Wenn man sowas historisch rekonstrieren will, darf man nicht frei assoziieren *lach*
Und damit ein Hinweis auf Johannes´: Im
Urbeginne war das Wort und das Wort war bei Gott und ein Gott
war das Wort. Was hälst Du davon?
SCNR gar nichts! Das ist ne ganz andere Geschichte. Nicht alles hängt mit allem zusammen *smile*.
Wein „löst die Zunge“, läßt die Worte (Gottesgleichnisse?)
sprudeln…(Ohn´ Rücksicht auf Intellekt der Person, die
getrunken hat, darum geht´s nicht. Jedes Wort ist von Gott.
Denn es steht im direkten Zusammenhang mit dem Geist, egal wie
entwickelt das Wesen ist. Meine These).
Also - hm - ich sags, mit Verlaub, mal so: Nicht einfach durch reinkippen entsteht automatisch ein Mythem oder eine Weisheit… dann wären Säufer und Kiffer und Sniffer ja weise???
Zu dem rituellen Drogengebrauch gehörte auch eine geschulte Technik der Anwendung. Zu Kulten und Ritualen gehörten immer auch Ausbildungen. Priester/innen waren Leute, die know how hatten über die Randbedingungen des wann, wie, wo und dazu gehörte auch die Kunst der Dosierung.
Gott = Rausch?
Nein - nur ein etymologischer Hinweis, daß in Kulten und Ritualen der gezielte gebrauch psychotroper Hilsmittel eine Rolle spielte. Trancetechniken wie meditationen, rhythmische Musik, Tanz, Zitieren sakraler Texte, Abstinenztechniken und andere Askesen (= Übungen) gehören ja auch dazu.
Dann brauche ich ja keine Rücksicht auf
übermäßige Verluste der Gehirnzellen nehmen wenn das eine
gleich dem anderen…Nur scheint die Physis das nicht ganz
verkraften. Würde ich mich ständig in einen „gottlichen“
Zustand versetzen
Aber hallo! Die Umkehrung, daß der Gebrauch von Drogen et al. ein religiöses Ritual wäre, ist doch wohl absurd. Und wenn man sich auf die Dosierung und so weiter nicht versteht, wird das bekanntlich auf die Dauer gar nicht „göttlich“. Auch Castaneda hat ja vieles darüber geschrieben (übrigens auch fast alles Mythen - trotzdem religionshistorisch und kulttechnisch sehr treffend und tiefsinnig)
Da paßt dann wieder der Satz: Je mehr sich einer
vergeistigt, desto mehr verfällt er körperlich!
Wo hast du denn diesen… ähm… her? *lach*
So wäre auch evtl. „Tyrann“ eigentlich eine Bezeichnung für
Gott? (oder ist das nun zuweit hergeholt?)
Nein, auch die Etymologie ist keine Assoziationstechnik. Es gibt Kriterien für die Ableitung von Wortverwandtschaften.
Da Atmen = Seele einhauchen des Adams durch den göttlichen Atem
nicht direkt, denn im hebräischen gibt es das Wort „atmen“ nicht, auch kein damit verwandtes
… und somit = Gott;
nein, nur das israelitische theologoumenon, daß menschliches Leben gottgegeben sei.
… „Atma“ (Ursprung von „Atmen“???)
nein - aber etymologisch verwandt
= das Reich Gottes ist
das ist ein Begriff, der vielfach in religiösen Konzepten vorkommt (u.a. bei Sarathuschtra, in japanischen Kulten, dann wieder im NT aufgetaucht), meist aber eine Inversion eines primordialen Urzustandes (altiranisches „paradies“, der Garten der Lust (gan b’edän) im 1. Mosis) ist.
(in der Gnosis: Vater unser, der Du
bist in den Himmeln, geheiliget werde Dein Name (MANAS), Dein
Reich komme zu uns (ATMA), Dein Wille gschehe (BUDHI) und
diese Trilogie „Gott“ ausmacht…
Donnerwetter! und zeus-geschickte Blitze!
- kommt das „Vater unser“ aus dem Matthäus und nicht aus der Gnosis!!
- bildet die Triade manas, tapas und rajas drei Komponenten der subjektiven Psychodynamik in der Bewußtseinstheorie des Yoga. Hat mit dem „Namen Gottes“ nichts zu tun - erst recht nicht mit einem christlichen Ausdruck dieser Art.
- ist im (hinduistischen) atman (individuelle „seele“) keinerlei „wir“ mitgedacht.
- ist die buddhi eine buddhistische Vefassung des individuellen menschlichen Bewußtseins, und
- ist diese Triade des „Vater unser“ (Name, Reich, Wille) sehr wohl ein theologisch sehr interessanter Hinweis, aber er hängt mit der Trinität des jahrhunderte-späteren christlichen Gottes nicht zusammen. Hierzu vielleicht dieses Posting:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Aber alles solches ist rundherum fürchterlich spannend. Da geb ich dir Recht :o)
Liebe Grüße
Metapher