Gott und die Morgenröte? 'theos' und 'eos'?

Hallo, liebe Experten!

Ich habe heute im Theater folgenden Satz vernommen:

„Die Griechen (im Altertum) hatten nur ein Wort für die „Morgenröte“. Diese nannten sie „eos“. Für die Abendröte gab es KEINEN Ausdruck!“

In diesem Zusammenhang fiel ein paar Mal der Name „Adonis“, der mit der Morgenröte wohl im Zusammenhang stand (poetisch „eos“ evtl. auch "die Göttin der Morgenröte???).

  1. Warum hatten die „alten“ Griechen kein Wort für die Abendröte? War/ist das tatsächlich der Fall??
  2. Warum wurde Adonis mit der Morgenröte in Zusammenhang gebracht?
  3. Wenn „eos“ etwas Göttliches zum Ausdruck brachte (?) hängen dann „eos“ und „theos“ vom Wortstamm her zusammen???
  4. Woher kommt der Begriff „theos“?

Ich freue mich jetzt schon auf eine spannende Antwort…!

Grüße von Bettina

Eos und göttliche Dämpfe
Hi Bettina

  1. Warum hatten die „alten“ Griechen kein Wort für die
    Abendröte?

Obs ein Wort dafür gibt, weiß ich im Augenblick nicht (finds morgen heraus). Mythologisch brauchten sie es nicht, aus folgendem Grund:

Abgesehen davon, daß Eos - die „rosenfingrige“, „gelbgewandete“ Morgenröte - junge Sterbliche mit love affairs traktiert, ist sie mit Astraios (dem Morgenwind, aber „aster“ heißt „Stern“) „verheiratet“, was dazu führt, daß sie zur Mutter des Morgensterns wird (der ja mit dem Abendstern identisch ist) - Venus ist die griechische Aphrodite.

Eos (Tochter der zwei Titanen Hyperion und Theia) fährt (so die Erzählung bei Homer) mit einem von Pferden gezogenen Wagen zum Olymp (Sitz der Götter) hoch, um dort das Kommen ihres „Bruders“ Helios (die Sonne) anzukündigen. Wenn Helios kommt, wird Eos in Hemera (der Tag) verwandelt und begleitet ihn, bis sie zu Hespera (der Abend) wird.

Eos ist also selbst dreigestaltig und impliziert den gesamten Tageslauf.

  1. Warum wurde Adonis mit der Morgenröte in Zusammenhang
    gebracht?

Da ist weit und breit kein Zusammenhang zu sehen!
Adonis ist ein Import aus Altsyrien, wo er Tammuz heißt („adon“ heißt auf phönizisch „Herr“). Tammuz bildet mit Ishtar ein Götterpärchen (so wie Adonis mit Kybele), das einen Kult bildet. Tammuz ist der Gott des Brotes (! - eines der Kultzentren war übrigens Bethlehem) und Ishtar Göttin der Liebe. Tammuz stirbt jeweils im Herbst eines grausamen Foltertodes und wird im Frühling vom Tod erweckt durch Ishtar - und dann wird Götterhochzeit (Hierogamie) gemacht.

  1. Wenn „eos“ etwas Göttliches zum Ausdruck brachte (?) hängen
    dann „eos“ und „theos“ vom Wortstamm her zusammen???

Eos ist von der indischen „blutfingrigen“ Muttergöttin Ushas abgeleitet, auch vom Wort her ist eos etymologisch verwandt mit ushas - übrigens auch mit der lateinischen aurora.

εως schreibt sich mit dem Buchstaben o-mega, θε&omikron;ς mit o-mikron. Die Wörter sind nicht verwandt. Außerdem ist Eos (bei den Griechen) keine Göttin, sondern (siehe oben) eine Titanentochter. Die Titaten aber sind Kinder (so berichtet die Theogonie des Hesiod) der Götter Gaia (Erde) und Ouranos (Himmel). Die Titanen wurden aber ebenfalls nicht als Götter aufgefaßt.

  1. Woher kommt der Begriff „theos“?

Die Etymologie von theos ist religionshistorisch sehr aufschlußreich.

Zunächst: eine Verwandtschaft mit dem lat. „deus“, das ähnlich klingt, besteht nicht. „deus“ ist vielmehr verwandt mit altindisch/altiranisch „deva“, was ebenfalls „heilig“ bzw. „göttlich“ heißt, beides führt aber auf die Bedeutung „Licht“ zurück. Mit deus und deva verwandt ist der griech. Zeus (der Genitiv „Dios“ läßt das noch erkennen), der ebenfalls Lichtgott ist.

Aus einer indogermanischen Ursilbe dhues, dheus, dhus leitet sich nun Folgendes ab:

griech. thyo = stürmen, rauchen, opfern und ebenfalls auch mit der Bedeutung rasen - daraus thya = Bakchantin und thy-terios = Beiname von Bakchus (dem Gott, zu dem ein Raserei-Kult gehört).

Ferner thymos = Zorn, Wut (von dem die Thymusdrüse ihren Namen hat. Auch der „En-thusiasmus“ kommt daher).

Abgesehen davon, daß lat. furo = rasen, wüten das bestätigt, gibt es noch griech. theeion = Schwefeldanmpf. Und thes-phatos = „von Gott gesprochen“ und thespis „göttlich“ (siehe Thespiskarren und Theater) weist dann auf theos = Gott hin, und gleichzeitg, in welchem Zusammenhang das Wort ursprünglich stand: es gibt außer dem Gebrauch von Schwefeldämpfen (im Schwefeldampf machte die Pythia in Delphi ihre Orakel), gibt es deutliche Hinweise, daß in Griechenland auch u.a. rauscherzeugende Pilze für „gottesdienstliche“ Zwecke verwendet wurden und auch anderes Räucherbares und Dampfartiges un Inhalierbares, und im Bakchus-Kult kam die teilweise sehr blutrünstige kultische Raserei auch keineswegs allein vom Wein…

Daß zu dem Bedeutungshintergrund des Wortes theos = Gott und theios = göttlich jede Art von rauschhaftem, duseligem oder rasereiartigem Zustand gehört zeigen auch noch besonders Wörter aus unserem eigenen Sprachraum:

mhd (mittelhochdeutsch) twas, dwas = Tor, Narr - getwas = Gespenst, Geist - angesächsich dysig = albern - engl. dizzy = schwindelig - mhd dusich = betäubt und tunst = Dunst

Auch gotisch dius = „wildes Tier“ (und andere germanischen Sprachen haben noch dyr, tior, deor für "wild, heftig und „wildes Tier“) ist damit verwandt.

Und daß andere damit verwandte Wörter aus dem indogermanischen Sprachraum existier(t)en, die weiter im Kontext, von atmen, hauchen stehen und auch solche, die Folgzustände von Inhaliertem beschreiben („Dampf“, „Dunst“, „duselig“, „diesig“, „dumpf“, „tumb“, „dumm“), deutet darauf hin, da eben der theos aus demselbem Kontext stammt, daß nicht nur ein theos ursprünglich selbst ein dunstiges Etwas war, sondern daß vielmehr der dazugehörige Kult mit einem Zustand assoziiert war, der irgendwo zwischen „dumpf, beduselt“ und „rasend, wild“ und „be-geistert, enthusiastisch“ beschrieben werden muß.

Ganz witzig in diesem Zusammenhang, daß in den 60ern und 70ern der Zustand nach Cannabis-Gebrauch einerseits mit „stoned“ bezeichnet wurde und andererseits auch mit „im Dampf sein“.

zwinkernde Grüße
Metapher

Love affairs, Hierarchien, Gott und Räusche
Hi Metahpher!

Habe mir ja schon gedacht, daß die Antwort interessant wird. Aber diese Vielfalt an Infos in einen Zusammenhang gebracht ist gigantisch! First of all: Herzlichen Dank! (Auch ich habe mir seit heute einen „Relig. + Ethik“-Ordner angelegt).

Abgesehen davon, daß Eos - die „rosenfingrige“,
„gelbgewandete“ Morgenröte - junge Sterbliche mit love affairs
traktiert, ist sie mit Astraios (dem Morgenwind, aber „aster“
heißt „Stern“) „verheiratet“, was dazu führt, daß sie zur
Mutter des Morgensterns wird (der ja mit dem Abendstern
identisch ist) - Venus ist die griechische Aphrodite.

Habe ich richtig verstanden, daß Eos und Astraios die Aphrodite zeugten? (ich weiß, daß „Zeugen“ hier nicht im Sinne von „sich reproduzieren“ zu verstehen ist…). Weil: Ich habe mal gelernt, daß Aphrodite die Tochter des Zeus ist. (???)

Poetisch ist diese Tatsache natürlich wunderschön. „Die Morgenröte und der Morgenwind erzeugen in ihrer Verschmelzung den Morgenstern“. Und im Theater gestern (das Stück handelte vom Leben und Werk der Karoline von Günderode)verwendete dieselbe ja auch poetisch Eos in Verbindung mit Hades (Pluto), als sie ihren Kampf um Erlangung der Wahrheit/Weisheit auf der einen Seite und der Sehnsucht nach dem (Frei-)tod auf der anderen Seite darstellte (in der falschen Annahme, sie könne im Hades „aufräumen“ und die Schuldlosen retten).

Eos ist also selbst dreigestaltig und impliziert den gesamten
Tageslauf.

Ein wirklich schöner Mythos! Dadurch erübrigt sich sicher meine Frage nach einem Wort für „Abendröte“ im alten G.

  1. Warum wurde Adonis mit der Morgenröte in Zusammenhang
    gebracht?

Da ist weit und breit kein Zusammenhang zu sehen!
Adonis ist ein Import aus Altsyrien, wo er Tammuz heißt
(„adon“ heißt auf phönizisch „Herr“). Tammuz bildet mit Ishtar
ein Götterpärchen (so wie Adonis mit Kybele), das einen Kult
bildet. Tammuz ist der Gott des Brotes (! - eines der
Kultzentren war übrigens Bethlehem) und Ishtar Göttin der
Liebe. Tammuz stirbt jeweils im Herbst eines grausamen
Foltertodes und wird im Frühling vom Tod erweckt durch Ishtar

  • und dann wird Götterhochzeit (Hierogamie) gemacht.

Vielleicht hat K.v.G hier „Adonis“ allegorisch mit Eros für ihre Erklärungen verwendet? Eros war doch der Sohn der Aphrodite und und somit der „Enkel“ der Eos (?). Da K.v.G ihre heiße Liebe zum Friedrich Kreuzer nicht ewig offen zeigen durfte, ihn aber über ihre Poesie durch das Verwenden der Gestalten des Altertums zu erreichen versuchte, wäre das möglich. Vielleicht hat sie die Gestalten ja bewußt „durcheinandergepurzelt“: die mystische Gestalt, welche am besten ihre Gefühle zum Ausdruck bringen konnte, mußte (überspitzt gesagt) für diese sinnbildlich herhalten.

  1. Wenn „eos“ etwas Göttliches zum Ausdruck brachte (?) hängen
    dann „eos“ und „theos“ vom Wortstamm her zusammen???

Eos ist von der indischen „blutfingrigen“ Muttergöttin Ushas
abgeleitet, auch vom Wort her ist eos etymologisch verwandt
mit ushas - übrigens auch mit der lateinischen aurora.

εως schreibt sich mit dem Buchstaben o-mega,
θε&omikron;ς mit o-mikron. Die Wörter sind
nicht verwandt. Außerdem ist Eos (bei den Griechen) keine
Göttin, sondern (siehe oben) eine Titanentochter. Die Titaten
aber sind Kinder (so berichtet die Theogonie des Hesiod) der
Götter Gaia (Erde) und Ouranos (Himmel). Die Titanen wurden
aber ebenfalls nicht als Götter aufgefaßt.

Hier verstehe ich nicht so ganz die „Erbfolge“: Wenn Gaia und Ouranos Götter sind, warum dann nicht auch ihre Kinder, die Titanen ?( Dabei wirft sich für mich noch eine Frage auf: Ist Ouranus dann „der“ Uranus?). Fakt ist aber also, daß etymologisch keine Zusammenhang zwischen E. u. T. besteht. Begriffen, danke!

  1. Woher kommt der Begriff „theos“?

Die Etymologie von theos ist religionshistorisch sehr
aufschlußreich.

Zunächst: eine Verwandtschaft mit dem lat. „deus“, das ähnlich
klingt, besteht nicht. „deus“ ist vielmehr verwandt mit
altindisch/altiranisch „deva“, was ebenfalls „heilig“ bzw.
„göttlich“ heißt, beides führt aber auf die Bedeutung „Licht“
zurück. Mit deus und deva verwandt ist der griech. Zeus (der
Genitiv „Dios“ läßt das noch erkennen), der ebenfalls
Lichtgott ist.

Einwandfrei! Jetzt wird mir das erstemal deutlich, daß der Begriff „Licht“ ja gleichzusetzen ist mit dem Begriff „Gott“. Auch ein Zusammenhang von heilig = hell wird so klar!! Natürlich! Und wenn Zeus der Sohn des Kronos (Saturn) ist, ist er somit der Enkel des Uranus. Würde das bedeuten, daß zuerst der Himmel (Ouranus) und die Erde (Gaia) Titanen hervorgebracht haben und diese dann ihrerseits aber wieder den Gott Zeus? Und dieser war dann der allerhöchste Gott ( = Licht) und hatte Gewalt über alle anderen (und das Feuer natürlich, durch die „Blitze“, die er doch vom Olymp schleuderte). Dann haben wir hier also auch ein bißchen „sagenhafte“ Weltenentwicklung mit im Spiel? (Wie gesagt, nur die Hierarchie in der Erbfolge verstehe ich nicht ganz).

Wobei ich glaube, daß jede Kulturepoche (persisch, indisch, ägyptisch, griechisch usf.) ihre eigenen Mythen hatten, hervorgebracht durch das ihnen (oder einigen Menschen) zur damaligen Zeit noch zugängliche geistige Schauen - bezüglich der Weltenentwicklung. Und da sich alle Sagen diesbezüglich so ähnlich sind, hätte man doch vielleicht hier diesen so viel gesuchten „statistischen“ Beweis, was als erstes „da“ war? (Vielleicht entwickelt einer ja aus diesem Fragment ein Ganzes. Ich bin dazu nicht in der Lage!!!)

Aus einer indogermanischen Ursilbe dhues, dheus, dhus leitet
sich nun Folgendes ab:
griech. thyo = stürmen, rauchen, opfern und ebenfalls auch mit
der Bedeutung rasen - daraus thya = Bakchantin und thy-terios
= Beiname von Bakchus (dem Gott, zu dem ein Raserei-Kult
gehört).

Ist das der „Bakchos“, Sohn des Zeus? Und ist dieser nicht auch der Gott des Weines? (Der ist hier im Markgräflerland ja sowas wie eine „Kultfigur“)…Das würde ja bedeuten, daß Du hier weiterführend aus dem Deutlichmachen des Wort-ur-stammes „theos“ auch noch zusätzlich die genaue Reihenfolge des Aufretens der Sagengestalten anführst. Das ist erstaunlich. Ich war bis jetzt davon ausgegangen, man könne diese Mythen eher „Neben“-einander als „Auf“-einander folgend betrachten. (Bin jetzt auch etwas dusselig im Kopf ob der Namenvielfalt. Bitte um Nachsicht!)

Was für einen Kultus meinst Du speziell mit Raserei? (Nachfolgen des Alkoholkonsums?)

Ferner thymos = Zorn, Wut (von dem die Thymusdrüse ihren Namen
hat. Auch der „En-thusiasmus“ kommt daher).

Abgesehen davon, daß lat. furo = rasen, wüten das bestätigt,
gibt es noch griech. theeion = Schwefeldanmpf. Und thes-phatos
= „von Gott gesprochen“ und thespis „göttlich“ (siehe
Thespiskarren und Theater) weist dann auf theos = Gott hin,
und gleichzeitg, in welchem Zusammenhang das Wort ursprünglich
stand: es gibt außer dem Gebrauch von Schwefeldämpfen (im
Schwefeldampf machte die Pythia in Delphi ihre Orakel),…

Ist das spannend! Aus dieser Erklärung ergibt sich für mich ein Zusammenhang aus Gott = „Schwefeldampf“ = Wort (gesprochen, Orakel). Und damit ein Hinweis auf Johannes´: Im Urbeginne war das Wort und das Wort war bei Gott und ein Gott war das Wort. Was hälst Du davon?

gibt es deutliche Hinweise, daß in Griechenland auch u.a.
rauscherzeugende Pilze für „gottesdienstliche“ Zwecke
verwendet wurden und auch anderes Räucherbares und
Dampfartiges un Inhalierbares, und im Bakchus-Kult kam die
teilweise sehr blutrünstige kultische Raserei auch keineswegs
allein vom Wein…

Wein „löst die Zunge“, läßt die Worte (Gottesgleichnisse?) sprudeln…(Ohn´ Rücksicht auf Intellekt der Person, die getrunken hat, darum geht´s nicht. Jedes Wort ist von Gott. Denn es steht im direkten Zusammenhang mit dem Geist, egal wie entwickelt das Wesen ist. Meine These).

Daß zu dem Bedeutungshintergrund des Wortes theos = Gott und
theios = göttlich jede Art von rauschhaftem, duseligem oder
rasereiartigem Zustand gehört zeigen auch noch besonders
Wörter aus unserem eigenen Sprachraum:

mhd (mittelhochdeutsch) twas, dwas = Tor, Narr - getwas =
Gespenst, Geist - angesächsich dysig = albern - engl. dizzy =
schwindelig - mhd dusich = betäubt und tunst = Dunst

Gott = Rausch? Dann brauche ich ja keine Rücksicht auf übermäßige Verluste der Gehirnzellen nehmen wenn das eine gleich dem anderen…Nur scheint die Physis das nicht ganz verkraften. Würde ich mich ständig in einen „gottlichen“ Zustand versetzen (ich schreibe bewußt nicht nur „gottähnlichen“, da Deine etymologischen Erklärungen das nicht mehr nötig machen), würde ich innert kürzester Zeit materiell zerfallen. Da paßt dann wieder der Satz: Je mehr sich einer vergeistigt, desto mehr verfällt er körperlich!

Auch gotisch dius = „wildes Tier“ (und andere germanischen
Sprachen haben noch dyr, tior, deor für "wild, heftig und
„wildes Tier“) ist damit verwandt.

So wäre auch evtl. „Tyrann“ eigentlich eine Bezeichnung für Gott? (oder ist das nun zuweit hergeholt?)

Und daß andere damit verwandte Wörter aus dem indogermanischen
Sprachraum existier(t)en, die weiter im Kontext, von atmen,
hauchen stehen und auch solche, die Folgzustände von
Inhaliertem beschreiben („Dampf“, „Dunst“, „duselig“,
„diesig“, „dumpf“, „tumb“, „dumm“), deutet darauf hin, da eben
der theos aus demselbem Kontext stammt, daß nicht nur
ein theos ursprünglich selbst ein dunstiges Etwas war, sondern
daß vielmehr der dazugehörige Kult mit einem Zustand
assoziiert war, der irgendwo zwischen „dumpf, beduselt“ und
„rasend, wild“ und „be-geistert, enthusiastisch“ beschrieben
werden muß.

Da Atmen = Seele einhauchen des Adams durch den göttlichen Atmen und somit = Gott; - und „Atma“ (Ursprung von „Atmen“???) = das Reich Gottes ist (in der Gnosis: Vater unser, der Du bist in den Himmeln, geheiliget werde Dein Name (MANAS), Dein Reich komme zu uns (ATMA), Dein Wille gschehe (BUDHI) und diese Trilogie „Gott“ ausmacht, bedeuteten mir Deine etymologischen Ausführungen folgendes: Entweder, wir gehen des mühsamen, aber innerlichen Weg der Eingeweihten und vollziehen Übungen, um mit Gott oder der geistig/göttlichen Welt in Verbindung zu treten. Oder wir versetzen uns durch Räusche (zugeführt von außen) in einen Zustand, der diese Verbindung viel schneller und vor allem ohne Mühsal herstellt???

Ganz witzig in diesem Zusammenhang, daß in den 60ern und 70ern
der Zustand nach Cannabis-Gebrauch einerseits mit „stoned“
bezeichnet wurde und andererseits auch mit „im Dampf sein“.

Da „stoned“ nicht nur „versteinert“ sondern auch „vergiftet“ bedeutet, sehe ich den Zusammenhang! :wink:) Und daß Dein Schlußwort „im Dampf sein“ so eindeutig wieder bezug auf die Morgenröte nimmt, ist mal wieder eine (Metapher-)Klasse für sich!!!

Mit Morgentau an den Wimpern grüßt
Bettina

Mythologisches

Habe ich richtig verstanden, daß Eos und Astraios die
Aphrodite zeugten? … Weil: Ich habe
mal gelernt, daß Aphrodite die Tochter des Zeus ist. (???)

Nein nicht die Aphrodite, nur den Morgen/Abendstern - hatte das nur dazugesetzt, weil dieser in Italien mit Venus identifiziert wurde.

Aphrodite (= Schaumgeboren) hat mehre Entstehungsmythen.
Sie ist entweder primordial aus dem Meerschaum aufgestiegen, oder sie ist eine Metamorphose des Phallus des von Kronos kastrierten Ouranos (= Uranus): Kronos hatte den Phallus ins Meer geworfen.

Oder sie ist die Tochter von Zeus und Dione, und sie bringt mit Zeus dann weiter den Eros hervor.

Hättste doch gleich sagen können, daß du von der großartigen Günderode sprichst. Aber natürlich hatte sie, wie es für den Anfang des 19. Jhdts gängig war, die Überlieferungen klassischer Mythologie ein wenig nach ihrem Gutdünken umkomponiert.

Vielleicht hat K.v.G hier „Adonis“ allegorisch mit Eros für
ihre Erklärungen verwendet? Eros war doch der Sohn der
Aphrodite…

wohl möglich… siehe oben.

Hier verstehe ich nicht so ganz die „Erbfolge“: Wenn Gaia und
Ouranos Götter sind, warum dann nicht auch ihre Kinder, die
Titanen ?

So waren die hellenistischen Griechen nun mal. Aus dem Blut des kastrieten Ouranos/Uranus, das in die Erde fällt, sind ja auch unter anderem die Erynien (die Rachespezialistinnen) entstanden, und die waren auch keine Göttinnen.

Es ist ein Standart archaischer Mythologien, in die Unmengen von Göttern, die durch Diffusion und Überlagerung und Koexistenzen von Ethnien enstanden, familiäre Verwandtschaften zu komponieren. Das ist eine Art Hierarchie, die damit Produziert wird. Das haben alle antiken Völker gemacht. Die Ägypter, Inder, Syrer, die Babylonier, Akkader, Sumerer…

…daß der
Begriff „Licht“ ja gleichzusetzen ist mit dem Begriff „Gott“.

Nein, keineswegs. Nur: Zeus IST ein Lichtgott (u.a. für den Blitz zuständig, der sein Hauptwerkzeug ist). Dann wären ja auch Mitra (= Recht), Maja (= Maß), Agni(= ignis, Feuer) ebenso mit dem Begriff „Gott“ gleichzusetzen.

Auch ein Zusammenhang von heilig = hell wird so klar!!

„heilig“ - „helic“ ist vielmehr mit „heil, ganz“ verwandt, auch mit heilen (siehe heliand = Heiland) , ebenso wie engl. „holy“ und „whole“.

„hell“ dagegen ist mit „hallen“, „Schall“ verwandt. Dazu auch lat. „clamare“ = rufen und clarus = hell…

Natürlich! Und wenn Zeus der Sohn des Kronos (Saturn) ist, ist
er somit der Enkel des Uranus. Würde das bedeuten, daß zuerst
der Himmel (Ouranus) und die Erde (Gaia) Titanen
hervorgebracht haben und diese dann ihrerseits aber wieder den
Gott Zeus?

Kronos war einer der Titanen. Vielleicht ist es auch nicht so ganz richtig gewesen, die Titanen seien keine Götter. Aber wie das Folgende

Und dieser war dann der allerhöchste Gott … und hatte Gewalt über alle anderen

zeigt, gehörten historisch gesehen zu allen diesen Gestalten einmal eigenständige Kulte, deren Archetypen später nur noch Erinnerungsgut waren und in die spätere Mythologie eingeordnet wurden. Oder sie hatten ihre lokalen Kulte nach wie vor und dann geht die Genealogie natürlich durcheinander. Es gab auch Ort, in denen Athena, Apollo, auch Orpheus die Hauptgötter waren. Zeus ist jedenfalls im klassischen Griechenland der allgemeine Hauptgott, aber lokal waren das immer auch andere.

Dann haben wir hier also auch ein bißchen
„sagenhafte“ Weltenentwicklung mit im Spiel?

Ja - archaische Mythensammlungen sind immer selbst auch Mythenbildner.

Die Familienzusammenhänge und Hierachien sind immer Kunstprodukte gewesen. In Griechenland und Rom waren die producer die Dichter und Historiker (Hesiod, Homer, Sophokles, Euripides, Aischylos, Apollodoros…Ovid), in Ägypten und Mesopotamien die Priester…

Ist das der „Bakchos“, Sohn des Zeus?

Bakchus = Dionysos hatte den Wein entdeckt. In Wirklichkeit ist wahrscheinlich mit dem Aufkommen der Weinkultur der Wein den Mysterien des Dionysos aufgepfropft worden. Der Kult des Dionysos, in dem die Bakchai eine Rolle spielten (siehe die Tragödie „Die Bakchen“ von Euripides), der sehr blutrünstig war, geht auf einen Teil der sehr reichhaltigen Mythologie des Dionysos zurück. Er wurde in Stücke gerissen, wieder zusammengesetzt und dann von den Nymphen (eine von ihnen heißt Bakche) aufgepäppelt und „erzogen“. Auch in anderen Mythen wird er in frauenhäusern als Mädchen verkleidet aufgezogen. Daher tritt er im Kult auch in Frauenkleidern auf. Aber das Ganze ist ziemlich kompliziert…:smile:))

Ich war bis jetzt davon ausgegangen, man könne diese Mythen
eher „Neben“-einander als „Auf“-einander folgend betrachten.

So sollte mans auch sehen. Siehe oben. Klassische Mythologien versuchten aber immer eine Einheitliche Struktur in die mythischen Überlieferungen zu bringen. Die Religionswissenschaft bzw. -historie muß natürlich alle diese Kulte separiert betrachten, so, wie sie ursprünglich auch waren.

Was für einen Kultus meinst Du speziell mit Raserei?
(Nachfolgen des Alkoholkonsums?)

Viele Kulte, in denen es (wie beim Dionysos) um grausamen Mord an und Wiederauferstehung von Göttern geht (auch Orpheus wird ja von seinen Verehreinnen getötet…) haben Rituale, in denen es recht ruppig zuging, und daß dafür psychotrope Hilfsmittel benutzt wurden, ist vielfach gesichert.

Ist das spannend! Aus dieser Erklärung ergibt sich für mich
ein Zusammenhang aus Gott = „Schwefeldampf“ = Wort
(gesprochen, Orakel).

Neee - das geht zu weit *gg*. Wenn man sowas historisch rekonstrieren will, darf man nicht frei assoziieren *lach*

Und damit ein Hinweis auf Johannes´: Im

Urbeginne war das Wort und das Wort war bei Gott und ein Gott
war das Wort. Was hälst Du davon?

SCNR gar nichts! Das ist ne ganz andere Geschichte. Nicht alles hängt mit allem zusammen *smile*.

Wein „löst die Zunge“, läßt die Worte (Gottesgleichnisse?)
sprudeln…(Ohn´ Rücksicht auf Intellekt der Person, die
getrunken hat, darum geht´s nicht. Jedes Wort ist von Gott.
Denn es steht im direkten Zusammenhang mit dem Geist, egal wie
entwickelt das Wesen ist. Meine These).

Also - hm - ich sags, mit Verlaub, mal so: Nicht einfach durch reinkippen entsteht automatisch ein Mythem oder eine Weisheit… dann wären Säufer und Kiffer und Sniffer ja weise???

Zu dem rituellen Drogengebrauch gehörte auch eine geschulte Technik der Anwendung. Zu Kulten und Ritualen gehörten immer auch Ausbildungen. Priester/innen waren Leute, die know how hatten über die Randbedingungen des wann, wie, wo und dazu gehörte auch die Kunst der Dosierung.

Gott = Rausch?

Nein - nur ein etymologischer Hinweis, daß in Kulten und Ritualen der gezielte gebrauch psychotroper Hilsmittel eine Rolle spielte. Trancetechniken wie meditationen, rhythmische Musik, Tanz, Zitieren sakraler Texte, Abstinenztechniken und andere Askesen (= Übungen) gehören ja auch dazu.

Dann brauche ich ja keine Rücksicht auf
übermäßige Verluste der Gehirnzellen nehmen wenn das eine
gleich dem anderen…Nur scheint die Physis das nicht ganz
verkraften. Würde ich mich ständig in einen „gottlichen“
Zustand versetzen

Aber hallo! Die Umkehrung, daß der Gebrauch von Drogen et al. ein religiöses Ritual wäre, ist doch wohl absurd. Und wenn man sich auf die Dosierung und so weiter nicht versteht, wird das bekanntlich auf die Dauer gar nicht „göttlich“. Auch Castaneda hat ja vieles darüber geschrieben (übrigens auch fast alles Mythen - trotzdem religionshistorisch und kulttechnisch sehr treffend und tiefsinnig)

Da paßt dann wieder der Satz: Je mehr sich einer
vergeistigt, desto mehr verfällt er körperlich!

Wo hast du denn diesen… ähm… her? *lach*

So wäre auch evtl. „Tyrann“ eigentlich eine Bezeichnung für
Gott? (oder ist das nun zuweit hergeholt?)

Nein, auch die Etymologie ist keine Assoziationstechnik. Es gibt Kriterien für die Ableitung von Wortverwandtschaften.

Da Atmen = Seele einhauchen des Adams durch den göttlichen Atem

nicht direkt, denn im hebräischen gibt es das Wort „atmen“ nicht, auch kein damit verwandtes :smile:

… und somit = Gott;

nein, nur das israelitische theologoumenon, daß menschliches Leben gottgegeben sei.

… „Atma“ (Ursprung von „Atmen“???)

nein - aber etymologisch verwandt

= das Reich Gottes ist

das ist ein Begriff, der vielfach in religiösen Konzepten vorkommt (u.a. bei Sarathuschtra, in japanischen Kulten, dann wieder im NT aufgetaucht), meist aber eine Inversion eines primordialen Urzustandes (altiranisches „paradies“, der Garten der Lust (gan b’edän) im 1. Mosis) ist.

(in der Gnosis: Vater unser, der Du
bist in den Himmeln, geheiliget werde Dein Name (MANAS), Dein
Reich komme zu uns (ATMA), Dein Wille gschehe (BUDHI) und
diese Trilogie „Gott“ ausmacht…

Donnerwetter! und zeus-geschickte Blitze!

  1. kommt das „Vater unser“ aus dem Matthäus und nicht aus der Gnosis!!
  2. bildet die Triade manas, tapas und rajas drei Komponenten der subjektiven Psychodynamik in der Bewußtseinstheorie des Yoga. Hat mit dem „Namen Gottes“ nichts zu tun - erst recht nicht mit einem christlichen Ausdruck dieser Art.
  3. ist im (hinduistischen) atman (individuelle „seele“) keinerlei „wir“ mitgedacht.
  4. ist die buddhi eine buddhistische Vefassung des individuellen menschlichen Bewußtseins, und
  5. ist diese Triade des „Vater unser“ (Name, Reich, Wille) sehr wohl ein theologisch sehr interessanter Hinweis, aber er hängt mit der Trinität des jahrhunderte-späteren christlichen Gottes nicht zusammen. Hierzu vielleicht dieses Posting:

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Aber alles solches ist rundherum fürchterlich spannend. Da geb ich dir Recht :o)

Liebe Grüße
Metapher

1 Like

Danke!
Hi Metapher!

Hier ein „Danke“ für Deine wundervollen Darstellungen dieser verstaubten Materie. Ich sage nur: das war bereichernd!

Liebe Grüße
Bettina

PS: zum „Atmen“ noch ´was kleines:

Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einholen - sich ihrer entladen.
Jenes bedrängt, dieses erfrischt
So wunderbar ist das Leben gemischt.

Drum danke Gott, wenn er dich presst
Und dank ihm wenn er dich wieder entläßt.

Goethe

hi ihr beiden,
und rehi metapher - lange nicht gesehen *g*,
ich will mich auch mal einmischen, darf ich?

Zeus ist jedenfalls im klassischen Griechenland der
allgemeine Hauptgott,

da las ich doch letztens bei ranke-graves, das sei ursprünglich hera, die urgöttin, gewesen !
wirklich wahr, das patriarchat sei erst nach dem matriarchat, nach der urgöttin, gekommen. sagt er.

Bakchus = Dionysos hatte den Wein entdeckt. In Wirklichkeit
ist wahrscheinlich mit dem Aufkommen der Weinkultur der Wein
den Mysterien des Dionysos aufgepfropft worden. Der Kult des
Dionysos, in dem die Bakchai eine Rolle spielten (siehe die
Tragödie „Die Bakchen“ von Euripides), der sehr blutrünstig
war,

halt: bei genauerem lesen fällt auf, dass sie eben so gar nicht blutrünstig sind.
ehrlich wahr.
ich meine, ich weiss schon, dass agaue ihren sohn frisst und so. aber davor, also generell, sind die bakchen (zumindest bei euripides) recht friedliche zeitgenossinnen.

  • ist das nicht merkwürdig?

Viele Kulte, in denen es (wie beim Dionysos) um grausamen Mord
an und Wiederauferstehung von Göttern geht (auch Orpheus wird
ja von seinen Verehreinnen getötet…) haben Rituale, in denen
es recht ruppig zuging, und daß dafür psychotrope Hilfsmittel
benutzt wurden, ist vielfach gesichert.

stimmt zwar; aber die bakchen tranken genauso auch milch und wasser (vgl. wieder euripides).
gefährlich schienen sie erst zu werden, wenn der wahnsinn ins spiel kam… wie ja auch kleists „penthesilea“ zwischenzeitlich mal kurz wahnsinnig wird und achilles seziert.

Ist das spannend! Aus dieser Erklärung ergibt sich für mich
ein Zusammenhang aus Gott = „Schwefeldampf“ = Wort
(gesprochen, Orakel).

für die einsichten des delphischen orakels kaute die pythia meines wissens… lorbeerblätter !
(hat das schon mal jemand ausprobiert?)

lieben gruss - katherina

Hier ein „Danke“ für Deine wundervollen Darstellungen dieser
verstaubten Materie.

„verstaubt“???
*schnaub*
frevlerin !

:wink:

Matriarchate
Hi Katherina

schön, daß du mal wieder vorbeischaust :wink:

Zeus ist jedenfalls im klassischen Griechenland der
allgemeine Hauptgott,

da las ich doch letztens bei ranke-graves, das sei
ursprünglich hera, die urgöttin, gewesen !
wirklich wahr, das patriarchat sei erst nach dem matriarchat,
nach der urgöttin, gekommen. sagt er.

Jaaha! Das ist allerdings ein Myhtos, der wiederum innerhalb der modernen Mythologie und Religionswissenschaft entstanden ist. Über vor-patriachale Matriarchate (also ‚politische‘ Herrschaftsformen) weiß man schlichtweg nix. Und Ranke-Graves („Die weiße Göttin“) gehört (gemeinsam mit z.B. der Göttner-Abendroth „Die Göttin und ihr Held“ ) zu denen, die aus frühesten (also auch prä-hellenischen) Kulten im Mittelmeerraum, in denen (meist dreigestaltige) weibliche Gottheiten wohl die Hauptrolle hatten, auf weibliche (weltliche) Herrschaft schließen. Die Belege für diesen Rückschluß sind die Vertreter/innen dieser Idee aber schuldig geblieben.

Daß im Mittelmeerraum (auch in Mesopotamien, möglicherweise auch in Libyen u. Ägypten) in prähistorischen Epochen Göttinnen eine wesentlichere Rolle spielten als Götter, ist indes aber ziemlich sicher. Aber es ist daraus leider nicht einmal auf das Geschlecht der Priester/innen schließbar.

Interessanterweise läßt sich sehr stark vermuten, daß in Göttinnenkulten die Sexualität eine positive, sakrale, also jedenfalls eine numinose Rolle spielte, wogegen in Götterkulten Sexualität verdrängt, wenn nicht gar ver"teufelt" wurde - was sich unmittelbar (ganz eindeutig bis in die Gegenwart hinein) in der Bewertung der gesellschaftlichen Rolle der Frau wiederspiegelt.

Außerdem war sicher prähistorisch die „Weisheit“ (sophia ist in griech. Geheimkulten Göttin) weiblichen Sakralgestalten zugeordnet - ganz eindeutig mindestens bei triadischen (die Moiren = Parzen, die Erynien, ferner die Triade Athena - Aphrodite - Hekate). Auch Hera gehört hierher…

Mit den Eroberungszügen der patriarchalen Hellenen werden diese Eigenschaften gewissermaßen zwangs-patrialisiert mit Hilfe mythologischer Konstruktionen: So wird die prähellenische Athena (jungfräuliche Göttin der Weisheit) jetzt plötzlich als „aus dem Haupte des Zeus geboren“ umgedeutet und nun ist Zeus der Inhaber der Weisheit *schallendlach*. Auch die Zwangshochzeit der Hera mit Zeus ist wohl eine solche Mythentrickserei.

Auch wenn die Bakchai sonst ganz lieb sind und Milch trinken (was aus einer Verwebung des Dionysoskultes mit einem Stierkult herrührt), so ist die Raserei doch hier vielfach an der Tagesordnung. Dionysos selbst wird ja zerrissen und wieder zusammengesetzt. Pentheus, der sich dem Kult wiedersetzt (ihm gefallen die Frauenkleider des Dionysos nicht *kicher*), verfällt dem Wahnsinn und fesselt aus Versehen statt den Dionysos eine Stier (!). Und ihm wird dann von seiner dem Kult frönenden Mutter Agaue - ebenfalls in Raserei - der Kopf abgeschlagen…

gefährlich schienen sie erst zu werden, wenn der wahnsinn ins
spiel kam… wie ja auch kleists „penthesilea“
zwischenzeitlich mal kurz wahnsinnig wird und achilles
seziert.

Jaja, Penthesilea (Pentheus und Penthesilea sind etymologisch verwandt) war eine sehr zärtliche Amazone *gg*. Ranke-Graves deutet die Amazonen übrigens als Priesterinnen der Athena.

für die einsichten des delphischen orakels kaute die pythia
meines wissens… lorbeerblätter !

Ja? Woher weißt du? Ich hatte die Info, daß sie im Schwefeldampf sitzt auf dem Dreifuß… Unwahrscheinlich ist Lorbeer nicht, denn er war 1. sowieso in kultischem Gebrauch und wird 2. dem Apollo zugeordnet - womit wir in Delphi wären…

Liebe Grüße
Metapher

1 Like

hallo metapher,
wie nett, dich wieder zu treffen. :smile:

Jaaha! Das ist allerdings ein Myhtos, der wiederum innerhalb
der modernen Mythologie und Religionswissenschaft entstanden
ist. Über vor-patriachale Matriarchate (also ‚politische‘
Herrschaftsformen) weiß man schlichtweg nix. Und Ranke-Graves
(„Die weiße Göttin“) gehört (gemeinsam mit z.B. der
Göttner-Abendroth „Die Göttin und ihr Held“ ) zu denen, die
aus frühesten (also auch prä-hellenischen) Kulten im
Mittelmeerraum, in denen (meist dreigestaltige) weibliche
Gottheiten wohl die Hauptrolle hatten, auf weibliche
(weltliche) Herrschaft schließen. Die Belege für diesen
Rückschluß sind die Vertreter/innen dieser Idee aber schuldig
geblieben.

ranke-graves hält sich zwar mit genauen daten leider zurück; aber tatsächlich geht er die mythologie recht systematisch an - es scheint zumindest so.
er vergleicht primitive italienische, irische, walisische und skandinavische mythen (die seiner ansicht nach unverfälschter überliefert wurden, als gerade die griechischen), und er stellt die reihenfolge: matriarchat - matrilineare monarchie - patrinieare monarchie - patriarchat.

Interessanterweise läßt sich sehr stark vermuten, daß in
Göttinnenkulten die Sexualität eine positive, sakrale, also
jedenfalls eine numinose Rolle spielte, wogegen in
Götterkulten Sexualität verdrängt, wenn nicht gar ver"teufelt"
wurde - was sich unmittelbar (ganz eindeutig bis in die
Gegenwart hinein) in der Bewertung der gesellschaftlichen
Rolle der Frau wiederspiegelt.

ich las da zum thema „fortpflanzung“ was lustiges: die empfängnis wurde in grauer vorzeit dem wind, dem essen von bohnen (!) oder dem verschlucken eines insekts zugeschrieben.

  • wie auch eurynome vom nordwind geschwängert wurde und das „weltei“ gebar.

  • ich gebe allerdings offen zu, dass ich von diesem schöpfungsmythos bis dato noch nie gehört hatte. *g*

Auch wenn die Bakchai sonst ganz lieb sind und Milch trinken
(was aus einer Verwebung des Dionysoskultes mit einem
Stierkult herrührt),

ach ja? du weisst nicht zufällig, von welchem? minoisch?

so ist die Raserei doch hier vielfach an
der Tagesordnung. Dionysos selbst wird ja zerrissen und wieder
zusammengesetzt. Pentheus, der sich dem Kult wiedersetzt (ihm
gefallen die Frauenkleider des Dionysos nicht *kicher*),

na, na; das ist aber deine eigene interpretation… *g*
in wahrheit hatte er doch bloss eine klassisch ödipale angst, seine mami könnte rumf… (sorry).

verfällt dem Wahnsinn und fesselt aus Versehen statt den
Dionysos eine Stier (!). Und ihm wird dann von seiner dem Kult
frönenden Mutter Agaue - ebenfalls in Raserei - der Kopf
abgeschlagen…

… und auf einen thyrsos gesteckt und herumgezeigt…

Jaja, Penthesilea (Pentheus und Penthesilea sind etymologisch
verwandt)

ja, ich weiss. von pethos, trauer. interessant, nicht wahr?

war eine sehr zärtliche Amazone *gg*. Ranke-Graves
deutet die Amazonen übrigens als Priesterinnen der Athena.

tut er? wo denn? *neugierig ist*

für die einsichten des delphischen orakels kaute die pythia
meines wissens… lorbeerblätter !

Ja? Woher weißt du? Ich hatte die Info, daß sie im
Schwefeldampf sitzt auf dem Dreifuß… Unwahrscheinlich ist
Lorbeer nicht, denn er war 1. sowieso in kultischem Gebrauch
und wird 2. dem Apollo zugeordnet - womit wir in Delphi
wären…

ich habe das wieder von ranke-graves.
die liebe daphne übrigens, die apollo so übel heimgesucht hat, war gar nicht so eine friedfertige, verhuschte kleine nymphe. sondern ein blutrünstiges, voll-überzeugt-jungfräuliches kampfweib.

lieben gruss - k.

:wink:)

Hi, schöne Unbekannte!

frevelnde und von der Materie berauschte Grüße… um Dein Schnauben zu mildern… (es würde aber auch „Gencydo“ 0,1% von der Weleda helfen…*g*).

je nun…wie Madame beliebt sich zu entschnauben. Sie möge mir ob des Frevels Ablaß erteilen.

Frieden im Brett und auf Erden
und den Menschen ein zu Staub zerfallen.

Deine Dir (v-)ergebendste

Bettina

Hallo, liebe Experten!

Ich habe heute im Theater folgenden Satz vernommen:

„Die Griechen (im Altertum) hatten nur ein Wort für die
„Morgenröte“. Diese nannten sie „eos“. Für die Abendröte gab
es KEINEN Ausdruck!“

In diesem Zusammenhang fiel ein paar Mal der Name „Adonis“,
der mit der Morgenröte wohl im Zusammenhang stand (poetisch
„eos“ evtl. auch "die Göttin der Morgenröte???).

  1. Warum hatten die „alten“ Griechen kein Wort für die
    Abendröte? War/ist das tatsächlich der Fall??

Abendröte steht für tod, den Untergang niemand wollte sich damit beschäftigen. sie lebten mehr.

  1. Warum wurde Adonis mit der Morgenröte in Zusammenhang
    gebracht?

Adonos, schön, Mann, Yang gehören zusammen zur Lichtseite.

  1. Wenn „eos“ etwas Göttliches zum Ausdruck brachte (?) hängen
    dann „eos“ und „theos“ vom Wortstamm her zusammen???
  2. Woher kommt der Begriff „theos“?

Ich freue mich jetzt schon auf eine spannende Antwort…!

Grüße von Bettina