Teuflische Ergänzung
Um den Zusammenhang zum UP nicht zu verlieren, reiche ich ein paar Kleinigkeiten nach.
Das christliche Satanskonzept setzt einen religiösen Begriff von Schuld voraus. Schon der jüdische Satan will Schuld auf Hiob häufen, freilich nicht aus ´bösen´ Motiven, sondern im Rahmen einer Wette mit ´Gott´. Der christliche Satan aber will aus niederen Motiven menschliche Sünde und damit Schuld verursachen. Schuld ist also ein Eckpfeiler des Satanskonzepts. Woher aber entstand das Motiv religiöser Schuld?
In Mesopotamien. Einige Andeutungen dazu habe ich schon gemacht. Hervorzuheben ist noch, dass die religiöse Schuld in Mesopotamien ´erfunden´ wurde. Es gibt Wissenschaftler, die der sumerischen Elite sogar eine politisch motivierte Absicht zuschreiben (so quasi auf Borbahs Linie), Religion speziell unter dem Schuldaspekt als Instrument der Knechtung des Volkes eingesetzt zu haben. Mir erscheint diese Anschauung als etwas zu einseitig, da, wie schon dargestellt, auch der König in das Schuld-und-Straf-System mit Haut und Haaren eingespannt war. Dass es auch Priester gab, die Religion machtpolitisch instrumentalisierten, steht gewiss außer Zweifel, aber das ist sicher nicht das ganze Bild.
Aus Mesopotamien also übernahm das exilische Judentum – und in dessen Fahrwasser das Christentum – den Begriff religiöser Schuld, nebst anderen Kleinigkeiten wie die Zehn Gebote (Hammurabis Gesetze), die Sintflut und das Grundmuster der Schöpfungsgeschichte.
Zwei mesopotamische Mythen sind von besonderem Interesse, da sie die jüdische und später christliche Vorstellung vom Bösen beeinflusst haben.
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Die Hochzeit des Totengotts Nergal mit Ereschkigal, der Göttin der Hölle. In diesem Mythos geht es um viel Sex und um noch mehr Crime. Denn Nergal, von der schönen Göttin rasend begehrt, wird von dieser erpresst: Heiratet er sie nicht, dann wird sie die Lebenden verschlingen. Natürlich geht Nergal auf den Deal ein. Hier zeigt sich das Motiv der verführerischen bösen Frau, in deren Fußstapfen später die jüdische Lilith und Eva wandeln werden. Zugleich gibt sie als Herrin der Hölle natürlich auch die Blaupause für den Höllenfürsten Satan ab.
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Ein anderer Mythos zeigt, wie aus dem Blut des Dämons Kingu der Mensch erschaffen wird. Dieser ist somit schon in seiner Substanz etwas Böses. Das erinnert stark an das Erbsündekonzept von Augustinus.
Chan