Hallo VIKTOR,
Was mich hier etwas beschäftigt,und bei mir eigentlich nie
Akzeptanz
fand ist die „logische“ Reihung möglich=notwendig=existent.
Hier müßte doch die Umkehrreihung „existent=notwendig=möglich“
auch treffen.(Natürlich weiß ich, daß Umkehrschlüsse vielfach
unsinnig sind, hier aber nicht unbedingt)
Der Begriff notwendig gehört aber zu einer anderen Kategorie
als
die Begriffe möglich oder existent.Er ist ein
Bewertungbegriff,
teils subjektiver Befindlichkeit zuzuordnen.
Man könnte ihn vielleicht versuchen zu objektivieren in dem
man sagt
„ohne dies geht (ist) das nicht“.
Dies passt aber nicht in die Reihung weil man ihn dann ganz
fallen
lassen könnte also „möglich=existent“.
Nun, soweit will man nun doch nicht gehen und hat da
philosophisch
„notwendig“ reingebastelt.
Der ganze „logische“ Konstrukt ist meiner Ansicht nach
überflüssig.
Aber hilft uns das wirklich? Nein.
Eben.
Auch der Umkehrschluß „existent=notwendig=…“ ist nicht
nachvollziehbar weil nicht schlüssig zu vermitteln ist, daß
alles
Existierende auch (philosophisch) „notwendig“ ist.
Auch wenn sich physikalisch eine spezifische Existenz aus
einer
vorherigen „Seins-Konstellation“
(einschl.Bewegungskonstellation !)
zwingend ergibt so kann ich das „notwendig“ nicht zuordnen.
Oder welcher Zuordnung sollte man „notwendig“ geben.
Nun, vielleicht habe ich da ein Betrachtungsdefizit oder mein
Gedankengang ist nicht „ausgereift“.
herzlichen Gruß, VIKTOR
Ja, es gibt immer das Risiko einer gewissen „Subjektivität“ bei dem Begriff „notwendig“. Aber er ist zunächst einmal objektiv gedacht und muss sich natürlich - wie alles - überprüfen lassen.
Es beginnt eigentlich mit der Modallogik (hier hat ja Gödel Großes geleistet). In der Modallogik wird zwischen „möglich“ und „notwendig“ unterschieden. „Eine Aussage ist möglich, wenn sie in einer möglichen Welt (sagen wir besser in einem möglichen Szenario, um hier nicht um Paralleluniversen abzugleiten) wahr ist, sie ist notwendig, wenn sie in allen möglichen Welten (Szenarien)wahr ist“. Also es kann zum Beispiel möglich sein, dass es rosane Elefanten gibt. Wir können es uns vorstellen. Auch wenn es wenig wahrscheinlich ist. Aber es kann keine „eckigen Kreise“ geben (siehe Wikipedia-link). Ein Kreis ist nach unserer Definition notwendig rund. Das sind die Unterschiede, also „möglich“ und „notwendig“ sind nach objektiven Kriterien zu beurteilen. Also ist das „Mögliche“ normalerweise KEIN Beweis für Existenz.
http://de.wikipedia.org/wiki/Modallogik
Wie siehts denn aber nun bei Gödels ontologischem Beweis aus?
Die Crux sind die „positiven Eigenschaften“. Da geht eben viel von Leibnitz und Anselm ein.
Zunächst muss ich sagen, dass gegen die positiven Eigenschften die absolut zu sehen sind und damit „göttlich“ ja gar nichts zu sagen ist. Daher finde ich auch gut, dass die Eigenschaften selbst, anders wie bei Leibnitz, gar nicht zur Diskussion stehen. Göttlich ist rundum positiv nach Gödel (siehe auch im letzten von Mevius bei seiner Anfrage eingesetzten link - Andreas Kirchner unter „A.2 Originalbeweis“ den Originalkommentar von Gödel: "Dazu braucht man, dass alle Eigenschaften Gottes durch eine Eigenschaft 2-ten Typs definiert sind). Das wird einfach vorausgesetzt: „Göttlich sein ist eine positive Eigenschaft“. Soweit so gut.
Das „Problem“ ist nun, dass die Herleitung der Gottesexistenz bedingt, dass es eine uneingeschränkte widerspruchsfreie positive Eigenschaft Gottes gibt. Wenn Gott in allen Eigenschaften positiv ist, dann ist er „notwendig“. Das ist die Crux. Das soll an einigen Hinweisen deutlich werden: Axiom 4: Positive Eigenschaften sind NOTWENDIG positiv. Axiom 5: NOTWENDIGE Existenz ist eine POSITIVE Eigenschaft (und Gott ist ja UNEINGESCHRÄNKT POSITIV und damit EXISTENT) und damit ergibt sich eben die „Ausnahme“ nach Anselm: Wenn die Existenz eines Individuums, das göttlich ist, möglich ist, dann ist sie NOTWENDIG (im Unterscheid zur o.g. Einführung in die Modallogik).
Dies wird auch auf der englischen Wikipedia zum Gottesbeweis ausgeführt (dort gibt es auch noch interessante Hinweise über den Streit, ob Gödel nun religiös war oder nicht):
quote
Since necessary existence is positive, it must follow from Godlikeness. Moreover, Godlikeness is an essence of God, since it entails all positive properties, and any nonpositive property is the negation of some positive property, so God cannot have any nonpositive properties. Since any Godlike object is necessarily existent, it follows that any Godlike object in one world is a Godlike object in all worlds, by the definition of necessary existence. Given the existence of a Godlike object in one world, proven above, we may conclude that there is a Godlike object in every possible world, as required.
unquote
http://en.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6del%27s_ontologi…
Nun zum Schwachpunkt. Es sind die Grundannahmen, wie hier ja schon mehrfach ausgeführt. Die Gleichungen und Umkehrschlüsse gehen mit dem Absolutheitsanspruch auf (wie schon ausgeführt). Den Absolutheitsanspruch des Göttlichen kann ich wie gesagt auch sehr gut nachvollziehen. Aber sagt das auch, dass es Gott gibt? Warum ist die Annahme, dass die göttlichen positiven Eigenschaften ein Wesen haben muss? Wenn es kein Wesen gäbe, mit diesen Eigenschaften? Dann keine Gleichung, die passt und kein Umkehrschluss zum Gottesbeweis. Die positive Eigenschaft, die die Existenz als positiv definiert, ist DER entscheidende Schritt aus dem ja dann die Widersprüche zur Idendität und zum Umkehrschluss der Gottesnachweis folgen.
Der Schwachpunkt ist die Definition, dass Wesen diese uneingeschränkt positiven Eigenschaften haben können.
Hoffe, das macht alles etwas deutlicher.
Schönen Gruß von
ikarusfly