Servus,
falls sie da überhaupt nachdenken und nicht beliebig irgendwas übernehmen (Tante Google bringt im Elsass auch eine krude Mischung aus deutschen und französischen Ortsnamen, zwar Hagenau - Schlettstadt - Zabern - Weißenburg - Mülhausen und sogar Saargemünd (dort hat es wirklich ein Gschmäckle, weil in Sarreguemines und Umgebung auch mit viel Liebe kein Fränkischsprechender zu finden sein wird), aber Lauterbourg, Bitche, Montbéliard und Nancy, wo man dann Lauterburg, Bitsch, Mömpelgard und Nanzig erwartete), glauben sie wahrscheinlich, es handle sich um Namen, die regional so verwendet werden. Dass man Elsässer Alemannisch und Elsässer Fränkisch genauso wenig schreiben kann wie die deutschen Dialekte, ist eine auch wegen der süddeutschen Pseudofolklorismen wenig verbreitete Erkenntnis.
Ob es irgendwo Autonomiebestrebungen gibt und wie weit die Entwicklung und Isolierung einer angeblich eigenen Sprache schon fortgeschritten ist, kann man seit den 1990ern nie mehr ganz sicher sein, und es gibt da allerlei Empfindlichkeiten - vielleicht ist ja in Martorell mal einem das Auto stillgelegt worden, weil in seinem Navigationssystem irgendwo eine 'carretera nacional" angezeigt wurde statt einer ‚strat pruvinciatxg‘ oder so ähnlich. Und dass die Elsässer hier ganz anders aufgestellt sind, weil sie seit Louis XIV gelernt haben, dass die einzige Uniform, die ein Elsässer in Würde tragen kann, der gestreifte Anzug eines Zuchthäuslers ist, kann man von Wolfsburg aus nicht unbedingt wissen.
Zum augenzwinkernden Umgang mit den beiden Sprachen vor Ort hier noch eine Sonnenuhr aus Reichshoffen, die Bezug auf die Schlacht nimmt (oben Mitte ein Helm aus selbiger), die aus preußischer Sicht bei Woerth, aus französischer Sicht bei Reichshoffen, in Wirklichkeit aber bei Froeschwiller stattgefunden hat: Die „S“ sind da in Fraktur so gestaltet, dass man sie auch als „H“ lesen kann. Es bleibt also offen, ob da steht „D’ Sonne un Zit bliewe net stehn“ oder „D’ Honne un Zit bliewe net stehn“ (im Outre-Forêt hört man als despektierlichen Begriff für die Nachbarn nicht bloß „Schwowe“, sondern auch „Hunne“ oder „Honne“):
Schöne Grüße
MM