Grab des Heiligen Nepomuk

Kultur & Gesellschaft Kulturen weltweit
#1

Guten Abend,

ich war die letzte Woche in Prag und am Donnerstag auch auf der Prager Burg im Veitsdom.
Im Veitsdom steht das Grab des St. Nepomuk und als unsere Reiseführerin mit den Erklärungen fertig war hat sie im vorbei gehen ein Knie berührt.
Warum ? Weiß jemand wessen Knie es war?

Ich hab es ihr (als einziger) gleich getan und hab einfach vergessen zu fragen, weil wir beide dann schon über was anderes geredet hatten.
Sie hat mir noch von ihrer „Glaubensrichtung“ erzählt (falls das weiterhelfen sollte zum Beantworten meiner Frage).

Gruß
Eduard

p.s: das knie war die einzige Stelle die noch so richtig schön silbern war, der Rest der Statue/des Grabmals hatte schon so eine Oxidschicht, also machen das wohl viele wenn sie da waren…

#2

Hi

Die ominöse „Glaubensrichtung“ nennt sich Katholizismus :wink:

Der Heilige Nepomuk ist der Schutzheilige Prags, er wurde unter Wenzel IV hingerichtet indem man ihn von einer Brücke in die Moldau stieß, daher steht seine Statue auf der Karlsbrücke und die Namensplakette ist von den Berührungen tausender Hände hell, denn das soll Glück bringen und die Rückkehr nach Prag versichern.

Bei dem Körper eines Märtyrers und Heiligen handelt es sich grundsätzlich um eine Ganzkörperreliquie. Reliquien spielen im Katholizismus eine große Rolle (siehe Luther :wink:) denn sie bringen Segen und Schutz.
Da der Körper selbst nicht zugänglich ist übertragen sich diese Eigenschaften auf das Grabmal.

Die Statue selbst steht ja sehr weit oben und es gibt mehr als genug Knie dort, ich weiß also nicht welche sangefasst wurde aber da die Figuren dort abgesehen von Nepomuk kaum eigenständige Identität besitzen ist es wahrscheinlich einfach so, dass dieses Knie besonders einfach zu erreichen ist und die Menschen es daher anfassen, um Schutz, Segen (und Glück) zu erhalten, ähnlich wie auf der Karlsbrücke - nur noch etwas religiöser.

Du hast jetzt also gute Chancen nochmal nach Prag zu reisen :wink:

lg
Kate

#3

Guten Abend,

ein großes Dankeschön :wink:!

Die Glaubenrichtung war aber Augsburger Konfession :>
Hat sie ganz stolz erzählt und ich konnte nur rumstottern… :smiley:

Das mit der erneuten Reise nach Prag find ich gut war super schön da.
Genug geplappert.

Danke
Gruß
Eduard

#4

Hi Eduard,

ganz sicher nicht.

Die Confessio Augustana ist ein Bekenntnis der lutherischen Reichsstände zu ihrem Glauben. Die lutherischen Kirchen gedenken zwar der Heiligen und betrachten sie als Vorbild, aber sie kennen weder Heiligen-, noch Reliquien-, noch Götzenverehrung oder -anrufung.

Was Magien aller Art betrifft, ist die Botschaft auch eindeutig: Galater 5, 19-21.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

#5

Hi

Was natürlich, wie immer, nur für die Theologie gilt. Das Volk macht in seinem Volksglauben ohnehin, was es will.

lg
Kate :smile:

#6

Götzenverehrung bei Lutheranern?
Servus,

interessant dabei ist, dass nicht nur in der lutherischen, sondern generell in der protestantischen Volksfrömmigkeit die Ablehnung jeder Heiligenverehrung zur Distanzierung vom Katholizismus viel stärker betont wird, als das bei den Reformatoren (insbesondere Luther selber) der Fall war.

Während man z.B. beim essentiell wichtigen Thema „Kommunion“ öfter mal auf ratlose Mienen stößt.

Wie auch immer: Irgendwelche Magien mit Götzenbildern sind jedem Konfirmierten fremd, falls er sich nicht sowieso vom Glauben und von seiner Kirche abgewandt hat; unter diesen Umständen braucht er sich aber auch nicht als lutherisch zu bezeichnen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder