Gerade eben noch hat man die Lieblingsschuhe vor spitzen Welpenzähnen gerettet und ist japsend hinter dem jungen Wirbelwind hergerannt. Nun interessieren ihn Schuhe schon lange nicht mehr und beim Wort „Gassigehen“ klopft er nur kurz mit der Rute auf den Boden. Die wilden Jahre sind unwiderruflich vorbei, die gemeinsame Zeit mit dem Hund aber hoffentlich noch lange nicht.
Regelmäßig nach draußen
Auch wenn der Vierbeiner jetzt eher gemächlich unterwegs sein möchte: Regelmäßige Spaziergänge tun ihm gut. Sie halten nicht nur Kreislauf und Stoffwechsel in Schwung, sondern sorgen auch dafür, dass der Hund auf seinen Schnüffelrunden soziale Kommunikation mit seinen Artgenossen betreiben kann. Und wenn der Oldie höchst interessiert mit seiner Nase an einem Busch „Zeitung liest“, stimuliert das gleichzeitig sein Gehirn.
Altersangepasste Beschäftigung
Wenn der Hund es gerne mag, spricht nichts dagegen, hin und wieder den geliebten Ball zu werfen. Übertreiben sollte man es aber nicht, denn das schnelle Lossprinten und Abstoppen sind eine starke Belastung für die Gelenke des Seniors. Auch Sprünge über Hindernisse sollte man aus diesem Grund lieber vermeiden. Ohne Beschränkung erlaubt sind hingegen Suchspiele, bei denen der Hund seine Nase einsetzen kann. Ob Zielobjektsuche oder klassisches Fährten: Nasenarbeit beschäftigt das Gehirn des Vierbeiners und sorgt für Zufriedenheit und geistige Auslastung. Wer eine Wasserratte als Gefährten hat, darf diesen auch weiterhin seiner Leidenschaft frönen lassen. Schwimmen entlastet die Gelenke und hält sie dabei dennoch beweglich. Unter Umständen kann eine Schwimmweste für Hunde den Senior unterstützen, wenn er sich alleine nicht mehr sicher über Wasser halten kann. Aufpassen muss man bei blinden oder tauben Hunden, die im Wasser ungesichert leicht die Orientierung verlieren können.
Wenn Schmerz das Leben erschwert
Viele alte Hunde werden leider auch zu Schmerzpatienten. Arthrosen und andere degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparats erschweren dem Hund Bewegung und Leben oft ungemein. Hier sollte man rechtzeitig mit dem Tierarzt eine angemessene Schmerztherapie beginnen. Die potentiellen Nebenwirkungen der - meist gut wirksamen - Medikamente kann man angesichts des Alters und der restlichen Lebenserwartung des Hundes vernachlässigen. Gelinderte Schmerzen erhöhen die Lebensqualität des Hundes enorm, und nicht selten überrascht der Senior nach erfolgreicher Medikamentierung mit neuer Bewegungsfreude und sichtlichem Spaß am Leben.
Altersbedingte Handicaps
Der Alterungsprozess bringt auch beim Hund nachlassende Sinnesleistungen mit sich. Die Augen werden trüb und erschweren die Sicht, und auch das Hörvermögen kann bis zur völligen Taubheit abnehmen. Oft erkennt man diese Handicaps zuerst durch eine zunehmende Anhänglichkeit des Hundes an seinen Menschen. Er braucht Orientierung und Unterstützung und sucht instinktiv die Nähe zu der Person, der er am meisten vertraut. Die Schwächung der Sinnesorgane führt bei vielen Hunden aber auch zu vermehrtem Bellen oder Knurren, weil es zunehmend schwierig wird, Situationen richtig erkennen und einschätzen zu können.
Ein „Auslaufmodell“
Inkontinenz ist eine unschöne Begleiterscheinung des Alterungsprozesses und tritt vor allem bei kastrierten Hunden auf. Wenn Hunde nach jahrelanger Stubenreinheit unsauber werden, nützen erzieherische Maßnahmen nichts mehr, da der Hund seine Blase - und in seltenen Fällen auch seinen Darm - nicht mehr willentlich kontrollieren kann. Ihn hierfür zu schimpfen oder gar zu bestrafen, wäre ebenso ungerecht wie nutzlos. Es gibt gut wirksame Medikamente zur Behandlung von Inkontinenz bei Hunden, die das Problem zumindest reduzieren können. Spezielle Hundewindeln können zudem die Wohnung vor Verunreinigung schützen. Den Hund aufgrund seiner Inkontinenz wegzusperren und zu isolieren, wäre eine höchst grausame Maßnahme, die dem langjährigen Gefährten erspart bleiben sollte.
Die Leine als Freund
Beim Spaziergang kann die Leine zum wichtigen Helfer werden. Der Hund wird nicht nur davor bewahrt, vor ein Auto oder Fahrrad zu laufen, welches er nicht rechtzeitig wahrnehmen kann, sondern erfährt durch die Verbindung zum Menschen auch Sicherheit. Besonders gute Dienste tut hier eine Roll-/Flexileine. Da sie durch den Rollwiderstand immer gespannt bleibt, hält sie dadurch auch permanent Kontakt zwischen Hund und Hundeführer. In vertrautem, sicheren Gelände kann man den Hund dennoch ableinen, um ihm mehr Bewegungsspielraum zu geben, doch sollte man sich der Handicaps bewusst bleiben und beispielsweise einberechnen, dass ein nahezu tauber Hund nicht aus der Ferne von einer Gefahrensituation abzurufen ist.
Sicheres Zuhause
Für Hunde mit schlechtem Sehvermögen ist es hilfreich, wenn innerhalb der Wohnung möglichst nichts verändert wird und Möbel an ihrem angestammten Platz bleiben. Das erleichtert die Orientierung und bewahrt den Hund davor, gegen Gegenstände zu laufen. Hunde mit Gelenkproblemen und Schmerzen sollten möglichst keine Treppen mehr steigen müssen. Wo es möglich ist, kann man mit Hilfe eines Brettes eine Rampe bauen oder den Hund tragen. Hier lohnt übrigens auch die Mühe, den Hund am Abend trotz Treppe in die Nähe seiner schlafenden Menschen zu befördern, da Einsamkeit gerade alten Hunden oft sehr zu schaffen macht.
Der letzte Weg
So schmerzhaft es ist, den vierbeinigen Gefährten zu verlieren: Irgendwann kommt auch für den geliebtesten Hund der Tag, an dem er uns verlassen muss. Wenn Schmerzen das Leben zur Qual machen oder der Hund erkennbar keine Freude mehr am Leben hat, kann die Zeit gekommen sein, ihn vom Tierarzt erlösen zu lassen. Diese Entscheidung fällt immer schwer - und doch sollte man sie bei einem kranken Hund lieber ein wenig früher als zu spät treffen, um ihn nicht unnötig leiden zu lassen. Ein Tierarzt, der ins Haus kommt, um den Hund ohne Angst und Stress in seiner gewohnten Umgebung einschlafen zu lassen, ist eine große Hilfe in dieser Situation.
Im Normalfall wird der Tierarzt den Hund mitnehmen und ihn dann der Tierkörperverwertung zuführen. Wer das nicht möchte, kann den Hund entweder im eigenen Garten begraben, was unter bestimmten Umständen erlaubt ist oder ihn in einem Tierkrematorium einäschern lassen. Letzteres ist - abhängig von der Hundegröße - nicht ganz billig, ermöglicht aber, die Urne mit der Asche des Hundes mit nach Hause zu nehmen.