Green Card und Heizkostenzuschuß

Hallo,

wie durfte ich heute hören: 7.000 hochqualifizierten Bewerbern aus dem EDV-Bereich stehen laut Arbeitsamt nur 300 Unternehmen gegenüber, die derzeit überhaupt solche Fachkräfte suchen. Durch den Einbruch der EDV/Internet-Branche der letzten 2 Jahre, hat sich das Thema Green Card anscheinend vollständig von allein erledigt. Zu Beginn des Projektes durfte man ja schon mehrfach hören (so auch hier), daß die Bewerber aus dem Green Card-Programm das Gelbe vom Ei nun auch nicht waren. Schätzungsweise wohl auch deshalb, weil ein guter Programmierer in seinem Heimatland bspw. Indien im Verhältnis zum dortigen Durchschnittsgehalt (und Lebenshaltungskosten) mindestens genauso gut verdient haben dürfte, wie ein Exil-GreenCardler. Fazit: Außer Spesen nichts gewesen.

Vor diesem Hintergrund: Was ist eigentlich aus den staatlichen Beihilfen geworden, die im Rahmen der vermeintlichen Extrempreise bei Benzin und Heizöl im Hauruckverfahren unter dem damaligen Druck der Öffentlichkeit von der bunten Regierung eingeführt wurden (oder eingeführt werden sollten)?

Gruß
Christian

Hallo Christian,

naja, Deutschland ist halt kein besonders attraktives Land. Hier an der Uni kann man das ganz gut beobachten: früher kamen die Leute aus dem Ausland, weil sie eine hochwertige Ausbildung haben wollten, heute eher deshalb, weil das Studium in Deutschland kostenlos ist. Die guten Leute gehen eben woanders hin.

Das liegt aber nicht unbedingt an der Regierung, sondern am Staat insgesamt, den nun mal die Bevölkerung (also wir) ausmachen. Im obigen Beispiel sind das nicht nur die Professoren, sondern auch wir Studenten. Ziemlich erschreckend, wie man hier im Land untereinander umgeht, und für Ausländer ist das halt noch zehnmal schlimmer, weil sie hier nicht einmal auf eine soziale Infrastruktur zurückgreifen könnten, die man ja nur dann hat, wenn man hier aufgewachsen ist.

In den USA z.B. wird man, wenn man etwas kann, ruckzuck in die Geschehnisse integriert und bekommt nicht laufend Knüppel zwischen die Beine geschmissen. Man hat dort auch keinen Stoiber, der ausländischen Spitzenkräften geradezu das Gefühl gibt, daß sie hier unerwünscht seien. Bedenke, an jedem hochqualifiziertem Arbeitsplatz hängen (willkürliche Zahl) fünf weitere (für Deutsche), denn jede Führungskraft hat Sekretärinnen und Assistenten… Fragt sich, ob der Mann das Beste für Deutschland oder nur an die Macht will. Das erinnert mich alles viel zu sehr an 16 Jahre Betrug, Selbstbedienung und Käuflichkeit, und ich glaube die Bevölkerung weiß das auch.

Das Problem ist also wohl kaum ein Herr Schröder, sondern ein provinzieller, egoistischer Ungeist aus dem letzten Jahrtausend, der hier immer noch sein Unwesen treibt. Wachstum wird erst dann wieder möglich sein, wenn die Leute entgültig (und nicht nur ansatzweise) anfangen, global-progressiv-optimistisch anstatt lokal-konservativ-pessimistisch zu denken. Wobei ich glaube, daß man bereits heute mit der letzeren Einstellung keinen Blumentopf mehr gewinnt. Daß die SPD selbst in so einer schweren Wirtschaftskrise noch die beliebteste Partei ist, spricht Bände gegen die Union.

Was hat das ganze eigentlich mit den Heizkostenzuschüsen zu tun? Man greift wohl nach jeden Knüppel, dem man der Regierung zwischen die Beine werfen könnte, auch wenn dieselbige in Wahrheit eigentlich gar nichts verbockt hat, hm?

Oliver

Hallöchen,

Was hat das ganze eigentlich mit den Heizkostenzuschüsen zu
tun? Man greift wohl nach jeden Knüppel, dem man der Regierung
zwischen die Beine werfen könnte, auch wenn dieselbige in
Wahrheit eigentlich gar nichts verbockt hat, hm?

ich will darauf hinaus, daß die bunte Regierung auf kurzfristige Öffentlichkeitsarbeit (mit dem Medienkanzler vorneweg) und nicht auf langfristige Politik setzt. Letzeres hat sie mit anderen Regierungen natürlich gemein, ersteres ist m.E. ein neues Phänomen. Gepaart ist das ganze mit Sinnlosigkeit, wie das die GC und eben die Heizkostengeschichte schön aufzeigen. Der Benzinpreis ist gesunken und somit ist wieder Platz für die nächste "Öko"steuerrunde. Haha. Und es wird sich sobald niemand beklagen, weil wir mit einem Benzinpreis von 1 Euro ins Jahr 2002 starten werden und die nächste „magische“ Marke dann wieder ein Stück entfernt ist.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

mich interessiert nur, was der Sprit kostet, bzw. wieviel davon an den Staat geht. Die CDU hat in ihrer Regierungszeit diesbezüglich wesentlich stärker zugelangt als die SPD. Ob man das „Ökosteuer“ oder „Mineralölsteuer“ nennt, macht in Mark und Pfennig keinen Unterschied. Die CDU war diejenige, die im Wahlkampf 1990 versprach, die Steuern nicht zu erhöhen, und dann hahnebüchene Abschriebungsmöglichkeiten für sich und ihr Klientel schuf. Resultat: Einige wenige Leute, die über Jahre hinweg null Steuern zahlten, leerstehende Investitionsruinen in Ostdeutschland, Zusammenbruch des dortigen Immobilienmarktes, ca. 30% weniger Einnahmen für den Bundeshaushalt, daher Steuererhöhungen für die Allgemeinheit und eine Neuverschuldung, die unseren Staat, wäre der Regierungswechsel nicht gekommen, fast ruiniert hätte.

Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion um die Ökosteuer, zumal ja gleichzeitig erhebliche Steuer_erleichterungen_ geschaffen wurden, wahrlich überflüssig. Nochmal: Es gibt in diesem Land Leute, die sich rücksichtslos bedienen wollen, und ob der Staat dabei den Bach hinunter geht oder nicht, ist ihnen relativ egal.

Aber das Gute ist: Mit der Aufdeckung der Spendenaffäre hat das ein jeder in diesem Land kapiert.

Naja, fast jeder.

Oliver

Themawechsel?
Hallöchen,

irgendwie habe ich das unterschwellige Gefühl, daß Du mir hier sagen willst, daß ich nur gegen die bunte Bundesregierung rede und der größte Fan der CDU bin. Wenn das so sein sollte, muß ich Dir leider sagen, daß Du nicht ganz richtig liegst. Derzeit liefert die bunte Bundesregierung einfach mehr Material und außerdem war ich noch nicht im Forum, als es noch eine Tiger-Koalition gab (gelb-schwarz). Dennoch sei noch erwähnt, daß die derzeitige Inkompetenz in der Regierung alles übertrifft, was ich bisher bei einer Bundesregierung, die bewußt miterlebte, zu registrieren das zweifelhafte Vergnügen hatte.

Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion um die Ökosteuer,
zumal ja gleichzeitig erhebliche Steuer_erleichterungen_
geschaffen wurden, wahrlich überflüssig.

Erhebliche Steuerentlastungen? Ich hör wohl nicht recht. Die jährliche Gesamtentlastung bis 2005 liegt bei mir im unteren dreistelligen Bereich. Mit meinen 10.000km im Jahr, fahre ich wohl eher wenig, dabei verfahre ich schätzungsweise 1.200 Liter Benzin, bei rund 10 Pf. Ökosteuer sind das alleine schon 120 Mark. Bei 7.500 KWh im Jahr (davon die Hälfte Nachtspeicherofen) und rd. 2 Pf. Ökosteuer je KWh sind das nochmal 150 Märker. Zusammen rund 270 Mark. Dazu kommen noch, und das dürfte der größte Posten sein, die von Industrie und Handel umgelegten Mehraufwendungen für Strom usw. Nun bin ich in der glücklichen finanziellen Situation, daß es mir vollkommen gleichgültig sein kann, was Strom usw. kosten, sonst wäre ich wohl auch etwas sparsamer.

Meine Kritik ging im übrigen in folgende Richtung: Erst wird dem maulenden Volk ein Heizkostenzuschuß in den Rachen geworfen, dann fällt dummerweise der Benzinpreis, was die ganze Aktion ziemlich blöde aussehen läßt und zu guter letzt ist der Benzinpreis dann eher glücklicherweise gefallen. Denn man stelle sich vor: Wie wäre die nächste Stufe der Ökosteuer angekommen, wenn der Benzinpreis noch bei 2 Mark gelegen hätte? Hätte man sie dann auch durchgezogen und dem Volk anschließend wieder einen Heizkostenzuschuß gewährt?

Nochmal: Es gibt in
diesem Land Leute, die sich rücksichtslos bedienen wollen, und
ob der Staat dabei den Bach hinunter geht oder nicht, ist
ihnen relativ egal.
Aber das Gute ist: Mit der Aufdeckung der Spendenaffäre hat
das ein jeder in diesem Land kapiert.

Ich weiß nicht, was Du mir damit sagen willst. Die SPD ist frei von bösen Jungs? Das wäre dann wahrlich albern bzw. ein gewaltiger Selbstbetrug.

Gruß
Christian