Hallo,
die sogenannte „Griechenlandkrise“ ist vor allem eine Bankenkrise, da die Rettungsschirme vor allem Banken stützen und hinter den Banken stehen in großem Umfang Investoren aus nicht-griechischen „Märkten“, wenn ich es richtig erinnere sind u.a.auch französiche Investments in großem Umfang in Griechenland getätigt worden. Dies scheint mir auch der Grund zu sein, warum Griechenland überhaupt in die Eurozone aufgenommen wurde.
Es stimmt zwar, dass „die Griechen“ über Ihre Verhältnsse gelebt haben, aber die Kreditvergaben und der Absatz von Produkten aus privatem Konzern- und Firmeninteresse scheint wohl die wesentliche Ursache zu sein.
Ein relativ geringer Teil der Hilfen für Griechenland kommt bei der griechischen Bevölkerung an.
Wenn es sich z.B. um Investoren aus Deutschland handelt, die in Deutschland der Steuerpflicht unterliegen und deren Guthaben bei griechischen Banken in Gefahr sind, dann kann man natürlich nicht ohne weiteres von Griechenlandhilfe reden.
Das gleiche gilt für ohnehin international agierende Investmentbanken und Konzerne, die sich weitgehend einer nationalen Besteuerung entziehen können.
Zwar hat es auch einen Schuldenschnitt gegeben, doch trägt der weitaus größte Teil der griechischen Bevölkerung - überproportional die unteren Schichten - die Last von Kürzungen. Die Risiken, die Investoren eingegangen sind, werden dennoch in großem Umfang als Lasten sozialisiert.
Auf der anderen Seite gibt bzw. gab es in Griechenland z.B. auch einen aufgeblähten Beamtenapparat, in denen über Parteibuch-Loyalität viele über die Verhältnisse der volkswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ein mehr als erträgliches Auskommen fristen konnten, was auch undemokratisch ist - wie immer man zum Begriff Demokratie stehen mag.
Die Bezeichnung „Griechenland-Krise“ ist eine Medaille mit zwei Seiten, die als Begriff die Sachlage nicht angemessen darstellt. Das „nationale“ Griechenland wird oft betont, doch das spielt eine sehr untergeordnete Rolle.
Für Otto-Normalverbraucher ist es oft nicht leicht auseinanderzuhalten wann es um Belange von nationalen Volkswirtschaften und wann es um die Finanzmärkte – die international operieren – geht.
Meiner Meinung nach ist aber die Verschuldung der nationalen Haushalte gewollt, um einen durchaus auch problematischen Europäischen Integrationsprozess zu beschleunigen, mit erheblichen Gefahren für demokratische Kontrolle, Bürgernähe und Einfluss der nationalen Parlamente, denn als Privatisierung kommt dies dem Verlust von Staatsvermögen gleich, an denen sich auch nationale Unterschichten partizipieren möchten.
In der Art und Weise, wie Europa heute – über nationale und regionale Besonderheiten hinweg - zusammengezimmert wird, dies erinnert meiner Meinung nach schon manchmal an die Probleme der verspäteten Nationalstaat-Werdung von Deutschland, mit dem schrecklichen Nationalsozialismus.
Man kann nur hoffen, dass sich eine Parität zwischen den Lobbyisten der EU-Kommission und tatsächlich unabhängigen Parlamentariern aus den europäischen Nationalstaaten etablieren kann. Schließlich stehen allen Schulden auch Guthaben gegenüber.
Weil der Dollar die Weltleitwährung ist und amerikanische Bankhäuser und die FED allein schon durch ihr Insiderwissen gesetzeskonform Einfluss nehmen können, kommt die Euro- und Griechenlandkrise wohl zwangsläufig amerikanischen Interessen entgegen.
Wie weit dieser Einfluss reicht vermag ich nicht zu beurteilen, scheint mir aber wie gesagt zwangsläufig zu sein.
MfG Biala