Griechenlandhilfen

Hallo,

der deutsche Markt ist in vielen Bereichen übersättigt. In den armen Ländern fehlt den Leuten das Geld, deutsche Produkte zu importieren. Also besteht ein Interesse daran, die Regierungen und Menschen in den armen Ländern mit Geld zu versorgen, damit diese dann deutsche Produkte kaufen können.

Kann man also die deutschen Hilfen für Griechenland, soweit sie nicht ohnehin zur Rettung von Banken dienten, zu einem erheblichen Teil als Subvention für deutsche Exporte ansehen?

Freundliche Grüße

myrtillus

Hallo,

  1. die Kredite dienten nicht zur Bankenrettung, sondern zur Rettung des gesamten Finanzmarktes im Euro-Raum. Eine bloße Bankenrettung läge vor, wenn eine Handvoll von Banken in Schieflage geraten wäre. Hier standen alle Banken (auch Notenbanken) mehrerer Länder auf dem Spiel. Nicht nur GR war betroffen. Aber nur GR hat die Kombination aus Sparvorgaben und Reformforderungen über Jahre nicht eingehalten.

  2. Es wurden nicht bloß Hilfen in Form von Krediten gewährt, die GR nirgendwo anders mehr bekommen hätte. Es wurden auch (für GR) sensationell günstige Tilgungsvereinbarungen getroffen und Minimalzinsen genommen.

  3. Was hier immer wieder unterschlagen wird, ist die Tatsache, dass ein erheblicher Teil der gr. Staatsverschuldung sich durch einen Schuldenschnitt bereits in Luft auflöste. Gezahlt haben das letztlich nichtgriechische Bank- und Versicherungskunden und Steuerzahler.

  4. Der Versuch, die bisherigen deutschen Kreditzusagen zu einer Subventionszahlung für die eigene Exportwirtschaft umzudeuten, ist lächerlich. Dafür stehen die Gewinne zu den Verlusten/Risiken in keinem Verhältnis. Und es fehlt auch die Logik. http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-11/deutschland-exportstaerke-wettbewerb-usa

Ich könnte auch argumentieren, dass mit den „deutschen Krediten“ die russische Gas- und Ölindustrie subventioniert werden sollte. Denn RUS ist der Hauptlieferant.

Hier einmal eine Zusammenstellung der aktuellen Schulden und vereinbarten Tilgungspläne: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/griechenland/schuldenschnitt-fuer-griechenland-wie-wahrscheinlich-ist-er-13688383/griechenland-muss-zahlen-am-13688581.html

Deutsche Kredite werden aktuell gar nicht zurückgezahlt.

Gruß
vdmaster

Hallo!

2014 exportierte D für reichlich 1100 Milliarden € in der Hauptsache Investitionsgüter, nämlich Lkw, Fahrzeugteile aller Art, Maschinen, Werkzeugmaschinen und Automatisierungstechnik, elektrische Ausrüstungen und komplette Industrieanlagen, außerdem chemische und pharmazeutische Produkte, Schienenfahrzeuge, Schiffe, Hubschrauber, Panzer, optische Erzeugnisse, ferner Halbzeuge und Stahlspezialitäten, landwirtschaftliche Produkte und verarbeitete Nahrungsmittel u. v. m, Tausende Mittelständler mit Marktführerschaft in speziellen Nischen und sehr hohem Exportanteil gar nicht erwähnt. Absehbar gibt es einen spürbaren Schub, wenn nämlich die Sanktionen gegen den Iran wegfallen und uralte Handelsbeziehungen reaktiviert werden. Sobald wir uns endlich von den idiotischen nicht sehr vernünftigen Sanktionen gegen Russland verabschieden und das riesige Potential nutzen, können wir kaum so viel liefern, wie geordert wird. Griechenlandhilfen zur Absatzförderung braucht die hiesige gewaltige Industrie wirklich nicht.

Außerdem handelt es sich bei den derzeitigen Hilfen keineswegs um Mittel, über die Griechenland frei verfügen könnte. Vielmehr sind es Mittel, die überwiegend in einem Kreditkreislauf gebunden sind. Im Laufe vieler Jahre aufgenommene Kredite können nicht bedient werden und so wird Kredit gegeben, um fällige Kredite zu bezahlen. Das Prozedere besteht aus Buchungssätzen, aber in Gr bleibt nichts hängen. Ohne diese Hilfe würde das Land unter der Last alter Kredite zusammenbrechen.

Gruß
Wolfgang