Hallo,
für eine weniger brisante Satire hat Böhmi nun den Grimme-Preis erhalten.„Wir haben zu Recht ein Grundgesetz, das die Meinungsfreiheit, die Pressefreiheit und die Kunstfreiheit schützt“, sagte die Grimme-Direktorin hinsichtlich der aktuellen Kritik. Böhmi hat dem Kanzleramtschef gemailt: „Ich möchte gerne in einem Land leben, in dem das Erkunden der Grenze der Satire erlaubt, gewünscht und Gegenstand einer zivilgesellschaftlichen Debatte sein kann“. Er habe um Berücksichtigung seines künstlerischen Ansatzes gebeten, auch wenn er streitbar ist.
Nun Altmeier kann der Kanzlerin schlecht in den Rücken fallen (da wäre sie wohl buchstäblich platt), aber das Urteil von Direktorin Gerlach vom renommierten Grimme-Institut sollte doch ausreichen um eine gerade noch zulässige Satire zu belegen, wenn man Hintergrund, Zusammenhang berücksichtigt, oder?
Habe das jetzt eben gelesen und dachte ich bin im falschen Film. Kann das denn wahr ein, das dieser selbsternannte „Satiriker“ nun auch noch einen Preis erhält? Zugegeben nicht für unüberlegtes und dummes Geseiere gegen Erdogan. Er möchte also in einem Land leben wo man Grenzen austesten kann? OK, ich aber in einem wo ich nicht mit solchen Schwachköpfen kompromittiert werde.
Hat nicht selbst die Kanzlerin von „bewusst verletzend“ gesprochen mit Bezugnahme auf das Lalala? Dieser Preis ist in der jetzigen Situation mehr als unangebracht.
Zur Vergabe kommt er nicht, weil er erschüttert ist, das alles an das er je glaubte in Frage steht.
Diese arme Wurst brauchen wohl nur die öffentlich rechtlichen.
Könnte es sein, dass weder Frau Gerlach noch du das „Gedicht“ in Gänze gelesen haben?
Wenn Böhmerann nun gar von Kunst spricht, ist es ihm unbenommen. Er spricht auch von Satire gelegentlich. Er ist halt der selbsternannte unbestrittene Held, der am besten austeilen kann, mit der Erbse unter der Matratze aber ein kleines Problemen hat (zu feige, an der Veranstaltung teilzunehmen).
Es ändert jedoch nichts, überhaupt nichts am extrem beleidigenden und sachfreien Inhalt dieses Pamphlets.
Das einzig streitbare in der Angelegenheit ist die Frage, ob die Preisverleihung für ein früheres Werk (wertfreier Ansatz, ich kenne es nicht) trotz des Erdogangedichts noch hätte erfolgen dürfen/sollen/müssen. Frau Gerlach versucht hier eine Kurve hinzubekommen, denn über den Inhalt des „Gedichts“ wertet sie und äußert sie sich bewusst nicht.
Beleidigend: vielleicht. Sinnfrei: Nur wenn man das Gedicht isoliert betrachtet und den Zusammenhang zur aktuellen Unterdrückung von Meinungsfreiheit in der Türkei und dem indirekten Eingriff in die Meinungsfreiheit in Deutschland außer acht lässt…extra3 kritisierte mit seinem eher harmlosen „Erdowie,Erdowo,Erdowann“, dass Erdogan die Meinungsfreiheit in seinem Land unterdrückt. Der äußert:" "Wir sollten Kritik nicht mit Beleidigungen und Diffamierung verwechseln"und fordert ein Verbot.
Böhmi zeigt mit dem inhaltlich absurden, aber vor allem textlich geschmacklosen Gedicht, was in Deutschland echte Beleidigung und Diffamierung wäre ( -der Song von Xtra3 eben nicht-) und E. geht dem prompt auf den Leim.
Aber wir hatten das ja bereits ausführlich diskutiert. Es wäre schön, wenn das jetzt tatsächlich gerichtlich überprüft würde. Jede Wette: Das wird nicht geschehen.
Gruß
rakete
die Bundeskanzlerin hat keinen Einfluß auf eine Strafverfolgung, sobald sie begonnen hat. Ihre Politschwätz-Bulldogge noch weniger. Allerdings ist sie gut beraten, aus Gründen der Völkerverständigung die Wogen zu glätten, wenn es denn einen berechtigten Anlaß für Wellen gibt. Und dieser besteht. Im Raume steht eine Straftat nach § 103 StGB. In 104a StGB https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__104a.html, unter welchen Voraussetzungen solch eine Tat verfolgt wird. Die Kanzlerin wäre völlig delegitimiert, wenn sie ihre rechtl. Möglichkeit des (Verfolgungs)Vetos ausnutzen würde.
Die Nummer, die B hier gegenüber dem Kanzleramtsminister abzieht, ist die des „mißverstandenen pol. Opfers“. Er braucht diese Kirsche auf dem Sahnehäubchen, um in den USA seiner Werbetour in eigener Sache noch etwas Rückenwind zu verpassen. DIe Grenzen, die er „ausloten“ möchte, wird ihm ein Gericht aufzeigen.
Und was irgendeine salbadernde „Direktorin“ absondert oder eine CDU-Ministerpräsidentin anlässlich einer Preisverleihung, bei der es um eine Würdigung in anderer Sache geht, wird etwaigen Richtern herzlich am Hinterteil vorbeigehen. Die haben nämlich im Gegensatz zu den Vorgenannten tatsächlich die Deutungshohheit.
Da diese Story bereits ausgiebig durchgekaut wurde, verwundert mich Dein etwas bockig anmutender Standpunkt. Wird Dein chauvinistisch angehauchtes National"ehrgefühl" verletzt, wenn Recht, sich über vergleichende Moralabrechnungen hinwegsetzend, selbst für einen egomanen Möchtegerndiktator gelten muß? Ich fände das ansatzweise unerwachsen und bigott.
Man sollte zwei Auftritte nicht verwechseln oder in einen Topf werfen.
Die Entscheidung für den Grimme-Preis ist vermutlich schon vor dem Schmähgedicht gefallen.
Und ein Urheber kann doch immer noch unterschiedliche Werke abliefern - das geht doch auch kaum anders.
Ist ja nicht der Grimme-Preis für das gesamte Lebenswerk.
(Und auch ich habe zuerst nur den Text des Gedichtes gelesen und mich zuerst gefragt, was das soll. Erst im Zusammenhang wird die Absicht klar: zeigen, wie eindeutig harmlos die xtra3 Sendung war und gleichzeitig belegen, dass der Schutz von Personen gegen Beleidigungen in D gut funktioniert - durch die Strafanzeigen gegen ihn geschehen)
Unüberlegt handeln wohl eher die Kritiker, die die Nummer mit dem Gedicht nicht verstanden haben. Hier ist das ganze etwas gründlicher aufgearbeitet worden:
Türkei resp. Erdogan verzichten auf Anzeige, die eine Strafverfolgung nach § 103 StGB zur Folge hätte. Ein Glück für D., diesem Verfahren mit hochpolitischem Charakter entgehen zu können.
Bei „Anne Will“ wurde ja nun nochmal der Gesamtzusammenhang des Gedichtvortrags anhand von Ausschnitten dargelegt. Im Gegensatz zu Quellen, die vielleicht nur mehr oder weniger das Gedicht selbst zitierten, wurde hier nun nochmals der Kontext (nicht das Gedicht selbst) aufgezeigt. Üblicherweise recherchemäßig gut aufgestellte Forenteilnehmer hatten vielleicht erstmals die Gelegenheit das im TV überprüfen zu können.
Das ganze war doch so aufgezogen, dass B. im Dialog mit einer anderen Person diskutierte, welche Art von Satire und Kritik rechtlich zulässig wäre und welche nicht. Daraufhin zitierte B. das Gedicht als „Beispiel“ mit dem Hinweis vorher und danach, dass man das so nach der erörterten Rechtslage nicht bringen dürfte.
Natürlich wird damit Erdogan versch…t! Aber rechtlich nicht zu packen. Das sollte man auch ohne intellektuellen Zugang zu satirischen Vortragen zugeben können. Auf den Prozess freu ich mich schon.
Auch extra3 hat inzwischen nachgelegt: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/Praesident-Erdogans-Chef-Dramatuerk,extra11146.html
Achso. Wenn ich also vor und nach einer Straftat sage, dass ich eh weiß, dass ich etwas Strafbares mache, kann mir nichts passieren? Auch ohne intellektuellen Zugang sollte auffallen, wie einfältig dieses Argument ist…
