Grittibänz

Unter Bezugnahme auf die grausame Geschichte vom Dambedeitöter Fritz im Plauderbrett: Kennt jemand die Herkunft der schweizeralemannischen Bezeichnung für den Weckenmann?

Villicht waisses de ander Fritz usem Urwald oder suscht öpper,

hofft de Theo vo änet em Rhi

Unter Bezugnahme auf die grausame Geschichte vom Dambedeitöter Fritz im Plauderbrett:

Na, dann erzähl mal, lieber Theo, aber auch schön detailiert, wie du deine Dambedeis oder Grittibänz verzehrst! :smile:

Ich kenne nur den „Grittimâ“ oder „Grättimâ“, bei dem das „Grätti“ = alter Mann, Greis bedeutet.

„Bänz oder Pänz“ kenne ich aus dem Kölner Dialekt; dort meint das „Kinder“. Nach BAP schwärmt Herodes von „Bänzköpp in Aspik“, schon wieder so was Kannibalnimmehörisches!

Beste Grüße und mehr Erfolg bei anderen!
Fritz

huhu Theo vo änet em Rhi

Gritti m., Greis, alter, schwerfällig gehender Mann. „E Rychsgraf isch kei Gritti“ (Künzi 62) Zss. Grittibänz m., 1. alter Mann. 2. Männchen aus Hefeteig, das bes. am Chlousertag (6. Dez) verkauft wird.

Bänz, Bänzli, Bäne, Bäni, m., (…) „Hans und Bänz“, jeder beliebige, vom Obld. her bekannt: "Bänz(li), Schaf, fettes Tier

Quelle: Berndeutsches Wörterbuch, 6. Auflage

meh hani nid gfunge…

bye :smile:

laurent

Kannibalismus
Lieber Fritz u.a.,

also ich lass den Dambedei erst mal einige Zeit stehen. Und wenn er denn doch gegessen werden muss, so überwinde ich mich, mach die Augen zu und beiße ihm ganz schnell den Kopf ab, damit er nicht lange leiden muss… aber sooo genüsslich, wie du es schilderst, nee, das hab ich noch nie fertig gebracht (ob ichs :wink: mal versuchen sollte?)

Gruß vom Theo aus WT

Merci…
…Laurent, für deine Erklärung. Hans und Bänz würde also Hinz und Kunz entsprechen, und Grittibänz wäre ins Hochdeutsche salopp etwa mit „Alter Irgendwer“ zu übersetzen. Aber das will ja gar niemand, die verschiedenen Sprachlandschaften haben ja schon alle ihre Namen für das liebi chlini Manneli. Grittibänz gefällt mir genau so gut wie Dambedei!

Grüße vom Ende der Aare!

Theo

Probiers, bester Theo!

Das Ritual beim Essen macht doch aus der Nahrungsaufnahme erst ein Fest und einen Genuss!

Eine geräucherte Makrele zu essen, Schritt für Schnitt, vom Enthäuten übers Putzen bis zum Entgräten!

Oder ein Brathähnchen zu entbeinen und zu enthäuten, die verschiedenen Flügel, Schlegel und das Gerippe abzukauen und abzuzuzeln! Und hier natürlich - anders als bei der Makrele oder dem Bückling - nur mit den Fingern!

Und selbst noch das Abschneiden eines Brotranken vom Laib! Ich kann nicht verstehen, dass sich Leute ihr Brot schneiden lassen beim Beck! Oder vorgeschnittenes kaufen im Supermarkt.

Wir sollten wieder ins Plauderbrett gehen.
Gruß Fritz

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Guten Morgen Fritz,

vor der Übersiedlung ins Plauderbrett schnell noch ein * für diese Buchstabenfolge von frühbarocker Schönheit, die mich mit der Welt des Infinitivs gänzlich versöhnt.

Bis denne!

MM

Hier noch etwas: 1. gritte = die Beine spreizen, mit gespreizten Beinen gehen (Bernd. Wörterbuch) wie ja manche alten Leute zu gehen pflegen, um der Gefahr des Umfallens entgegenzuwirken, und so werden die Teig- Grittibänze auch ohne Ausnahme hergestellt, breitbeinig, auch die Arme ausgestreckt.
2. Bänz= Kurz- resp. Koseform von Bendicht, aber durchaus im Sinn von Hinz und Kunz z.B Da chönnt ja jede Bänzli meine, da chönnt ja jede Bänzli cho…
Gruss Susette

Dazu

gritte = die Beine spreizen, mit gespreizten Beinen gehen (Bernd. Wörterbuch) wie ja manche alten Leute zu gehen pflegen,

gibt es im Schwäbischen:
gratteln = unsicher gehen
der Grattler = Tattergreis
die Grattel = der Raum zwischen den Oberschenkeln.

Fritz

Anatomie

die Grattel = der Raum zwischen den Oberschenkeln.

Zwischen den Oberschenkeln ist bei anderen Menschen Raum??!
The mind boggles.

Gruesse, Elke
(die jetzt gucken geht, ob der Hefeteig aufgegangen ist, weil sie sich entschlossen hat, nach all dem Geschriebsel Grittibaenze zu backen - keine MArtinsmaennele, dazu isses zu spaet und ausserdem fehlt die Pfeife, auch keine Dambedeis, denn das Rezept ist aus der Schweiz :wink: ---- als ob man dazu Rezept braeuchte!)

Zwischen den Oberschenkeln ist bei anderen Menschen Raum??!
The mind boggles.

Hallo, Elke,

da ichs grad bei

Wolf-Henning Petershagen, Schwäbisch für Besserwisser, ISBN 3-8062-1773-4 Buch anschauen

gelesen habe:

_ Von der Grattel zu dem Grattel

Wenn es einem zu gut geht, läuft er Gefahr, einen Allmachts-Grattel zu entwickeln. Wenn er aber »kaum no grattle« kann, geht es ihm ganz schlecht.
Die Bandbreite der Befindlichkeiten, die sich mit den Mitgliedern der Wortfamilie Grattel ausdrucken lässt, sucht ihresgleichen. Sie reicht von den Höhen der Arroganz bis in die Tiefen des Rheumatismus. Außerdem lassen sich damit Körperpartien, Bewegungsarten und Krankheiten beschreiben.

Im Duden suchen wir Grattel, gratteln, Grattler und grattlig vergebens. Man kennt diese Wörter in der Hochsprache nicht (mehr). Im Schwäbischen hingegen bedient man sich ihrer gerne. Wo andere klagen: »Ich komm’ auf dem Zahnfleisch daher.«, stöhnt der Schwabe kürzer und prägnanter: »I ka kaum no grattle.« Dementsprechend nennt man einen durch Rheuma oder sonstige Zipperlein gehbehinderten Greis einen »alten Grattier«.

Kann einer jedoch vor lauter Aufgeblasenheit kaum gehen, dann hat er einen Grattel, wobei diesem gerne noch ein verstärkendes Mords- oder Allmachts- vorangestellt wird. Etwas ganz anderes ist die GratteI, nämlich jene Stelle, an der sich der Körper in zwei Beine gabelt - auch »Schritt« genannt - und wo mitunter die Hose reißt. Die ist dann »in dr Grattl verrisse«.

Wie kommt es zu diesen doch sehr divergenten Bedeutungen? Das Hauptwort Grattel und das Eigenschaftswort grattelig sind vom Zeitwort gratteln abgeleitet. das im Grimm’schen Wörterbuch übersetzt ist mit »spreizen, namentlich die Beine spreizen« sowie den weiteren Bedeutungen »steigen, klettern« und »krabbeln, kriechen«.
Fischers Schwäbisches Wörterbuch vermutet. dass dahinter der lateinische gradus (Schritt) steckt. dessen Verkleinerung gradulus (Schrittchen) sowohl lautlich wie auch sinngemäß dem gratteln schon ziemlich nahe kommt. Aus der Tatsache, dass manche, die mit Mühe den Schritt zum akademischen oder sonst einem Grad geschafft haben, einen Allmachts-Grattel entwickeln, darf jedoch nicht geschlossen werden, dass der Grattel ein direkter Abkömmling von Grad ist, sondern, wie schon bemerkt, vom gratteln kommt.

Das gilt zumindest für den ersten der drei Grattel, die Grimm sorgfältig voneinander trennt. Laut Grimm gibt es

  1. der / die / das Grattel: Spreizung, namentlich der Beine. Auch Astgabel; Stellung mit gespreizten Füßen;

  2. der Grattel: Geschwür;

  3. der / die Grattel: Hochmut, Dünkel. Das schweizerische Idiotikon deutet die Möglichkeit an, dass Grattel (Hochmut) vom französischen gratter oder gratteler (kratzen, kraulen) hergeleitet werden könnte. im Sinne eines Kitzels.

Die Frage ist. ob man die Erklärung wirklich so weit herholen muss. Schließlich reicht die Bedeutung »Spreizung, namentlich der Beine« aus, um sie auf einen Angeber zu übertragen, der vor Bedeutung schier platzt - gerade auch in der Grattel._

Fritz

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Ich finde…
…es einfach toll, dass die mehr oder weniger wunderfitzige Frage eines Surfers am Hochrhein eine Frau in Saudiarabien dazu bringt, am Rand der Wüste Schweizer Grittibänze zu backen und sich auch noch Gedanken über die Anatomie derselben zu machen :wink:

Ein weiteres Argument gegen die These, das Internet mache die Menschen einsam!

Hän si au gschmeckt - un sin d’ Äugli it verbrennt gsi -

frogt de Theo us WT,

der für die wortschatzerweiternden Antworten dankt!

Hallo Fritz,

Hallo, Elke,

  1. der / die Grattel: Hochmut, Dünkel. Das schweizerische
    Idiotikon deutet die Möglichkeit an, dass Grattel (Hochmut)
    vom französischen gratter oder gratteler (kratzen, kraulen)
    hergeleitet werden könnte. im Sinne eines Kitzels.

Ich hab das Woinemer Woerterbuch rausgeholt - Grattel gibt’s auch bei uns (war mir unbekannt), aber nur in dieser 3. Bedeutung. Ich zitier mal schnell (fuer die andern, die es eventuell auch interessiert, dass du das Buch im Buecherschrank hast, weiss ich ja :wink:
„Grattel
Einbildung, Bestreben, einer hoeheren, sozialen Schicht anzugehoeren; einer, der hoch hinauswill, hot in Grattel. Das wird im allgemeinen etwas geringschaetzig gesagt, denn es ist damit eine Absonderung von Gleichgestellten verbunden. Die Herkunft des Wortes ist unbekannt.“

[Nach deinem Zitat schaeme ich mich natuerlich once again fuer die schlampige Arbeitsweise der Laien-Sprachwissenschaftler meiner Heimatstadt :wink:]

Okay, was dazu gelernt. Trotzdem bleibe ich bei meiner Verwunderung, dass andere Menschen einen „RAUM“ zwischen den Oberschenkeln haben…

Aber das Bild ist schon gut, klar. Erinnert mich daran, dass von einem, der vor Kraft nicht laufen kann, gesagt wird: „der lääft, als haett er Rasierklinge in de Achseln“. Andere Anatomieteil, aehnliche physikalische Grundsaetze.

Liebe Gruesse,
Elke

Hallo Theo,

Hän si au gschmeckt - un sin d’ Äugli it verbrennt gsi -

Jaaaaaaa und nei, gar it!
Ist ja auch logisch, war ein Betty Bossi Rezept, was soll da schiefgehen…
Aus den Teigresten hab ich dann ganz staatsfeindlich noch Säuli gebacken.

Liebe Gruesse, Elke