Das Thema ist zwar schon alt, und mit der narzisstischen Persönlichkeitsstörung und dem Dunnning-Kruger-Effekt wurden schon zwei wesentliche Mechanismen beschrieben, die zu solch einer Fehleinschätzung führen können.
Mir fehlt aber ein Aspekt. Und das ist die kognitive Dissonanz.
Wer eine kräftige Ablehnung kassiert, muss diese erst einmal verdauen. Unter Umständen sind hier mehr als eine unangenehme Wahrheit zu verinnerlichen.
Besonders, wenn man für einen Job abgelehnt wird, schlägt die kognitive Dissonanz zu.
Zwei wesentliche, unangenehme Erkenntnisse lägen hier vor:
- Meine Bewerbung (mit der ich mir vielleicht viel Mühe und Hoffnung gemacht habe) wurde abgelehnt.
- Ich bin für den Job nicht qualifiziert genug.
Das ist unter Umständen zu viel für ein durchschnittliches Bewusstsein. Zwei oder mehr Herabsetzungen kann das Hirn nicht so ohne weiteres verkraften. Daher manipuliert das Bewusstsein die Fakten, die nicht genau überprüft werden können. An der Ablehnung gibt es nicht viel herumzudeuteln, wenngleich manche Menschen sicher auch in der Personalabteilung anrufen würden und auf einen „Irrtum“ hinweisen würden.
Was jedoch umgedeutet werden kann, ist die Qualifikation. Man kann ganz leicht der Firma unterstellen, dass sie das Potenzial des Bewerbers oder der Bewerberin nicht erkannt hat, ein Gegenbeweis ist so gut wie unmöglich. Das Bewusstsein nutzt die Lücke und dreht sich die Wahrheit so hin, dass sie erträglicher wird.
Dieser Effekt, die kognitive Dissonanz, trifft fast alle von uns. Ich beobachte ihn regelmäßig an mir selber. Ich denke, er ist ganz ganz häufig am Werk, wenn wir Kritik einstecken müssen.