Großeltern streiten sich oft usw

Hallo,
wir haben Anfang 2010 ein Drei-Generationen-Haus gemeinsam gekauft und seit dem ist alles anderes. Meine Großeltern sind Jahrgang 34/35. Das Hauptproblem hat meine Großmutter, die zwar dem Kauf im voraus freudig zugestimmt hat (mein Großvater war zwar noch enthusiastischer, aber sie war keineswegs abgeneigt) und jetzt ständig von der guten alten Stadt usw. redet. Sie kennt keinen hier in der neuen Stadt (außer den Nachbarn, die aber auch nur gegrüßt werden, mehr nicht). Ihr fällt alles auf, was hier schlechter ist, z.B. das Wasser sei viel kalkhaltiger usw. Mein Großvater hat früher immer gearbeitet, meine Oma dagegen sich daheim anfangs um die Kinder gekümmert und nie einen richtigen Beruf erlernt, später aber als Haushaltshilfe gejobbt. Sie waren schon in der früheren Stadt ein paar Jahre beide in Rente, das wahre Ausmaß ihrer Konflikte haben wir jedoch erst hier erlebt. Meine Großmutter wirft meinem Opa alles vor - er habe nie Zeit für sie gehabt und sie hätte sich immer zu nichts nutze gefühlt, er habe andere Frauen früher besser behandelt als sie, sie durfte nie eine Ausbildung machen, sie sei dumm usw. Das kommt in gewissen Phasen alles aus ihr heruasgesprudelt und mein Opa wehrt sich zuweilen, manchmal sagt er auch gar nichts mehr, was sie noch mehr ärgert. Es scheint als suche sie Gründe zum streiten- es sind zu 99% Kleinigkeiten: Gestern hat sie Kekse falsch verstaut, die waren weich geworten. Mein Großvater fragte „Wer hat die Kekse denn hier hinein getan?“- Sie fühlte sich angegriffen und hatte Streitstoff für den ganzen Tag. Weil er ihr einmal das Tanzen verwehrt hat (sie kann nur schlecht laufen, aber forderte ihn damals aus Spaß zum Tanzen auf), weigerte sie sich über Monate Musik zu hören. Sie reagiert immer so extrem, nimmt sich alles so zu Herzen. Wir können das langsam nicht mehr ertragen. Die beiden sitzen nur vor dem TV oder hören Musik, immer auf der Couch. Den ganzen Tag. Wenn man sie versucht zu motivieren, fühlen sie sich „wie Kinder behandelt“. Sie sagen manchen Unternehmungen erst zu und dann in letzter Sekunde wieder ab. Wir wollten sie zum Seniorentanz bringen (1x pro Woche), aber jetzt hat meine Oma stärkere Hüftprobleme. Sie weigert sich jedoch beharrlich zum Arzt zu gehen (daher würden wir sie auch NIE zu einem Psychologen bekommen, da bin ich sicher), denn so schlimm sei es ja nicht und weigert sich auch, einen Rollator zu verwenden, denn der sei für „alte Leute“. Manchmal ist man wirklich mit seinem Latein am Ende. Sie sind stur und wollen sich nicht helfen lassen, wollen nicht bevormundet werden und dabei bräuchten sie bei einigen Dingen wirklich Hilfe. Meine Mutter fand neulich verwelktes Gemüse, das meine Oma aufgrund ihrer Sehschwäche nicht so einschätzte. Habt ihr irgendwelche Ratschläge?

Hallo,

dadurch, dass ihr jetzt zusammenlebt im Haus, bekommt ihr die Streitereien und Besonderheiten der Großeltern natürlich viel näher mit. Das ist sicher manchmal schwer, aber ich fürchte, da hilft nur Toleranz.

Die Großeltern sind erwachsene Leute, die man nicht mehr umerziehen kann. Die Kommunikation in ihrer Ehe ist wahrscheinlich seit Jahrzehnten eingeschliffen, und ihre Aktivitäten wollen sie auch selbst bestimmen.

Klar kann man anbieten, zu helfen, sie irgendwo hin zu fahren, auch Vorschläge machen - es ist ja auch nett von dir, dass du dir da Gedanken machst. Aber wenn die Großeltern ablehnen, wird man das wohl akzeptieren müssen.

Auch was die Nutzung der Hilfsmittel angeht, kann man nicht viel machen - es gibt viele alte Leute, die sich da quer stellen, es sich schwerer machen als es sein müsste - aber es ist ihre Entscheidung.

Dir hilft vielleicht ein bisschen mehr Abstand und eigene Aktivitäten - hat denn wenigstens jeder seine eigene Wohnung in dem Haus?

Manchmal nehmen Menschen auch eher Hilfe von Außenstehenden an als von der Familie - aber auch das, also ob z.B. eine Putzhilfe engagiert wird, müssen die alten Leute wiederum selber entscheiden.

Der einzige „Tipp“, der mir einfällt: Gibt es denn Dinge, die ihr 3 Generationen gern gemeinsam macht, und weswegen ihr vielleicht auch zusammengezogen seid? Wenn ja, tut diese Dinge, habt gemeinsam Spaß und versucht,das zu sehen, was ihr aneinander schätzt - das entspannt vielleicht das Verhältnis wieder ein bisschen.

Viel Glück!

Hallo,

es gibt eine Redensart, die besagt „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“. Auch wenn das sicher nicht für alle Menschen im Alter zutrifft, so gibt es doch nicht wenige, denen es sehr schwer fällt, ihre vertraute Umgebung zu verlassen und sich nochmal auf was Neues einzustellen.

Vor allem dann, wenn Menschen an einem Ort verwurzelt sind und soziale Beziehungen dort haben kann der Verlust dieser Beziehungen sehr schwer werden.

Vielleicht wurde die Entscheidung für deine Großeltern doch ein wenig zu schnell getroffen? Mag sein, dass die Aussicht, die Familie zusammenzuhaben, erst mal sehr verlockend war und z.B. zunächst die Furcht vor dem Alleinsein oder dem Altersheim genommen hat.

Und nun ist der Alltag eingekehrt, und die beiden merken, dass das neue Leben nicht das ist, was sie sich vorgestellt/ erhofft hatten. Und möglicherweise ist das Gefühl, nun nicht mehr zurück zu können, weil es beispielsweise finanzielle Zwänge gibt, nun vor allem für deine Großmutter kaum auszuhalten.

Vielleicht fallen aber auch nur mehrere Umstände zusammen, und die Erkenntnis, älter zu werden und nicht mehr alles gut alleine hinkriegen zu können, bringt deine Großeltern an neue Grenzen, die bewältigt werden wollen.

Ich denke, ihr müsst reden. Darüber, ob die Art und Weise, wie ihr zusammenlebt für jeden von euch tatsächlich auch in Ordnung ist. Gerade innerhalb der Familie glaubt man oft viel zu leicht, zu wissen, was der andere braucht/ denkt/ meint. Mag sein, dass das, was ihr als Hilfe für die Großeltern empfindet, von diesen eher als Gängeln wahrgenommen wird. Und es mag 1000 andere Dinge geben, die nicht im Lot sind und die keiner auszusprechen wagt.

Dann entstehen Nebenkriegsschauplätze, auf denen stellvertretend gekämpft wird, anstatt sich um das zu bemühen, was wirklich wichtig wäre.

Zu einer solchen Aussprache braucht es Mut. Denn es kann gut sein, dass nicht nur bei den Großeltern einiges mehr an Unzufriedenheiten ans Tageslicht kommt. Wenn ihr aber mit der Einstellung ran geht, dass auch das kein Weltuntergang, sondern eine große Chance zur Verbesserung sein kann, sollte das gelingen.

Wenn ihr wisst, wo es klemmt, könnt ihr nach Wegen suchen, wie ihr das gemeinsam bewältigen könnt.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

was glaubst Du, haben Deine Großeltern, vor allem Deine Großmutter, sich davon versprochen, zu/mit Euch in ein Haus in einer anderen Stadt zu ziehen?

Welche Vorteile vom gemeinsamen Leben in einem Haus, zusammen mit ihren Vorfahren, haben Deine Eltern erwartet?

Vielleicht waren Deine Großeltern schon immer so streitbar, Du hast es bloß nicht bemerkt, weil Du nur auf Besuch warst und sie sich in der Zeit zusammengenommen haben.

Vielleicht ist es für Deine Großmutter wirklich ein Problem, wenn das Wasser jetzt härter ist und die neuen Nachbarn sich anders verhalten als vorher.

Vielleicht ist Deine Großmutter jetzt unglücklich, weil sie die die früheren vertrauten ollen Nachbarn, die unfreundliche Bäckersfrau und den piefigen Pfarrer nicht mehr um sich hat - mit denen sie aber jahrelang klar gekommen ist.
Vielleicht lässt sie diese Unsicherheiten an Deinem Opa aus.

Vielleicht ist Deine Oma aber auch unglücklich, weil sie dem Wohnortwechsel zugestimmt hat und jetzt merkt, dass er nicht gut für sie ist.

Du könntest sie fragen - siehe oben - welche Vorteile sie sich vom gemeinsamen Leben versprochen hat, als sie zustimmte.

Wenn nichts mehr zu ändern ist, würde ich zu dickem Fell, klaren Absprachen und Humor raten:

Wenn die Alten sich streiten wollen, sollen sie sogleich ihre Räume aufsuchen und dort weiter debattieren. Kein Krieg und keine Erklärungen im gemeinsamen Wohnzimmer - nie - basta.

Vorschläge von Euch - gut. Wenn sie das nicht wollen - auch gut.

Es gibt ein Leben ohne Seniorentanzkurs und von welkem Gemüse stirbt man nicht.

Alte Leute haben ihre eigenen Vorstellungen - auch wenn es den jungen nicht passt. Und alte Leute sind zäh. Am besten, ihr lasst sie machen.

Und beim Nächstenmal überlegt Euch das gut mit dem 3-Generationen-Haus.

LG
Maralena

Hallo littlepeanut,

ich denke, Ihr habt da verschiedene „Baustellen“:

1.) Die „Streitkutur“ deiner Großeltern untereinander.
2.) Deine Oma will ihr altes Umfeld zurück.
3.) Die nicht unbekannte Gratwanderung zwischen Hilfe/Unterstützung und Bevormundung.

Die Streitkultur Deiner Großeltern werdet ihr kaum ändern können - und das geht Euch so genommen auch nichts an. Allerdings sollten diese Streitigkeiten nicht in Eurer Gegenwart ausgetragen werden. Ihr als „Restfamilie“ habt schon das Recht, den beiden zu sagen, dass sie sich bitteschön in Eurem Beisein zusammenreißen können.

Zusammenleben heißt eben auch, Regeln aufzustellen.

Ich lebe hier auch in einem 3-Generationen-Haus, was am Anfang, als meine Oma bei meiner Mutter nebenan einzog, nicht einfach war, da meine Oma schon recht zickig und dominant ist. Ich habe sie dann auch mal etwas lauter gemaßregelt, wenn sie mal wieder meinte, meine Mutter als Dienstmädchen zu missbrauchen oder sich an bestimmte Regeln nicht halten zu müssen.

Zu diesen Regeln gehört, dass meine Oma nicht erwarten kann, dass wir ihren Tagesablauf teilen (meine Mutter isst mittags nicht warm, liest abends lieber ein Buch statt TV mit ihr zu sehen etc.). Aber auch „No-Gos“ (z.B., dass unsere Hunde keine Essensreste bekommen). Lach, bei Letzterem flog dann auch mal das eine oder andere Fleischstück durch die Küche!

Auf der anderen Seite musste meine Mutter lernen, dass meine Oma eben andere Vorstellungen mitbringt; besonders, wenn es um die Haltbarkeit von Lebensmitteln geht. Meine Oma ist über 90 Jahre - und daran wird sie gewiss nicht sterben! :smile: Aber auch, dass sie meiner Oma nicht alles abnehmen darf. Das führte nämlich auch häufig zu Missverständnissen. Meine Oma hat z.B. jahrelang gekocht. Nun meinte meine Mutter, abends bereits eingefrorenes Fleisch rauszunehmen. Zwar hat sie es meiner Oma gesagt, aber in meiner Oma steckt es so drin, für sich selbst zu sorgen, dass sie ebenfalls Fleisch rausnahm. Resultat: Meine Mutter war genervt („Ich habe es Dir doch gesagt!“) und meine Oma verunsichert.

Am Anfang war es (daher) auch so, dass meine Oma sich eher als Gast, denn als Mitbewohner gefühlt hat. Es hat eine ganze Zeit gedauert, bis sie ihr neues Zuhause auch als solches angenommen hat. Das dauert bei älteren Menschen eben etwas länger.

Was Unternehmungen/Animation angeht: Meine Oma sitzt auch am liebsten in ihrem Wohnzimmer. Soll sie! Meine Mutter rätselt und liest sehr gern. Wenn daher ein Rätsel oder Buch rumliegt, nimmt meine Oma dies auch mal in die Hand - allerdings „freiwillig“.

Vor 1,5 Jahren haben wir beim Besuch meiner Nichte und meines Neffen unser altes „Familienspiel“ Rommé wiederentdeckt. Am Anfang meinte meine Oma, „Ich kann das nicht mehr!“ und wir haben sie auch nicht überredet. Dann kam sie von sich aus - lach, mittlerweile ist sie schon bockig, wenn wir einen Tag kein Rommé spielen.

Was ich damit sagen will: Anreize kann man schaffen, aber die Entscheidung fällt der Mensch (egal, wie alt er ist) immer selbst.

Vielleicht findet Ihr ja gemeinsame Aktivitäten, die Deine Großeltern animieren könnten?!

Was die Hilfe/Unterstützung angeht: Hier spielt nun einmal die Eitelkeit und die fehlende Einsicht zur Notwendigkeit eine große Rolle. Wenn ich mich nicht mehr bewege, brauche ich keinen Rollator, wenn ich nicht lese, brauche ich keine Brille, wenn ich die anderen nicht verstehe, sprechen sie zu leise/undeutlich etc. Dass das Umfeld es anders sieht, ist ein schlechtes Argument und führt zur Verweigerung.

Aber es gibt eben auch Momente, die das Zusammenleben mit dieser Verweigerung erschweren. Meine Oma ist extrem schwerhörig, hat sich aber stets vehement gegen ein Ohrgerät gesträubt. Ihr TV dröhnte durch das ganze Haus, meine Mutter und ich waren chronisch heiser und genervt, alles wiederholen zu müssen. Da haben wir unsere Oma „entmündigt“, haben Termine beim Ohrenarzt/Hörstudio gemacht. Und siehe da: Meine Oma hat das Gerät vom ersten Tag angenommen und mitbekommen, wie ihre Lebensqualität gestiegen ist, sich mal wieder unterhalten zu können.

Einen Rollator würde ich ihr auch aufdrücken, wenn es häufiger Situationen gäbe, in denen man selbst eben nicht mal einen Arm zur Stütze frei hat. Das schränkte mich ein! Ihre Einschränkung ist ihre Einschränkung, was aber nicht bedeutet, dass ich mich davon einschränken lassen muss.

Da meine Oma auch langsam vergesslicher wird, schreiben wir „Zettelchen“ (z.B. wenn meine Mutter morgens mal wegen Termine weg muss). Das hört sich „entmündigend“ an, ist aber entspannter, als sich in destruktive Diskussionen zu begeben, die damit anfangen: „Das hat mir keiner gesagt!“

Viele Worte, kurzer Sinn: Solange Deine Großeltern mit ihren Einschränkungen leben können und diese Euch nicht direkt belasten, ist es ihre Sache. Wenn ihr Euch eingeschränkt fühlt, ist es Euer Recht, Regeln aufzustellen (besonders bezüglich des Ortes ihrer Streitaustragung).

Was die Animation betrifft: Schaut mal, ob ihr gemeinsam etwas findet. Wie wäre es, die Nachbarn mal auf einen Kaffee einzuladen?

Viele Grüße und einen guten Rutsch

Kathleen

grüß dich,

wenn die beiden sich nur untereinander streiten und euch nicht in ihre Streiterein reinziehen, dann lass sie doch. Ich habe den Eindruck, dass die beiden einiges aufzuarbeiten haben. Wenn du helfen willst, dann nimm sie dir einzeln vor. Vielleicht heult sich die Oma bei dir aus und du kannst sie besser verstehen und trösten. Und vielleicht bringst du den Opa dazu, Stellung zu nehmen zu den Anklagen seiner Frau und auf sie einzugehen, statt sich hinter bzw. vor dem Fernseher zu verschanzen. Aber ansonsten ist es ihr Leben, mit dem sie beide klar kommen müssen. Mehr als Angebote machen zur „Integration“ in die gesamte Familie und Neuorientierung im Umfeld kannst du nicht machen.

Alles Gute,
Hannelore (mein Mann und ich sind etwa in dem selben Alter wie deine Großeltern)

Hallo,

wie wäre es, wenn Ihr der Oma vorschlagt mal einen Besuch bei den alten Nachbarn umzusetzen?
Vielleicht die alten Kontakte- ein wenig pflegen, so daß sich Oma nicht ganz so verkehrt fühlt, wie sie es wohl tut!?

Ich kann mir gut vorstellen, daß in diesem Ausgeliefertsein der Wohnsituation Deine Oma schon sehr unzufrieden ist.
Sie wird immer was finden, was nicht passt…warum auch nicht, wenn sie sich grundsätzlich nicht am richtigen Platz fühlt?

Haben sie vorher alleine gelebt? Dann ist es doch auch ein immenser Stress, wenn nun ständig jemand da ist, ständig jemand mitredet, gegen den eigenen Ärger immer nur geredet wird…sie darf ja noch nicht mal rummotzen wie sie will :wink:

Ob Deine Grosseltern einen rüden Ton zueinander haben- muss Dir egal sein.
Man bekommt es doch nur mit, wenn man zusammenlebt und vermutlich war es nie anders.

Ich würde mich da eher zurückhalten udn zurückziehen, denn Du wirst da kein Verhalten ändern und brauchst mal sicher nicht darauf warten, daß Deine Oma nun gross nach Gründen suchen will.

Schnapp Dir die Oma und den Opa- besucht alte Nachbarn…fahrt vielleicht mal zu ner Messe (falls sie damals zur Kirche gegangen sind)- besucht alte Plätze.
Damit könnte der Abschied der alten Zeit was leichter gehen…selbst, wenn dann die Unzufriedenheit noch grösser werden könnte.
Ein so soziales Umfeld aufzugeben ist nie leicht- und für alte Menschen ganz sicher sehr sehr schwer.

kitty