Großhändler für Handtaschen! Selber herstellen?

Hallo,

ich habe ein Gewerbe angemeldet um bei Ebay zu handeln. Da ich erst meine Ausbildung beendet habe wollte ich das ganz langsam angehen um keine Fehler zu machen. Deswegen habe ich mit Bekleidung aus Deutschland angefangen. Das heißt, ich habe einen Großhändler gefunden und dort Textilien eingekauft. Das ganze läuft aber nicht so gut wie erhofft. Deswegen wollte ich es riskieren und mit meinen eingentlichen Vorhaben anfangen. Ich möchte Handtaschen verkaufen. Schöne ausgefallene Handtaschen.

Bei der Suche nach Großhändlern habe ich auch viele Adressen gefunden, meist im Ausland. Aber halt noch nicht wirklich viele. Und die Taschen sind mir meist zu „brav“. (möchte gerne mit Muster, Pailletten, Stickereien, Replicas)

Jetzt zu meiner Frage: kann mir einer ein Tipp geben wo ich Großhändler für Handtaschen finde. In Deutschland oder im Ausland (Italien, Vietnam, Thailand, USA etc.)

Die meisten Adressen kenne ich schon, www.werliefertwas.de, europages.de, kompasss-deutschland.de , zentrada.de. Da wurde ich nicht fundig.

Und meine zweite Frage: wenn ich selber Taschen herstellen will, wie muss ich da vorgehen? Kann ich einfach zu einer Fabrik gehen und ihnen ein Fotos von Taschen zeigen die ich gerne produzieren möchte, oder muss ich schon mit einem „Prototyp“ vorbeigehen?

Vielen Dank
Ramona

Hallo Ramona,

nach dem Lesen Deines Postings beschleicht mich die Ahnung, daß Du möglicherweise noch einmal über Dein Geschäftskonzept nachdenken solltest. Der Handel mit Klamotten ist keine besonders originelle Idee, weil Du Dich in Konkurrenz zu tausend Billiganbietern und Versandhändlern begibst, die zu lausigen Preisen verkaufen und deren Einkaufspreise Du nicht bekommst.

Über den Preis zu verkaufen, taugt nichts. Du brauchst eine spezielle Zielgruppe, die nicht jeder Hans und Franz bedient. Die Zielgruppe, das können besonders dünne oder dicke, kleine oder groß gewachsene Leute sein. Es können aber auch Leute mit besonderen Vorlieben oder Allergien oder was weiß ich sein. Mit Kleidergröße 40 wird die kauflustige Frau überall totgeschmissen und deshalb hat der Otto-Versand diese Größe im Sortiment. Bei Größen ab 68 aufwärts bist Du den Otto-Versand als Wettbewerber schon mal los. Das soll nur ein Beispiel für eine Zielgruppe sein.

Ein paar Überlegungen zum Vertriebsweg können auch nicht schaden. Eine Handtasche von Gucci, Modell „Überkandidelt“, mag für den Kenner ein Begriff sein. Da gibts ein festes Preisgefüge und das könntest Du unterbieten - falls Du überhaupt beliefert wirst. Aber damit bist Du wieder auf der elenden Preisschiene, weil Du irrigerweise glaubst, mit weniger Verdienst als die Wettbewerber auskommen zu können. Wenn Du aber unbekannte Handtaschen verkaufen willst, egal wie toll die Dinger aussehen, kannst Du die Sachen über Ebay nur verschleudern. Dem Kunden fehlt ein wesentlicher Teil des Kauferlebnisses, nämlich das Befühlen und Befummeln der Sachen. Die Käuferin will sich mit der Handtasche im Spiegel sehen, bevor sie ihr Bestes herausrückt - ihr Geld. Ich finde, es würde viel mehr Spaß machen, eine Handtasche für 500 € zu verkaufen, als 10 Handtaschen zu je 50 €. Deshalb würde ich nicht über den Preis und nicht über Ebay verkaufen.

Mich fragt ja keiner. Aber falls mich jemand fragt, würde ich die Dealerei mit Handtaschen so aufziehen: Zunächst würde ich Ideen skizzieren, eine Materialauswahl treffen und sodann Muster fertigen. Wer das nicht will/kann, sucht sich jemanden dafür, z. B. an einer FH für Gestaltung o. ä… Danach würde ich mich auf die Socken machen und geeignete Vertriebspartner suchen. Nein, keine einschlägigen Geschäfte, sondern Stellen, wo sich sich die zahlungskräftige und modebewußte Frau von Welt aufzuhalten pflegt. Das könnten Friseure sein oder Cafés oder Wellness-Hotels oder Gymnastik-Studios oder … Dir fällt bestimmt noch mehr ein. Jedenfalls würde ich gute Ware nicht billig verkaufen. Wat nix kost, dat döcht ock nix. Manch einer, der zu wenig verkauft, ist schlicht zu billig.

Diese Erfahrung habe ich selbst hinter mir. Vor Jahrzehnten entwickelte ich ein wirklich gutes Produkt. Dann addierte ich meine Materialkosten, schlug noch etwas für Vertrieb und Gewinn drauf und bot das Produkt für damals 2.000 DM an. Erfolg: Null! Binnen zweier Jahre verschließ ich mit irrwitzig vielen Kilometern durch halb Europa ein Auto für Vertriebstouren und gab ein Vermögen für Inserate in Fachzeitschriften aus. Nicht ein einziger Verkauf. Es war so maßlos traurig und ich war noch sehr unerfahren. So brachten mich erst Gespräche mit alten Hasen auf das richtige Gleis. Es war nur ein Versuch. In meiner Verzeiflung verzehnfachte (!) ich den Preis, 20.000 DM pro Stück und das zunächst Unglaubliche geschah: Das Geschäft brummte! Später fragte mich ein älterer Berufskollege, was geschieht, wenn ich meine Preise um 10% anhebe. Ich antwortete, daß ich dann 10% mehr erlöse. Nächste Frage: Was geschieht bei einer Anhebung um 20%? Auch weiter nichts, außer, daß ich dann 20% mehr erlöse. Wer die Lektion gelernt hat, muß nur darauf achten, auf dem Teppich zu bleiben. Der Preis muß in einem angemessen erscheinenden Verhältnis zum Nutzen für den Kunden stehen, worin der Nutzen auch immer bestehen mag. Bei Investitionsgütern steht eine Kosten-Nutzen-Rechnung dahinter, bei Modeartikeln sind es Zeitgeist, Image oder ähnliches.

Ich kann hier die Richtung nur anregen. Eine Rolex für 50 € würde die Marke augenblicklich zerstören, denn jede billige Armbanduhr von Casio zeigt die Zeit mindestens ebenso genau an. Ein billiger Porsche wäre nur noch ein unpraktisches Auto mit zu wenig Kofferraum. Laß’ es Dir einmal durch den Kopf gehen. Nimm jedenfalls nicht Ebay, nicht die Billigschiene.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

vielen Dank erstmal für deinen Beitrag und Tipps.

Ich erzähle mal kurz was über meine Situation. Ich bin mit meiner Ausbildung (verlag)gerade fertig und wurde nicht übernommen. Jetzt bin ich arbeitslos und es sieht nicht gut aus das ich sobald was neues finde. Ich bekomme Arbeitslosengeld und da man die Möglichkeit hat noch 165 Euro im Monat nebenbei zu verdienen, wollte ich diese Chance nutzen um ein Gewerbe anzumelden. Mein Traum war es immer mal ein Mode und Accessoires Geschäft zu betreiben. Nur das ich nicht wirklich an die Verwirklichung glaubte. Aber nachdem ich Arbeitslos wurde, habe ich nachgedacht, mich informiert und fand heraus das ein Gewerbe anmelden gar nicht so schwer ist wie ich dachte. Durch die vielen Möglichkeiten die es jetzt gibt, z.B. Ich-AG, kann man auf ein bißchen Unterstützung hoffen. Als Kleingewerbe kann man Umsatzsteuerbefreiung beantragen (bin mir aber noch nicht sicher ob ich es beantrage), Kontoführung ist auch vereinfacht beim Kleingewerbe.

Deshalb kam ich nach Beratung mit meinen Eltern auf die Idee es mal zu versuchen. Ich nenne es Testphase (nicht lachen oder schimpfen). Das klingt erstmal unprofessionel, ich weiß, aber für mich persönlich ist es eine gute Möglichkeit sich erstmal an die Sache heranzutesten, ohne großen Verlust zu machen. Ich habe nur wenig EK gehabt, habe mir ein paar Großhändleradressen gesucht, bin hingefahren und habe eingekauft (im nachhinein die falschen Sachen). Ich habe mir bei Ebay eine Schaufensterpuppe gekauft, hab schöne Fotos gemacht, habe eine wirklich gute (denke ich persönlich) Homepage dafür gebastelt und alles bei Ebay reingestellt. Ebay deshalb, weil ich ja keine Geschäftsräume oder ähliches habe, und bei einen eigenen E-Shop ist es schwer sich in der großen Maße zu behaupten und auf sich aufmerksam zu machen. Ich habe auch schon die Verpackung besorgt und mir Visitenkarten erstellt um einen guten u. seriösen Eindruck zu vermitteln. Ich habe auch durch Privatverkäufe viele positive Bewertungen erhalten, bin kein unbeschriebenes Blatt, man kann mir als Ebayer vertrauen. Man sieht, ein bißchen Gedanken habe ich mir schon darüber gemacht.

Mein Nachteil bei der Sache ist glaube ich das ich selber meine Fotos mache und das sieht halt nicht so schön aus wie ein Katalogfoto. Da ist die Konkurrenz natürlich im Vorteil.

Am Anfang will ich auch nicht so viel Gewinn machen, wegen den erlaubten 165 Euro im Monat. Ich will erstmal lernen, alles im kleinen Umfang aufziehen, kleine Fehler machen ohne gleich in den Ruin zu treiben (ist natürlich überzogen) und ein bißchen Gewinn dabei für mich herausschlagen. Und wenn ich den Dreh raushabe und bereit bin, dann erst.

Mein Traum wäre der Handtaschenshop mit auch eigenen Kreationen. Dafür hast du mir schon tolle Tipps gegeben. Mit der FH meine ich.

Vielen Dank nochmal

Gruß
Ramona

Hallo Ramona,

Am Anfang will ich auch nicht so viel Gewinn machen, wegen den
erlaubten 165 Euro im Monat.

ich kann mich irren, aber wird den ein Mehrverdienst nicht einfach nur an- bzw. verrechnet? Du kannst doch mehr verdienen ohne finanzielle Einbußen zu haben. Was ich damit sagen will: Möglichst wenig Gewinn machen zu wollen, ist nicht wirklich eine gute Strategie.

Ich kann Dir wirkich nur empfehlen, Wolfgangs Beitrag noch einmal gründlich zu studieren. So günstig kommst Du nicht noch einmal an eine (fast) ausgereifte Geschäftstrategie. Ich hätte dafür 2.000 20.000 Euro in Rechnung gestellt.

Gruß,
Christian

Hallo,

ich weiß nur das ich 165 Euro im Monat verdienen darf. Am Ende des Jahres wird dann geschaut ob ich mehr verdient habe und das wird dann an- bzw. verrechnet. Das ist mir klar.

Da ich arbeitslos bin werden alle Versicherungen (Krankenver. etc)momentan vom Arbeitsamt übernommen. Falls ich aber mehr als 165 Euro verdienen sollte, sagen wir 550 Euro, dann wäre es doch so als wäre ich nicht mehr arbeitslos sondern richtig erwerbstätig. Und ich weiß nicht genau ob dann am Ende des Jahres das Arbeitsamt sich hintergangen fühlt und ich die Versicherungsbeiträge nachzahlen muss. Und die wären ziemlich hoch.

Gruß
Ramona

PS: über Wolfgangs Beitrag bin ich ehrlich sehr froh gewesen. Ich habe mich auch schon in der ersten Mail bedankt.

Stell dir vor, da kommt ein Kaufhaus und will 1000 von deinen desingnten Taschen haben.

sagst du dann: tut mir leid, ich kann nur 165 euro verdienen und daher liefer ich nicht.

gruss

Hallo,

wenn es soweit wäre das ein Kaufhaus zu mir kommen würde und 1000 Stück meiner Taschen kaufen will würde ich zum Arbeitsamt gehen und sagen: So Leute, ich mache mich jetzt selbstständig. Sie müssen mir kein Arbeitslosengeld mehr zahlen.

Aber da es nicht soweit ist, möchte ich natürlich auch nichts tun was dem Arbeitsamt erlauben würde mir mein Arbeitslosengeld zu streichen, da ich mehr als die „erlaubten!!!“ 165 Euro verdient habe.

Du wirst hoffentlich einsehen das ich nicht riskieren will ohne ein Cent auf der Straße zu stehen.

Des weiteren hoffe ich das mir jemand auf meine Frage antwortet und mir diesbezüglich gute Tipps gibt, so wie der Beitrag von Wolfgang.

Gruß
pliciu

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Hi,

Des weiteren hoffe ich das mir jemand auf meine Frage
antwortet und mir diesbezüglich gute Tipps gibt, so wie der
Beitrag von Wolfgang.

Was soll man denn Wolgangs Beitrag noch hinzufügen?

Und mein Beitrag war ebenfalls ein Tipp in Ergänzung zu der Anmerkung von EXC.

Man kann und soll nicht das Risiko einer Selbständigkeit eingehen und den Umsatz/Verdienst so planen, daß man seine Sozialbezüge nicht verliert, sondern so, daß man von seinem Tun leben kann. Alles andere kostet Geld, bringt nichts, macht Schulden und man ist hinterher nicht nur arbeitslos und gescheiter, sondern ärmer als vorher.

Aber daß diese Ermahnung bei Gründern nicht ankommt ist mir bekannt, also mach dich unglücklich, wenn du unbedingt willst.

Das Märchen, daß Leute mit begrenzter Umsatz-/Einkommenserwartung bei EBAY erfolgreich sind ist halt nicht auszurotten. Die, die erfolgreich sind machen Umsätze und streben noch höhere Umsätze an, begrenzen diese aber nicht nach oben.

gruss

PS: Grundzüge der Betriebswirtschaft würden dir gut tun.

Ok, alles klar. Ich wollte nur ein paar Tipps haben. Aber in diesen und anderen Forums gibt es immer leute die sich einmischen und anstatt positive hilfreiche Beiträge zu posten, lieber alles ins negative ziehen und die Hilfesuchenden mehr oder weniger fertig machen.
Ich kam in diesem Forum mit einer Frage auf die ich keine Antwort wusste, deswegen sind solche Foren ja da. Gegenseitig helfen und nicht angreifen war glaube ich der Hauptgedanke. Egal, ich nehme mir Wolfgangs Beitrag sehr zu Herzen. Dieser Beitrag hilft mir wenigstens.

Hallo zusammen,
Besten Dank an Wolfgang für die Antwort! Ich bin auch selbständig und habe erst heute realisiert, dass meine Preisstrategie sehr schlecht ist! Meine Preise sind einfach zu niedrig für handgefertigte Klamotten mit afeikanischem Stoff!
Danke nochmal an euch! Ich glaube mein Unternehmen wird nächstes Jahr dank euch viel besser laufen!
VG
Nelie
www.madebyafricans.de