Grundeinkommen


Würde Grundeinkommen eher zu niedrigerem oder höherem Gesamteinkommen - volkswirtschaftlich betrachtet - führen?
[Grundeinkommen könnte beispielsweise dazu verführen, nicht zu arbeiten]

Und daraus folgend die weite Frage:
Welchen Einfluss hätte ein Grundeinkommen auf die Preise?

Keinen…
Fallend…
Steigend…

awM

Bitteschön: https://blog.zeit.de/herdentrieb/files/2017/09/wirtschaftsdienst_9_2017_Petersen_Bedingungsloses_Grundeinkommen.pdf

Hallo,
ich --hab-- hatte zwar eine Idee, wie man das modellieren/simulieren könnte, ist aber hier kaum darstellbar. Ich hatte einen ewig langen Text (gibt’s auf Anfrage) mit der Modellbeschreibung, meinen Annahmen und wie man was wo schlußfolgern könnte.

Aber erstens: Durch anderer Leute Modelle mal eben durchzusehen, ist allein schon schwer. Fehler finden noch viel schwerer. Und zweitens: Mein Modell macht rein mathematisch gar nichts, da wird im wahrsten Sinne irgendwo was abgezogen und irgendwo wieder hinzuaddiert. Kumulative Größen wie GNI oder GDP interessiert so etwas nicht.

Es gibt lediglich ein paar Freiheitsgrade mehr, und deren Besetzung hängt allein von politischen Fragen ab bzw., wenn die Politik in bestimmten Situationen keine Aussage machen möchte, fehlen einfach empirische Daten, um da sinnvoll etwas sagen zu können.

Konkret zum Vorschlag von Yang (einfache Umverteilung, M0 unverändert): Hier würde ich mir eher die Frage stellen, welche Auswirkungen ein solches Handeln auf die Unternehmenskultur hat. Aber auch hierfür fehlen Daten. Im großen und ganzen passiert gar nichts, außer daß der Gini-Koeffizient minimal kleiner wird und es ein paar mehr Instabilitäten gibt.

Ich hätte mich anders ausdrücken sollen: Man kann ein mikroökonomisches Phänomen (jeder Haushalt bekommt Geld) nicht makroökonomisch messen, wenn nicht das makroökonomische Modell nur ein Aggregat mikroökonomischer Größen ist.

Hallo,
wenn deutlich weniger Produkte und Dienstlestungen „hergestellt“ werden wie heute, muessen die Preise steigen, bis es fuer alle reicht. Wird viel hergestellt, sinken die Preise. Zusaetzlich geht manche Theorie zum Grundeinkommen von Steuerreduzierung auf Arbeitseinkommen aus, dafuer wird die Produkte ein Preisaufschlag fuer allgemeine Arbeiten treffen.

Die Aussagen sind richtig, aber völlig unabhängig vom Grundeinkommen. Es geht ja um genau solche empirischen Werte: Wieviele Leute werden ab wieviel Geld mehr aufhören zu produzieren (damit das reale GDP verknappen) bzw. andersherum wieviele Leute würden bis zu wieviel Geld mehr sofort mehr konsumieren (damit das nominelle GDP erhöhen).

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Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens von Götz Werner beruht auf dem Prinzip der Verbrauchssteuern. Wer viele Bedürfnisse hat, zahlt viel Steuern. Mit dem Grundeinkommen wird ein sehr bescheidener Lebensstil möglich. Alles was darüber hinaus geht, unterliegt einer hohen Verbrauchssteuer. Um gut leben zu können, muss man arbeiten. Im Modell G. Walter ist ein Mehrwertsteuersatz von 40 % die volkswirtschaftliche Basis. Die Arbeit, die bei uns derzeit hoch besteuert wird, soll in diesem Modell nicht besteuert werden. Damit bleibt man international wettbewerbsfähig. Um das Modell des bedingungslosen Grundeinkommens ranken sich heute abenteuerliche Vorstellunen von der wunderbaren Geldvermehrung. G. Werner hat das Modell aber als Modell einer Leistungsgesellschaft entwickelt, in dem soziale Absicherung gegeben ist, Leistungsanreize weiterhin bestehen und sehr viel Aufwand bei der Verwaltung im Sozialwesen und im Steuerwesen entfallen würde.
Es ist ein Modell des liberalen Gedankens.
Udo Becker

Hallo,
die Aussagen muessen vom Geld geloest werden, muessen vom preisbewerteten Massstab geloest werden. Die Frage ist doch, ob genuegend Stueck Seife hergestellt werden. Die Frage ist nicht, ob diese Seife mehr oder weniger als heute kostet. Nicht, ob das Bruttoinlandsprodukt in Geld gerechnet steigt oder sinkt, sondern ob das Bruttoinlandsprodukt „in Stueck“ steigt oder sinkt.
Meine Prognose, es werden mit Grundeinkommen einige Leute sich weniger knechten lassen, sie muessen dann nicht mehr in dem Ausmass schlechte Arbeiten oder schlechtbezahlte Arbeiten machen, sondern die Arbeitnehmerseite wird sich die Arbeit eher aussuchen koennen als heute. Wenn schon dreckige Muellabfuhr, dann arbeite ich dort nur gut bezahlt.

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Erstmal ist das reale GDP (anders als das nominelle) bereits „in Stück“, damit hast Du nochmal genau das wiederholt, was ich auch angemerkt habe. Also danke dafür.

Dann zweitens: Ich zweifle ja nicht an Deiner Prognose (oder an irgendeiner anderen), ich merke jedoch an, daß es eben bislang keine empirischen Daten, sondern ausschließlich Prognosen gibt.

Du argumentierst zudem auf Basis des homo oeconomicus, der sofort den Job kündigt und in eine andere Stadt zieht, wenn es dort 0.20 EUR mehr pro Stunde gibt. Nicht falsch und sicher die beste Annahme, wenn man sich nicht traut irrationales Verhalten mitzumodellieren. Ich warte lieber auf die harten Zahlen.

Aktuell wird ja das Experiment in Finnland ausgewertet. Sieht ja erstmal nicht berauschend aus, die Grundeinkommensbezieher arbeiten mehr, fühlen sich aber glücklicher. Selbständige aus der Testgruppe haben obendrein ca. 21 EUR weniger verdient.

Ich persönlich sehe Grundeinkommen wie eine umgekehrte Lotterie, bei Lotto zahlen alle und einer ist der Glückliche, beim Grundeinkommen zahlt einer und alle sind die „Glücklichen“. Wenn man also dem umgekehrten Lotto (Grundeinkommen) einen positiven Effekt (aufs z.B. GNI) unterstellen will, dann wäre der Effekt in einer Gesellschaft ohne Grundeinkommen neutralisiert (GNI ist wieder „normal“) und folglich in einer Gesellschaft ohne Grundeinkommen aber mit Lotto negativ. Letzteres ist aber die Gesellschaft, in der wir leben, und ich denke die Implikation (daß Lotto einen negativen Effekt hat) ist falsch, also war die Annahme (daß Grundeinkommen etwas Positives ist) falsch (oder alternativ ist die Modellierung als umgekehrtes Lotto falsch).

Stellvertretend hier bei dir:
Ich habe zu meinem Thema leider nicht ansatzweise Randbedingungen genannt. Ich muss da stark einschränken, und, meine erste Frage nehme ich nach diversen Überlegungen zurück. Also nur die zweite Frage: Welchen Einfluss hätte ein Grundeinkommen auf die Preise?

Ich gehe dabei davon aus, dass ein Grundeinkommen alle betrifft, also auch Kinder, Hausfrauen usw., die bislang nicht erwerbstätig sind. Es werden zusätzlich viele Bürger - im zweistelligen Millionenbereich - über Geld verfügen, beispielsweise 1.000 EUR/Monat.
Finanziert wird dies durch Umverteilung - eine andere Möglichkeit wie Steuerfinanzierung halte ich für absurd - von oben nach unten.

Welche Auswirkungen könnte dies auf Grundversorgungskosten wie Miete, Lebensmittel, Mobilität (ÖPNV,…) haben?

Dass sie weiter „geknechtet“ werden wäre übrigens eine Vermutung von mir.

awM