Hallo,
ich weiß nicht, warum man immer gleich vollkommen wahnwitzige
Irrsinnsgeschwindigkeiten heranziehen muss, wenn sich jemand
über überzogene Gängelei und Abkassiererei beschwert.
200 km/h ist keine irrwitzige Geschwindigkeit, sondern eine, die bei freigegebener Geschwindigkeit auch gefahren wird und zwar fast unabhängig von der Verkehrslage. Dank großformatiger Direkteinspritzer kann man auch im vergleichsweise dichten Berufsverkehr innerhalb von 15 Sekunden auf 200 beschleunigen und alles, was geht, wird irgendwann auch mal gemacht.
Kassiert wird aber im massiv zunehmenden „Massengeschäft“ mit
automatisierten Anlagen bei genau denjenigen, die sich nicht
zu sklavisch an immer massivere Beschränkungen halten, aber -
durchaus ohne konkrete Gefährdung - lediglich schneller als
gerade ausgeschildert, und eben nicht vollkommen
verantwortungslos schnell fahren.
Bei letzteren wird aber auch kassiert und zwar deutlich mehr als bei denen, die sich für eine niedrigere, aber dennoch nicht erlaubte Geschwindigkeit entschieden haben. Ob man sich an die Begrenzungen hält oder nicht, ist in den allermeisten Fällen eine bewußte Entscheidung, für die man - wie für alle Entscheidungen - am Ende auch die Verantwortung übernehmen muß.
Natürlich kann man sich über jede zweite Geschwindigkeitsbegrenzung aufregen, ihren Sinn anzweifeln und hinter ihr eine Variante der ja so präsenten „Abzocke“ durch unseren Staat vermuten. Oder man kann einfach akzeptieren, daß das Schild da steht und davon ausgehen, daß es seinen Sinn hat, auch wenn man ihn auf den ersten Blick nicht erkennt, und sich an die Beschränkung halten (oder eben die Folgen in Kauf nehmen).
Nur weil nicht ständig Hirsche auf der Autobahn herumstehen, kann man das „Wildwechsel“-Schild nicht abmontieren, denn zehnmal im Jahr steht dann vielleicht doch mal ein Tier auf der Straße und glotzt einen blöd an, während es durch die Frontscheibe fliegt. Schleudergefahr besteht auf Brücken auch nicht ganzjährig, sondern - je nach Lage - an 10, 100 oder 200 Stunden im Jahr. Trotzdem stellt man das Schild auf, denn schließlich kommt es echt schlecht, wenn man bei Reifglätte das Geländer durchschlägt und 50 Meter nach unten segelt.
Unfallschwerpunkt heißt auch nicht, daß dort jeden Tag zig Autos ineinanderrauschen, sondern daß die Zahl der Unfälle das handelsübliche Maß überschreitet und somit kann eine Stelle (gerade auf Autobahnen), an der es auch nur ein paarmal jährlich aus heiterem Himmel, beim Spurwechsel oder zwischen Motorrad und LKW kracht, durchaus ein Unfallschwerpunkt sein.
Und klar: ein bißchen Lebensrisiko hat jeder zu tragen. Dumm nur, daß die öffentliche Meinung diesen klugen Pfad immer dann verläßt, wenn ein Kind überfahren, ein Radfahrer an einem Unfallschwerpunkt verletzt oder eine Mutter „von der Straße gedrängt“ wird. Da handeln Politik und Behörden im Vorgriff auf den Aufschrei der Bevölkerung und der Presse lieber prophylaktisch und stellen das ein oder andere „überflüssige“ Schilder oder die ein oder andere nicht bedarfssgerechte Bedarfsampel auf.
Einen anderen Punkt möchte ich aber auch noch erwähnen: man sollte sich durchaus mal die Mühe machen und durchrechnen, wie viel Zeit man tatsächlich einspart, wenn man x km/h zu schnell fährt. Entweder ist der Verkehr ohnehin zu dicht, daß man außer mehr Streß kaum etwas erreicht oder die Strecke ist zu kurz, als daß 10, 15 oder 20 km/h über erlaubt etwas bringen würden - oder beides. Dabei kann einem der Bordcomputer auch hilfreich zur Seite stehen. Nur, weil man ab und zu 120 statt 80 fährt, heißt das nämlich noch lange nicht, daß man im Schnitt 40 km/h schneller fährt.
Gruß
C.