Grundrente von Hubertus Heil

Hallo,

Arbeitsminister Hubertus Heil hat, wie inzwischen allgemein bekannt sein dürfte, eine Grundrente von 961€/Monat vorgeschlagen, für Personen, die mindestens 35 Jahre gearbeitet haben. Er polarisiert damit; einige finden, das sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Andere kritisieren seinen Vorschlag und knallen polemisch Vorurteile auf den Tisch.

Eines dieser Vorurteile ist, dass das Geld nach dem „Gießkannenprinzip“ verteilt wird und sich nicht nach der Bedürftigkeit richtet. Es wird argumentiert, dass dann auch Rentner diese Grundrente bekämen, die noch andere Einnahmen (z.B. aus Vermietung) haben und gar nicht auf die Grundsicherung angewiesen wären.

Ich würde diese Diskussion gern in meinem Bekanntenkreis mit sachlichen Argumenten führen. Dafür müsste man aber genau Zahlen kennen. Gibt es Statistiken, die belegen, wie viele Rentner nach 35 Jahren Arbeit weniger als 961 € Rente bekommen und darüber hinaus andere Einnahmen haben? Mit anderen Worten, kann man ausrechnen, wie vielen Rentner die „Gießkanne“ helfen würde und wie viele mit dieser Maßnahme "mehr als nötig“ bezuschusst werden?

Ich würde mich freuen, wenn sich die Diskussion nur auf die Zahlen beschränken würden, um die ich bitte. Andere Fragen (zum Beispiel zur Finanzierbarkeit oder zur „Generationengerechtigkeit") können wir gern in eigenen Beiträgen erörtern.

Grüße
Pierre

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Zitat Focus:
Nach den Vorstellungen von Heil soll drei bis vier Millionen
Geringverdienern die Rente um maximal 447 Euro monatlich erhöht werden.
Eine Bedürftigkeitsprüfung soll es nicht geben, wie er in der „Bild am
Sonntag“ erläuterte. Er rechne mit jährlichen Kosten in Höhe eines
mittleren einstelligen Milliardenbetrags, sagte Heil.

Ohne Garantie - Michael

Das stimmt schon. Aber wenn es eine „Lebensleistungsrente“ o.ä. ist, ist das doch richtig.
Wer 35 Jahre gearbeitet hat, sollte mehr als den Hartz4 Satz an Rente bekommen.
Nicht (nur), um ihm Armut zu ersparen, sondern weil er eben eine Lebensleistung erbracht hat, die man würdigen will.

Ich sehen nicht, warum ein Erbe oder Ersparnisse, die dieser Mensche vielleicht hat, das Recht auf die „Lebensleistungsrente“ schmälern sollten.

Hallo!

Gerade das von Herrn Heil immer wieder gern zitierte Beispiel der „armen Friseuse“, die nach 35 Versicherungsjahren mit ca. EUR 550,00 „abgespeist“ werde, stinkt doch zum Himmel!

Wenn benannte Friseuse für die in 35 Berufsjahren eingenommenen Trinkgelder Beiträge in die Rentenversicherung abgeführt hätte, wäre die ihr zustehende Altersrente deutlich höher.

Zitat aus einer Nachrichtensendung von heute: „Die DRV würde unter der zu erwartenden Belastung mit Sicherheit in die Knie gehen - aber der Steuerzahler wohl nicht!?!“

Man merkt die Absicht des Herrn Heil und seiner Genossen (nämlich den Versuch des „klassischen Stimmenkaufes“ auf Steuerzahlerkosten) und ist mit Recht verstimmt!

Herzliche Grüße

Helmut

Ich danke Dir für Deinen Beitrag. Nur leider hat er nichts, aber auch rein gar nichts mit der Frage zu tun. Für Dich wiederhole ich eine wichtige Bitte nochmals:

Ich würde mich freuen, wenn sich die Diskussion nur auf die Zahlen beschränken würden, um die ich bitte.

Grüße

Hallo Pierre,

ich habe mir noch keine Meinung gebildet, gebe aber Folgendes zu bedenken:

Wer nur 34,5 Jahre gearbeitet hat, dessen Lebensleistung wird mit null Euro anerkannt.

Und dann schau Dir bitte mal die Beispiele in diesem Artikel an:

Hier die Verteilung der Versicherungsrenten in Prozent, für Männer und Frauen getrennt. Andere Einkommensquellen (z.B. Betriebsrenten) sind nicht erfasst.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Ich würde ja erstmal von denen ausgehen, die sowieso schon „Grundsicherung im Alter“ beziehen,
das sind etwas mehr als eine halbe Million:
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Soziales/Sozialleistungen/Sozialhilfe/Grundsicherung/Tabellen/Reiter_03_BL_BQ_2015_DurchschnBetrVerschMerkmale.html

Hier findet man eine ganze Reihe Tabellen zur Rente:

da könnte man bestimmt auch rauskriegen, wieviele Renter eine „geringe“ Rente bekommen.
Allerdings nichts zum Vermögen, was ja für die Rente auch nicht relevant ist.

Beatrix

Das Problem dabei ist allerdings, dass die Grundsicherung nicht von der Zahl der Beitragsjahre abhängt.

Ich habe jetzt heftig gegoogelt, weil ich die Sache ebenfalls interessant finde, aber nicht eine sinnvolle Statistik gefunden. Problematisch dürfte weniger sein, dass eine vermutlich geringe Zahl von Menschen mit einer derart niedrigen Rente zusätzliche Einkünfte hat, als vielmehr, dass viele durch das Raster fallen dürften - nur 34 Jahre eingezahlt, Nachweise für Kindererziehung und Pflege nicht beibringbar, im Familienbetrieb mitgearbeitet etc.pp.

Hallo,
es geht weniger um „arbeiten“ sondern um Einzahlen in unsere Rentenversicherung. erstens. In den Jahren koennte man halbtags oder Vollzeit beschaeftigt sein, dabei viel oder wenig verdienen je nach Beruf und Freizeitbeduerfnis. zweitens Es kommt wohl auch auf die letzten Jahre des Erwerbslebens mehr an als auf andere Jahre, drittens. Aus solchen Lebensumstaenden ergeben sich Rentenpunkte, die zu Rentenzahlungen fuehren. Die Zeit „35 Jahre“ sagt fast nichts. Da sind wir nur auf dem Denk-Niveau des Grundeinkommens, dessen Beduerftigkeit und Hoehe, mehr sehe ich bei Heil auch noch nicht.
Gruss Helmut

Ich würde die Suche nach den Fakten nicht erst da beginnen, wo die Argumente beginnen abenteuerlich zu werden, sondern weit vorher. Wie viele Rentner bekommen heute Grundsicherung und wie viele davon würden mit Heils Konzept besser gestellt? Wird zwischen 35 Jahren in Teil- und in Vollzeit unterschieden?

Den Artikel hier fand ich ganz gut:

Gruß
C.

Eine Frage habe ich dazu: angenommen man kommt auf die 35 Jahre durch sagen wir Kindererziehungszeiten, Pflege und 450 € Job. Steht einem diese Rente dann auch zu?

Hallo,
in dem Diagramm sieht man zB Rentner mit 400 Euro, aber nicht die Info, warum die Rente gering ist, weil vielleicht nur 20 Jahre Rente gezahlt?

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Ich danke allen, die mir geantwortet haben, vor allen Dingen natürlich denen die mir Diskussionsargumente gegeben haben.

Letzten Endes lässt sich also derzeit nicht mit letzter Sicherheit feststellen, wie viele Rentner Grundsicherung erhalten und mindestens 35 Jahre gearbeitet haben bzw. Erziehungszeit angerechnet bekommen. Noch weniger lässt sich sagen, wie viele Rentner geringe Rente beziehen, 35 Jahre gearbeitet haben aber über ein Familieneinkommen verfügen, das über der angedachten Grundrente liegt.

Mit anderen Worten, bzw. aus meiner Sicht: die Argumente der Menschen, die das Gesamtkonzept nur ablehnen, weil einige Wohlhabende noch etwas wohlhabender werden könnten, könnte man als derzeit substanzlosen Populismus bzw. Propaganda bezeichnen.

Während die wahre Crux darin liegt, dass die Menschen unten durch fallen, die weniger als 35 Jahre lang einen versicherungspflichtigen Job auszuüben. Das müssen dann nicht nur „Hausfrauen“ sein, oder „arbeitsscheue Subjekte“, sondern können auch Menschen sein, die Angehörige gepflegt haben, oder (schein)-selbständig waren und eine private Vorsorge „vergessen" haben oder sich nicht leisten konnten.

Grüße
Pierre