Wie kommst du darauf?
ein Haken ist bei der Sache, dass Bauern der Ruf vorauseilt, sie seien extrem belastbar und niemals krank. Von daher muss man sich als Bauer schon auf die Hinterbeine stellen, dass man nicht bloß im Sinn dieser Stereotype wahrgenommen wird, die man dann „irgendwann“ etwa wie Max Frischs Andorranischer Jude auch erfüllt.
Eigentlich bleibt es bei den Fragen, die ich dir schon gestellt habe und auf die du nicht eingegangen bist. Wasch mir den Pelz, aber mach mach nicht nass.
Du willst, dass sich etwas verändert, aber eigentlich dann doch nicht.
Du bist ziemlich überlastet, sprichst das aber da, wo es Entlastung bringen könnte, nicht an. Den Fragen dazu bist du ziemlich ausgewichen. Also der Frage, was die Eltern dazu sagen und ob du überhaupt mal konkret das alles thematisiert hast. Wenn ja, mit welchem Verlauf? Wenn nein, was hindert dich, das zu tun?
Ich hatte auch Fragen gestellt zur Zukunft des Hofs. Auch dazu hast du nur gesagt, dass du ihn übernehmen willst. Nicht aber, in welcher Form.
Auch das hat durchaus Auswirkungen darauf, welchen Weg du gehst.
Ich überspitze das jetzt mal ein wenig:
Du bist jetzt Anfang 20. Deine Familie nimmt nicht im Zweifel als „Helfer“ wahr, nicht aber als künftigen Chef-Bauern. Das ist erst einmal normal. Du warst bisher Befehlsempfänger. Jetzt ziehst du erste Grenzen. Gleichzeitig hast du aber auch irgendwie einen Plan. Du sprichst von Lebensmittelindustrie und Spezialisierung. Gleichzeitig von Abendschule. Das kann irgendwie nebenher sein oder du hast etwas vor, das auch mit dem Hof zu tun hat. Hast du irgendwie über solche Dinge mal mit der Familie geredet?
Es wird höchste Zeit, dass Ihr Euch da alle mal an den Tisch setzt und gegenseitig die Erwartungen auf den Tisch legt.
Diese Übergaben in Familienbetrieben sind meistens nicht völlig reibungsfrei. (Ich habe über viele Jahre solche Unternehmensübergaben gecoacht. Zwar nicht bei Bauern, aber meistens waren das Bäcker. In vielem ähnlich gestrickt.) Je nach Branche kommt dann noch hinzu, dass man maulfaul ist. Es wird halt nicht kommuniziert und wenn, in 3 Wort-Sätzen. (Mit regional unterschiedlichem Satzbau ) Man kann immer nur wieder sagen: Reden. Reden. Reden. Dabei aber bei sich bleiben und für den den Plan haben, wie man sich das idealerweise wünscht. Und genauso wichtig wie reden ist Zuhören. Vom Himmel fällt die Lösung der Situation jedenfalls nicht.