Servus,
abgesehen davon, dass z.B. Zentralheizungen nur deswegen, weil sie in den 1930er Jahren in einigem Umfang installiert wurden, nichts besonders Schlimmes sind:
Das „wir“ ist in diesem Zusammenhang ungefähr vierzig Jahre lang getrennt marschiert - in der BRD galt alles als zwangsläufig dumm, böse oder minderwertig, was in der DDR praktiziert wurde, von der Polytechnischen Oberschule über die flächendeckende ambulante medizinische Versorgung durch Polikliniken bis zum grünen Rechtsabbieger-Pfeil und dem berühmten Ampelmännchen mit Hut. Weil in der DDR neben haufenweise „üblichen“ deutschen Buchstaben-Abkürzungen (die LPG Ernst Thälmann betrieb eine SMA zur neuzeitlichen Versorgung der AK im Weltmaßstab; ob die beiden Bedeutungen von SMA aus Versehen oder mit einem Augenzwinkern geschaffen wurden, sei dahingestellt…) auch die Silben-Abkürzungen der NS-AgitProp (ja, die AgitProp war schon älter als die DDR!) in ÖKuLei, VoPo (nicht mehr mit KRad wie bei Nazis, sondern auf dem Mora MZ ETZ 250 unterwegs - das Mora hat sich nicht recht eingebürgert, allerdings) und natürlich StaSi typisch verwendet wurden, waren solche Sachen im Westen weitgehend ausgeschlossen - Edeka, BePo und Fewa durften bleiben, weil sie schon älter waren, aber „wir“ achteten schon darauf, nicht mit Silbenabkürzungen das blöde Ostzonendeutsch zu benutzen.
Beiläufig: Die Meister im Abkürzen im europäischen Raum dürften nicht die Deutschen, sondern die Franzosen sein: Wer arbeitslos ist, geht zum ASSEDIC, um dort RSA, ATA oder AREF zu beantragen. Soweit die Leistungen des ASSEDIC nicht eh durch Staatsverschuldung finanziert werden, werden Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge zur Sozialversicherung durch die URSSAF erhoben. Die gemeinsame Verwaltung der Gemeinden um Thourotte an der Mündung Aisne / Oise, die wörtlich ungefähr „Gemeinschaft der Gemeinden der Zwei Täler“ heißt, nennt sich selbst kurzerhand CC2V…
Vielleicht, weil Abkürzungen ganz praktisch und üblich sind, um Wort- und Bezeichnungsungetüme auf ein sprech- und lesbares Maß zu stutzen?
Bonus Track: Bei der Wehrmacht bedeutete ArmPfLaz soviel wie Armeepferdelazarett. Man sieht übrigens an dieser Stelle, dass die Möglichkeit im Deutschen, im Stil der berühmten Donaudampfschifffahrtskapitänstochter beliebig lange Reihen von Begriffen aneinanderzukleben, ohne dass das Monstrum seinen eindeutigen Sinn verlöre, zum Abkürzen einlädt, damit man überhaupt noch flüssig schreiben, lesen und sprechen kann.
Schöne Grüße
MM