Hallo,
ich habe einen Gummibaum, der so arg in die Breite wächst, würde gerne einen Ableger von ihm machen… wo sägt/ schneidet man am besten was ab, worauf ist zu achten? Heiße Ratschläge freudig erwartet!
Danke
Kessin
Hallo Kessin,
den Ficus elastica, ich gehe mal davon aus, dass du diesen mit Gummibaum meinst, kannst du mit zwei Methoden vermehren.
Einmal durch Abmoosen : Abmoosen ist eine recht unkomplizierte Art und Weise, wie man ziemlich zuverlässig zu Ablegern kommen kann. Im Gegensatz zu Stecklingen, bei denen die Bewurzelung abgetrennt von der Mutterpflanze erfolgt, wird die Bewurzelung beim Abmoosen an der Mutterpflanze selbst vorgenommen. Hierzu schneidet man einen Ast mit einem scharfen Messer schräg ein. Ein Drittel des Astdurchmessers sollte stehen bleiben. Sodann klemmt man einen unverrottbaren Gegenstand (z.B. ein Plastikstück) in den Spalt, so daß dieser offengehalten wird. Um diesen Spalt herum wickelt man Spagnum-Moos und bindet dieses mit einem Kunststoffseil, einem Stück Draht o.ä. fest. Das Moos, das diesem Verfahren den Namen gegeben hat, wird dann angefeuchtet und von da an immer feucht gehalten. Nach einigen Wochen oder Monaten bilden sich am Spalt Wurzeln. Durch kurzes Abnehmen des Spagnums können Sie dies kontrollieren. Sobald sich genügend Wurzeln gebildet haben, wird das restliche Drittel ebenfalls durchtrennt und die abgemooste Pflanze in lockeres Substrat gepflanzt. Eine erhöhte Luftfeuchtigkeit (Zimmergewächshaus oder Plastiktüte) ist zwar meistens nicht unbedingt erforderlich aber mitunter hilfreich.
Die andere Art der vegetativen Vermehrung geschieht durch Stecklinge : Als Steckling verwendet man meistens einjährige, halbverholzte Triebe, bei bestimmten Pflanzen aber auch ganz junge Triebe. Vorzugsweise zu Beginn der Vegetationsperiode im Frühjahr schneidet man einen oder mehrere Triebe so ab, daß an der Schnittstelle halbverholztes Material vorhanden ist. Ideal sind Triebe, die Blattknospen angesetzt aber noch keine Blätter ausgebildet haben. Die ideale Länge der Stecklinge ist stark pflanzenabhängig; sie kann von wenigen Zentimetern bis zu ca. 30-40 cm reichen. Aus einem langen Trieb kann man durchaus auch mehrere Stecklinge schneiden. Jeder Steckling muß oben mindestens eine Knospe oder ein Blatt besitzen. Mehr als 2 bis 3 Blätter dürfen es aus Gründen der Wasserverdunstung aber nicht sein. Entferne daher an einem Steckling alle Blätter darunter. Verletze nun die Rinde in dem Bereich, in dem der Steckling in das Substrat kommt, stellenweise ein wenig durch ganz leichtes Abschaben mit einem Messer. Denn nur an leicht verletzten Stellen kann sich Kallusgewebe und damit später die Wurzeln bilden. Setze die so vorbereiteten Stecklinge in einen Blumentopf o.ä., wobei das unbedingt luftige Substrat vorher leicht angefeuchtet wird, sofern es zu trocken ist. Wichtig ist, daß das Substrat nur ganz leicht feucht und keinesfalls klitschnaß ist.
Jetzt muß der Steckling an einen warmen (ideal sind ca. 20 bis 25 °C und hellen Ort. Stecklinge mögen zwar einen hellen Standort aber keine direkte Sonne. Auch die Nähe von Heizkörpern ist gefährlich, da oft so hohe Temperaturen erreicht werden, daß der Steckling eingeht; außerdem ist dort fast immer die Luftfeuchtigkeit sehr gering. Wichtig ist auch eine ausgeglichene Luftfeuchtigkeit von möglichst mehr als 60% aber weniger als 80%. Bei zu geringer Luftfeuchtigkeit vertrocknen die Stecklinge, bei zu hoher verschimmeln sie hingegen sehr leicht. Durch Überstülpen einer durchsichtigen Plastiktüte kann man bei Bedarf mit ein wenig Geschick ein günstiges Mikroklima erzeugen. Wichtig ist, daß man mittels zusätzlicher Stäbe verhindert, daß die Stecklinge mit ihr in Berührung kommen (wg. mechanischer Belastung sowie Schimmelbildung durch Kondenswasser) und daß eine ausreichende Lüftung gegeben ist - also keinesfalls die Tüte verschließen. Alternativ kann man auch ein kleines Zimmergewächshaus verwenden. Wenn du die Möglichkeit hast, solltest du das Substrat auf 25 °C temperieren, während die Lufttemperatur nur etwa 20 °C beträgt. Dies fördert die Wurzelbildung und vermindert gleichzeitig die Verdunstung über die Blätter. In allen Fällen muß man regelmäßig einen Ausgleich für verdunstetes Wasser schaffen.Aber dabei nur feucht halten, nicht totgießen.
Viel Erfolg und Gruß
Horst