Gurken slawisch, romanisch und kakanisch

Liebe Dialektiker,

heute bin ich in der (früheren) Gummernsteppe zwischen Gernsheim und Lampertheim herumgegurkt und dabei über etwas aus der Kategorie „Fragen, die die Welt nicht braucht“ gestolpert. Nämlich die Grenzziehung zwischen drei verschiedenen Bezeichnungen für Gurken in den deutschen Dialekten.

Lt. Kluge kommt die Gurke aus dem Slawischen über das östliche Niederdeutschland ins Deutsche, die Gummer aus dem Lateinischen und in einem Sonderweg die Omarge via Österreich donauaufwärts.

Hierzu zwei Fragen:

  • Fällt die Nordostgrenze der Gummer wie bei solchen romanischen Begriffen im Deutschen üblich mehr oder weniger mit dem Limes zusammen, wie weit kommt sie insbesondere rheinabwärts vor?

  • Ist die Omarge, die mir aus dem Raum zwischen Biberach und Ehingen erinnerlich ist, über Vorderösterreich hinaus in D zu finden? Gibt es sie z.B. in bairischen Dialekten irgendwo?

Über Hinweise und Ideen freut sich

MM

Gurken alemannisch
Hallo Martin,

ich möchte nur anmerken, dass die Gurke allhier in Südbaden als Gugummere bekannt ist.

Beste badische Grüße

=^…^=

Servus,

ja, das ist sozusagen die lateinische cucumber wörtlich, ohne abgewetzte erste Silbe.

Dieser Grad an Latein gehört zwischen Aquae Villae und Augusta Raurica ja auch zum guten Ton, sozusagen. Wenn man altägyptische Reben anbaut, steht einem das zu…

Schöne Grüße

MM

2 Like

Hallo,

meine Oma (wäre jetzt 110 Jahre alt) hat zu Gurken immer Kümmerling gesagt. War, soweit ich mich an meine Kindheit erinnere, in diesem Dorf allgemein der Ausdruck dafür.

Ach ja, fand in Bayern - genaugenommen Oberfranken (Fränkische Schweiz) statt.

Gruß
Ingrid

Hallo,Martin,

  • Fällt die Nordostgrenze der Gummer wie bei solchen
    romanischen Begriffen im Deutschen üblich mehr oder weniger
    mit dem Limes zusammen

nach der Karte im dtv-Atlas ja, in etwa.

wie weit kommt sie insbesondere
rheinabwärts vor?

Da entspricht sie ungefähr der nördlichen Grenze von Rheinland-Pfalz.

  • Ist die Omarge, die mir aus dem Raum zwischen Biberach und
    Ehingen erinnerlich ist, über Vorderösterreich hinaus in D zu
    finden? Gibt es sie z.B. in bairischen Dialekten irgendwo?

Die „Omarge“ kommt im dtv-Atlas nicht vor, nur die „Murkn/Umurkn“ (östlich der Inn-Mündung).

Schmeller erwähnt die Bezeichnung „Amurken“, aber ohne Angabe einer Region; auch bei Grimm ist sie zu finden:

im österr. steht aus ungar. umorka entlehntes unmorke, unmurke, umurke, bair. auch amurke

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Gruß
Kreszenz

Hallo Martin,
dazu kann auch ich beitragen:
In meinem Geburtsort 83246 sagten früher die Alten zur Gurke: Gummerer.
Und vielleicht auch von Interesse: Niederländisch: komkommer.

Scheena Gruaß en groetjes

Nastaly

Servus,

schönen Dank für die Funde, die ich ganz interessant finde:

Beide sind versprengte lateinische Gurken in Gegenden, wo ich sie nicht vermutet hätte, vor allem die holländische.

Schöne Grüße

MM

Hallo Kreszenz,

nach der Karte im dtv-Atlas ja, in etwa.

ja, dieser Karte hätte ich gerne am Zeug geflickt, aus vagen Erinnerungen heraus, Gummern seien mir auch schon im Vorgebirge und in der Gegend von Bebra, Thüringen zu, begegnet. Nun, werde ich den dtv-Atlas halt stehen lassen müssen…

Von der ungarischen umorka erzählt der Kluge nichts, diese gefällt mir sehr gut - ungarische Spezialitäten geben der Gurke ein bissel was Exotisches!

Die Omarge aus Oberstadion scheint im übrigen so versprengt im Raum zu stehen wie die Maria Theresia auf dem Marktplatz von Saulgau…

Schöne Grüße

MM

Servus,

schönen Dank für den Fund:

Noch eine versprengte lateinische Gurke, und gleichzeitig ein Beleg für Verschwinden regionaler Besonderheiten, flächiger Angleichung der Dialekte und auch deren Annäherung ans Standarddeutsche.

Schöne Grüße

MM