Gute Anlagestrategien?

Hallo zusammen,

Was macht Eurer Meinung nach, neben der allgemein gültigen Diversifikation, eine gute Anlagestrategie aus?

Was muss an der Strategie verändert werden um auch in Krisenzeiten erfolgreich zu bleiben?

Guten Abend!

Der Duden erklärt den Begriff Strategie mit genau geplantem Vorgehen. Das aber setzt Einflussnahme voraus. Genau die geben viele Anleger mit ihrem Geld aus der Hand und begeben sich damit in die Abhängigkeit von Fondsverwaltern, Wohnungseigentümerversammlungen oder Versicherungen.

Was macht Eurer Meinung nach, neben der allgemein gültigen
Diversifikation, eine gute Anlagestrategie aus?

Dafür hab ich nur die Vermeidung von Abhängigkeiten in petto - leider stets der unbequeme Weg, denn man muss sich selbst kümmern, statt sein Geld einfach anderen Leuten in die Hand zu drücken, in der Hoffnung, die werden’s schon richten.

Ein Beispiel: Jemand kauft eine Wohnung als Kapitalanlage, ist einer von vielen Eigentümern oder es gibt sogar einen Mehrheitseigentümer. Der Käufer muss sich zwar um nichts kümmern, aber er hat auch nichts zu melden, er hat nur zu zahlen. Das ist der bequeme Weg, der aber übel ins Auge gehen kann, ohne dass der Käufer per Einflussnahme etwas tun kann. Der weniger bequeme Weg ist, ohne Miteigentümer die volle Kontrolle auszuüben.

Oder: Man kann Aktien kaufen, darf sich auf der Hauptversammlung Schnittchen reinschieben, hat aber letztlich nichts zu melden und hat sich in die Entscheidungen anderer Leute zu fügen. Die Alternative ist deutlich arbeitsintensiver: Eigenes, unabhängiges Unternehmen.

Oder: Jemand legt sein Geld in Gold oder anderen Rohstoffen an. Weil die Lagerung zu aufwendig erscheint, ist der Anleger mit einem Stück Papier zufrieden, das ihm das Eigentum zusichert. Immerhin, Papier lässt sich gut recyceln, so ganz wertlos wird der Fetzen also nicht :smile:. Die weniger bequeme, aber sehr weitgehend krisensichere Methode, besteht in der gesicherten Lagerung in eigenen Räumlichkeiten nicht etwa des Papiers, sondern des Rohstoffs.

Bei einem Blick in die Geschichte erkennt man, welche Werte die Zeiten samt Kriegen und Inflationen überdauerten. Das war i. d. R. Immobilieneigentum und Eigentum an Produktionsmitteln, gepaart mit Entscheidungsbefugnis und Kompetenz. Was dagegen nur aus Papier besteht, ist im Zweifel nichts mehr wert. Oder fast nichts. In den 50ern gab’s verbreitet noch Plumpsklos und vielerorts kein Klopapier. Damals wusste man genau, welche Papiere saugfähig und damit tauglich waren und welche nur breitschmierten…

Gruß
Wolfgang

Hallo,

zuerst muss mal das Ziel der Strategie klar definiert sein. Das ist schwieriger, als man denkt.
Dann muss man wissen, welche Instrumente man für die Umsetzen nutzen will und kann.
Dann muss die Strategie für einen ausreichend langen Zeitraum konsequent und ohne wenn-und-aber durchgezogen werden.
Nur dann kann man erkennen, ob man etwas ändern muss.
Ansonsten sind Änderungen immer dann nötig, wenn sich Ausgangsvoraussetzungen ändern, auf welchen die Strategie aufbaut.

Gruß vom Money-Schorsch

Hallo,
wie schon in der Fragestellung richtig bemerkt - gut diversifizieren ist immer die beste Strategie in Krisenzeiten, oder einfach sein Geld mit 2% p.a. vor Steuern auf ein Online-Sparbuch in Deutschland anlegen. Wenn man nur wüsste, dass Boom-Zeiten statt Krisen kommen (wann, wie lange, wie stark, wie gemessen?) könnte man sein Vermögen in diejenige Anlage stecken, die die höchste Rendite in dieser Zeit erwarten lässt. Aber man weiß eben nicht, was die Zukunft bringt - deshalb Diversifikation. Wie und in welche Assets? Ein weites Feld. Auch die eigene Ausbildung gehört dazu! Wird nur manchmal vergessen. Und ein paar Ideen kann man sich auf meiner Homepage www.mawero.de holen (Kapitalaufteilung in riskante und „risikolose“ Wertpapiere und wie man ein Aktien-Portfolio bilden kann u.a.m.).
Gruß
Mawero

Hallo,

Was muss an der Strategie verändert werden um auch in
Krisenzeiten erfolgreich zu bleiben?

1994 hatte ich die erste Berührung mit dem Internet: man konnte Email-Fächer bei irgendwelchen US-Universitäten anlegen, abonnieren. Zwei Jahre später gab es schon die Möglichkeit, Ersatzteile für Rasierapparate von Philips „online“ herauszusuchen und der Computerclubb schwärmte vom ferngesteuerten und selbstdenkenden Haus. Man brauchte nicht viel Phantasie, um auf den Gedanken zu kommen, daß in dem Bereich irgendwann mal Geld verdient werden würde. Genauso wenig Phantasie brauchte man vier Jahre später, um zu erkennen, daß die Sache ein bißchen heißlief.

Ähnliche Überlegungen hätte man auch im 19. und 20. Jahrhundert hinsichtlich der Öl- und Eisenbahnaktien anstellen können, in den 70er Jahren über Chemie und Automatisierungstechnik, in den 80ern bzgl. Computer-/PC-Hersteller usw.

Welche gesellschaftlichen, politischen oder technischen Entwicklungen sind also in der nächsten Zeit zu erwarten? Aufschwung, allgemeiner Wohlstand und politische Stabilität?

Falls Du die Überlegungen von Wolfgang weiterverfolgen willst: bei tresore.net gibt es nicht nur Tresore, sondern auch viele wertvolle Informationen zu dem Thema. Man kann allerdings auch problemlos bei denen anrufen. Wenn er nicht gerade unterwegs ist, gibt auch der Inhaber selbst gerne ein paar gute Ratschläge.

Gruß
C.

Hallo Mawero,

lustig ist nur, dass sich sämtliche Anlageklassen seit geraumer Zeit im Gleichklang bewegen. Also alle hoch, oder alle runter.
Diversifikation wird immer schwerer.

Strubbel
$:open_mouth:)

Hi,

http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachri…

(Artikel von 2009, da war der Fond gerade ein paar Monate alt)

Gruss
K

Hallo Strubbel,
ja, das ist ein großes Problem. Und ein Blick zurück zeigt, dass z.B. der DAX seit Anfang 2000 ca.14% verloren hat, und bei den US-Werten (S%P500) auf Dollar-Basis sieht es auch nicht besser aus (-10%).
Interessant jedoch ist, dass man durchaus auch in diesen heutigen für Anleger schwierigen Zeiten Assets findet, die Gewinn in den nächsten zehn Jahren erwarten lassen, z.B. Rentenfonds z.B. 3 Banken Long Term Eurobond-Mix (der aber auch schon in den letzten zehn Jahren über drei Jahre in Folge Verluste eingefahren hat).
Es ist jedoch nicht nur aus Sicht der Portfolio-Theorie, sondern auch und gerade aus Sicht deren Umsetzung interessant und notwendig, einen bestimmten Anteil seines anzulegenden Vermögens in Zinspapiere anzulegen (bei Immobilien wäre ich mal sehr, sehr vorsichtig). Diesen Anteil kann man berechnen, aber letzten Endes hängt eben alles von der Entwicklung der Weltgeschichte ab, und von unseren und anderen Politikern, deren Visionen und Wiedergutmachungs-Ambitionen … und überhaupt ist das alles und die Zukunft sowieso höchst ungewiss :smile:
Gruß
Mawero

Tach nochmal,

da haste Recht. Immobilien USA und Asien sowie Brasilien halte ich schon für interessant, gerade für einen Ausgleich.
Dergleichen Anleihen in EM oder deren Währungen.

Liebe Grüße

Strubbel
€:open_mouth:)

Hallo!

ein Blick zurück zeigt, dass z.B. der DAX seit Anfang 2000 ca.14% :verloren hat…

Hier melde ich leise Zweifel an, ob es sinnvoll ist, einen Zeitpunkt des im Zuge einer Blase zwischen 2000 und 8000 Punkten schwankenden Indexes zur Referenz für die Beurteilung einer langfristigen Entwicklung zu machen. Schau mal hier http://www.finanzen.net/index/DAX/Historisch und erinnere dich: War das nicht die Zeit, als sich ein u. a. als Tatort-Kommissar bekannter Schauspieler benutzen ließ, um das gemeine Volk zum Kauf erkennbar hoffnungslos überteuerter T-Aktien zu verleiten? Wer irgendein albernes Daddelprogramm für’s Internet präsentierte, fand auch eine Bank für den Börsengang. Manche unter der Dachschräge hausende Butze, bestehend aus chaotischem Schreibtisch, PC und durchgeknallten Freaks, stellte urplötzlich einen horrenden Wert dar, gegen den solide Industrieunternehmen nur altbacken und ärmlich aussahen.

Die Momente des kollektiven Irrsinns taugen allenfalls, um die nächsten und ganz sicher kommenden ähnlich gestrickten Situationen rechtzeitig als solche zu erkennen. Aber sie taugen nicht als Referenz zur langfristigen Beurteilung der Kursentwicklung. Nimmt man etwa das Frühjahr 2003, als der DAX um 2500 Punkte dümpelte, und vergleicht mit dem heutigen Stand (> 6100), käme man auf eine geradezu traumhafte Kursentwicklung. Seriös geht anders.

Am DAX-Verlauf der letzten Dekade lässt sich veranschaulichen, dass Aktienkurse und deren kurzfristige Verläufe stärker von Irrationalität als von belastbaren Fakten bestimmt werden. Das gilt für große Teile des Wirtschaftsgeschehens, auch für ganze Länder und Währungen. Ein von Stimmungen und Bauchgefühlen bestimmtes Geschehen ist unberechenbar und kann deshalb gefährlich aus dem Ruder laufen.

Es ist jedoch nicht nur aus Sicht der Portfolio-Theorie…

Du sagst es: Theorie! Solche Theorie braucht Voraussetzungen und sobald diese nicht mehr gegeben sind, ist die Theorie für den Müll.

sondern auch und gerade aus Sicht deren Umsetzung interessant
und notwendig, einen bestimmten Anteil seines anzulegenden
Vermögens in Zinspapiere anzulegen (bei Immobilien wäre ich
mal sehr, sehr vorsichtig).

Was machst du denn bei einem Währungsschnitt? Ein Absatz weiter oben: Voraussetzungen beachten!

Diesen Anteil kann man berechnen, aber letzten Endes hängt eben alles :von der Entwicklung der Weltgeschichte ab…

In der derzeitigen Situation ist nichts berechenbar. Sicher ist nur, dass wir die Party nicht auf Dauer weiterfeiern können. Ob die Ausgaben reduziert oder die Einnahmen erhöht werden, ist im Prinzip egal, jedenfalls kann man auf die Dauer nicht vorhandenes Geld nicht ausgeben. Damit muss nichts Schlimmes im Sinne von Reduzierung von Lebensqualität einher gehen. Wir müssen uns an manchen Stellen aber fragen, was Lebensqualität überhaupt ausmacht.

Gruß
Wolfgang