Hallo, Gollum,
dafür gab es früher eindeutige Kriterien: Was man in Gegenwart von Damen und Kindern nicht sagen darf, sind „böse“ oder „schmutzige“ Wörter. Spruch: Das sagt man nicht!
Da aber weder Damen noch Kinder heutzutage sind, was sie früher mal waren, als alles viel besser war, ist dieses Kriterium wirkungslos geworden.
Der Herr Adelung
_Adelung, Johann Christoph, *)Spantekow bei Anklam 8. 8. 1732, †)Dresden 10. 9. 1806, dt. Sprachforscher. Verfasste maßgebl. Werke zur Grammatik.
© Meyers Lexikonverlag._
gab ein Wörterbuch heraus, in dem er für jedes Wort angab, welcher Sprachebene so ein Wort angehörte. Er unterschied vier Sprachebenen, wobei die erste die gehobene Sprache, die zweite die gebildete, die dritte die normale. die vierte die niedere war.
Die niedere war seiner Meinung nach unbrachbar in der Konversation.
Wenn du dir den Spaß machen willst, schau mal in einer Bibliothek rein in Adelungs Wörterbuch. Goethe und Schiller gebrauchten ein Exemplar gemeinsam. Es gibt einige Briefstellen, wo der eine den anderen bittet, ihm den Adelung zu schicken. Das nur am Rande.
Ein Beispiel für den Wandel dabei ist das Wort „geil“.
Im Mittelalter hatte es die Bedeutung: fröhlich, lustig.
Dann wurde es immer mehr in einem sexuellen Kontext gebraucht und bekam die Bedeutung „lustig nach/auf Sex“; diese Bedeutung begann zu dominieren und in den immer prüder werdenden Zeitläuften wurde es zum Wort für ungezügelte, schamlose Gier nach Sex.
So blieb es bis in die Siebziger des letzten Jahrhunderts.
Beiseite gesprochen: Meine Mutter hat in ihrem ganzen Leben dieses Wort sicher niemals benutzt.
Als nun in den Endsechzigern die sogenanten Fäkal- und Unterleibswörter von Studenten und Jugendlichen in provokativer Form - um Professoren, Eltern und Erwachsene zu ärgen - abundant in Gebrauch gebracht wurden („Scheißliberale, Scheißbourgeoisie etc.“, Schimanski trug auch seinen Teil dazu bei), wurde auch „geil“ zur gängigen Münze.
Heute heißt es einfach sowas wie: toll, prima, klasse!
Dass dem so ist, weiß ich, seit meine damals vierjährige Nichte, die gerade sprechen lernte und das „g“ noch nicht artikulieren konnte, den Satz: „Auja, des is deil!“ von sich gab.
Die „political correctness“ ist übrigens so ein Versuch, dieses Prinzip von „guten und bösen Wörtern“ wieder zu etablieren.
Fritz
Achja, ein Ürsch an Stelle eins Arsches oder Oarsches oder Orsches ist angesichts der Freiheiten, die Schreiber hatten, kein Problem. Dennoch vermute ich auch einen „Verleser“ bei Gollum. 