ich frag mich ob man prinzipiell ein Guter Mensch sein kann und gleichzeitig einen hang zum Sündigen haben kann. Welche Rolle spielt dann der Gute Mensch im Christentum. Welche Rolle spielt Sünde im Christentum ?
Mit Guter Mensch meine ich einen Menschen der im großen und ganzen wohlwollende Absichten gegenüber seinen Mitmenschen hat.
die Sünden der Menschen sind wesentlicher Gegenstand des Erlösungswerks Jesu Christi. Nachdem Jesus Christus zunächst nur die Fähigkeit zugesprochen wurde, die Menschen vom Tod zu erlösen (= zu machen, dass man nicht sterben muss), und diese Erwartung sich schon recht bald als trügerisch herausstellte und das „ewige Leben“ abstrahiert und woanders hin verlegt werden musste, weil jeder sehen konnte, dass auch die Apostel starben, wurde dieses Erlösungswerk zügig abstrakter gedeutet: Ähnlich dem „Sündenbock“, der zu Jom Kippur mit den Sünden des Volkes Israel beladen und in die Wüste geschickt wurde, ist seither das „Lamm Gottes“ dafür zuständig, die Sünden der Welt auf sich zu nehmen und aufzuheben.
Darin, dass es keinem Menschen möglich ist, keinen „Hang zum Sündigen“ zu haben, egal wie gut und gerecht er ist, sind sich (meine ich) alle Christen einig. Ein immer wieder (teils mit bewaffneter Unterstützung der Argumente) diskutiertes Thema war und ist die Frage, ob ein a priori sündiger Mensch Gottes Gnade allein durch gute Werke, allein durch den Glauben an Jesus Christus oder durch einen geeigneten Mix aus beidem erreichen könne. Ein instruktiver Text dazu ist die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, in der sich zumindest zwei bedeutende der vielen christlichen Fraktionen auf einen gemeinsamen Nenner geeinigt haben:
Welche Differenzierungen auch immer zwischen den verschiedenen Fraktionen auch bestehen mögen, das hier
reicht aus christlicher Sicht ganz bestimmt nicht aus, um der Gnade Gottes teilhaftig zu werden. Eine conditio sine qua non dafür ist die feste Überzeugung, dass ein Mensch allein schon dadurch, dass er ein Mensch ist, in der Sünde lebt und ohne den Glauben überhaupt nichts erreichen kann, sondern allein dadurch, dass er nicht glaubt, „schon gerichtet ist“. Einzelheiten dazu bei Johannes 3: