Guttenberg - mit Quellenangabe in Ordnung?

Hallo,

mir geht es bei meiner Frage nicht um Guttenberg als Person, vielmehr interessiert mich:

Kurz zusammengefasst lautete die Kritik an ihm doch, er habe in vielen Fällen Texte wörtlich oder mit nur leichten Veränderungen übernommen, ohne die Quellen anzugeben.

Wenn er die Quellen angegeben hätte, wäre ihm dann nichts vorzuwerfen, hätte er dann seinen Titel behalten dürfen? Oder hätte man ihm dann vorgeworfen, zu wenig eigene Gedanken in die Sache hineingetragen zu haben? Gibt es ein „Mindestmaß“ an eigenen Ideen, das man einbringen muss, oder könnte man auch mit einer Arbeit, die fast ausschließlich aus Zitaten besteht, promovieren? Immerhin muss man doch viel lesen, um die Quellen zu finden, muss Schlüsse daraus ziehen, und sie in einen (neuen) Zusammenhang stellen.

Grüße
Carsten

Hallo :smile:

Ich glaube wenn er nicht soviel ohne Quellenangabe geschrieben hätte und er sich wirklich zu wenig bemüht hätte und zu wenig selbst verfasst hätte dann hätte er den Titel nie bekommen und wenn schon dann Pech, wenn man das damals als in Ordnung angesehen hat dann gibts kein Problem. Sonst ist das so als ob nach 5 Jahren einer von der Fahrschule einen Anruf bekommt und es heißt „Sie haben bei ihrer Prüfung zu wenig überholt und müssen das nachholen und somit haben sie jetzt keinen Schein mehr“

Ich sehe das zumindest so :smile:

Lg Sabine

Hallo,

Wenn er die Quellen angegeben hätte, wäre ihm dann nichts
vorzuwerfen, hätte er dann seinen Titel behalten dürfen? Oder
hätte man ihm dann vorgeworfen, zu wenig eigene Gedanken in
die Sache hineingetragen zu haben? Gibt es ein „Mindestmaß“ an
eigenen Ideen, das man einbringen muss, oder könnte man auch
mit einer Arbeit, die fast ausschließlich aus Zitaten besteht,
promovieren? Immerhin muss man doch viel lesen, um die Quellen
zu finden, muss Schlüsse daraus ziehen, und sie in einen
(neuen) Zusammenhang stellen.

WENN man Quellen in einen neuen Zusammenhang stellt, dann ist das immerhin eine Leistung, wobei die Arbeit Guttenbergs insgesamt ziemlich schlecht ist. Daher ist es für mich, der ich sie gelesen habe, überhaupt nicht nachvollziehbar, wie so eine Arbeit ein „summa cum laude“ erhalten kann. Ich möchte ja den Prüfern nichts unterstellen, aber merkwürdig ist das schon. Deine Frage betreffend muss man sagen, dass die Vergabe eines Doktortitels natürlich einen gewissen Spielraum hat. Man kann also nicht sagen, dass soundsoviel „Eigenes“ dabei sein muss. Man kann z. B. auch mit einer Edition promovieren. In diesem Fall wäre die Leistung nicht interpretativ, sondern editorisch erbracht.

Gruß

Bona

Hallo!

Wenn er die Quellen angegeben hätte, wäre ihm dann nichts
vorzuwerfen, hätte er dann seinen Titel behalten dürfen?

Hoffentlich nicht. Eine Arbeit kann nicht nur seitenweise aus Zitaten bestehen.

In einer akademischen Arbeit kann man …
A) eigene Gedanken in eigenen Worten formulieren
B) fremde Gedanken in eigenen Worten formulieren; dabei gibt man die Quelle an
C) fremde Gedanken wörtlich zitieren; dabei werden die Zitate grafisch gekennzeichnet (Anführung, ggf Einrückung) und eine Quelle wird angegeben.

Da Guttenberg (nahezu) wörtlich übernommen hat, hätte man Anführungen oder Einrückungen setzen mnüssen; dann bleibt aber nichts eigenes übrig.

Eine wörtliche Übernahme ohne Markierung des Ziotates ist selbst bei kjorrekter Quellenangabe nicht zulässig, da sie den Eindruck eigener Formulierungen erweckt.

Daß es hier nicht nur um fehlende Quellenangaben gibt, wird auch dadurch belegt, daß die Zitate geringfügig abgewandelt wurden. Ein „beinahe wörtluch zitieren“ ist selbst bei korrekter Quellenangabe nicht korrekt - entweder man zitiert ganz © oder formuliert selbst (B).

Gibt es ein „Mindestmaß“ an
eigenen Ideen, das man einbringen muss

Jein.

oder könnte man auch
mit einer Arbeit, die fast ausschließlich aus Zitaten besteht,
promovieren?

Nein. Man kann eine Arbeit verfassen, die sich zum großen Teil auf fremde Gedanken stützt, aber dennoch in ihrer Ausarbeitung etwas eigenes darstellt.

Immerhin muss man doch viel lesen, um die Quellen
zu finden, muss Schlüsse daraus ziehen, und sie in einen
(neuen) Zusammenhang stellen.

Genau das.

Gruß,
Max

Hallo,

allein der versuchte Vergleich zwischen dem dreimonatigen Führerschein, den wohl noch jeder Pfosten nachgeschmissen bekommt, und der mehrjährigen Dissertation, die zum höchsten akademischen Grad dieses Landes führt zeigt, dass du die Sachlage nicht wirklich begriffen hast.

Aber das ist mir nicht neu… diese Meinungen a la „er hat doch nur ein bisschen abgeschrieben“ herrschen sehr weiträumig, je weiter man von akademischer Bildung entfernt ist. Ich will dir nichts unterstellen… aber das ist schon frech, sowas zu behaupten, während andere, ehrliche Menschen sich über Jahre tatsächlich den Hintern aufreißen für sowas.

Der Doktorgrad ist kein Schulabschluss, den man mal eben so mitnimmt. Und diese aktuelle Diskussion - so gut sie sein mag, weil viele Blender entlarvt - schadet im großen Stil dem Ansehen der deutschen Wissenschaft im Allgemeinen und dem Doktorgrad im Besonderen.

Ich kann darüber schon lange nicht mehr lachen und bin mehr als froh, meine Doktorarbeit vorerst ruhen gelassen zu haben zugunsten eines soliden Jobs. Denn aktuell hätte ich sicher keinen großen Sinn mehr darin gesehen, diese paar Seiten Erlebniserzählung, die sie in deinen Augen wahrscheinlich ist, weiter voranzutreiben.

Gruß, Leebo

PS: Normal bin ich kein Moralapostel, aber dies ist eigentlich schon ein niveauvolles Forum… da sollten solche Aussagen nicht unkommentiert bis in alle Ewigkeit stehen und in Google auffindbar sein :wink:

1 Like

Hallo,

du gehst von falschen Annahmen aus.
Du gehst davon aus, dass Guttenberg alles zur Zufriedenheit der Gutachter damals gemacht haben muss, weil er sonst ja aufgeflogen wäre. Mal Guttenberg ganz außen vor: Ein Gutachter, dem Vollzitate aus Werken seiner Fachkollegen nicht auffallen, der beschäftigt sich entweder kaum mit seinem Fach oder er übersieht die nicht gekennzeichneten Vollzitate willentlich. Selbst als Student höheren Fachsemesters kannst du schon am Schreibstil eines Aufsatzes einigermaßen erkennen, von welcher Koriphäe er verfasst wurde. Sowas fällt auf! Erst recht, wenn man jeden Tag beruflich in der Materie unterwegs ist, da promoviert und habilitiert ist als Prof.

Gruß
Yvette

Ein
Gutachter, dem Vollzitate aus Werken seiner Fachkollegen nicht
auffallen, der beschäftigt sich entweder kaum mit seinem Fach
oder er übersieht die nicht gekennzeichneten Vollzitate
willentlich.

Nö! Es gibt hunterte von Profs. für öffentliches Recht in Deutschland, so dass es unsinnig ist, davon auszugehen, jeder würde wörtliche Ausführungen der anderen Kennen. Zudem stammen die Zitate nicht nur von „Fachkollegen“, sondern vielen weiteren Juristen und Nichtjuristen. Natürlich erkennt das kein Gutachter aus dem Stehgreif.

Selbst als Student höheren Fachsemesters kannst
du schon am Schreibstil eines Aufsatzes einigermaßen erkennen,
von welcher Koriphäe er verfasst wurde.

Au ja, da würde ich es gerne mal darauf ankommen lassen, Jurastundenden ab dem 6. Semester irgendwelche Aufsätze Deutscher Profs. und anderer Jursisten vorzulegen und sie dann zu bitten, den Autor nach dem Schreibstil zu benennen.

Diese Annahme ist einfach nur abwegig und verkennt völlig den Inhalt der juristischen Ausbildung.

Sowas fällt auf! Erst
recht, wenn man jeden Tag beruflich in der Materie unterwegs
ist, da promoviert und habilitiert ist als Prof.

Nein. Das sind gänzlich unhaltbare Thesen.

Gruß
Dea

Schon gut, schon gut, ich sehe ja ein, dass es von Fachbereich zu Fachbereich verschieden sein kann.

Passt scho :smile:
owT