Haare (blah - Titel zu kurz - blah)

Kultur & Gesellschaft Kulturen weltweit
#1

Hai, Auskenner,

meine Haare sind inzwischen arschlang und normalerweise in einem
Knoten zusammengefasst. Manchmal treibt jemanden die Neugier um, wie
lang sie denn tatsächlich wären und wenn ich den pasenden Knoten
trage, ziehe ich das Stäbchen raus…

Mädchen unter 20 wollen dann gerne mal kämmen oder flechten; zwischen
20- und 40-jährige fragen, ob es nicht zu aufwendig ist oder wollen
einfach auch haben…

Was mich verwundert, ist die häufige Reaktion von über 40-jährigen
(wie aus der Pistole geschossen): „Willste nicht mal abschneiden?“
…und das wurde ich nicht nur ein- oder zweimal gefragt…
Und da frag ich jetzt mal Euch: wieso wollen die, daß ich meine Haare
abschneide? Woher kommt diese Reaktion? Gibt es irgendein
gesellschaftliches Tabu bezüglich über-40-jährigen mit langen Haaren,
das mir bisher entgangen ist?

Könnt ihr mir das erklären?
fragt
Sibylle

#2

Hi

Also wenn ich mich so umgucke haben 90% der über 50-Jährigen kurze Haare. Richtig alte Damen mit langen Haaren sieht man unglaublich selten (selbst die in der Werbung ist immer dieselbe :wink:)

Ich sehe da zwei mögliche Gründe

a) die immer noch tief in uns verwurzelte Vorstellung, dass lange (insbesondere offene) Haare nur etwas für junge Frauen auf der Suche nach einem Bräutigam sind. Seit Jahrhunderten ist es in unserer und auch anderen Kulturen verbreitet, dass lange offene Haare erotisch sind (so die Theorie) und offene Haare eigentlich nur von jungen Mädchen vor der Heirat getragen wurden. Nach der Heirat waren Zöpfe, Hochsteckfrisuren, Käppchen oder Kopftuch angesagt.
Das Verhüllungsgebot ist zwar heutzutage nicht mehr aktuell, das mit den offenen Haaren = heiratswillig aber wohl schon. Daher meinen auch viele, offene Haare seien nicht seriös - weil es, auch wenn das keiner ausspricht, wohl zu „erotisch“ ist.
Und da mit 40-50 die Bräutigamsuche offiziell abgeschlossen zu sein hat, sind dann auch offene Haare „out“ in der quasseligen Nachbarschaft.

b) Eben wegen der Bräutigamsuche macht frau sich in jungen Jahren viel Arbeit mit ihren Haaren. Ausführliche Pflege (wer nicht gute Gene hat…), langes Bürsten, viel Arbeit beim Haarewaschen, aufwendige Frisuren… wenn frau älter wird hat sie das irgendwann satt und dann kommen die Haare ab. Wahrscheinlich sehen die älteren Frauen bei deinen Haaren einfach nur das Schild „Oh so viel Arbeit!“

lg
Kate

#3

Hallo

Ausser dem, was Kate gesagt hat, fällt mir noch folgendes ein:

Lange, hochgesteckte Haare bei 40+ sind bei Frauen, die der Anthroposophie und/oder Ökobewegung nahestehen durchaus nichts ungewöhnliches, auch bei Frauen, die sehr traditionell leben (manche Evangelikale) sind lange Haare nicht unüblich.
Meist sind diese Frauen ungeschminkt, oft mit Röcken oder weiter Kleidung und wirken irgendwie altmodisch/hausbacken.

Langes Walle-Haar gilt bei älteren Frauen auch schnell mal als „unanständig“ und aufgetakelt (vermutlich spielt da das rein, was schon Kate gesagt hat, denn auch ältere Prostituierte haben gern mal langes Haar.

Ein Tabu ist es sicher nicht, aber kann eben ein Stück weit ein „Milieumerkmal“ sein und das mag irritieren.

Kümmer dich nicht drum .

Gruss, Sama

#4

Hai Sibylle,

also ich schreibe jetzt einfach mal aus meiner Sicht (auch wenn ich nicht auf die Idee käme, Dich aufzufordern, Dir Deine Haare abzuschneiden, nur weil Du über 40 sein könntest…):

Bis vor zwei Jahren hatte ich recht lange Haare, wenn auch nicht arschlang, aber dennoch deutlich über schulterlang.

Aus von mir hier nicht zu erwähnenden Gründen, die nichts mit meinem Alter zu haben, hatte ich im Sommer 2012 den unbändigen Wunsch einer totalen Typveränderung und ließ sie mir doch deutlich kürzen (radikal :smile:.

Heute - zwei Jahre später - sind sie nun wieder fast schulterlang. Eigentlich will ich sie wieder lang wachsen lassen. Aber immer öfter habe ich den Gedanken: och bloß ab damit… es nervt. Ich habe abgenommen, bin eh schmal im Gesicht, lange Haare lassen mich noch schmaler wirken… etc. pp. Ich weiß jetzt nicht, ob das wirklich was mit dem Alter zu tun hat. Mir ist es in der Tat manchmal zu mühsam, mich um die längeren Haare zu kümmern, damit sie auch nach was aussehen. Bei dem kurzen Schnitt geh ich zwei Mal mit den Händen durch und es sieht „fesch“ aus - auch ohne Föhn. Bei den langen Haaren muss ich doch deutlich mehr Zeit aufwenden. Ich mag lange Haare, aber gefallen tu ich mir eigentlich besser mit kurzen, weil sie meinem Typ entsprechen (und ja, ich bin doch weit über 40).

DAS wären meine Beweggründe und deswegen könnte es sein, dass ich jemanden fragen würde, ober er/sie noch nie dran gedacht hat, mal abzuschneiden. Ganz ohne den Blick auf das Alter.

Ich will damit sagen, dass ich nicht sicher bin, ob Du da den Fragenden nicht eine Intention unterjubelst, die gar nicht existiert. :smile:

Grüße
A.A.

#5

Was mich verwundert, ist die häufige Reaktion von über
40-jährigen
(wie aus der Pistole geschossen): „Willste nicht mal
abschneiden?“
…und das wurde ich nicht nur ein- oder zweimal gefragt…
Und da frag ich jetzt mal Euch: wieso wollen die, daß ich
meine Haare
abschneide? Woher kommt diese Reaktion?

Ich (38) habe aber auch schon Frauen gesehen die sehr lange Haare hatten und wo ich mir dachte „Oh mein Gott“ weil es einfach potthässlich aussah. Die Haare total blond gefärbt oder strohig etc. pp. Vielleicht trauen sie sich daher nicht dir das zu sagen und meinen dann halt : Willste nicht mal schneiden :wink:

#6

Jaa ab mit langen Haaren… :wink:
Hallo Sibylle,

von den „Tabus“ und „Bedenken“ mal angesehen, ich BENEIDE jede Frau mit dicken, gesunden, laaangen Haaren. Denn ich habe so maximal schulterlange Babyhaare, fein, dünn und länger werden die nie. Wenn ich die zu einem Zopf (für zwei reichts nicht) mache, bekämst du sicher nen Lachkrampf.

Und deswegen plädiere ich dafür dass ihr Langhaarwunder eure Mähnen bitte immer brav abschneidet, damit ich mir dir Reste dann beim Frisör drankleben (flechten, ultraschallieren…) kann. Jawoll. Dazu stehe ich! Solche Äusserungen sind also reiner Eigennutz der Damen die leider kein Langhaarwunder sind. *gg*

Nee im Ernst. Die lange Wallemähne ist eigentlich typisch für junge Mädels und war ja in den 70er das Idealbild der Bilder von Hamilton (der mit der beschlagenen Linse). Ganz jung, laaaange Haare - hach wie ramontüsch! Oder die ollen Märchenprinzessinnen - alle lange Wallemähnen. Lange Haare sind eben das älteste Lockmittel der Frauen und signalisieren Jugend und Fruchtbarkeit. Verheiratete Frauen hatten über die Haare entweder Schleier, Hüte oder ne Steck- o. Zopffrisur. Offene Haare haben ja auch was intimeres und sinnlicheres, als kurze Haare (die ja i.d.R. auch offen getragen werden, aber weniger spektakulär wirken).

Und da „ältere Frauen“ oft keine Zeit hatten ihre laangen Haare flattern zu lassen und zu pflegen, wußtest du dass Katholikinnen nur deswegen Schleier über ihren Haaren tragen in der Kirche, weil man glaubte das sich Dämonen in die schönen, langen Haare verfangen - magisch angezogen vom Glanz - und so in die Kirche getragen werden könnten, sollten die dann eben kürzere Haare haben, denn da isses ja nich mehr so mit der Fruchtbarkeit, die Haare sind meißtens im Weg (Kind, Job, Stress, etc.) und oft werden Haare ja mit der Menopause auch dünner und fallen aus. Daher ist eine „ältere Frau“ mit langer Wallemähne wirklich was Besonderes - wobei 40 kein Alter ist meine ich.

In meinem Morgenzug sitzt auch eine (ich schätze) 60jährige Frau mit einem beneidenswert dicken, echt hellblonden Endloszopf. Vom Typ her ist sein ein „naturbelassener, frischer, praktischer und aktiver Typ“, hat auch immer ein Rad dabei. Ich finde den Zopf genial und denke mir nur immer dass es bei einem Zopf der bis zum Knie geht sicher stressig ist die Mähne zu waschen. Finde das aber genauso okay. Ebenso wie ne Oma (also 75 Plus) mit Dutt, oder ausrasierte Stellen an 15jährigen Modefrisurköpfen. Jeder wie er meint.

Grüsse
Helena

#7

Hai, Kate,

Also wenn ich mich so umgucke haben 90% der über 50-Jährigen
kurze Haare. Richtig alte Damen mit langen Haaren sieht man
unglaublich selten (selbst die in der Werbung ist immer
dieselbe :wink:)

und wenn, dann sind die Haare im Allgemeinen im Knoten, Dutt oder festgesteckten Zöpfen untergebracht - aber auch die Hochbetagten wollen ihre Haare, so sie denn noch lange haben, nicht abschneiden - ich erinnere mich da an ein Drama im Pflegeheim eines Freundes, bei dem eine Tochter die knielangen Haare ihrer über 90-jährigen Mutter abschneiden wollte…

a) die immer noch tief in uns verwurzelte Vorstellung, dass
lange (insbesondere offene ) Haare nur etwas für junge Frauen

Sollte dieser Effekt nicht nur zuschlagen, wenn das Haar offen getragen wird? Ich öffne sie ja nur auf Verlangen (manchmal) und hab sie im Normalfall hochgesteckt…

b) :Wahrscheinlich sehen die älteren Frauen bei deinen Haaren
einfach nur das Schild „Oh so viel Arbeit!“

Naja - die Arbeit hält sich bei Schnittlauchlocken und gesundem Haar in engen Grenzen, aber bei Frauen, die selbst eher anstrengende Haare haben, kann ich mir den Grund vorstellen…

Gruß
Sibylle

#8

Hai, Sama,

Lange, hochgesteckte Haare bei 40+ sind bei Frauen, die der
Anthroposophie und/oder Ökobewegung nahestehen durchaus nichts
ungewöhnliches, auch bei Frauen, die sehr traditionell leben
(manche Evangelikale) sind lange Haare nicht unüblich.
Meist sind diese Frauen ungeschminkt, oft mit Röcken oder
weiter Kleidung und wirken irgendwie altmodisch/hausbacken.

OK - ungeschminkt trifft zu, aber ansonsten wirke ich so gar nicht altbacken oder öko…

Langes Walle-Haar gilt bei älteren Frauen auch schnell mal als
„unanständig“ und aufgetakelt (vermutlich spielt da das rein,
was schon Kate gesagt hat, denn auch ältere Prostituierte
haben gern mal langes Haar.

… bei mir „wallt“ auch nichts - und wer beim Anblick von straßenköterblonden Schnittlauchlocken auf „Prostituierte“ kommt, hat auch schon länger keine Dame vom horizontalen Gewerbe gesehen - die färben und dauerwellen, was das Zeug hällt (rote, schwarze, blonde Locken - sonst fällt man nicht ausreichend auf)

Ein Tabu ist es sicher nicht, aber kann eben ein Stück weit
ein „Milieumerkmal“ sein und das mag irritieren.

Ich denke, „Milljöh“-Assoziation dürfte eher nicht zutreffen…

Kümmer dich nicht drum .

Sowieso nicht… :wink:

Gruß
Sibylle

#9

Hai, A.A.

(auch
wenn ich nicht auf die Idee käme, Dich aufzufordern, Dir Deine
Haare abzuschneiden, nur weil Du über 40 sein könntest…):

Oh - Danke… :wink:

tun hat. Mir ist es in der Tat manchmal zu mühsam, mich um die
längeren Haare zu kümmern, damit sie auch nach was aussehen.
Bei dem kurzen Schnitt geh ich zwei Mal mit den Händen durch
und es sieht „fesch“ aus - auch ohne Föhn. Bei den langen

Bei mir ist es genau umgekehrt: bei Kurzhaarschnitten sieht da gar nichts „fesch“ aus - ohne tägliches Waschen, Föhnen und Stylen flatschen meine, schon erwähnten, Schnittlauchlocken einfach runter und liegen eng am Kopf an (scheußlich…) - die langen Haare kommen in einen Lazy wrap bun und fertig…

Ich will damit sagen, dass ich nicht sicher bin, ob Du da den
Fragenden nicht eine Intention unterjubelst, die gar nicht
existiert. :smile:

Ich jubele gar nichts unter - ich versteh’s nur nicht…
Es sind auch nicht die, die irgendwann „mir wäre das ja zu viel Arbeit…“ erwähnen, sondern die, bei denen der Abschneide-Vorschlag wie aus der Pistole geschossen kommt, ohne daß sie es selbst begründen könnten (ich frag ja nach…), die mich verwundern.

Gruß
Sibylle

#10

Hai, Melli,

Ich (38) habe aber auch schon Frauen gesehen die sehr lange
Haare hatten und wo ich mir dachte „Oh mein Gott“ weil es
einfach potthässlich aussah. Die Haare total blond gefärbt
oder strohig etc. pp. Vielleicht trauen sie sich daher nicht
dir das zu sagen und meinen dann halt : Willste nicht mal
schneiden :wink:

iihhh - wie gemein… *g*

Kann aber in meinem Fall nicht der Grund sein - ich hab wirklich schöne, gesunde Haare (es ist übrigens Prüfungszeit bei den Frisören - ich hatte schon wieder zwei unanständige Offerten: „Sie kriegen die Dauerwelle, die Färbung und den Schnitt auch umsonst…“)

Gruß
Sibylle

#11

Hey,

Bei mir ist es genau umgekehrt: bei Kurzhaarschnitten sieht da
gar nichts „fesch“ aus

deswegen ja: jeder, wie’s ihm gefällt. Bei MIR isses halt so. Ich mag mich genauso mit langen Haaren, aber manchmal rappelt’s mich und dann kann es sein, dass mal 20 cm kurzfristig abgeschnitten werden :wink: Völlig altersunabhängig.

Lazy wrap bun

wieder was gelernt durch Wikipedia :smile:

Ich jubele gar nichts unter - ich versteh’s nur nicht…

okok - war ja nur ein Versuch!

Es sind auch nicht die, die irgendwann „mir wäre das ja zu
viel Arbeit…“ erwähnen, sondern die, bei denen der
Abschneide-Vorschlag wie aus der Pistole geschossen kommt,
ohne daß sie es selbst begründen könnten (ich frag ja
nach…), die mich verwundern.

Dann haben die da halt ein Trauma oder so. Was mich an einen Friseurtermin anno dutt (muss so 1978 gewesen sein) erinnert.

ich zur Friseurin: „mir hängen die Haare immer in die Augen, das nervt“
Friseurin: „Gut, da kann ich Dir helfen“

Nach kürzester Zeit hatte ich noch 3 cm am Kopp… DAS war eigentlich nicht das, was ich wollte… aber die Dame hat es halt gründlich gemacht und ich hab mich nicht getraut (damals war ich sehr schüchtern) den Mund aufzumachen. Ich war stinksauer und bin da nie wieder hingegangen.

Vielleicht denken diejenigen, die Du fragst und die nix zu antworten wissen, wenigstens danach dann drüber nach, warum sie so was sagen…

Grüße
A.A.

#12

Kniee nieder und danke dem Herrgott, …
dass es Menschen gibt, die sich „nur“ mit Haarlängen anderer Mitmenschen abgeben.
Da ist dann nämlich noch Potential für viel bedeutendere Umstände, die diese Alleskümmerer noch weniger angehen, und dann wird es manchmal absurd oder sogar gefährlich mit diesen Kotzbrocken.

Gruß

Hummel

#13

Friseurtrauma
Hi

Das kommt mir bekannt vor. Ich glaube es gibt einfach Leute, die total auf Abschneiden stehen.
Neben den unglaublich nervigen Friseuren die pentrant versuchen einem die Haare abzuschneiden und permanent rumnörgeln bis man sich ergibt und am Ende komplett unglücklich ist mit den wesentlich kürzeren Haaren…

Ich hatte da mal eine romantische Bekanntschaft der total besessen davon war mir die Haare abzuschneiden. War früher selbst langhaar-Träger, musste die für die Armee dann abraspeln und seitdem scharf darauf, sämtliche langen Haare abzuschneiden. Mir wurde das dann etwas zu creepy…

ich frag mich was da psychologisch läuft, Haarneid?

lg
Kate

#14

Der Sitz des Lebens oder Samson und Delilah

aber auch die Hochbetagten wollen ihre Haare, so sie denn noch lange haben, nicht abschneiden - ich erinnere mich da an ein Drama im Pflegeheim eines Freundes, bei dem eine Tochter die knielangen Haare ihrer über 90-jährigen Mutter abschneiden wollte…

Als meine Großmutter Anfang der 70er Jahre im Krankenhaus war, drängten die Krankenschwestern auch darauf, ihr die Haare zu schneiden, sie würden ihr eine flotte Kurzhaarfrisur verpassen, das sei auch modischer usw. Meine Großmutter war Bäuerin und sehr abergläubisch: Sie war davon überzeugt, dass sie sterben würde, schnitte man ihre langen, inzwischen in einem dünnen Zopf geflochteten Haare ab. Die Krankenschwestern lachten über diesen Unsinn, schließlich gab meine Großmutter nach, gab sich auf und verstarb sehr schnell.

Fazit: Die besessenen Abschneider wollen Dir Deine Kraft rauben, meine Liebe :wink:

~//~

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