Haben Amokläufer überhaupt ein Motiv ? Was sind die Ursachen ?

Servus

Ich find es fraglich nach dem Motiv , des Täters zu suchen . Sind sie nicht letzentlich Wahnsinnige ?

Wenn man den Wahnsinn als Zustand begreift, in dem kein Motiv vorhanden ist. Oder anderst gesagt.

… Wenn aber ein solcher Zustand wirklich vorkommt; so ist er daraus zu erklären, daß hier der Wille sich der Herrschaft und Leitung des Intellekts, und mithin der Motive, periodisch ganz entzieht, wodurch er dann als blinde, ungestüme, zerstörende Naturkraft auftritt, und demnach sich äußert als die Sucht, Alles, was ihm in den Weg kommt, zu vernichten. Der so losgelassene Wille gleicht dann dem Strome, der den Damm durchbrochen, dem Rosse, das den Reiter abgeworfen hat, der Uhr, aus welcher die hemmenden Schrauben herausgenommen sind. Jedoch wird bloß die Vernunft, also die reflektive Erkenntniß, von jener Suspension getroffen, nicht auch die intuitive; da sonst der Wille ohne alle Leitung, folglich der Mensch unbeweglich bliebe. Vielmehr nimmt der Rasende die Objekte wahr, da er auf sie losbricht; hat auch Bewußtseyn seines gegenwärtigen Thuns und nachher Erinnerung desselben. Aber er ist ohne alle Reflexion, also ohne alle Leitung durch Vernunft, folglich jeder Ueberlegung und Rücksicht auf das Abwesende, das Vergangene und Zukünftige ganz unfähig. Wann der Anfall vorüber ist und die Vernunft die Herrschaft wiedererlangt hat…

Welches Motiv könnte er ansonsten haben…? Was könnten sonst noch die Ursachen eines Amoklaufes sein ? Bzw wo liegt die Schuld ? hätte man den Amokläufer ins Gefängnis gesteckt oder wäre er in eine Psychatrische Anstalt gekommen ? Wäre die Person voll Schuldfähig gewesen ?

Viele Grüße

Kann man so sagen.
Wobei die wenigsten Amokläufer wirklich „wahnsinnig“ im Sinne von geistesgestört sind, sondern eher auf der Basis einer Persönlichkeitsstörung sich in etwas verrannt haben, vor dem sie sich selbst nicht mehr stoppen konnten.
So a bissl Amokläufer steckt ja in jedem von uns, aber meistens rufen wir uns schnell selbst zur Raison, weil unsere selbstkritische Funktion intakt ist.

Man müsste sagen, es ist müßig nach „objektiven Motiven“ zu suchen.
„Subjektive Motive“ gibts da durchaus.
Die meisten Amokläufer sind in dem Moment ja nicht völlig umnachtet, sondern halt sehr in ihrem Tun eingeengt.

Das ist schön geschrieben.
Noch dazu in fundamentalontologischer Schreybweis.
Um einen „Anfall“ im echten Wortsinn gehts da aber m.E. eher nicht.
Dafür ist ihr Tun viel zu persönlichkeitsnah.

Ich will über Ali S. nicht aus der Ferne mutmaßen.
Viele Amokläufer sind aber jedenfalls durchaus schuldfähig.

Gruß
F.

Es ist zwar sehr löblich, Selbstmord und Amok als Wahnsinn zu bezeichnen, um es für potentielle Nachahmer in einen Tabu-Bereich zu schieben. Letztendlich ist es aber einfach die Leere, die sich einstellt, wenn die Bindung an Kultur, Religion, Familie, Gesellschaft nachlässt und bisher unhinterfragten „Gesetze“ und die versprochene „Zukunft“ sich als Schein erweisen.

Der Medienhype um Amokler befördert neue Amokler, was im jüngsten Fall ja wieder einmal gut belegt ist und bei Selbstmördern ebenso vorkommt.

Wenn der Junge Wahnsinnig war, dann nicht mehr als jeder andere Selbstmörder, S-Bahn-Surfer oder Fallschirmspringer.

… und hier die Abgrenzung zum IS-Terror , der eben gerade angeblich (!!)) durch extreme religösE/kulturelle Bindung motiviert sein soll bzw so dargestellt wird

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Das ist alles eine ganz alte Geschichte.
Vielleicht zitiere ich mal jemanden:

[Ein] Roman, welcher keinen anderen Zweck hat, als das schändliche von dem Selbstmorde eines jungen Witzlings […] abzuwischen, und diese schwarze Tat als eine Handlung des Heroismus vorzuspiegeln […]. Welcher Jüngling kann eine solche verfluchungswürdige Schrift lesen, ohne ein Pestgeschwür davon in seiner Seele zurück zu behalten, welches gewis zu seiner Zeit aufbrechen wird. Und keine Censur hindert den Druck solcher Lockspeisen des Satans? […] Ewiger Gott! Was für Zeiten hast du uns erleben lassen!“

– Johann Melchior Goeze (gestorben 1786)

Das war eine Äußerung zu Goethes „Die Leiden des jungen Werther“. Nach Lektüre dieses Romans kam es wohl zu Nachahmer-Selbstmorden.

Was für Zeiten hast du uns erleben lassen! stimmt immer noch.

Zu meiner Zeit war es „Tot eines Schülers“. Das ist ja auch der Grund, weshalb Medien recht selten über lokale Selbstmorde berichten. Ein Sachs oder Merck ja, aber den Gleistoten im eigenen Dorf nicht.

Das kann man im Einzelfall doch nicht wissen, und schon gar nicht, wenn er aufgrund vorherigem Ablebens nicht mehr psychologisch untersucht werden kann.