„den Drogenkrieg zu beenden …“ dass würden wohl die meisten gerne. Und dass die Korruption in Mexiko dabei eine grosse Rolle spielt, das steht wohl auch ausser Frage. Wikileaks? Anonymous? Wie weit darf man gehen? Schwer zu sagen.
Ich habe mich mit den soziologischen Hintergründen von Korruption und Drogenhandel noch nicht genügend auseinandergesetzt. Nach 25 Jahren Mexiko kann ich aber sagen: Die Korruption ist hier Teil der Kultur. Vom Beamten der Passstelle und dem einfachen Verkehrspolizisten bis nach ganz oben. Lieber was zahlen als das Auto abschleppen zu lassen, lieber zahlen statt warten und noch 3mal wiederkommen, weil angeblich wieder ein Papier fehlt - oder du zahlst, um nicht unschuldig im Gefängnis zu landen. Typischer Spruch: „Im Gefängnis sitzen hier nur die Unschuldigen und die Armen“. Viele Straftaten werden nicht angezeigt, weil das „ja sowieso nichts bringt“ oder weil man Angst vor der Rache der Angeschuldigten hat. Als Normalbürger sieht man in Deutschland ein Polizeiauto und fühlt sich sicher - hier sagst du „Vorsicht, Polizei, weg hier.“
Und wenn dann auch noch Drogen im Spiel sind … Als einfacher Arbeiter verdienst du hier allenfalls 200 Euro im Monat - und dann rat mal, wieviel dir die Drogenhändler anbieten (und Aussteigen ist dann nicht mehr, dass ist heftiger als bei Scientology). Und das liegt für einen Polizisten auch nicht viel anders.
Eines der Hauptprobleme liegt für mich in der Apathie der Bevölkerung, die nur zu einem KLEINEN Teil mit Angst zu erklären ist. Generell ist es mehr eine über Generationen vererbte Resignation, dass man von der Regierung sowieso nichts erwarten kann - dies aufzubrechen, wieder Vertrauen in die Instanzen herzustellen, das sollte die wichtigste Arbeit der Regierung sein.
Anonymous? Wer in einem der Krisengebiete wohnt und nicht mehr vor die Tür gehen kann ohne Angst zu haben eine (gar nicht für ihn vorgesehene) Kugel abzukriegen, oder gar schon sein Haus verlassen musste, weil die Drogenmafia sein Dorf eingenommen hat, wird zu allem „ja“ sagen.
Inwieweit die Veröffentlichung der Namen korrupter Beamter helfen kann, keine Ahnung. Vielleicht sollte man die entsprechenden Listen erst mal ans Innenministerium schicken - so als eine Art „letzte Chance“ - zusammen mit der Liste der Drogenbosse und DEREN E-Mails…