Härtefallregelungen für Alleinerziehende in Ausbildung

Liebe Expertinnen und Experten!

Gibt es für Auszubildende in Niedersachsen eigentlich irgendwelche Härtefallregelungen?

Es geht um eine Auszubildende, 56J., 2 Kinder (13 und 17 J.), die eine Logopädieausbildung macht und infolge der Unterrichtsausfälle in der Coronazeit nun Jede Woche noch 10 Stunden Lehrvideos gucken soll.
Die Fahrzeit zur Schule beträgt 1 Stunde.
Die Ausbildung ist ohnehin sehr sehr anspruchsvoll, aber die Folgen der Coronaschließungen einfach durch Draufsetzen der Aufgaben auszubaden ist schon für die normalen Schüler/innen eine enorme Anstrengung. Als Alleinerziehende ist aber die o.g. Person dann überhaupt nicht mehr in der Lage, sich um die Kinder zu kümmern, bzw. müsste sie am Ort der Schule wohnen, um die Fahrzeit von 2 x 1 h pro Tag einzusparen.

Kann diese Schülerin irgendwelche Härtefallregelungen für sich beanspruchen, bspw. um wöchentlich vielleicht nur noch 4h Videos schauen zu müssen? Oder sagt man da: Hat sie sich doch selbst eingebrockt?

Ach ja: Nein, der Vater ist nicht verfügbar, der tut alles, dass sie in HartzIV landet und kümmert sich kaum noch um die Kinder (d.h. sie hat auch keine freien Wochenenden).

Ich würde mich freuen, wenn es hier ohne Shaming und Hate nette, weiterführende Antworten gäbe. Es geht nicht um mich.

Gruß, Diva

Sind die behindert? Die können doch wohl einkaufen und im Haushalt Aufgaben übernehmen.

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Hallo,

vorab: nein, mir ist nicht bekannt, ob und falls ja, es irgendwelche Härtefallregeln gibt. Ich habe aus Neugier und um andere potentiell Wissende etwas besser vorzubereiten ein paar Nachfragen.

Verstehe ich das richtig? Vor einiger Zeit ist viel Unterricht ausgefallen, jetzt findet wieder regulär Unterricht statt. Und jetzt sollen die Auszubildenden den fehlenden Stoff „in Heimarbeit“ zusätzlich nachholen.

Ich fürchte, die wird mit dem Auto zurück gelegt. Besteht die Möglichkeit den ÖPNV zu nehmen und dort dann die Videos während der Fahrzeit zu schauen?

Mein erster Rat wäre: das müsste man die Ausbildungsstätte oder die Prüfungsstelle fragen. Kann sich die Auszubildende evtl. auch ein Jahr zurück setzen lassen, um so den fehlenden Stoff auf einem reguläreren Weg nachzuholen?

Auch wenn mir die Wortwahl von @PeterSilie nicht zusagt, so verstehe ich nicht, was die Mutter beim 17jährigen Kind noch viel Arbeit hat. Als ich 17 war, waren meine Eltern 43,75 h pro Woche auf Arbeit und meine Lehre nahm nicht viel weniger Zeit in Anspruch. Ich war, so würde ich meinen, jeden Tag 9-10 h außer Haus und habe den Lehrstoff alleine gestemmt. Nebenher habe ich mich am elterlichen Haushalt beteiligt. Sind jugendliche im Allgemeinen oder diese Person im Speziellen heute wirklich so unselbständig?

Grüße
Pierre

P.S.: bei meinem Opa war es so ähnlich - der studierte neben der Arbeit per Fernstudium einige Jahre. Von der Ehefrau und vor allem den Kindern erforderte das viel Leidensfähigkeit. Mein Vater hat nach der Arbeit auf der Abendschule den Meistertitel gemacht. Auch da mussten wir Kinder deutlich im Haushalt mithelfen. Staubsaugen, Abwaschen, Müll rausbringen waren unsere üblichen, täglichen Aufgaben.

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Hallo,

Nach welcher Rechtsgrundlage wird ausgebildet (BBiG)? Bei wem liegen die Zuständgkeiten für die Ausbildung?
Muss die Dame diese „Lehrfilme“ anschauen oder gibt es andere Möglichkeiten die Ausbildungsinhalte zu vermitteln? Etwas, das weniger zeitintensiv ist?

Gibt es die Möglichkeit der „Teilzeitberufsausbildung“ (Z.B. § 7a BBiG?)

Gruss
Jörg Zabel

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Bist du behindert?

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Die Frage hat durchaus rechtliche Reledingsbums

Ja genau.

Wie kommst du darauf?
Sie nimmt den Zug.

Da es sich um eine Logopädie-Ausbildung handelt und sie sich Therapievideos ansehen und anhöre muss, ist das in der Bahn nicht machbar.

Man muss sehr auf Feinheiten bei der Aussprache der Patienten achten, das geht selbst mit einem Noisereduction-Kopfhörer nicht. Außerdem muss sie 2 x umsteigen, ich weiß nicht, wie man sich dann auf so ein Video konzentrieren soll. Und oft bekommt sie keinen Sitzplatz.

Der Stresslevel ist jetzt in der Examensphase so enorm hoch, dass ich Angst habe, dass sie irgendwann zusammenbricht. Sie ist sehr stark und resilient, aber gibt es nicht einfach Grenzen, wo es dann wirklich mal zuende ist?

Diese Kind ist krank. Es hat stark unter Corona und der Scheidung gelitten, der Vater tritt kaum noch in Erscheinung, wenn dann nur mit Druck. Es geht oft nicht zur Schule, was die Mutter kaum kontrollieren kann, weil sie um kurz vor 7 Uhr den Zug nehmen muss.

Außerdem ist da auch noch eine 13-Jährige.

Der Vater nimmt die Kinder kaum noch, d.h. es gibt keine freien Tage mehr.
Die Kinder kochen auch schonmal, aber ich finde es auch nicht richtig so zu tun, als könne diese Mutter ihre Kinder völlig sich selbst überlassen, weil sie 16 Stunden am Tag lernen muss. Sie kommt heim, kocht etwas, setzt sich ans Laptop bis Mitternacht. Ich finde ja, dass sie am Wochenende echt noch schöne Sachen mit den Kindern unternimmt, aber wenn sie dafür dann keine Zeit mehr hat, weil sie 12 Stunden Lehrvideos ansehen und durcharbeiten muss, dann haben die Kinder ja niemanden mehr zum Reden und der mit ihnen was unternimmt.

Von manchen heißt es dann auch gleich, wir melden das dem Jugendamt. Fragt man aber das Jugendamt welche Unterstützung es geben könnte, dann gibt es nichts.

Findest du persönlich es richtig, dass man Kinder, die unter Corona vereinsamt sind und sehr häufig allein sind, dann völlig allein sind? Weil eine Schule keine Alternative für die Unterrichtsausfälle gefunden hat als Lehrvideos, die sie den Schülern aufs Auge drückt ohne Berücksichtigung der Machbarkeit?

Der Vater lässt sich hier nicht in die Pflicht nehmen, das funktioniert einfach nicht.

Naja, ich hab schon verstanden, dass man Kinder nicht zu hoch bewerten sollte. Sie haben ja wirklich gelernt, mit dem Alleinsein klarzukommen, dazu gibt es ja die digitale Welt.
War ne dumme Anfrage.

Härtefall für Alleinerziehende? Haha!! Die opfern doch immer nur rum, lächerlich.

Der Mann ist ein richtiger Kerl!!! Der wird es schon schaffen, dass sie scheitert.!!!

Ich denke, dass noch gar nicht klar ist, was hier eigentlich erreicht werden soll. Bei allem Verständnis für persönliche Probleme muss in einer Ausbildung ein definierter Wissensstand erreicht und auch durch entsprechende Prüfungen belegt werden. Es gibt keine Abschlüsse „gnadenhalber“. D.h. wenn die zeitlichen Möglichkeiten für den notwendigen Wissenserwerb begrenzt sind, dann kann und wird dies niemals in der Form zu lösen sein, dass man die Anforderungen an den Wissenserwerb reduziert, was dann konsequenterweise in einem niedrigeren Leistungsniveau und damit dann auch in schlechten Prüfergebnissen münden wird.

Es wäre zu klären, inwieweit hier wirklich die Videos als einzige zwingende Wissensquelle zu gelten haben, bzw. in welcher alternativen und ggf. weniger zeitfressenden Art und Weise das nötige Prüfungswissen aufgebaut werden kann. Ansonsten kann man nur zusehen, die Ausbildung zeitlich gestreckt zu bekommen, indem man nach Möglichkeiten sucht, die dies nach der entsprechenden Ausbildungsordnung ermöglichen würden.

Ich weiß, dass Du bzgl, der ganzen Geschichte emotional sehr belastet bist. Ich bewundere es sehr, dass sich eine Frau in dem Alter mit einer qualifizierten Ausbildung auf wirtschaftlich angemessene eigene Beine stellen will, und dafür hart kämpfen muss. Aber es nützt nichts, alles immer auf die Scheidungssituation und einen bösen Ex-Mann zu schieben, die durch Corona entstandenen zusätzlichen Probleme anzuprangern und unrealistische Erwartungen gen Himmel zu richten.

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Es geht nur darum, die Verpflichtung auf vielleicht 3 Stunden Videos zu reduzieren.

Die Scheidungssituation belastet die Kinder, deshalb bräuchten sie mehr von ihrer Mutter.
Der Vater nimmt die Kinder nicht mehr, also hat diese Frau keine freien Tage mehr, an denen sie auch mal etwas nur für sich tun könnte und mehr Ruhe hätte.

Die durch Corona entstandenen Probleme werden nach unten zu den Schülern durchgereicht.

All diese Faktoren erhöhen Stück für Stück die Belastung.

Und nun wird nach Möglichkeiten der Entlastung gesucht. Was ist falsch daran, die Belastungsfaktoren beim Namen zu nennen? Unnötige Vorschläge wie „kann der Vater die Kinder nicht häufiger nehmen?“ kann man damit von vornherein vermeiden.

Aber was soll das bringen? Dann hat sie nicht das nötige Prüfungsniveau, wenn sie keine alternativen Möglichkeiten der Wissensaneignung hat, und wird dann am Ende vermutlich scheitern. Noch mal und bei allem Verständnis für eine schwierige Situation: Es gibt keine Abschlüsse „gnadenhalber“! Alles was darauf gerichtet ist, ist zum Scheitern verurteilt. Mit dem Ausbildungsabschluss wird bescheinigt, dass jemand nunmehr in der Lage ist, selbständig das volle Berufsbild abzudecken und auszuüben. Damit darf jeder, der einen so qualifizierten Logopäden aufsucht davon ausgehen und sicher sein, dass dieser eine umfassende Leistung nach den Regeln der Heilkunst erbringt. Da kann man dann keinem Patienten verkaufen, dass man dies und jenes nicht so richtig beherrscht und Fehler macht, weil mal während der Ausbildung nicht die Zeit hatte sich Pflichtstoff anzueignen.

Die einzige Chance, wenn es keine weniger zeitintensive Möglichkeit des Wissenserwerbs gibt, ist die Nutzung von Verlängerungsmöglichkeiten in Bezug auf die Ausbildungsdauer, um die Anforderungen zeitlich etwas zu strecken. Und wenn es die nicht gibt, dann hilft nur A…backen zusammendrücken, Krönchen richten und durch! Das wirst Du und wird auch die Betroffene akzeptieren müssen.

Und wenn ich mir deine andere Frage zum Thema Kinder und alleine lassen ansehe, so muss ich unwillkürlich an eine gute Freundin denken, die damals in durchaus vergleichbarer Situation war und die ich zu Beginn meines Studiums in der Einführungsgruppe sitzen hatte. Die hatte sich allerdings nicht für eine Ausbildung (hatte sie schon) sondern für die Immaturen-Prüfung und ein juristisches Studium entschieden. Auch alles Dinge, die man nicht so nebenbei macht, die deutlich länger als eine Ausbildung dauern und mit dem Staatsexamen am Ende doch noch eine andere Herausforderung stellen. Nein, damals gab es kein Corona, aber die Sache war auch so nicht einfach. Aber die Kinder haben bestmöglich mitgezogen und waren wahnsinnig stolz auf ihre Mutter. Wir haben als Lerngruppe uns zusammen durch die Studienzeit geholfen, und die Sache ist am Ende so ausgegangen, dass es nicht nur für ein 1. sondern auch noch für ein 2. Examen, die Anwaltszulassung, den Fachanwalt für Familienrecht und noch diverse Jahre in einer anständigen Kanzlei gereicht hat. Inzwischen ist sie schon ein paar Jahre im Ruhestand, während die Studienkollegen von damals noch 10-15 Jahre vor sich haben.

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Ich denke, fast jeder hat Eigenschaften, die ihn einschränken. Braucht deshalb aber nicht eine 24/7 Betreuung. Meine Frage galt deinen Pubertieren und warum die dich zeitlich so binden.

Jede Familie möge selbst entscheiden, wie lange sie miteinander verbringt. Aber bei besonderen Belastungen sollte man Aufgaben gerechter verteilen. Du reißt dir den Arsch auf (tschuldigung für die Umgangssprache) und die beiden sollen davon nichts merken?

Es geht nicht um sie selbst!

@DropDeadDiva, bitte nicht falsch verstehen, ich wollte weder Dich, die Auszubildende noch deren Kinder diskreditieren. Ich wollte die Situation verstehen und ein paar Gedanken neben der eigentlichen Frage los werden.

Ich fahre seit vielen Jahrzehnten Bahn und ich könnte mir solche Videos auch in der Bahn ansehen und anhören. Daher ging ich von der Autofahrt aus; da hätte ich auch keinen Nerv, um mir sowas anzusehen/anzuhören.

Ja. Sowas kann in einen Burnout ausarten. Keine schöne Sache.

Nun ja. Entschuldige bitte, dass ich zu sehr von mir und meinen Verwandten auf andere, vor allem auf die Generation Z schließe. Wir brauchten damals nicht rund um die Uhr Aufsicht und gingen selbst dann zur Schule, wenn die Eltern vor uns aus dem Haus und nach uns wieder zurück kamen. Und wir konnten uns auch selbst beschäftigen…

Unter diesen Gesichtspunkten fallen mir leider keine wirklich hilfreichen Tipps ein. Und wie ich schon eingangs ankündigte schon gar keine zum Thema Reduzierung der Videokurse.

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Hi

Deine Freundin/Bekannte/Schwester hat sich für eine Ausbildung entschieden - sie hat die Bedingungen anerkannt. Sie wusste was an Lernstoff auf sie zukam. Wenn sie die Videos nicht zu Hause schauen könnte, müsste sie statt dessen für Lehrveranstaltungen und Vorlesungen etc. vor Ort sein - dann wäre sie gar nicht zu Hause.

Wenn sie die Videos zu Hause anschauen kann, ist sie physikalisch zu Hause und für Notfälle verfügbar. Kinder >10 sollten in der Lage sein zu erkennen, wann etwas wichtig genug ist um zu stören, und wann nicht. Mal davon abgesehen, dass sie dann in der Lage sein sollten, Hausaufgaben zu erledigen und sich eigenständig zu beschäftigen. Und ja - es gibt einen Haufen traumatisierte Scheidungskinder, die das sehr gut auf die Reihe bringen.

Warum sollte ein Ausbildungsinstitut seinen Lehrplan auf die persönliche Situation der Schüler zu Hause ausrichten? Entweder schaffen die Schüler die Lerninhalte, dann kommen sie durch (die meisten - und dabei auch welche, die in der gleichen Situation sind wie deine Schwester/Freundin …) oder sie schaffen sie nicht, dann fallen sie durch (wenige - aber eben auch Leute in wesentlich weniger belastenden Situationen).

Das ist in ALLEN Ausbildungen in der freien Wirtschaft so - es werden Inhalte vorgegeben, die abgearbeitet werden müssen. Man kann nicht für Einzelpersonen eine Schmalspurausbildung draus machen und trotzdem später den „vollen Titel“ verleihen - bei einer Logopädin o.ä. müssen alle Lerninhaltevollständig abgedeckt und erlernt sein, damit sie nachher auch vollwertig arbeiten kann.

Gruß h.

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Ich habe keine Kinder und es geht auch nicht um mich.

Komisch, dass du das da heraushörst.

Die beiden tun, was sie können. Die ältere ist aber psychisch angeschlagen und es gibt keinen Therapieplatz für sie. Dieses Kind ist nun ständig allein und hat dann auch am Wochenende nichts mehr von ihrer Mutter, weil diese die ganze Zeit lernen muss.

Interessanterweise wird von anderer Seite dann gedroht, dass Jugendamt zu verständigen, aber ansonsten finden es alle Okay, Kinder fast vollständig sich selbst zu überlassen.
Und ja: Sie ist 17, aber sie ist nicht so weit wie andere 17-Jährige.

VIELEN DANK AN ALLE!!

Ihr habt zahlreich geantwortet und ich habe bemerkt, dass ich oft einen sehr tunnelhaften Blick habe.

Ihr seid weitestgehend sehr höflich dabei geblieben, auch dafür bedanke ich mich.

Herzliche Grüße

Diva

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Hallo Diva,

deine Schwester sollte sich mit den Logopädie-Auszubildenden zusammenschliessen. Gemeinsam erreicht mensch mehr!
Die Situation deiner Schwester ist extrem belastend, ganz sicher ist sie nicht allein in dieser Belastungssituation.
Jedem seriösem Schulträger muss klar sein, dass diese Menge an Lehrstoff nicht zu bewältigen ist. Gibt es nicht auch für Schüler*innen arbeitsrechtliche Vorgaben?
Somit sollten 16-Std Schultage nicht eingefordert werden.

Grüssle, Gabi