Häufige Jobwechsel verkaufen (mit 46 Jahren)

Hallo Zusammen,

ich bewerbe mich derzeit und werde auch sehr häufig zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.

Ich arbeite seit 25 Jahren nahtlos im Vertriebsinnendienst und hatte in der Zeit 7 Arbeitgeber. Ich habe die Firmen immer auf eigenen Wunsch verlassen, wurde also nie gekündigt.

Die Zeitspannen bei den einzelnen Arbeitgebern verteilen sich dabei wie folgt (also Beschäftigungsdauer je Arbeitgeber):

2 Jahre (erster Job nach Ausbildung)
6 Jahre
2 Jahre
7 Jahre
2 Jahre
2 Jahre
3,5 Jahre (aktueller Arbeitgeber)

Jetzt wird in jedem Gespräch nach den Wechselgründen gefragt und bei einer Firma war es so, dass sie aufgrund fehlender Nachfolge an Amerikaner verkauft wurde. Es zeichnete sich ab, dass man nicht viel Interesse an der Aufrechterhaltung des Standortes hat und nur Wissen abgreifen will. Insgesamt war das Klima eher schwierig und der alte Geschäftsführer hat die Firma irgendwann nach meinem Weggang sogar zurückgekauft, weil da alles schief lief.

Bei der nächsten Firma wo ich zwei Jahre beschäftigt war, war es so ähnlich, nur dass das Unternehmen wirtschaftliche Probleme hatte und ich nicht abwarten wollten bis ich als Letzte als erstes gekündigt werde. Die Firma ging dann kurz nach meinem Weggang auch in die Insolvenz.

Bei den letzten beiden 2-jährigen Stationen war in einer Firma das Betriebsklima ein Problem, welches schon fast an Mobbing grenzte und in der zweiten Firma war ich absolut unterfordert. Der Geschäftsführer war ein Ingenieur und hat mit mir eine Stelle Vollzeit besetzt, die man locker mit einer Halbtagsstelle hätte ausfüllen können. Lag u. a. daran, dass es dort Projektgeschäft mit Ausschreibungen gab. Mir war da so langweilig, dass ich teilweise die LKW gezählt habe, die vorbeifuhren (die Firma war an der Autobahn gelegen).

Die Firma in der ich derzeit beschäftigt bin, steht leider kurz vor der Pleite (eine Folge von Corona, da wir in erster Linie Einzelhandelskunden bedienen, die wiederum Ihrerseits gerade alle Insolvent gehen). Deshalb wird ständig Personal freigesetzt und die Arbeit auf den Rest verteilt. Dabei wird ein unglaublicher Druck auf die verbliebenen Mitarbeiter aufgebaut und ich muss da weg, da meine Gesundheit darunter leidet.

In den Vorstellungsgesprächen werden mir die Wechsel häufig als Makel angedichtet und mir fehlt ein bisschen die Taktik das gut zu verkaufen. Wirkliche Karrieresprünge habe ich durch die Wechsel nicht gemacht, aber schon einige Gehaltssprünge. Dadurch bin ich jetzt recht teuer und ich glaube das schreckt einige Firmen ab. Dazu dann die auch stets geäußerte Sorge, dass ich das Unternehmen ja wieder kurzfristig verlassen könnte.

Weiß jemand einen Rat?

Viele Grüße

Darwina

Hallo

dass Firmen geschlossen oder an andere Firmen verkauft und dabei verschlankt und deswegen Standorte geschlossen werden (auch die finanziellen Probleme deiner aktuellen Firma) ist kein Problem und leicht vermittelbar. Das wird dir keiner ankreiden.

Dass das Klima in Firmen zum Wechsel anregte, musst du nicht sagen, du kannst das auch positiv formulieren, dass dich das jeweilige Arbeitsgebiet nicht ausfüllte, und du deswegen nach einer passenderen Beschäftigung suchst. Du bist dir sicher, dass du sie in der neuen Firma gefunden hast, was der Grund für deine Bewerbung ist. Dafür solltest du sich sehr eingehend mit der Firma und den Inhalten der neuen Stelle informieren, damit du argumentieren kannst!

ALLERDINGS musst du deine Zeugnisse überprüfen - nicht dass da Hinweise drin sind, die auf Probleme in deiner Person deuten könnten …

Gruß h

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Zumindest eines kann er nicht wegdiskutieren: offensichtlich hat er sich vor der jeweils neuen Stelle nicht wirklich intensiv über die neue Stelle informiert (wirtschaftliche Schwierigkeiten kündigen sich in der Regel schon Jahre vorher an) oder ihm fehlte das notwendige Urteilsvermögen.

Blockquote

Zumindest eines kann er nicht wegdiskutieren: offensichtlich hat er sich vor der jeweils neuen Stelle nicht wirklich intensiv über die neue Stelle informiert (wirtschaftliche Schwierigkeiten kündigen sich in der Regel schon Jahre vorher an) oder ihm fehlte das notwendige Urteilsvermögen.

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Sorry, aber wenn ich eine Weltwirtschaftskrise (2008) und die Folgen von Corona hätte vorhersagen können, säße ich wohl mit einer Glaskugel auf dem Jahrmarkt und nicht im Vertrieb :grinning:

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Corona gilt nicht, bei dem Arbeitgeber bist Du noch beschäftigt.
Bleibt noch die Weltwirtschaftskrise, also ein Wechsel den man nachvollziehbar (mit Deinen Informationen) begründen kann.
Zufällig komme ich aus dem Bereich Vertrieb und habe im Laufe der Zeit mehrere Vertriebsorganisationen geleitet.
Bei der Einstellung von Vertrieblern hat mich vor allen Dingen nachweisbarer Erfolg in ihren Verkaufsbemühungen der vorherigen Beschäftigungsverhältnisse interessiert. Sicher aber nicht wie oft der Bewerber im Laufe seines Berufslebens die Firma gewechselt hat. Die Beweglichkeit im Kopf und die Neugierde auf neue Herausforderungen waren viel wichtiger.
Erfolgreiche Vertriebler sind oft Diven mit entsprechenden Allüren, da kracht es öfter mal im Gebälk. Das kostet zwar Nerven aber über allem steht der Erfolg. Mit anderen Worten: ich habe auch Leute akzeptiert, die ich für Idioten hielt, die aber die Leistung brachten.
Von einem erfolgreichen Vertriebsmann erwarte ich vor allen Dingen, dass er sich selber gut verkaufen kann.
Wenn es da schon nicht klappt, kann man ein Ei drüber schlagen - es sei denn, dass es sich um einen ausgewiesenen Fachmann für spezielle technische Geräte handelt.

Ich bin im Vertriebsinnendienst beschäftigt, habe also auch Kundenkontakt aber weniger aktiv (also keine Akquise oder große Projekte). Da ist das mit dem nachweisbaren Erfolg natürlich eher schwierig. Wobei ich auch Key-Accounts betreue, für die wir kundenspezifische Lösungen erarbeiten.

Ich arbeite aber mit besagten Vertrieblern im Außendienst zusammen und kann das mit den Diven und den Idioten nur bestätigen :grinning:. Wenn Sie dann noch provisionsabhängig Arbeiten, wird die Zusammenarbeit für den Innendienst noch „lustiger“. Aber das ist ein anderes Thema…

Tatsächlich habe ich aber den Eindruck, dass das besonders in Firmen, die nicht so viel Ahnung von Vertriebsstrukturen in „normalen“ Unternehmen haben häufig verwechselt wird. In der Industrie sind oft noch die Account Manager zwischengeschaltet, die dann eher aktive Erfolge verbuchen können. Zuletzt habe ich mich häufig bei IT-Firmen beworben, denen dieser Unterschied nicht geläufig zu sein scheint, da ich immer wieder nach erfolgreich abgeschlossenen Projekten gefragt wurde. Da musste ich dann in der Tat passen. Gelernt habe ich daraus, dass die IT-Branche für mich nicht so ganz das Richtige zu sein scheint…

Ich hatte die fixe Idee, dass diese Unternehmen besonders krisensicher sein könnten und wir haben hier in der Region einige Firmen, die Software für die Energiebranche programmieren. Zuletzt habe ich bei so einem Unternehmen vorgestellt, dass überhaupt gar keinen Vertrieb hatte (habe ich mir allerdings nicht selbst ausgesucht, sondern ein Headhunter kam über ein Business-Netzwerk auf mich zu). Da hat die Geschäftsführung irgendwie an Ausschreibungen rumgewurschtelt und war auch noch 20 Jahre damit erfolgreich. Diese Firma hätte in der Tat einen richtigen Vertriebler gebraucht, war aber nur bereit das Gehalt für einen Innendienstler zu zahlen, da der Unterschied offenbar nicht bekannt war. Leider erhalte ich häufiger gerade von Headhuntern solche Vorschläge, da sind auch viele Start-Ups dabei.

Je mehr ich darüber nachdenke, ist der Kern meines Problemes wahrscheinlich, dass das einfach die falsche Branche ist, bzw. dass ich Firmen mit vorhandenen Vertriebsstrukturen brauche.

Aber dann mal eine konkrete Frage an Dich: Was würdest Du auf die Frage

„Was müssen wir denn als Unternehmen bieten, damit sie bei uns bleiben?“

gerne als Antwort hören wollen? Ich finde mit einer Antwort kann man sich schon ordentlich in die Nesseln setzen. Ich habe immer versucht mir das Leitbild der Firma (sofern vorhanden) einzuprägen und die Antwort dann da drumherum zu dichten. Wenn eine Firma z. B. den Teamspirit hochhält mit entsprechenden Firmenevents etc. habe ich natürlich gesagt, dass mir der Zusammenhalt im Team besonders wichtig ist usw.

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Das ist eine Standardfloskel die jeder kennt und keiner ernst nimmt. So etwas kann man als Aufhänger nehmen aber dann gleich dazu ausführen, dass der Zusammenhalt in einem Team entscheidend davon mitgeprägt wird, dass Zuständigkeiten und Kompetenzen klar verteilt sind und auch ernst genommen und durchgesetzt werden.

Wenn Du Dir irgendeine Art vorstellen kannst wie Dein Erfolg bemessen werden könnte, dann solltest Du ein realistisches Modell ausarbeiten in dem ein Teil Deiner Bezahlung von diesem Erfolg abhängt.

Damit demonstrierst Du Selbstbewusstsein und Kreativität.
Gute Chefs mögen sowas, die schlechte Nachricht ist, dass schlechte Chefs eine solche Konkurrenz für ihre eigene Position sicher nicht einstellen würden.
Aber Du willst ja gute Chefs und triffst damit eine Auswahl, die Deinem Gegenüber in dem Moment natürlich überhaupt nicht klar ist.

Ich würde für meinen Bereich auch noch realistische Planung mit regelmäßigen, möglichst monatlichen Überprüfungen – bei Bedarf auch Anpassungen – erwarten bzw. einfordern.

Und so weiter und so fort. Du kennst Deine Branche besser als ich und Dir würde da mit Sicherheit vieles einfallen. Die Frage ist natürlich, ob man so in das Risiko gehen will.

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Entwickeln und produzieren Sie weiter Produkte, die so gut, nützlich und innovativ sind, dass ich sie gerne und mit voller Überzeugung verkaufen kann.
Ich möchte mich mit den Produkten und Ihrer Firma identifizieren können.

Hallo,

tut mir leid das sagen zu müssen, aber ich kann alle Bedenken nachvollziehen. Dieses „nicht länger als ein paar Jahre irgendwo bleiben“ war mal so ein Ding in den letzten 10-20 Jahren oder so. Nun merken die Leute wie kurzsichtig diese Methode eigentlich ist. Nirgendwo so wirklich richtig dabei sein, sprunghaft, nicht loyal. Al das sind die vibes die dabei rüberkommen. Auch die Erklärungen helfen da nicht wirklich weiter. Ab einem gewissen Punkt fällt diese Methodik dann negativ auf. Nun rächt sich das eben, sorry. Ob das jetzt nur an der Branche liegt weiß ich nicht. Auf der anderen Seite sollte man dann flexibel sein und sich anpassen wollen was Bereich und Aufgaben angeht. Aber das muß letztendlich jeder selbst wissen. Viel Glück.

Dann muss ich aber leider auch sagen, dass ich die ach so Loyalen, die seit 30 oder 40 Jahren in einer Firma hocken zur Genüge kenne.Sie zeichnen sich zumeist dadurch aus, dass sie völlig unflexibel sind und allem Neuen höchst kritisch gegenüber stehen. Und dann ruhen sie sich ab 50 auf ihrer vermeintlichen Unkündbarkeit aus und feiern bei jeder Kleinigkeit wochenlang krank. Ich glaube, dass das den Unternehmen mehr schadet, als Leute die beruflich einen weiteren Horizont haben und unterschiedliche Branchen und damit auch verschiedene Arbeitsmethoden kennen.

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Hallo,

meine persönliche Meinung: Ich finde weder die Anzahl der Arbeitgeber noch die Dauern der Beschäftigungsverhältnisse wahnsinnig kritisch. Ja, ein bisschen weniger AGs und ein bisschen länger wäre besser - aber im Vergleich zu denjenigen, die alle 6 Monate wechseln, bist du sehr solide.

Kritisch dagegen finde ich die Begründungen der Wechsel. Es scheint immer so zu sein, dass du vom aktuellen Arbeitgeber weg willst. Und nie, dass du irgendwo hinwillst oder dass du dich weiterentwickeln willst. Das ist gefährlich. Weil du erstens keine Eigeninitiative zeigst und zweitens als sehr empfindsam rüberkommen kannst. (Ob zu Recht oder nicht, ist eine andere Frage - es geht um den Eindruck, den du erweckst.) Versuch mal, daran zu arbeiten. Überlege mal, warum die Wechsel für deine Entwicklung und deine (auch mentale) Karriere sinnvoll waren, und ob du diese Verbesserungen, die du im Nachhinein erkannst hast, als Wechselgründe im Vorhinein angeben kannst.
Das klänge positiver.

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