The Irish Times, 14. Juni 2001
Häusliche Gewalt häufiger durch Frauen
Von Padraig O’Morain, Korrespondent für Gesundheit und Kinder
Nach einer neuen Untersuchung über irische Paare, die Eheberatungen aufsuchten, verüben Frauen häufiger häusliche Gewalt als Männer. Der gestern veröffentlichte Bericht ermittelte auch, dass häusliche Gewalt bei den überwiegend der Mittelklasse
entstammenden Paaren einer der weniger wichtigen Faktoren bei ehelichen Krisen ist. Er wurde von einem Forschungsteam
unter der Leitung von Dr. Kieran McKeown erstellt, der einen hervorragenden Ruf als Sozialforscher genießt, und war von
den Ehe- und Beziehungs-Beratungsdiensten (MRCS) in Auftrag gegeben worden, einer der landesweit wichtigsten
Beratungsorganisationen.
Bei einer Umfrage unter 530 beim MRCS Rat Suchenden fanden die Forscher heraus, dass häusliche Gewalt in 48 Prozent
derjenigen Beziehungen auftrat, die soweit erschüttert waren, dass einer oder beide Partner Beratung suchten. Wo Gewalt
auftritt, fügen sich in 33 Prozent der Fälle die Partner diese gegenseitig zu, „während durch Frauen verübte Gewalt in etwa
vier von zehn Fällen (41 Prozent) und durch Männer verübte Gewalt bei einem Viertel der Paare (26 Prozent) festgestellt
wurde, was uns zu dem Schluss führt, dass die Wahrscheinlichkeit häuslicher Gewalt, die von Frauen ausgeht, höher ist als
die durch Männer,“ sagten die Autoren der Studie.
Sie erklärten darüber hinaus, dass die Ergebnisse „über die Schwere der zugefügten Gewalt, ihre Zusammenhänge, Gründe
oder Anlässe sowie über das Ausmaß der daher rührenden Verletzungen keine Auskunft gibt.“
Sie verwiesen auf die Forschung in den USA, Großbritannien, Kanada und Neuseeland, die zeige, dass das Auftreten
häuslicher Gewalt bei Männern und Frauen, sowohl als Opfer als auch als Täter, für alle Arten von Gewalt weitgehend gleich
ausgeprägt ist, sowohl bei psychischer wie physischer, geringfügiger oder schwerer. Darüber hinaus neigten Männer und
Frauen in fast gleichem Umfang dazu, mit häuslicher Gewalt zu beginnen und schienen auch beide in gleichem Maße Anlässe
dazu zu schaffen.
„Es muss aber betont werden, dass die Folgen häuslicher Gewalt in Bezug auf die körperlichen und seelischen Verletzungen
eine Tendenz aufweisen, die für weibliche Opfer deutlich negativer ist als für männliche,“ fügten die Autoren hinzu.
Internationale Studien legten nahe, dass „häusliche Gewalt vermutlich in etwa 10 bis 20 Prozent aller heterosexuellen
Beziehungen vorkommt – bei einer bedenklich höheren Erscheinungsrate für jüngere Paare – und einer Tendenz zu
schwerwiegenderen Folgen in etwa einem Drittel aller Fälle.“