Fettgedruckter Text
Servus,
wird denn in Altona ostfriesisches Platt gesprochen?
Seltsamseltsam.
Schöne Grüße
MM
Du meinst, für diesem Satz unterscheiden sich die beiden „Platts“?
Ich vermute das. Warum sollte ein Dialekt über rund 200 Kilometer Entfernung gleich sein? Als diese noch nicht mit VHS-Kursen künstlich beatmet wurden, sondern Alltagssprache waren, konnte man daran, wie jemand sprach, auf zwanzig Kilomter genau erkennen, woher er stammte.
Zurück zur vorgelegten Anfrage: Schon allein, dass das hohle Abstraktum „Heimat“ überhaupt in angeblichem Platt wiedergegeben wird, disqualifiziert das Instrument, das Du empfohlen hast. Dialekte kennen keine Abstrakta, mit Dialekten kann man nicht in den Krieg marschieren.
Schöne Grüße
MM
Hallo,
1 Variante: min töhus (oder: Heemat) is, wor min Leevste is.
2. ik bün töhus wor min Leevste levt (is)
3. Min Heem is wor min Leevste is.
Aber das ist ostfriesisches Platt - das kann auf einige 10er Kilometer schon stark variieren und Altona hatte sicher eine eigene Variante, die ev. kaum noch einer kennen wird.
Gruß,
Paran
Dialekt ist das , was im echten Leben gesprochen wurde und wird.
Natürlich kennt das Plattdeutsche das Wort „Heimat“.
Was das „Instrument“ da wiedergibt deckt sich auch mit dem, was ich als Kind von meiner Großmutter noch gelernt habe.
Es ist ganz sicherlich so, dass Dialekte schon auf geringsten Entfernungen differieren, das ist merke ich täglich in Tirol und Bayern.Schon 5 Kilometer können reichen, um Unterschiede zu hören.
Die aber alle einen gemeinsamen Kern haben.
Und genau das ist der Unterschied zwischen Sprache ,Platt oder Niederdeutsch, das sich in Westniederdeutsch und Ostniederdeutsch aufgliedert, und ihren (weiteren) Dialekten.
Im echten Leben haben sich das Platt meiner Oma -aus einem Dorf in der Lüneburger Heide- und das Platt meiner ersten Ausbilderin in Schleswig-Holstein nur unwesentlich unterschieden.
Servus,
grade im süddeutschen Raum könntest Du eigentlich wissen, was das Wort Hoimed - Huamad - Hämed usw. je nach Region bedeutet. Hint: Die Bedeutung ist ganz anders als die des deutschen Abstraktums „Heimat“, und der vorgelegte Satz wird völlig sinnlos, wenn man diesen Begriff dort einsetzt.
Schöne Grüße
MM
Eben genau das:
Beiläufig: Linguisten unterscheiden Dialekte und Alltagssprache. Dialekte werden insbesondere im niederdeutschen Raum, wo sie bereits seit 1866 als minderwertige Sprache von Knechten und Diensboten angesehen wurden, nur noch wenig rein gesprochen, immer noch zunehmend mit in der Aussprache angepasstem Standarddeutsch vermischt. Die Alltagssprache ist auf diese Weise vom regionalen Dialekt beeinflusst, aber sie ist nicht der Dialekt.
So kommt es, dass Holsteinisch und Braunschweig-Lüneburgisch als fast gleich empfunden werden: Wenn ein Heitjer Braunschweig-Lüneburgisch spricht und ein Holsteiner Holsteinisch, gibt es schon deutliche Unterschiede. Wenn aber beide ihre Alltagssprache sprechen, viel weniger, weil beide im Vokabular, aber auch in Grammatik und sogar Aussprache dem Standarddeutschen stark angenähert sind.
Interessant finde ich in diesem Zusammenhang das Projekt „Deutsche Alltagssprache“ an der Universität Salzburg:
http://www.atlas-alltagssprache.de/
Schöne Grüße
MM
Nicht in den Dialekten, sondern bloß in der modernen Mischsprache, die in zunehmendem Umfang Standarddeutsch verwendet, aber ähnlich wie im jeweiligen Dialekt ausspricht.
Da ist die Huamad der Hof, von dem eine verheiratete Bäuerin stammt, und auf dem sie ein Leben lang ‚Heimatrecht‘ hat. Sehr konkreter Begriff, und etwas, was anders als in der vorgelegten romantisierenden Wendung niemand individuell definieren kann.
Schöne Grüße
MM
Dann sind die hier in Tirol und Oberbayern wohl alle Knechte und Dienstboten.
Ich kann dir versichern, dass ein jedes Dorf seinen Dialekt hat und dass den ein jeder spricht ausser in der Schule -und das hört sich durchaus putzig an, wenn die dann Hochdeutsch zu reden vorgeben- und dass das völlig standesunabhängig ist.
Eine „moderne Mischsprache“ gibt es hier so gut wie nicht!
Dass Tirol und Oberbayern im niederdeutschen Raum liegen, ist mir jetzt ganz neu - wieder was gelernt!
Schöne Grüße
MM
Wir reden doch hier über Dialekte?
Die Frage war die nach dem Platt, also Niederdeutschen, ja, und die werden nur noch von den „Alten“ gesprochen, und die sprechen das durchaus noch verhältnismäßig „rein“.
Und nach dem Platt war gefragt worden.
Noch einmal: das Wort „Heimat“ gab und gibt es durchaus im Platt und damit ist, ganz konkret, das Land, die Leute und die Landschaft gemeint, zu der sich jemand zugehörig fühlt, weil er dort geboren wurde und aufgewachsen ist.
Mag ja sein, dass ein Knecht das auf einen einzigen Hof bezogen hat, weil er den nie weiter als 5 Kilometer weit verlassen hat.
Jo, eine hübsche Poesie ist das schon. Bloß halt was anderes als der konkrete Begriff der Huamed, erst im 19. Jahrhundert nicht mehr auf einen bestimmten Hof, sondern auf eine bestimmte Gemeinde bezogen und damit auch nicht mehr auf den Geburtsort festgelegt sondern erwerbbar. Ebenfalls im Lauf des 19. Jahrhunderts kodifiziert und in einzelnen deutschen Ländern bis 1939 gültig, in der Schweiz bis heute.
Hier, schau mal:
Das Abstraktum der gefühlten, subjektiven und nicht definierten Heimat, gerne gepflegt in Volksliedern, die in ihrer heutigen Form ideologisch geprägte Erfindunden aus dem 19. Jahrhundert sind, auch bei Vertriebenenverbänden und anderen seltsamen Vereinen, stammt nicht aus den Dialekten, sondern ist gleichzeitig mit der deutschen Standardsprache in der Epoche der deutschen Romantik entwickelt worden.
Schöne Grüße
MM
Von dieser Musik verstehst du aber nicht viel?
Das ist, leider, wirklich Quatsch. Es ist die überhebliche Aufsicht eines überbordend Vergeistigten, der es von aussen und nicht von innen betrachtet und eigentlich keine Ahnung hat.
Danke!