Hallo,
vielleicht ist folgende Überlegung dienlich: Durch die Verdrillung liegt der Faden nicht mehr parallel zur Zugrichtung, sondern in einem Winkel (= 90°- Windungssteigung) dazu. Das hat zur Folge, dass die Zugkräft in eine Längs- und eine Querkomponente aufgespalten wird. Die Querkomponente - abhängig vom Winkel zur Längsrichtung, also cot(90°-Windungssteigung) - leitet sich statt als Zug in Druck ab, den die Fäden aufeinander ausüben. Die Querkomponente ist dabei die Kraft, mit der der Faden aus der Diagonalen in die Längslage gezogen wird. Sie ist um so größer, je kleiner die Windungshöhe der Verdrillung ist.
Noch größer ist diese Effekt bei geflochtenen Fäden (z.B. Zopf). Hier wird die Ent-Drillung durch die wechselnde Windungsrichtung der Einzelfäden verhindert. So wird ein Teil des Zugs im Querdruck vernichtet.
Dazu kommt, daß die Längskomponente im einzelnen Faden wegen seiner (mithin unveränderlichen) diagonalen Lage auf einen größeren Querschnitt verteilt wird: Der Querschnitt vergrößert sich um csc(Windungssteigung). Was natürlich die Zugfestigkeit vergrößert. Dadurch hat das verdrillte Gebilde ja auch insgesamt einen größeren Querschnitt als parallel geführte Fäden. Und beim geflochtenen Gebilde kann dieser Querschnitt nicht verkleinert werden.
In Tauwerken wird dieser „Zopf“-Effekt dadurch erreicht, daß Bündel von in einer Richtung verdrillten Fäden in der entgegengesetzten Richtung zum Seil verdrillt werden, Und Bündel von Seilen wiederum in der anderen Richtung zum Tau. Auch so wird die Entdrillung verhindert, der größere Querschnitt bleibt erhalten, und ein teil des Zugs wird vernichtet durch das Zusammenquetschen der einzelnen Lagen.
Gruß
Metapher