Hält es jemand für möglich, daß ein schockierendes Erlebnis einen Zeitsprung auslösen kann?

Das sind m.E. zwei perfekte Beispiele für ein Phänonem, das wir „Dissoziation“ nennen.
Enger geführt: Beim ersten Beispiel könnte von „Depersonalisierung“ sprechen, beim zweiten evtl. von einer „dissoziativen Amnesie“.

An sich ist das Dissoziieren nicht nur nichts Schlechtes, sondern in vielen Situationen eine extrem wichtige Fähigkeit.

Es hängt halt von der Häufigkeit, dem Ausmaß und m.E. vor allem den Anlässen ab, bei denen diese Phänomene auftreten, wie deine Schilderung einzuordnen ist. Anzunehmen ist, dass es besonders bei hoher emotionaler Erregung auftritt.
Vielleicht magst du uns dazu noch ein bißchen was mitteilen.

Gruß
F.

Ich habe schon die eine oder andere abstruse Erfahrung hinter mir. Noch zu Schulzeiten z.B., als ein ganz bestimmter Lehrer mich mal wieder piesacken wollte, rief eine innere Stimme „tu was!!!“ und dann stand ich plötzlich selbst hinter meiner rechten Schulter und habe fasziniert mit angesehen, wie mein anderes ich, welche vor mir auf dem Stuhl saß, den Lehrer verbal dermaßen abgefettet hat…!!! Gab noch ähnliche Situationen.
Und vor ein paar Jahren ging mir mal ein ganzer Tag verloren - als ich morgens aufwachte, war plötzlich schon übermorgen (was mir allerdings erst nach und nach dämmerte).

Hallo Stine

Das ist gut möglich. Der Anlaß zu solch einer Art von Erlebnis muß ja auch nicht in deinem Umfeld gelegen haben. Deshalb …

… hätte auch Einstein dir beim Verständnis dessen, was du da erlebt hast, nicht weiterhelfen können. Denn nicht in deiner Außenwelt hat sich ja etwas getan, sondern in deiner Wahrnehmung 1. der Außenwelt und 2. in deiner Selbstwahrnehmung.

@anon56793850 hat dir die psychologische Beschreibung dieses Erlebens - ebenso wie auch die zugehörigen psychologischen Fachbegriffe - ja gegeben. Es ist in der Psychologie nämlich keineswegs unbekannt. Beschreibungen dazu (und zu ähnlichen Episoden) gibt es unzählige. Das bedeutet allerdings nicht, daß es auch schon eine psychologische Erklärung dafür gibt. Anders gesagt: Es streiten unzählige psychologische und physiologische Erklärungsversuche um die Polposition.

Manche Menschen erleben soetwas und Ähnliches manchmal bzw. bei Gelegenheit (mit oder auch ohne speziellem Auslöser im realen Tageserleben), andere erleben es oft, und wieder andere erleben es ständig.

Am einfachsten magst du dir denken, daß alles, was du an dem gewissen Samstag tatest, vom Wachwerden bis zum Schlafengehen, aus einem vorerst unerklärten Grund komplett nicht in deiner Erinnerung gespeichert wurde. Anders gesagt: Das Letzte, an was du dich am Sonntagmorgen erinnertest, war dein Zubettgehen am Freitagabend. Deshalb der von dir erlebte „Zeitsprung“. Aber nicht DU bist über die Zeit gehopst, sondern nur deine Erinnerung.

Warum das passierte, kann dir hier aus der Entfernung niemand sagen. Es gibt zahllose Beispiele ähnlicher Erlebnisse, wo solche vollständigen „Erinnerungslöcher“ sich über mehrere Tage, sogar über Wochen erstrecken. Einschließlich allem, was die betreffende Person in der Zwixschenzeit tat. Aber sicherlich hängt dein Erlebnis mit dem zuerst erwähnten (wo du „neben dir“ standest, mit dir sprachst und dir zuschautest) eng zusammen. Es gehört in dasselbe psychische (nicht physikalsiche) Phänomen.

Jedenfalls, wie FBH schon schrieb, magst du uns gerne mehr von deinen Erlebnissen in dieser Hinsicht berichten.

Schönen Gruß
Metapher

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Als Korrektur: Ich habe gerade bemerkt, daß die von Dir geschilderten Erlebnisse häufiger aufzutreten scheinen und einige davon bereits längere Zeit zurückliegen - und zwar nicht nur in Bezug auf den einen „verlorenen“ Tag, wie ich zunächst angenommen hatte, sondern auch in Bezug auf den Lehrer. Wenn Du häufiger diese Erlebnisse hast und sie Dich stärker belasten, wie es den Anschein hat, und die Erlebnisse nicht nur mit einer erhöhten Belastung durch Streß (z.B. aufgrund von erhöhter Arbeits- und Lernbelastung, Schwierigkeiten in der Familie usw.) zusammenhängen (wie in der Situation mit dem Lehrer oder nach dem nächtlichen Lernen fürs Studium) solltest Du tatsächlich einmal einen Arzt aufsuchen. Solche Erlebnisse können - wenn nicht allein durch Streßsituation ausgelöst - sowohl organische (körperliche) als auch psychische Ursachen haben. Deshalb MÜSSEN in einem solchen Fall die möglichen körperlichen Ursachen untersucht werden. Die psychische Komponente ist bis zum Ausschluß körperlicher Ursachen nachrangig. Das kann kein psychologischer Psychotherapeut allein leisten (und schon gar kein „Berater“).

Eine genaue Untersuchung der Bedingungen, unter denen Deine Erlebnisse auftreten, können wir hier nicht vornehmen. Das geht über das hinaus, was ein Internetforum leisten kann. Also wenn die Erlebnisse häufiger auftreten, Dich deutlich belasten und nicht nur in Zusammenhang mit akutem Streß stehen, geh lieber zu einem Arzt. Möglich wäre auch, daß Du in die Ambulanz eines psychiatrischen Krankenhauses gehst (keine Angst!). Dort kannst Du sehr wahrscheinlich schneller mit einem Facharzt / einer Fachärztin sprechen, als wenn Du Dich um einen Termin in einer Praxis bemühst. Eventuell kann auch ein Hausarzt Dir einen „schnellen“ Termin bei einem niedergelassenen Spezialisten verschaffen.

Beste Grüße

Oliver

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Stine,

und aus deiner Schilderung ist deutlich zu entnehmen, daß das Erlebnis aus deiner Schulzeit ebensolange her ist. Jetzt mal eine Rückfrage: Hast du diese Beispiele aus der Vergangenheit genommen, um uns zur Verdeutlichung etwas „Typisches“ aus der (offenbar schon lange währenden) Zeit deiner Irritationen zu geben? Ist dir etwas in derselben Art (1. „verdoppelt“ neben dir stehen und 2. Lücken im Zeiterleben) also aktuell nicht mehr passiert? Und das aktuelle Geschehen ist derweil ganz anderer Art?

Wie ist das genauer: Hast du das Gefühl, daß das, was aktuell geschieht, „in Wirklichkeit“ in der Zukunft liegt? Oder ist es so, daß sich dem aktuellen Geschehen gedanklich etwas überlagert, was du als eine Art „Zukunftsvision“ empfindest? Also z.B. so, als ob bei einem Film ein zweiter Film eingeblendet wird?

Bitte laß das mit dem Alk. Alk hat auf diese Art von Erleben gar keinen Einfluß und erschwert bestenfalls auch noch das Ertragen dieser Irritationen. Hast du über diese Dinge je schon mal mit einem → Psychotherapeuten (nicht Psychiater!) gesprochen?

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Psychiater sind Ärzte und haben in der Regel nicht Psychologie studiert, sondern Medizin. Und nicht alle Psychologen sind klinisch tätig. Also bitte nicht alles in einen Topf werfen. :wink:

Abgesehen davon: Dein Erlebnis kann eine einfache Reaktion auf den Streß und die Überforderung gewesen sein, die Du in der Situation mit Deinem Lehrer erlebt hast. Wenn so etwas häufiger passiert oder größere Ausmaße annimmt, solltest Du es untersuchen lassen. Was ich aber für empfehlenswerter halte, ist, daß Du Dir alternative Reaktionsweisen im Umgang mit Deinem Lehrer aneignest als ihn „verbal dermaßen abzufetten“.

Beste Grüße

Oliver

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Hallo,

was, denkst Du, würde Dir denn weiterhelfen?

Da Du keine konkrete Frage gestellt hast, kann man leider auch nicht gezielt antworten, sondern nur spekulieren, worauf Du hinauswillst. Versuch doch bitte klar zu formulieren, worum es Dir geht.

Gruß
Kreszentia

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@Metapher
Ich habe an besagtem Samstag gar nichts getan, denn als ich am Sonntag zum Pferd ging, sah ich, daß am Vortag nicht gemistet worden war - und da ich das immer selbst machte, bin ich folglich auch nicht dort gewesen. Sei´s drum, das ist gute 10 Jahre her - jetzt, das aktuelle Geschehen ist maßgeblich. Was ich momentan erlebe ist so surreal, es ist, als ob irgendein böser Gnom mir eine Vorschau darauf gibt, was passieren könnte. Ich habe einfach das Gefühl, mind. 4 Wochen nach vorn geschleudert worden zu sein. Mag irre klingen, aber bisher konnte ich mich auf mein Gefühl immer verlassen; vermeintlich aberwitzige Theorien, welche ich aus dem Bauch heraus in dem Raum stellte, wurden anfangs von den Kolleginnen meist kopfschüttelnd/ungläubig quittiert, später beinahe gefürchtet.
Und um nochmal auf den Samstag einzugehen: Meine Erinnerung ist nicht über die Zeit gehopst, ich habe an dem Tag schlichtweg nichts getan - der Tag ist ausgefallen. Aber hätte ich einfach nur durchgeschlafen, so hätte ich am Sonntag ausgeruht sein müssen, was nicht der Fall war, fühlte mich eher beschwipst, was nicht sein konnte.

@Kreszentia
Momentan wate ich hier gefühlt wie durch Nebel und, vor allem, es passiert eine Sch… nach der anderen. - Das hört gar nicht mehr auf!!!
Worum es mir geht? - Ich such´ die Bremse!!!
Gestern Abend hab ich ´ne halbe Flasche Hugo gekippt (geht nicht so in den Kopf wie z.B. Sekt, trinke sonst nie was), in der Hoffnung, über Nacht wegzutreten und am Morgen wieder im Normalmodus zu erwachen. Hat leider nicht funktioniert.

Psychiater? - Unnütz, mein Vetter hat Psychologie studiert, hab genug mitbekommen - die sind doch selbst ihre besten Patienten

Also, dieser fehlende Tag, da sah und sehe ich keinen Anlass. Ich bin Freitag gegen 23.00 Uhr nach hause gekommen, habe dann noch versucht, etwas zu lernen (Fernstudium), über den Skripten eingenickt, vom Stuhl gekippt und dann ins Bett gegangen. Und der Samstag, der war weg. Bin morgens aufgewacht, wollte einkaufen gehen und stand vor verschlossenen Türen … weil schon Sonntag war.

Uups, war jetzt vielleicht taktisch etwas unklug, sorry… Ist nicht böse gemeint, würde mir halt nicht weiter helfen. So nach dem Motto: „Das ist alles nur in deinem Kopf“… Man kann nicht immer alles logisch erklären. War mir auch nicht sicher, ob ich mich mit meiner Frage nicht besser an die Physiker hätte wenden sollen. Was Einstein wohl dazu sagen würde…

Was sagt dein Psychiater dazu?