Hamburger 'Volksentscheid'

Hi,

wieso haben so wenig Menschen sich daran beteiligt?

(Wussten die das nicht? Lief gerade Fußball?
Konnten die das nicht lesen, was es zu wählen gab?
Waren das überwiegend Asylanten, die sowieso nicht mitentscheiden durfen? Oder haben die alle gar keine Kinder und finden das ohnehin völlig egal?)

Fragen über Fragen… wer weiß, wieso das so wenige zu interessieren scheint, ob die Kinder 4 oder 6 Jahre gemeinsame Grundschulzeit absolvieren? Und wieso interessiert es dann überhaupt diejenigen, die eine solche Wahl forcierten?

MfG, IHF

Hi,

wieso haben so wenig Menschen sich daran beteiligt?

Warum beteiligen sich so wenige an Wahlen überhaupt?

  • Keine Zeit (Nasebohren ist leider gerade wichtiger, oder Schwiegemama ist gerade da)
  • Zu heiß, zu kalt, zu nass, zu trocken, zu windig, …
  • Ich kann je eh nix bewirken [Gerade bei Volksentscheiden sehr nachvollziehbar!]
  • Ich habe keine Kinder!
  • Ist doch eh egal!
  • Ich habe mich nicht informiert - was kann man da ankreuzen?
  • Häh? Was’n Volksentscheid?
  • Ich hab zwar 'ne Meinung, aber soll’n die anderen mal …
  • Die machen ja eh, was sie wollen!
  • (Bis 17 Uhr:smile: Ich mach’s nachher. (Zwischen 17 und 18 Uhr:smile: Oh, jetzt kommt gerade meine Lieblingssendung. (Nach 18 Uhr:smile: Das Wahllokal ist ja schon geschlossen. Nanu?

Waren das überwiegend Asylanten, die sowieso nicht
mitentscheiden durfen?

Da Nicht-EU-Bürger gar nicht als Wahlberechtigte gezählt werden, verringt ihre Wahlabstinenz nicht die berechnete Wahlbeteiligung.

Und wieso interessiert es dann
überhaupt diejenigen, die eine solche Wahl forcierten?

Tja, es gibt halt welche, die sich für Politik, ihr Leben und ihre Kinder interessieren. (Wobei ich das Ergebnis nicht so toll finde - aber als Nichthamburger habe ich mich mit der konkreten Frage nicht detailliert auseinandergesetzt.)

Gruß Bombadil2

—ich hab keine schulpflichtigen Kinder mehr!
Das hab ich oft als Argument für Nichtwählen gehört.
Wie man ein System bewahren will, dass bei den Pisa-Studien auf den letzten Plätzen landet, verstehe ich nicht!!!
…und nun? Für Jahre ist eine Änderung wohl nicht mehr möglich!
Ich bin nur noch traurig…

Hallo,

Wie man ein System bewahren will, dass bei den Pisa-Studien
auf den letzten Plätzen landet, verstehe ich nicht!!!

Ich wechsle mal die Seiten. Das deutsche Schulsytem landet in seiner Gesamtheit nicht auf den letzten Plätzen, sondern im mittleren Bereich. Wenn man die einzelnen Bundesländer rausnimmt, dann stehen solche Bundesländer, wie Bayern und Baden-Würtemberg, die das mehrgliedrige Schulsytem recht unverfälscht leben, recht gut da.

Was das deutsche Schulsystem auszeichnet ist die Abhängigkeit des Schulerfolgs von der sozialen Herkunft. Wenn ich Akademiker bin und möchte, dass meine Kinder die besten Chancen haben ohne viel Geld für Privatschulen auszugeben, dann fahre ich kaum woanders so gut, wie in Deutschland. Ich muss halt meine Kinder in der Grundschule pushen, damit sie das Gymnasium schaffen.
Die andere Seite der Medaille ist dann der hohe Anteil an Schulversagern. Ob das gesamtgeschaftlich in einer alternden Gesellschaft ein kluger Weg ist, bezweifle ich.

Gruß
Carlos

Hallo,

einer der zentralen Punkte beim Hamburger Reformansatz war ja die Verlängerung der Grundschulzeit auf sechs Jahre. Wenn das etwas mit der Pisa-Platzierung zu tun hätte, müsste Berlin beim Pisa-Test vor Bayern gelegen haben.

Ein anderer Punkt war die Stadtteilschule, also quasi eine Gesamtschule. Wenn das etwas mit der Pisa-Platzierung zu tun hätte, dann hätte Nordrhein-Westfalen einen Pisa-Spitzenplatz belegt.

Irgendwie bin ich von deinem Argument nicht wirklich überzeugt …

Gruß

2 Like

Huhu!

Mal abgesehen davon, dass die oben genannten Punkte sicher alle stimmen - es gibt sicher einige, die einfach der Meinung sind, dass es keinen merkbaren Unterschied gäbe, egal ob vier oder sechs Jahre zusammen gelernt werden.

Sich dann für eine Seite zu entscheiden, „nur“ um sein Wahlrecht ausüben zu können, nicht zuletzt, damit später die Wahlbeteiligung gut aussieht, wäre doch auch irgendwie blöd?

Liebe Grüße
Lockenlicht

Hallo,

ich denke, vielen ist es wirklich schlichtweg egal, weil sie weder signifikante Vorteile beim jetzigen, noch beim vorgeschlagenen Modell sehen. Geht mir eigentlich genauso.

Zum Schulsystem:
Ich glaube, längeres gemeinsames Lernen bringt nicht wirklich was, außer dass man für die Guten nicht so viel, nicht so intensiv und nicht so flott Stoff durchbringt. Besser fände ich ein komplett durchlässiges System, das es Spätzündern bei guter Leistung auch ermöglicht, unter einfachsten Umständen in eine höhere Schulform zu wechseln. Dann erübrigt sich das Problem der zu frühen Selektion implizit.

Gruß, Leebo

Geld Geld Geld…
Da bei den Bildungsstatistiken immer ziemlich genau das rauskommt, was der Geldgeber der Statistik hören will, würde ich nicht von einer über meine private Erfahrung hinausgehende Fachkompetenz in dieser Frage mir selbst zugestehen. Den meisten Anderen auch nicht.

Was man aber konkret an Zahlen sagen kann ist:

  1. eine Klasse mit zwanzig Schülern an der Hauptschule, Zwanzigerklasse an der Realschule und Zwanziger am Gynmasium und noch zwei Sonderschülern würde zwei 31-er-Klassen an der Gesamtschule. --> über 1/3 Geld gespart.
  2. Ein Gymasiallehrer trägt aufgrund höherer Ausbildung (in den meisten Bundesländern ist ein Universitätsstudium notwendig?) auch mehr Geld nach hause. --> Ersetze Gymnasiallehrer durch Gesamtschullehrer --> schon wieder Geld gespart.
  3. Ein Gymnasiallehrer hat weniger Wochenstunden als ein Grundschullehrer --> bei sechsjähriger Grundschule haben wir schon wieder zwei Jahre teure Gymnasiallehrer gespart.

Also: bei der Gesamtschule kann man richtig viel Geld sparen.

Spricht alles für die Gesamtschule, oder?

Gruss, Marco

Hi,

sehr schön aufgestellt. Erlaube mri aber, dich ein bisschen zu korrigieren:

  1. eine Klasse mit zwanzig Schülern an der Hauptschule,
    Zwanzigerklasse an der Realschule und Zwanziger am Gynmasium
    und noch zwei Sonderschülern würde zwei 31-er-Klassen an der
    Gesamtschule. --> über 1/3 Geld gespart.

Nur, dass man weder an der Haupt- noch an der REalschule oder am Gymnasium eine 20er-Klasse aufmacht. Kleiner Tipp: Pro Jahrgang komen pro SChule mehr als 20 Schüler an. Die Schulen bekommen eine bestimmte Anzahl von Wochenstunden zugestanden, basierend auf den Anmeldezahlen für das folgende Jahr. Dabei wird davon ausgegangen, dass man 30 Schüler in eine Klasse stecken kann. Wenn ich nun einfach mal so aus 60 Schülern 3 statt 2 Klassen mache, kostet das viele Stunden - und damit zum Beispiel Wahl(pflicht)kurse, die dann eben nicht mehr angeboten werden können (Betonung liegt auf dem Plural KursE - ein Wahlfach mit 4 Stunden pro Woche kostet den Direktor 4 Stunden, eine komplette Klasse so um die dreißig)

  1. Ein Gymasiallehrer trägt aufgrund höherer Ausbildung (in
    den meisten Bundesländern ist ein Universitätsstudium
    notwendig?) auch mehr Geld nach hause. --> Ersetze
    Gymnasiallehrer durch Gesamtschullehrer --> schon wieder Geld
    gespart.

Das funktioniert nur dann, wenn auf der Gesamtschule nur der Hauptschulabschluss und der Realschulabschluss angeboten werden. Ansonsten bräuchte man Lehrer, die Für das Gymnasium (bzw. Sekundarstufe 2) ausgebildet worden sind.

  1. Ein Gymnasiallehrer hat weniger Wochenstunden als ein
    Grundschullehrer --> bei sechsjähriger Grundschule haben wir
    schon wieder zwei Jahre teure Gymnasiallehrer gespart.

Die hat er weniger, weil er sich in der Oberstufe um die Kurse kümmern muss, für die es keine Lehrbücher gibt - mehr Vorbereitung. Und immer auch Facharbeiten betreuen muss - vergiss nicht, um dich halbwegs vernünftig durch deine Facharbeit zu begleiten, muss sich der Lehrer das Wissen auch anlesen. Du hast eine Facharbeit im Leben, der Lehrer hat so 2-3 pro Schuljahr.
Aber nachdem du, wie man unter 2. vermuten kann, sowieso an der Gesamtschule kein Abi anbieten willst, hast du natürlich recht. Man bräuchte weniger Lehrer ohne Abi.

die Franzi

1 Like

Dabei wird davon ausgegangen, dass man 30 Schüler in eine Klasse
stecken kann. Wenn ich nun einfach mal so aus 60 Schülern 3
statt 2 Klassen mache, kostet das viele Stunden - und damit
zum Beispiel Wahl(pflicht)kurse, die dann eben nicht mehr
angeboten werden können (Betonung liegt auf dem Plural KursE -
ein Wahlfach mit 4 Stunden pro Woche kostet den Direktor 4
Stunden, eine komplette Klasse so um die dreißig)

Hallo,

und hierin ist nach meinem Dafürhalten tatsächlich einer der wesentlichsten Kernpunkte zu sehen. Viel wichtiger als strukturelle Veränderungen scheint mir nämlich der Aspekt des Betreuungsverhältnisses zwischen Lehrern und Schülern zu sein.

Um es einmal überspitzt auszudrücken zwei Postulate:

  • Es wird nahezu jede Kohorte beschulbar, wenn sie nur ausreichend klein ist.
  • Es wird nahezu jede Kohorte problematisch, wenn sie nur ausreichend groß ist.
    Hierbei ist zumindest nicht vorrangig relevant, ob es sich dabei um Hauptschul- oder Gymnasialklassen handelt.

Es wäre daher nach meinem Dafürhalten deutlich sinnvoller, beispielsweise zu zweit mit einem Unterrichts- oder Lehrsssistenen, meinethalben einem Sozialpädagogen o.ä. vor der Klasse zu stehen. Denn so kann der einzelne Schüler individuell gefördert werden.
Nicht mit einem einzelnen Lehrer, der pro Unterrichtsstunde 47 Arbeitsblätter konzipieren muß, um allen Differenzierungserfordernissen gerecht werden zu können.

MFG Cleaner

1 Like

Hallo Leebo,

Besser fände
ich ein komplett durchlässiges System, das es Spätzündern bei
guter Leistung auch ermöglicht, unter einfachsten Umständen in
eine höhere Schulform zu wechseln. Dann erübrigt sich das
Problem der zu frühen Selektion implizit.

da stimme ich dir weitestgehend zu - mit der Einschränkung, dass beileibe nicht nur Spätzünder an einer zu niedrigen Schulform landen (ich kenne sogar ausgesprochene „Frühzünder“, die an einer zu niedrigen Schulform waren).

Das betrifft auch Kinder, die aus ganz anderen Gründen „nach unten durchgereicht werden“, u.a. weil die Eltern meinten, die niedrigere
Schulform sei ausreichend („das Kind soll später mal eine Ausbildung machen, dafür braucht man kein Abitur“), aus einem mehr oder weniger zutreffenden Grund ein „negatives Wortgutachten“ ausgestellt wurde (gibt es das noch? trotz guter Noten kein Übertritt möglich, weil Wortgutachten negativ), oder die z.B. aufgrund von Krankheit, problematischer Familiensituation, Umzug aus dem nichtdeutschsprachigen Ausland, Umzug aus einem Bundesland das im Lehrplan gegenüber dem Zuzugs-Bundesland zurück ist etc. genau im Übertrittsjahr schlechtere Noten als gewöhnlich hatten.

Viele Grüße,
Nina