Han, hon, hen

Hallo,

im Schwedischen gibt es ein neues Wort, welches die Gesellschaft in Aufregung bringt. Vielleicht wäre die Frage im Deutsch-Brett auch treffend, aber Gender erschien mir treffender.

Die Deutsche Sprache ist ja bekanntlich kein Freund von Gleichberechtigung von Geschlechtern. Alles ist erstmal männlich und muss erst „verweiblicht“ werden. Bzw. typisch weibliche Bezeichnungen, wie z.B. Krankenschwester klingt als männliche Version so holperig (Krankenbruder), dass man gleich eine ganz andere Bezeichnung dafür findet (Krankenpfleger). Für gewisse Bezeichnungen kann noch nicht einmal ein weibliches Pendant gefunden werden (z.B. Gast). Das (arme) Mädchen muss damit leben, dass es grammatikalisch als Sache und nicht als weiblich gilt.

Das Ergebnis dieser vermännlichten Sprache Deutsch ist, dass jede Ansprache in einer Rede die Zuhörer durch ständige Erweiterungen ermüdet ("Liebe Genossen, liebe Genossinnen…) und die Texte enthalten ebenfalls diese Doppelnennungen - und wenn nicht wird inzwischen in der Einleitung darauf hingewiesen, dass aus Gründen der Lesbarkeit auf die eine oder andere Variante verzichtet wird (meistens auf die weibliche).

Die Schweden haben das Gender-Problem schon von Hause aus nicht. Es gibt ein „en“ und ein „ett“, welches weder männlich noch weiblich ist. Aber es gibt ein „hon“ (weiblich) und ein „han“ (männlich) - also keine Artikel, die ein Geschlecht bestimmen, sondern lediglich das Pronomen. Jetzt haben sie noch einen drauf gesetzt und das „hen“ ins Leben gerufen. Ein Pronomen, welches beide Geschlechter einschließt. Das ist eine große Erleichterung für alle Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen wollen und noch viel mehr: es stellt alle Menschen, egal welchen Geschlechts, auf eine Stufe.

Warum beschäftigt sich niemand in der deutschen Sprachwissenschaft damit dieses Problem eleganter zu lösen als mit „StundenInnen“?

Sind alle hier wirklich so patriarchisch verankert, dass da keine Entwicklung möglich ist?

Bin gespannt auf eure Antworten!
Viele Grüße
Chili

Moin auch,

Sind alle hier wirklich so patriarchisch verankert, dass da
keine Entwicklung möglich ist?

Sprache lebt und entwickelt sich von allein. Ich halte es für völligen Blödsinn, PC jetzt auch noch künstlich in die Allgemeinsprache reinpfriemeln zu wollen. Warum kann nicht einfach akzeptiert werden, dass mit Mitbürgern auch Mitbürgerinnen gemeint sind und die Sprache das einfach nicht hergibt?

Ralph

Warum beschäftigt sich niemand in der deutschen
Sprachwissenschaft damit dieses Problem eleganter zu lösen als
mit „StundenInnen“?

Sind alle hier wirklich so patriarchisch verankert, dass da
keine Entwicklung möglich ist?

Gott bewahre uns vor den Einmischungen diverser „Sprachwissenschaftler“ und ähnlicher „Experten“ in unsere seit Jahrtausenden natürlich gewachsene Sprache.
Aber, wie man spätestens seit der letzten „Rechtschreibreform“ weiß, es gibt eben keinen Gott…

Gruß
nicolai

Das „hen“ gibt es bereits im Deutschen, es heißt „das“. Man könnte also „das Mensch“, „das Gott“, „das Mitbürger“ und „das Student“ sagen.

Nur das (arme) Mädchen wäre dann noch immer fehlplatziert. Wie wäre es dann mit „das Kind“ ? (Immer noch besser als „das BübMädChen“)

(ohne Unterschrift, da nach Diktat verreist)

Vielleicht liegts ja doch daran, dass die Schweden blonder sind.
Möglicherweise sind wir noch nicht ganz so verblödet.
Möglicherweise gibt es bei uns doch weniger Weiberknechte.

Und möglicherweise erinnert sich noch jemand daran, dass Sprache etwas gewachsenes und nichts künstliches ist.

Obwohl die Tendenzen natürlich da sind.

Nemo.

Wie wäre es denn mit der (schon wieder männlichen) englischen Sprache?
Dort gibt es nur das „the“! Also „the men“, „the girl“, „the kid“, , Und damit leben die auch ganz gut. Ich habe selbst mal ein Jahr in Australien gelebt und hatte niemals Probleme mit dieser Sprache.
Und wenn Du nun mal hier in D lebst, dann musst Du Dich auch mit dieser Sprache abfinden.
Im englischen ist auch sonst alles anders: da gibts z.B. die Großschreibung nur am Satzanfang und für das „I“ mitten im Satz.

Hallo,

Wie wäre es denn mit der (schon wieder männlichen) englischen
Sprache?

Es heisst doch die englische Sprache oder das Englische - also von „männlich“ keine Spur.

Dort gibt es nur das „the“! Also „the men“, „the girl“, „the
kid“, , Und damit leben die auch ganz gut. Ich habe selbst
mal ein Jahr in Australien gelebt und hatte niemals Probleme
mit dieser Sprache.

Ich denke nicht, dass sich die deutsche Sprache auf einen Artikel hinunterreduzieren lässt.

Und wenn Du nun mal hier in D lebst, dann musst Du Dich auch
mit dieser Sprache abfinden.

Wieso muss ich mich mit etwas abfinden, weil ich dort lebe?
Wenn ich in Saudi Arabien leben würde, müsste ich mich dann auch mit deren Frauenpolitik abfinden? Wahrscheinlich ja, wenn ich mich nicht im Gefägnis wiederfinden möchte. Wir sind hier doch aber sicher in einem demokratischen Land, wo jeder alles in Frage stellen darf. Sonst wären wir alle eine Herde Wollvieh.

Im englischen ist auch sonst alles anders: da gibts z.B. die
Großschreibung nur am Satzanfang und für das „I“ mitten im
Satz.

Ganz so stimmt das auch nicht. Namen / Eigennamen werden auch groß geschrieben - auch Wochentage, Schulfächer oder Fachbezeichnungen. Es gibt auch andere Sprachen, wo auch alles anders ist - noch mehr anders als zwischen Englisch und Deutsch. Interessant ist es nur, dass Deutschland sich als ein sehr modernes Land betrachtet. Leider klappt es mit dem sprachlichen Genderproblem nicht.

Viele Grüße

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Hallo und danke für die äußerst konstruktiven Antworten.

Aber bei selbsternannten Misantrophen und Soziopathen kann man sicher auch keine gesellschaftliche Revolution erwarten :wink:

Hallo,
Eine Sprache kannst du nicht revolutionieren. Ihre Entwicklung gleicht eher einer Evolution, was gebräuchlich, praktisch, verstehbar etc. ist, wird sich durchsetzen. Was keiner braucht, stirbt. Dramatisch formuliert.

Ein drittes Geschlecht braucht niemand, weswegen es sich sprachlich nicht durchsetzen wird.
Das Problem der Gleichberechtigung (welches ich - als Frau - übrigens gar nicht so gravierend finde. Jugen sind in diesem Land Bildungsverlierer…) lässt sich nicht durch eine sprachliche Schönheits-OP verändern.

Manchmal habe ich das Gefühl, das Frauen, sie sich ernsthaft darüber aufregen, dass irgendwo „Studenten“ und nicht „Studentinnen“ oder „Studierende“ steht, haben viel mehr ein Problem mit ihrem eignen Geschlecht.

Wenn ich - nochmal, ich bin selbst weiblich, auch wenn man das meinem Nickname nicht anmerkt - irgendwo „liebe Kunden“ lese, fühle ich mich jedenfalls nett angesprochen und nicht diskriminiert.

Als ob wir ernsthaft keine anderen Probleme in diesem Land hätten.

Einen schönen Abend allen Männern, Frauen, Kindern und Unentschlossenen, Weißen, Schwarzen, Asiaten und Latinos, Homos und Heteros, Jungen und Alten, Hunden- und Katzenfreunden…
dummbatz

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Hallo und danke für die äußerst konstruktiven Antworten.

Aber bei selbsternannten Misantrophen und Soziopathen kann man
sicher auch keine gesellschaftliche Revolution erwarten :wink:

Gesellschaftliche Revolution?
Weil ein Berg kreißt und eine Maus gebiert?
Mach dich doch nicht lächerlich.

Das zentrale Problem. aller männerfeindlichen Emanzen sind die Frauen, die einfach nicht einsehen wollen, dass man Männer unterdrücken und bekämpfen muss.

Und da es nun mal so ist, dass Frauen in diesem Land bereits alle Chancen und Möglichkeiten haben, müssen neue Themen her und wenn man sie sich beim Frühstück aus dem Ärmel saugt.

Nemo.

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Wir sind hier
doch aber sicher in einem demokratischen Land, wo jeder alles
in Frage stellen darf. Sonst wären wir alle eine Herde
Wollvieh.

…selten so gelacht…

Gruß
nicolai

1 Like

Hallo Chili,

ich hab vor einiger Zeit einen interessanten Artikel gelesen, der das von dir angesprochene Problem aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachtet. http://antjeschrupp.com/2009/02/19/die-verknotungen-… Ich fand das sehr spannend.

Das Problem im Deutschen, dass z. B. „Zuhörer“ eigentlich männlich sind und man also bei gemischtgeschlechtlichen Gruppen wenn man es genau nimmt, immer von Zuhörerinnen und Zuhörern sprechen müsste, spaltet die Gemüter.

Ich zähle mich eigentlich eher zu den Frauen, die genervt davon sind, wenn dauernd beide Bezeichnungen verwendet werden. (Irgendwelche neu erfundenen Wörter, werden uns bei dem Problem aber vermutlich nicht weiter helfen.) Für mich persönlich ist es einfach selbstverständlich, dass, wenn die „Zuhörer“, die „Kunden“, die „Leser“ oder die „Mitarbeiter“ angesprochen werden, ich als Frau genauso gemeint bin. Ich brauch da keine Extrawurst und bin eher genervt, wenn manche Leute meinen, diese Extrawurst immer geben zu müssen.

Der oben verlinkte Artikel, stellt diese Fähigkeit, sich „mitgemeint zu fühlen“, als fast schon typisch weibliche Fähigkeit hin und thematisiert dann den umgekehrten Fall. So wie es Bestrebungen gibt, Frauen immer explizit mitzubenennen, gibt es auch Bestrebungen, Männer explizit mitzubenennen. Man verwendet lieber den Begriff „Eltern“, statt „Mütter“, damit sich die Väter nicht diskriminiert fühlen und in typischen „Frauenberufen“ müssen die Männer, will man korrekt sein, immer mitgenannt werden. Will man z. B. etwas Allgemeines über den Beruf der Krankenschwester sagen, wird man das evtl. im Privaten so tun, alle anderen werden angehalten darauf zu achten, von Krankenschwestern und -pflegern zu sprechen.

Komischerweise fand ich es bei solchen Dingen immer gut, dass die Männer da explizit erwähnt werden. Im Artikel heißt es, dass Männer die Fähigkeit sich automatisch mitgemeint zu fühlen, auch wenn sie nicht explizit erwähnt werden, (noch) kaum besitzen, dass es aber wichtig wäre, dass sie das lernten.

Anfangs hat sich etwas in mir gegen den Gedanken gesträubt, ganz bewusst nur „Erzieherinnen“ zu sagen und die männlichen Erzieher eben mitzumeinen, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto besser finde ich es, wenn man es einfach zulässt, dass sich für manche Begriffe eher die männliche, für andere eher die weibliche Bezeichnung durchsetzt und das für das andere Geschlecht, das trotzdem betroffen ist, einfach okay ist.

Gruß
M.

* und: woher…wohin… (OT)
Hallo,

ganz feiner Ansatz zum Thema (und gender allgemein). Nicht nur aus , sondern auch in eine andere Richtung gedacht.

Gruß
nasziv

und ich wollte schon was zu Feministische Linguistik - Gender Gap - und blabla schreiben. Tztztz…

Hallo,

das finde ich einen äußerst klugen Gedanken: sich selbst einbezogen zu fühlen.
Das funktioniert nicht immer - deswegen ja die ganze Aufregung mit den Doppelnennungen im Deutschen oder die neue Wortkreiierung im Schwedischen. Das hat dann wohl eher etwas mit dem Selbstbewusstsein zu tun, denn, wie hier schon mehrfach geäußert wurde, lässt sich eine über Jahrhunderte gewachsene Sprache nicht so schnell verändern.
Auch gut, dass Du die „Eltern“ anstelle der „Mütter“ ansprichst, denn umgekehrt sind ebenso viele beleidigte männliche Personen, die sich ausgeschlossen fühlen - das habe ich schon oft erlebt und Männer äußern dieses Ausgeschlossensein mindestens genauso deutlich wie eine Frau Schwarzer…

Eine Sprache entwickelt sich durch deren Gebrauch - und da scheinen die Frauen eher zurückhaltend zu sein. Über „das Mädchen“ habe ich mich in der Kindheit sehr geärgert (als ich Deutsch gelernt habe). Inzwischen ist der Artikel für mich normal - allerdings spricht nichts dagegen dem Mädchen einen weiblichen Aritkel zu verpassen. Als Statement und man wird sich schon daran gewöhnen - genauso wie alle anderen neuen Regelungen in der Rechtschreibung - die Alten werden meckern und die jungen wachsen damit auf.

Das sympathische an dem „hen“ finde ich allerdings, dass es eben absolut keinen Geschlechterunterschied gibt. Es gibt nach dem neuen Gesetz immer mehr Menschen, die ihr Geschlecht gewandelt haben und immer noch mit dem „falschen“ Geschlecht angeschrieben werden.

Viele Grüße

Hallo,

ich bin Frau und finde den ganzen -innen-Sprachquark völlig unsinnig.
Die Sprache ist, mit Verzögerung, nur Ausdruck der Verhältnisse.
Ergo müssen sich erstmal die Verhältnisse ändern (Lohnunterschiede, Frauenanteil in Wirtschaft und Politik), ehe sich die Sprache anpasst/ändert.

Ich fand in der Hinsicht die Regelung in der DDR sehr praktisch: Baggerfaher war Baggerfahrer, egal ob mir oder ohne Schniepel. Damit läßt sich gut leben, erst recht, wenn der Lohn der Gleiche ist.

Ich selbst bezeichne mich auch als „Geologe“. Meine Proffesion hat schließlich nichts mit meinem Geschlecht zu tun.

Obendrein bin ich muttersprachlich Plattdeutsch, da lautet das Pronomen „de“ für alles, wie im Englischen. die Spachverwandschaft ist nicht zu übersehen.

Kurz: es gibt Wichtigeres sich darüber aufzuregen als gerade die Sprache. Ein Raumpfelger steht auch nicht besser da, als eine Putzfrau. das ist nur lächerliche politische Makulatur.

Gruß, Paran

Hallo nochmal,

das finde ich einen äußerst klugen Gedanken: sich selbst
einbezogen zu fühlen.
Das funktioniert nicht immer - deswegen ja die ganze Aufregung
mit den Doppelnennungen im Deutschen oder die neue
Wortkreiierung im Schwedischen. Das hat dann wohl eher etwas
mit dem Selbstbewusstsein zu tun, denn, wie hier schon
mehrfach geäußert wurde, lässt sich eine über Jahrhunderte
gewachsene Sprache nicht so schnell verändern.

Das Selbstbewusstsein spielt dabei sicher eine wichtige Rolle. Danke dass du das ansprichst. Aber interessanterweise ist ja diese (bisher „typisch weibliche“) Fähigkeit sich mitgemeint zu fühlen gerade aus einem geringen Selbstwertgefühl entstanden. Im Patriarchat, wo man als Frau eh fast nichts galt und es kaum weibliche Bezeichnungen als Pendant zu den männlichen gab, blieb einem als Frau doch gar nichts anderes übrig, als sich mitgemeint zu fühlen, wenn von Zuhörern oder Freunden die Rede war. Ich glaube nicht, dass diese Frauen im Schnitt ein besonders großes Selbstbewusstsein hatten. Im Gegenteil denke ich, dass sich viele tatsächlich minderwertig im Vergleich zu den Männern fühlten.

Die Männer hatten es dagegen nicht nötig, sie demütig mitgemeint zu fühlen. Meist war ja eh ganz deutlich von ihnen die Rede und da wo doch mal von Frauen die Rede war, wären sie damals nie auf die Idee gekommen, mit angesprochen werden zu wollen. Im Gegenteil hätte sie das vielleicht sogar in ihrer Ehre verletzt, wenn sie mit solchem „Weiberkram“ in Verbindung gebracht worden wären.

Auch gut, dass Du die „Eltern“ anstelle der „Mütter“
ansprichst, denn umgekehrt sind ebenso viele beleidigte
männliche Personen, die sich ausgeschlossen fühlen - das habe
ich schon oft erlebt und Männer äußern dieses
Ausgeschlossensein mindestens genauso deutlich wie eine Frau
Schwarzer…

Ja, da hat sich viel getan. Heutzutage gibt es (Gott sei Dank) viele Männer, die die einstigen Frauendomänen als etwas Erstrebenswertes betrachten. Da sie aber nie gelernt haben, sie mitgemeint zu fühlen, passiert es nun eben leicht, dass sie sich ausgeschlossen fühlen, wenn man sie nicht benennt. Noch dazu, wo Frauen eben auch darauf pochen, (in Männerdomänen) extra genannt zu werden. Es gibt aber auch viele Frauen, die vehement darauf bestehen, Männer explizit zu benennen, obwohl es ihnen bei Frauen nicht so wichtig ist. Ich bemerke das auch bei mir selber und wenn ich ganz ehrlich bin, stelle ich fest, dass da auch der Wunsch dahinter steckt, Männer für diese Bereiche zu interessieren, bzw. die Befürchtung, dass Männer eben kein Interesse daran haben, solange diese Bereiche (auch sprachlich) als Frauendomäne angesehen werden. Aber im Grunde ist das doch der falsche Weg! Haben wir das nötig, Männer über dieses Hintertürchen dazu zu bringen, sich dafür zu interessieren?

Ich bin gegen Gleichmacherei, aber bis vor einiger Zeit, war es mir wichtig, zu sagen, dass es im Grunde keine typisch männlichen oder typisch weiblichen Tätigkeiten, Fähigkeiten und Verhaltensweisen gibt, weil jeder Mensch anders ist. Inzwischen halte ich das nicht mehr so ganz für richtig. Ich denke, es darf ruhig sein, dass es „typisch männlich“ und „typisch weiblich“ gibt. Nur muss eben klar sein, dass es auch immer Ausnahmen gibt. Und somit darf keinem Mann verwehrt werden (oder er schief angeschaut werden, oder im suggeriert werden, dass das falsch ist oder er das eh nicht kann), etwas „typisch Weibliches“ zu machen. Und genauso bei Frauen, die etwas „typisch Männliches“ machen möchten. Man muss auch nicht klar definieren, was jetzt typisch männlich" und was „typisch weiblich“ ist und was vielleicht beide Geschlechter gleich gut können. Und schon gar nicht klare Grenzen ziehen. Das sieht jeder ein wenig anders und wird sich wohl auch immer wieder ändern und das ist okay so. Aber ich denke, es ist kein Problem, wenn ich dadurch von Krankenschwestern und Erzieherinnen spreche (weil ich das als eher weiblich wahrnehme) und die Männer, die in diesen Berufen arbeiten mitmeine. (Den konkreten Mann kann ich ja dann als Krankenpfleger oder Erzieher ansprechen.) Genauso wie ich, (obwohl ich selber technische Zeichnerin bin), im Allgemeinen von Technischen Zeichnern spreche, weil ich diesen Beruf als eher männlichen wahrnehme. Eigentlich praktiziere ich beides schon immer so, aber bei Ersterem hatte ich immer ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Komisch, oder?

Eine Sprache entwickelt sich durch deren Gebrauch - und da
scheinen die Frauen eher zurückhaltend zu sein. Über „das
Mädchen“ habe ich mich in der Kindheit sehr geärgert (als ich
Deutsch gelernt habe). Inzwischen ist der Artikel für mich
normal - allerdings spricht nichts dagegen dem Mädchen einen
weiblichen Aritkel zu verpassen. Als Statement und man wird
sich schon daran gewöhnen - genauso wie alle anderen neuen
Regelungen in der Rechtschreibung - die Alten werden meckern
und die jungen wachsen damit auf.

Ich glaube zwar auch, dass Sprache keine „Einbahnstraße“ ist und nicht einfach nur von den Gegebenheiten geprägt ist. Sondern ich glaube, dass auch umgekehrt die Sprache das denken und somit die Gegebenheiten prägt und ändert, aber trotzdem sehe ich nicht so recht, was es für ein Sinn haben soll, „das Mädchen“ in „die Mädchen“ zu ändern. (So meintest du es, oder?) Schon allein deshalb, weil jeder „die Mädchen“ für Plural halten würde, wäre das ziemlich verwirrend. „Mädchen“ ist nun mal ein Diminutiv. Die sind immer sächlich. Das „Bübchen“ ist auch sächlich, aber eben ungebräuchlich. Wenn man das ändern möchte, müsste man m. E. eher den Begriff „Mädchen“ abschaffen oder überdenken. Warum gibt es den nur als Diminutiv? (Ich weiß dass das etymologisch die Verkleinerungsform der Magd ist, aber eben genau das sollte man m. E. eher hinterfragen, als einfach den sächlichen Artikel.) Mir scheint es aber eigentlich nicht nötig, da was zu ändern, weil ich eigentlich nirgends erlebe, dass Frauen ein Problem mit ihrem Selbstwert hätten, weil sie als Kinder mit „das Mädchen“ bezeichnet wurden. Außerdem ist es ja eh Gang und Gäbe, dass in Texten, in denen ein Mädchen vorkommt, „sie“ dieses oder jenes tut (und nur selten „es“) oder man „ihr“ dieses oder jenes gibt (und nur selten „ihm“). Das deutet für mich ganz klar darauf hin, dass ein Mädchen in den Köpfen der Menschen eben weiblich ist und nicht sächlich, obwohl es einen sächlichen Artikel hat.

Das sympathische an dem „hen“ finde ich allerdings, dass es
eben absolut keinen Geschlechterunterschied gibt. Es gibt nach
dem neuen Gesetz immer mehr Menschen, die ihr Geschlecht
gewandelt haben und immer noch mit dem „falschen“ Geschlecht
angeschrieben werden.

Dazu kann ich eigentlich nicht viel sagen, weil ich nicht viel Ahnung von der schwedischen Sprache habe. Aber ist denn dieses „hen“ (vor allem?) für Menschen gedacht, die eine Geschlechtsumwandlung hinter sich haben? Das scheint mir sehr seltsam… Wenn ich als Frau nicht glücklich wäre und mich als Mann fühlte und mit deshalb umoperieren ließe, wäre es mir vermutlich wichtig, auch tatsächlich als Mann angesehen zu werden. Ein allgemeines Wort, mit dem das offengelassen würde, würde mir dann vermutlich nicht reichen… Dieses „hen“ macht es doch dann nur dem Sprecher einfacher, weil mit diesem Wort nicht die Gefahr besteht, ins Fettnäpfchen zu treten. Mir kommt es aber irgendwie falsch vor, es sich da so einfach machen zu wollen. (Aber vielleicht hab ich dich auch falsch verstanden?)

Ganz allgemein kann ich allerdings gut verstehen, warum Bedarf an einer Möglichkeit besteht, bestimmte Sachverhalte geschlechtsneutral ausdrücken zu können. Es ist unglaublich mühsam, wenn man z. B. schreiben muss: „Stell dir vor, da kommt eine Person auf dich zu. Er/Sie ist total verhüllt und kommt langsamen Schrittes näher. Er/Sie hat eine Plastiktüte in der Hand und bleibt damit direkt vor dir stehen. Er/Sie sagt kein Wort und reicht dir die Tüte. Du sagst zu ihm/ihr, was das soll…“ Oder auch bei einer ganz anderen Art von Texten, z. B.: „Wenn jemand große Probleme hat, auf andere Menschen zuzugehen, kommt es womöglich vor, dass er/ sie, keine sozialen Kontakte hat und sich am liebsten daheim verkriecht. In Extremfällen kann es vorkommen, dass er/sie sich nicht einmal mehr zum Einkaufen aus dem Haus traut und total verwahrlost. Es ist äußerst schwierig, so jemandem zu helfen, weil er/sie kaum jemanden an sich ran lässt.“ Natürlich gibt es immer Möglichkeiten, dass etwas eleganter zu formulieren, aber das ist oft ziemlich umständlich oder führt dazu, dass es nicht mehr so deutlich ist, dass hier ohne Ausnahme beide Geschlechter gleich gemeint sind. Wie gesagt, kann ich kein Schwedisch, aber im Deutschen scheint es mir unmöglich, da eine elegante Lösung zu finden. Da reicht es nicht, ein neues Wort zu erfinden. Es hängt so viel dran, das sich dann mitändern müsste, dass es kaum jemand benützen würde, weil es viel zu kompliziert und damit unverständlich wäre.

Wie ist das denn im Schwedischen? Han und hon steht für er und sie, richtig? Mit hen kann man nun beides gleichermaßen meinen, richtig? Wie ist es denn aber z. B. mit besitzanzeigenden Fürwörtern? Gibt es im Schwedischen da sowieso nur eins? Also kein „sein“ und „ihr“ (Buch z. B.)?

Liebe Grüße
M.

Hallo,

ich bin Frau und finde den ganzen -innen-Sprachquark völlig
unsinnig.

Das finde ich auch. Fand ich zumindest, bis ich verstanden habe, worum es da eigentlich geht: um Gleichstellung, mit Einbeziehung. Bei einer Rede sagt man ja auch nicht einleitend „Hi, ihr alle“, sondern Liebe Familie, liebe Freunde und liebe…da hört es schon auf und ich müsste wieder in dieses umständliche „Innen“ verfallen.

Die Sprache ist, mit Verzögerung, nur Ausdruck der
Verhältnisse.
Ergo müssen sich erstmal die Verhältnisse ändern
(Lohnunterschiede, Frauenanteil in Wirtschaft und Politik),
ehe sich die Sprache anpasst/ändert.

Damit hast Du sicher Recht. Mit Verlaub, ganz schön altbacken, diese Verhältnisse…

Ich fand in der Hinsicht die Regelung in der DDR sehr
praktisch: Baggerfaher war Baggerfahrer, egal ob mir oder ohne
Schniepel. Damit läßt sich gut leben, erst recht, wenn der
Lohn der Gleiche ist.

Wenn alle damit zufrieden sind, ist’s prima.

Ich selbst bezeichne mich auch als „Geologe“. Meine Proffesion
hat schließlich nichts mit meinem Geschlecht zu tun.

Nein, hat es nicht, aber der Geologe ist schließlich männlich. Ich würde ja auch nicht sagen, dass ich Artz bin, wenn ich weiblich bin, bin ich eine Ärztin.

Obendrein bin ich muttersprachlich Plattdeutsch, da lautet das
Pronomen „de“ für alles, wie im Englischen. die
Spachverwandschaft ist nicht zu übersehen.

Das finde ich sympathisch.

Kurz: es gibt Wichtigeres sich darüber aufzuregen als gerade
die Sprache. Ein Raumpfelger steht auch nicht besser da, als
eine Putzfrau. das ist nur lächerliche politische Makulatur.

Wie Du schon schreibst, die Sprache spiegelt die Verhältnisse wieder - das halte ich für wichtig. Wenn viele Menschen gesellschaftliche Aspekte für unwichtig halten (anscheinend sehr viele), dann ist das schon bedenklich.

Viele Grüße

fällt mir gerade auf:

liebe Freunde

tja, auch das ist ja von „DER Freund“ abgeleitet und man müsste dazu sagen, „liebe Freundinnen“ - erinnert dies jedoch eher an die vielen Verflossenen … auch eher Käse.

Zur Gleichberechtigung: wenn ich Paran’s Aussage gepostet hätte, wäre doch wieder ein Sturm (vllt. Haiyan?) losgebrochen

Generell könnte man auch getrost auf die männliche Form verzichten.
Ob dann die vielen Frauen sich dadurch besser fühlen, halte ich zwar für ein Gerücht. Dagegen denke ich, dass deswegen immer noch nicht meine sehnlichst herbeigesehnte Männerbeaftragte (w/m) (ohne „r“, gleich mal den Anfang machen, aber am Besten noch mit Doppel-Nachnamen) endlich installiert wird.

Gleiche Leistung für gleiches Geld? Ja, isses denn immer die gleiche Leistung? Andererseits kenne ich auch einen Altenpfleger, der - erstaunlich - weniger verdient bekommt als seine Kolleginnen. Eine Freundin von mir als Ingenieur hat dagegen ihr männl. Pendant gehaltlich überrundet.

Mittlerweile gibt es alles kunterbunt sortiert

LG
Ce

Gen!us…
…ich habe mega gelacht
…cool geschrieben

  • Für gewisse Bezeichnungen kann noch nicht einmal ein weibliches Pendant gefunden werden (z.B. Gast). Das (arme) Mädchen muss damit leben, dass es grammatikalisch als Sache und nicht als weiblich gilt.

Genial…

LIKE…

steht das hen mehr für Ladyboy oder Shemale???

Nicht das die noch ein vokal verbauen im nähsten (pronomen) den ist das Gleichgewicht wieder weck…

cooles thema…von dir