Wertschätzung ggü. Dialekten
Servus,
die parallele Verwendung des örtlichen Dialektes und der Amts- und Kanzelsprache (mit starker Färbung der Laute, übrigens auch in Hannover) und gleichzeitig ein starker Unterschied zwischen den beiden ist nicht allein im Hannöverschen üblich, sondern fast überall in Deutschland. Relativ nah beim Standarddeutschen liegende Dialekte findet man entlang einer Linie, die ungefähr von Aachen nach Görlitz verläuft.
Südlich dieser Linie ist auffallend, daß der örtliche Dialekt ganz anders bewertet wird als im niederdeutschen Sprachraum, wo er lange Zeit als eine minderwertige Dienstboten- und Knechtesprache betrachtet wurde: Was z.B. in Freising, Ulm, Freiburg ganz anders ist.
Ich frage mich, worauf diese unterschiedliche Wertschätzung zurückgeht. Es gibt verschiedene spekulative Deutungen, die aber alle entweder nicht genug oder zu viel erklären. Darunter etwa die besondere Wertschätzung, die der Bibel- und Kanzelsprache in vorherrschend lutherischen und reformierten Regionen entgegengebracht wurde, und auch die forcierte Beseitigung der Dialekte im späten 19. Jahrhundert in den neuen preußischen Provinzen, wo es etwa darum ging, möglichst in Vergessenheit zu bringen, daß es einmal ein Königreich Hannover gegeben hatte.
Aber nichts, was richtig plausibel wäre: Für jede Erklärung gibt es gleichzeitig genügend Gegenbeispiele.
Weißt Du etwas Plausibles zu diesem Thema? Es freut mich, dass wir endlich einmal einen Thread zu dieser Frage - die in ähnlicher Weise öfter mal vorgelegt wurde - haben, der nicht unmittelbar in ein kindisches „Wer spricht das beste Deutsch?“ abrutscht; da wäre es interessant, dem genannten ideologischen Aspekt einmal ein bissel nachzugehen.
Schöne Grüße
MM