Harus

Hallo

Ich kenne das Wort „Harus“ aus alten patriotischen Schweizer Volksliedern, die meine Eltern z.T. noch kennen. Niemand konnte mir aber genau erklären, was es mit dem Wort auf sich hat, woher es kommt und was es bedeutet. Es scheint mir zumindest eine Art Kampfschrei zu sein. Laut Endung dachte ich zuerst an etwas Lateinisches, doch im Latein-Langenscheidt war leider Fehlanzeige, ebenso in meinem etymologischen Wörterbuch. Kann jemand Abhilfe schaffen?

Gruss

Wiesel

Ich kenne das Wort „Harus“ aus alten patriotischen Schweizer
Volksliedern

Hallo alle zusammen!

In der Wilhelm-Tell-Geschichte (übrigens heuer 200-Jahr-Feier) kommt ein Rudolf Harras vor. Vielleicht gibt es hier einen Zusammenhang. Aber vielleicht könntest Du ein Volkslied als Ganzes ins Forum stellen. Dann könnte unter Umständen jemand das gesuchte Wort aus dem Zusammenhang heraus erklären.

Servus
Hermann

Grüezi Wiesel

„Harus“ findet sich meist am Ende der Strophen von Harstliedern. Ob da ein Zusammenhang besteht? (Harst = Kampfformation der alten Eidgenossen)
Lautmalerisch gibt „harus“ mehr her als „hurra“…

Gruss
Mäni

Aber vielleicht könntest Du ein Volkslied als

Ganzes ins Forum stellen.

Sali Hermann
Harstlied
Die Banner flattern, Harst an Harst in Reih’n
so kommen wir in unsere Zeit geschritten,
man kann uns schmähen, höhnen und verschrei’n,
doch nie um Frieden bitten. Harus!

Wir kommen trotzdem, ob ihr wollt, ob nicht!
Wir sind die Träger neuer, bessr’er Zeiten.
Zur Freiheit bringen wir die Zucht, die Pflicht,
und was auch kommt, wir schreiten. Harus!

Wir sind die Vorhut, sind der erste Stoss!
Bald kommen hinter uns die Millionen.
Der Frühling bricht in allen Ländern los,
und keinen wird er schonen. Harus!

Die Banner flattern, Harst an Harst in Reih’n
so kommen wir in unsere Zeit geschritten,
man kann uns schmähen, höhnen und verschrei’n,
doch nie um Frieden bitten. Harus!

Mäni hat es eigentlich schon beantwortet
Gruss
Tony

Grüezi Wiesel und ein besonders: Salü, Mäni, schö widdr vo dir z´lesa.

Ich höre das „Harus“ wie „Harússs“ und höre daraus: „Heraus!“ Also die Aufforderung: Heraus! Auf in den Kampf!
Das ist aber meine ganz subjektive Les- und Hörart und durch nichts belegt.

Fritz

1 Like

Grüezi Fritz

Die von Blut und Boden triefenden Harstlieder wurden z.T. vom recht angebräunten Dramatiker Max Eduard Liehburg (1899-1962) verfasst. Wegen seines Namens ist anzunehmen, dass seine Vorfahren beim Rütlischwur (1291) nicht dabei waren, wohl aber im Schwabenkrieg (1499) verhauen wurden. Ob seine Liedertexte eine späte Rache sind?

Deine „subjektive Les- und Hörart“ hat etwas für sich, für mich ist „harus“ ein Kunstwort, bzw. ein phonopoetischer Kunstgriff und ist, ausser in den fürchterlichen Harstliedern, nirgends anzutreffen.
Nebenbei: Mir ist nicht bekannt, dass die alten Eidgenossen vor einer Schlacht gesungen hätten, sie haben gebetet auf dass das Morden und Brandschatzen gelinge - bis 1515 (Marignano) mit Erfolg.

Gruss
Mäni

Wegen seines Namens ist anzunehmen, dass seine
Vorfahren beim Rütlischwur (1291) nicht dabei waren, wohl aber
im Schwabenkrieg (1499) verhauen wurden. Ob seine Liedertexte
eine späte Rache sind?

Das hast du schön gesagt, Mäni! :wink:

Der Schwabenkrieg heißt bei uns übrigens „Schweizerkrieg“ und in Stockach gibt es ein Stadtfest, das „die Schweizertage“ heißt, weil den Schweizern damals die Einnahme Stockachs trotz massiver Belagerung nicht gelang. Habe mehrmals mitgefeiert in meiner Bodenseezeit. :wink:

Wie es der Zufall oder eine Zwangsläufigkeit will, habe ich grade Robert Walsers kleinen Text „Die Schlacht bei Sempach“ gelesen. Ich weiß nicht, wie historisch das ist, aber der resignierte Schicksalsgehorsam, mit dem die Schweizer Bauernkrieger die habsburgischen Ritterlein niedermetzelten und dann auf ihre Höfe und zu ihrer Ackerarbeit zurück kehrten ohne sich was drauf einzubilden, an einer „historischen Aktion“ teilgenommen zu haben, ist beeindruckend.

Zitat:

„Dann zogen sie heim. Und nach ein paar Tagen waren sie wieder in ihre hohen Täler zerstreut, arbeiteten, dienten, wirtschafteten, sahen nach den Geschäften, versahen das Nötige und sprachen noch manchmal ein Wort von der erlebten Schlacht; nicht viel. Sie sind nicht gefeiert worden (ja, vielleicht ein bißchen, in Luzern beim Einzug): gleichviel, die Tage gingen darüber weg, denn barsch und rauh werden die Tage mit ihren mannigfachen Sorgen schon damals, Anno 1386, gewesen sein. Eine große Tat tilgt die mühselige Folge der Tage nicht aus. Das Leben steht an einem Schlachtentag noch lange niocht still; die Geschichte nur macht eine kleine Pause, bis auch sie, vom herrischen Leben gedrängt, vorwärtseilen muss.“

Gehört vielleicht nicht zum Thema, aber ich konnte das zu erwähnen nicht unterlassen.

Fritz

1 Like

Besten Dank (mwT)
Hallo

Ich danke Euch für die vielseitigen und interessanten Antworten.

Gruss

Wiesel