Hass...eine Frage der Psychologie... - nicht der Plauderei

was geht da psychologisch vor?

Kürzlich gab es einen kurzen TV-Bericht folgender Situation:

An einer üblichen Stelle in einer üblichen Strasse einer üblichen Großstadt saß zu einer üblichen Zeit ein - wie es schien - üblicher Penner.
Der Penner war allerdings UNüblich.
Wer ihm - wie üblich - ein Almosen zuwerfen wollte, wurde nunmehr seitens des „Penners“ mit Geld in Höhe eines Almosens bedacht.
Und nun?
Nun wurden die „edlen Spender“ plötzlich wütend und beschimpften den „Penner“.
Das steigerte sich sogar so, dass die Gefahr von Übergriffen bestand.

Meine Frage:
wie kommt das?
Was passiert da?
Was löst diese Aggressionen aus?
Macht es wütend, wenn man sich um seine „Gönnerrolle“ betrogen fühlt?
Ärgert man sich über die eigenen so schnell entlarvten Vorurteile?
Kommt Hass auf, wenn der Andere sich nicht seiner ihm zugedachten Rolle entsprechend verhält?
Wie erklärt sich das?

Wer weiss was?

Danke

LG
2felnder

Sadomasochistischer Narzißmus
Dem Kriterium nach, das ich im vorherigen Beitrag ein bisschen auszuarbeiten versucht habe, handelt es sich bei diesem Konflikt um einen, wie er typisch ist für alle Erziehungs-geschädigten Menschen: Sie leiden alle am Syndrom des sadomasochistischen Narzißmus, umgangssprachlich: ein Gemisch aus Liebe & Hass.
So genügt der kleinste - in Deinem Beispiel von jenem ‚Penner‘ vorbewusst provozierte Anlass, die vermeindliche Liebe (Masochismus) des Spenders der milden Gabe (für die er vielleicht vom Lieben Gott im Himmel nach dem Tode eine Belohnung zu erhalten hoffte) in ihr Gegenteil umschlagen zu lassen… Der Penner verfolgte mit seinem die angeblich aus selbstlose Liebe gespendete Gabe prompt zurückweisenden, hassigen Verhalten aller Wahrscheinlichkeit nach also das Ziel der sadistischen Rache. Vordergründig an dem Spender (dessen Geld an den psychischen Problemen des Penners in der Tat nichts zu ändern vermag), hintergründig aber an seiner eigenen, auf sein Gegenüber unbewusst projizierten Mutter, da sie es ist, die ihn mit ihrer ‚liebevolle‘ Erziehung erstursächlich in seine Situation reinmanovrierte…

Dies Syndrom ist in unserer Gesellschaft derart verbreitet, dass sich dadurch nicht nur die alltäglichen Wechsel von den anfänglich gegenseitig masochistischen Verliebtheiten hin zu den gegenseitig sadistischen Dauerehekrachen ‚bis dass der Tod uns scheidet‘ erklären lassen (paradigmatisch dafür u.a. „Wer hat Angst vor Virginia Wolf“), sondern auch die fatale Paarung aus national-sadistischen Pogromen (Judenhass usw.) und dem desto masochistisch liebevollerem Familienleben - etwa während der NaziZeit.

Geradezu archetypisch - kindgerecht aufbereitet, um Kinder daran zu „gewöhnen“, findet sich dies Syndrom im Märchen von „Hänsel und Gretel“ wiedergegeben: Die zum Eintritt verlockenden Naschererein, welche draußen am Hexenhaus angeboten werden, symbolisieren den masochistischen Aspekt der „Illusorisch Liebenden Mutter“, und das Verhalten der selben Frau innerhalb ihres Haushaltes den sadistischen Aspekt der „Real Bösen, Versagenden“.

Wer von uns Erziehungsopfern aus diesem global-narzißtischen KZ entfliehen will, tut gut daran, sich vor allem kritisch mit der eigenen Problematik zu befassen, anstatt sinnlos in sadomasochistischen Konflikten mit den anderen Erziehungsopfern zu rotieren.

eine Frage der Sozialpsychologie

An einer üblichen Stelle in einer üblichen Strasse einer
üblichen Großstadt saß zu einer üblichen Zeit ein - wie es
schien - üblicher Penner.
Der Penner war allerdings UNüblich.
Wer ihm - wie üblich - ein Almosen zuwerfen wollte, wurde
nunmehr seitens des „Penners“ mit Geld in Höhe eines Almosens
bedacht.
Und nun?
Nun wurden die „edlen Spender“ plötzlich wütend und
beschimpften den „Penner“.
Das steigerte sich sogar so, dass die Gefahr von Übergriffen
bestand.

Das was du beschreibst, so wie ich es verstehe, ist der klassische Aufbau eines Breaching Experiments

Da reagieren völlig „normale“ Menschen mit massiver Verunsicherung und Aggression, wenns richtig durchgezogen wird, weil da Grundgewissenheiten in Frage gestellt werden, die dafür verantwortlich sind, dass wir die (soziale) Welt als berechenbaren Ort erleben können. Aggression ist eine normale Reaktion darauf.

Mit dem allgemeinem Phämomen „Hass“ hat das m.E. wenig zu tun.

Gruß
F.

Hallo,

Da reagieren völlig „normale“ Menschen mit massiver
Verunsicherung und Aggression, wenns richtig durchgezogen
wird, weil da Grundgewissenheiten in Frage gestellt werden,
die dafür verantwortlich sind, dass wir die (soziale) Welt als
berechenbaren Ort erleben können. Aggression ist eine normale
Reaktion darauf.

ich stimme zu. Bei den von Dir genannten „Grundgewißheiten“ handelt es sich um soziale Normen. In dem geschilderten Fall führt die Normverletzung wohl deshalb zu einer besonders heftigen Reaktion, weil die nonkonform handelnde Person einen sehr niedrigen sozialen Status (Rolle) hat („Penner“) und diesen dann noch umkehrt, also sich aus der nach außen signalisierten sozial viel niedrigeren Position erhebt und sich über den "Almosen"spender stellt. Der sanktioniert den Versuch der Umkehrung mit entsprechender Aggression negativ, um den von ihm wahrgenommenen Statusunterschied geltend zu machen und wiederherzustellen, also den „Penner“ zu motivieren, sich wieder rollenkonform zu verhalten.

Beste Grüße

Oliver

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Hallo 2felnder,

interessant hätte ich noch gefunden, wenn er das Geld auch vorbeilaufenden Passanten aufgedrängt hätte.
Das hätte bestimmt andere Reaktionen ergeben.

Nun wurden die „edlen Spender“ plötzlich wütend und beschimpften den „Penner“.
Das steigerte sich sogar so, dass die Gefahr von Übergriffen bestand.

Macht es wütend, wenn man sich um seine „Gönnerrolle“ betrogen
fühlt?

Vielleicht, aber das reicht m.E. nicht hin, jemanden verprügeln zu wollen.

Ärgert man sich über die eigenen so schnell entlarvten
Vorurteile?

Eher weniger. Der Typ ist ja als Bettler aufgetreten.

Was löst diese Aggressionen aus?

Warum macht der „Penner“ das?
Um die Leute zu verulken oder um sie zu kompromittieren?
Entsprechend könnte seine eigene Attitude den Leuten gegenüber schon herablassend oder aggressiv gewesen sein.
Wenn nicht, würde ich persönlich eher humorvolle Reaktionen als normal betrachten.

Gruß
Heidi

Hallo 2felnder,

m.E. is das Verhalten vom unüblichen Penner einfach eine geldgeile Einschaltsquoten-bedingter Publikumsverarschung. Und dass da drauf unfreundlich reagiert wird, ist OK.

Denn hierdrin zeigt sich eine Respectlosigkeit dem „Spender“ gegenüber, indem man den der Lächerlich preisgibt. Billige Aktion.

Gruss: Gerrit

was geht da psychologisch vor?

Kürzlich gab es einen kurzen TV-Bericht folgender Situation:

An einer üblichen Stelle in einer üblichen Strasse einer
üblichen Großstadt saß zu einer üblichen Zeit ein - wie es
schien - üblicher Penner.
Der Penner war allerdings UNüblich.
Wer ihm - wie üblich - ein Almosen zuwerfen wollte, wurde
nunmehr seitens des „Penners“ mit Geld in Höhe eines Almosens
bedacht.
Nun wurden die „edlen Spender“ plötzlich wütend und
beschimpften den „Penner“.

Wie erklärt sich das?

Danke

LG
2felnder

und blossgestellt werden. „…man merkt die Absicht und ist verstimmt…“

Gruss: Gerrit

Link
Hier der Link zu der Sendung

http://www.prosieben.de/tv/taff/themen/web-highlight…

Wer ihm - wie üblich - ein Almosen zuwerfen wollte, wurde
nunmehr seitens des „Penners“ mit Geld in Höhe eines Almosens
bedacht.

Nicht ganz. Im Film sieht man, dass er vor allem auch Leuten Geld anbietet, die ihm nichts geben wollen und vorübereilen. In Verbindung mit dem Schild „No one has ever become poor from givong“ kann man das als eine sehr starke Kritik daran verstehen, dass sie nichts geben - und so wurde es wohl auch von den „Beschenkten“ verstanden.

Nun wurden die „edlen Spender“ plötzlich wütend und
beschimpften den „Penner“.

Die heftigsten Reaktionen kamen nach meinem Eindruck von den Leuten, die es zur abgelehnt hatten, dem Bettler etwas zu geben.

Macht es wütend, wenn man sich um seine „Gönnerrolle“ betrogen
fühlt?

Ich denke nicht. Es macht wütend, die eigene Knausrigkeit vor Augen geführt zu bekommen.

Gruß,
Max

Moin Denker a.D.

Nun wurden die „edlen Spender“ plötzlich wütend und
beschimpften den „Penner“.

Die heftigsten Reaktionen kamen nach meinem Eindruck von den
Leuten, die es zur abgelehnt hatten, dem Bettler etwas zu
geben.

Und somit zeigen nicht auf jede Masche herein zu fallen.

Macht es wütend, wenn man sich um seine „Gönnerrolle“ betrogen
fühlt?

Ich denke nicht. Es macht wütend, die eigene Knausrigkeit vor
Augen geführt zu bekommen.

Vorallem macht es wütend von arroganten Besserwissern lächerlich gemacht zu werden. Zwecks Zuschauerquoten.

Eher lehnen es die „Nichtspender“ ab um sich vorschreiben zu lassen was er zu tun hat. Woher weiss man dann wie bedürftig ein Bettler ist? Es hat ja einige Bettler die berufsmässig bettlen.

Bitte: nicht generalisieren in deinem Urteil.

Gruss: Gerrit

Gruß,
Max

Hallo,

das Gezeigte waren Ausschnitte. Zweck der Aktion gute Einschaltquoten.
Die bedrohlichen „Sirs“ u.U. Statisten.

Wissenschaft geht anders.

Gruß, Paran

Huhu!

Aber wie ich das verstehe (hab den Link nicht angesehen mangels Internet-Traffic), war doch eine direkte, unmittelbare Reaktion der Leute Ärger. Als Reaktion auf den Bettler, der ihnen Geld gibt/aufdrängt.

Da hatten die doch noch gar nicht gewusst, dass irgendwas gefilmt wird oder dass das auch nur eine Versuchsanordnung ist, egal in welcher Form die später aufgearbeitet wird. Und direkt bei ungewohntem Verhalten erwarten, dass das in irgendeiner Form gestellt sein muss, das ist ja eher keine übliche erste Reflexreaktion - sonst würden so „Verstehen sie Spaß“ oder „Trigger Happy TV“- Sachen ja gar nicht funktionieren. Das erwägt man dann vermutlich eher, wenn man Zeit hatte, rational nachzudenken; nach der impulsiven Reaktion.

Ich glaube, du hast dich in diesem Fall an deiner -meiner Meinung nach durchaus nicht unberechtigten- Privatsender- und Skandalhascherei-Kritik festgebissen, die hier nicht ganz hinhaut (siehe auch weiter unten, wo das offensichtlich als bekanntes Experiment beschrieben wird, das so auch ohne Kameras reproduzierbar zu sein scheint).

Liebe Grüße
Lockenlicht

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