Hat die FAZ ein höheres Niveau als Bild?

Guten Tag,
das frage ich mich weil mir ständig miserabel recherchierte Artikel in der FAZ auffallen, z.B. dieser:

Die FAZ kritisiert eine Studie eines Professors der darüber publiziert hat dass das Elternhaus ein maßgeblicher Faktor für die Karriere der Kinder ist.
Das tut man bei der FAZ indem man ein paar Beispiele nennt von Top-Managern die aus einem „bildungsfernen“ Elternhaus kommen. Wobei in einem Fall ein Top-Manager angebracht wurde dessen Vater „nur“ Abteilungsleiter eines Amtes war.

Hier im Forum kommt es ja schonmal vor dass jemand etwas behauptet und die Daten zur Unterbauung der Behauptung etwas ganz anderes aussagen - aber von einem Journalisten kann man erwarten dass Kritik an einer veröffentlichten empirischen Studie halbwegs wissenschaftlich daher kommt.

Kann die Bildzeitung sowas überhaupt noch unterbieten?

Gruß
Desperado

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Das stellt der Autor doch gar nicht in Abrede. Er stellt nur in Abrede, dass die Schichtzugehörigkeit der ausschlaggebende Faktor ist. Dann stellt der Autor eine Reihe von Dax-Vorständen als Beispiele vor. Bei 30 Dax-Unternehmen reicht ja schon eine Handvoll.

Als journalistischen Beitrag finde ich das nicht niveaulos. Wissenschaftliche Ansprüche erhebt der Autor augenscheinlich keine.

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Aha, also bin ich nicht allein mit meiner Ansicht als ich den Beitrag durchlas.
Auch ich kann da so gar nichts entdecken, was Desperado da herausliest und offenbar als negativ und obendrein als journalistisch fragwürdig einstuft.

:smiley:

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Im Untertitel steht:
„Welchen familiären Hintergrund haben Deutschlands Wirtschaftsführer? Und was verrät uns das über die Durchlässigkeit der Gesellschaft?“

Es geht sehr wohl darum die Studie des Professors zu diskreditieren denn über Durchlässigkeit der sozialen Schichten hat dieser eine komplett andere Meinung - die dieser auch mit wissenschaftlichen Daten belegen kann.

Der Journalist versucht dies anzuzweifeln - mit einem sehr begrenzten Datenschatz und ohne irgendeine Statistik - dafür um so mehr Einzelfälle die beim Leser wohl den Eindruck wecken sollen dass es in den Chefetagen nur so von Leuten aus der Unterschicht wimmelt.

Ich kann bestimmt 100 verschiedene Fotos von schwarzen Schwänen finden - wer aus einer Gegend ohne Schwäne kommt wird dann auch vermuten dass zwar nicht die meisten aber doch relativ viele Schwäne schwarz sind.

Wenn es sich um Qualitätsjournalismus gehandelt hätte würde der Artikel auf wissenschaftlich basierte Zahlen verweisen und würde auch eine andere Schlußfolgerung ziehen (z.B. dass es in DAX-Vorständen durchaus einige Personen aus sozial niedrigen Milieus gibt aber dies eben nicht aussagekräftig für die soziale Mobilitäts allgemein ist.)

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Das ist ja nichts anderes als die Einzelfälle, die z.B. die SZ immer heranzieht, wenn sie irgendwas hinterfragen will, nur das die FAZ das halt aus einer etwas anderen ideologischen Stoßrichtung heraus macht.

Natürlich ist es völliger Blödsinn, der wissenschaftlich gut bestätigten These, dass die Schichtzugehörigkeit in beträchtlichem Maß intergenerational weitergegeben wird, mit irgendwelche Einzelfällen daher zu kommen, und damit in Frage zu stellen.

Und natürlich weist dieser Artikel Passagen auf tiefstem BILD-Niveau auf, z.B. folgende: „Wenn Soziologen anhand der offiziellen Lebensläufe der Vorstände die Oberschichtskinder auszählen, ist das Ergebnis schon deshalb schräg, weil mancher Aufsteiger Hemmungen hat, seine kleinbürgerliche Herkunft zu offenbaren.“
Da wird einfach ein ganzer Forschungszweig als furchtbar naiv hingestellt, als ob die das nicht selbst wüssten und als ob die nicht methodisch nicht mehr drauf hätten als direkte Fragen nach der Herkunft zu stellen.
Ungefähr so thematisiert die BILD traditionell die Sozialwissenschaft.

Oder die tiefbürgerlich-linksliberale Prof. Allmendiger als „von Haus eher links zu bezeichnen“, damit ihr Zitat-Schnipsel quasi das „Gewicht des Gegners bekommt“: Einen Strohmann-Gegner basteln, ein paar kontextlose Worte von diesem zitieren und dann triumphierend ein „Siehste, sogar der gibt uns recht“ implizieren. Das ist urypische BILD-Rhetorik.

Das betrifft aber eben nicht den ganzen Artikel und erst recht nicht die ganze FAZ.

Gruß
F.

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Klar gibt es sicher auch brauchbare Artikel in der FAZ (und genauso gibt es in anderen Medien ebenso schlechte Artikel) - aber wenn in einem Luxusrestaurant nur gelegentlich Salmonellen in den Speisen sind ist es eben ein schlechtes Restaurant, auch wenn viele Speisen vorzüglich sind.

Weiß nicht ob es deren Werbung mit dem Spruch „dahinter steckt immer ein kluger Kopf“ noch gibt - aber die FAZ handelt eher so als ob sie hinter ihrer Zeitung nur völlige Dummköpfe vermuten würden. Wenn man Manipulation statt Information will kann man auch RT lesen, die geben sich wenigstens Mühe.