Nach dem Tod meiner Mutter vor einer Woche, äußerte mein an fortgeschrittener Alzheimer erkrankter Vater (Pflegestufe 1) mehrfach den Wunsch, in die Nähe seiner Familie ziehen zu wollen. Das sehr gute Pflegeheim, in dem meine Eltern untergebracht waren, will meinen Vater gerne dort behalten und befürchtet, dass sich ein Umzug negativ auf seine Erkrankung auswirken würde. Wenn ich hier bei uns in der Nähe ein gutes Heim fände, wäre der Vorteil, dass wir (wir sind zu viert) uns täglich um meinen Vater kümmern könnten, während beim jetzigen Aufenthalt meines Vaters nur ein Wochenendbesuch alle zwei bis drei Wochen möglich wäre. Hat jemand konkrete Erfahrungen mit dem „Umpflanzen“ von Demenzerkrankten?
Hi
noch geht es deinem Vater so gut dass er solche Wünsche äußern kann - ich würde dem entsprechen. Womöglich seid ihr bald das letzte an was er sich erinnern kann … Dann wäre es schön wenn ihr auch da sein könntet
Gruß h
Die Nähe zu euch wiegt nach meiner Überzeugung jeden Ortswechsel auf - zumal dein Vater diesen Wunsch selbst äußert.
Es ist schon grundsätzlich richtig, dass Ortswechsel für Demenzpatienten schwierig sein können. Nach meiner Erfahrung werden sie aber ganz gut weggesteckt, wenn der Betreffende sie selbst aktiv herbeigeführt hat und wenn vertraute Menschen ihn begleiten.
Nehmt möglichst viel der vertrauten Gegenstände aus seiner jetzigen Umgebung mit - auch wenn er sagen mag, dass er das oder jenes nicht braucht. Aussortieren könnt ihr nach dem Umzug immer noch. Oft ist es aber so, dass sich alte Menschen im Vorfeld eines Umzugs eher Sorgen um die Umstände machen, die sie anderen bereiten könnten und deshalb so wenig Arbeit wie möglich verursachen wollen.
Finden sie dann am neuen Ort ihre vertrauten Dinge wieder, sind sie dann aber oft sehr glücklich darüber.
Und: Wenn dein Vater sich bisher seine Räume mit deiner Mutter geteilt hat, ist diese sehr präsente Erinnerung vielleicht dennoch zuviel. Mein Vater - ebenfalls mit deutlichen Anzeichen von Demenz- hat nach dem Tod meiner Mutter in diesem Sommer mit 86 Jahren sein Haus verlassen und ist in eine Stadtwohnung gezogen. Er hatte Angst, in der vertrauten Umgebung von seinen Erinnerungen erdrückt zu werden.
Er ist dort zu unserer aller Überraschung regelrecht aufgeblüht, so als hätte er die Last des Leidens und Sterbens seiner Frau im Haus zurück lassen können.
Enkelin und Urenkel fast täglich sehen zu können, macht ihn glücklich. Deshalb: Macht den Umzug eher früher als später.
Jule
Vielen Dank für Eure Antworten. Mein Vater hat mehrfach zu verschiedenen Verwandten geäußert, dass er gerne auch wegen der Enkelkinder in mneine Nähe ziehen würde und will auch dorthin, wo er Kontakte knüpfen kann. Ich habe heute eine Pflegeeinrichtung fünf Minuten zu Fuss von uns entfernt gefunden, die jetzt einen Platz frei hat, ein Doppelzimmer, dass zunächst allein belegt wäre. Das Pflegeheim meinte, es sei manchmal sogar besser, wenn die Bewohner zu zweit wohnen würden. Habt ihr damit Erfahrung?
Ich fahre jetzt Weihnachten zu meinem Vater, nehme den Flyer mit und bespreche mit ihm, wie er es sich vorstellt. Meint ihr, ein schneller Umzug gleich in der ersten Januarwoche wäre zu schnell?
Hallo
Ja, damit habe ich Erfahrung. Dieses Argument kommt schon mal, wenn kein Einzelzimmer frei ist. Das wurde sogar bei Leuten gebracht, die definitiv im Sterben lagen und bestimmt keine neuen Kontakte mehr knüpften.
Sich auf dem Flur mit anderen zu treffen, steht doch jedem noch mobilen Bewohner frei. Dafür muss man doch kein Doppelzimmer haben. Wer wohnt denn gerne mit irgendeinem Fremden zusammen in einem Zimmer? Also, ich möchte nie mit irgendjemandem auf ein Zimmer gesteckt werden.
Wo ich es erlebt habe, dass Leute ungewollt im Doppelzimmer zusammengezwungen wurden, war es so, dass die sich nur gegenseitig gestört und beide sich ein Einzelzimmer gewünscht haben.
Es gibt aber natürlich Leute, die sofort mit jedem gut klarkommen und eine nette Gemeinschaft bilden können. Wenn das der Fall sein sollte, ok. Bei Kindern fände ich es auch ok, die sind ja meist sehr flexibel. Bei alten Leuten, die sich meist nicht unbedingt umgewöhnen und auf eine so enge Beziehung mit irgendjemanden einlassen möchten - eher nicht.
Viele Grüße
Ich wollte meinen Beitrag eigentlich nur korrigieren, weil ich mich vertippt hatte.
Hallo,
im ersten Heim, in dem meine Mutter war, wurde damit argumentiert, daß es mehr Anregungen gäbe, wenn die Bewohner zu zweit im Zimmer seien. Es stellte sich dann heraus, daß das mehr den Interessen des Heims diente als denen meiner Mutter.
Von der Alzheimerangehörigen-Initiative bekam ich den Rat, den ich dann als sehr gut empfand, daß die Wohnform im Heim möglichst nah an dem sein solle, wie die Person vorher gelebt hatte.
Im zweiten Heim hatte meine Mutter dann ein Einzelzimmer. Es gab zwar Zweierzimmer, die meist von Ehepaaren belegt waren, gelegentlich von Menschen, die sich während des Heimaufenthalts kennengelernt hatten.
Alles Gute für Euch
I.ris
Was ist denn aus deinem Beitrag geworden?