Muss ein Referat über die Literatur in der BRD halten, einen Teil konnte ich bereits bearbeiten und vorbereiten, aber zur Aufarbeitung der NS-Zeit (wenig) und vor allem zum UMGANG/KRITIK am WIRTSCHAFTSWUNDER finde ich einfach gar nichts… Vielen Dank schonmal
Erstaunlich, daß jemand bei seinen Referatsvorbereitungen noch nicht auf Heinrich Bölls „Ansichten eines Clowns“ oder „Die Ermittlung“ von Peter Weiß gekommen ist. Und wieviele Stunden soll das Referat denn umfassen? „Literatur der BRD“ ist ein Thema, mit dem sich diverse Vorlesungsreihen füllen lassen.
Es soll nur ein Kurzreferat à 5-10min sein.
Das Referat ist in 3 Teile gegliedert:
- Etappen der Nachkriegsliteratur, wobei ich dazu schon genug gefunden habe
Das Problem sind die anderen beiden Teile, v.a. letzterer:
-
Aufarbeitung der NS-Zeit
-
Umgang mit und Kritik am Wirtschaftswunder
Und zu diesen beiden Teilen finde ich einfach wenig bzw. gar nichts zu letzterem…
Servus,
in Bölls ‚Ansichten eines Clowns‘ hast Du beides im Paket, dazu noch von einem schulkompatiblen Autor - der Name Peter Weiß könnte von manchen Lehrern ungern gehört werden.
Noch früher, aus der Periode der ‚Kahlschlag‘-Literatur ist Wolfgang Borcherts ‚Draußen vor der Tür‘, in dem (nicht so sehr betreffend NSDAP und ihre Gliederungen, eher betreffend Wehrmacht) das Thema ‚Verantwortung‘ behandelt wird: Ein Kriegsheimkehrer bringt seinem Obersten die Verantwortung für einen Zug Infanteristen zurück, die dieser ihm bei einem Kommandounternehmen übertragen hatte und von dem der Heimkehrer Beckmann als einziger überlebt hat. ‚Schlafen Sie gut, Herr Oberst??‘
Ein nur ganz kurz mit einem einzigen Büchlein sehr bekannt gewordener und dann schnell in der Versenkung verschwundener Autor (mit dem Du ‚punkten‘ kannst, weil er so wenig bekannt ist) ist Karl Wittlinger. Das ‚Wirtschaftswunder‘-Thema hat er in dem Fernsehstück ‚Seelenwanderung - eine Parabel‘ behandelt. (Sehr lesenswert auch das Bühnenstücklein ‚Kennen Sie die Milchstraße?‘ im gleichen Band erschienen.)
Weniger schulgeeignet, weil ‚böse‘, ist Arno Schmidt. Insbesondere in ‚Leviathan‘ auch Thematisierung (nicht: ‚Aufarbeitung‘) des NS-Glaubens.
In der vermutlich kurzen verbleibenden Zeit sicher nicht mehr richtig zu lesen, aber auch ganz wichtig für das NS-Thema ist die ‚Deutschstunde‘ von Siegfried Lenz.
Martin Walsers ‚Anti-Helden‘ sind zum größten Teil Leute, die auf der Verliererseite des Wirtschaftswunders stehen, meistens ohne sich dessen bewusst zu sein. In diesem Zusammenhang vor allem die Anselm-Christlein-Trilogie und ‚Jenseits der Liebe‘.
Du siehst, dass ich hier nichts (etwa nach Bedeutung) gegliedert habe, sondern bloß an Gelesenem entlanggeschweift bin. Mit den genannten Autoren und Werken solltest Du Dich auf jeden Fall selber beschäftigen (mit den Primärtexten!), um sie für Dein Referat verwendbar oder nicht verwendbar zu beurteilen.
Schöne Grüße
MM
Da ist es vollkommen ausreichend ein paar Namen zu erwähnen ; für jedwedes Referat, das auch nur den mindesten inhaltlichen Sinn hat, müßtest du zwei Stunden einplanen.
- noch vergessen: Alfred Andersch, ‚Sansibar oder der letzte Grund‘
Hallo Thomas,
ich hätte auch noch was Passendes beizutragen:
„Wenn unsere Arbeit nicht als Kritik verstanden werden
kann, als Gegnerschaft und Widerstand, als unbequeme Frage und als
Herausforderung der Macht, dann schreiben wir umsonst, dann sind wir positiv und
schmücken das Schlachthaus mit Geranien.“ (Günter Eich, Büchner-Preis-Rede, 1959).
Heute nicht mehr so bekannt, aber in der Vorfernsehezeit hatte das Hörspiel eine große Bedeutung und Eich war einer der wichtigsten Autoren .
Aus seinem bekanntesten Hörspiel „Träume“:
„Tut das Unnütze, singt Lieder, die man aus eurem Mund nicht erwartet! Seid
unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt“.
Grüße: Uli