Hat Jerusalem gehurt?

Über das erschrecken Jerusalems bei Matth. 2.3 (bei dem Stern, der die Weisen aus dem Morgenland herholte) kam ich zu Hes. 16

Natürlich kenne ich den Inhalt :smile:
Ich möchte aber gerne über die Ansichten diskutieren, welche die Übersetzung in Deutsch ergab, wie die Vorurteile daraus entstanden und dabei zeigen welche Möglichkeiten eigentlich im Text sind.

Mit Gruß
Mykene

Nur Propheten-Propaganda
Hi.

„Gehurt“ hat die Stadt Jerusalem natürlich nur im metaphorischen Sinn, und auch das nur in den Augen überzeugter Jahwe-Monotheisten wie z.B. Ezechiel (= Hesekiel). In jener Zeit war es nicht unüblich, eine Stadt als Frau zu personifizieren, um gewisse Charakteristika (oder was man dafür hielt) zu verdeutlichen.

In Jesaja 1, 21 findet sich ein anderes Beispiel:

Wie geht das zu, dass die fromme Stadt zur Hure geworden ist? Sie war voll Rechts, Gerechtigkeit wohnte darin, nun aber Mörder.

Was als „Hurerei“ beklagt wird, ist einfach nur die Hingabe der Einwohner Jerusalems an Götterkulte anderer Religionen wie z.B. der Ägypter oder der Assyrer. Ezechiel ist auch deshalb empört, weil Jerusalem, wie er meint, seinen hohen Rang eigentlich der Fürsorge durch Jahwe verdankt (der in Ich-Form in Hes 16 den Werdegang der Stadt schildert), dann aber den Verlockungen „heidnischer“ Kulte erliegt. Zur Strafe für diesen Bruch mit dem „Bund“, den Jahwe mit Jerusalem geschlossen hatte, wird die Stadt schließlich zerstört werden.

Dieses Konstrukt entspricht dem Hang der exilischen Propheten (wie Ezechiel), den politischen Untergang von Israel und Juda als Ergebnis des mangelhaften Glaubens an Jahwe als einzigen Gott und als von Jahwe verhängte Strafe zu deuten.

Chan

Hi Ch’an,

du hast einen guten Eindruck gezeigt, wie HEUTE Hes. 16 beurteilt wird.

In jener Zeit war es nicht unüblich, eine Stadt als Frau zu
personifizieren, um gewisse Charakteristika (oder was man
dafür hielt) zu verdeutlichen.

Es ergibt sich eben, Stadt ist weiblich…

Was als „Hurerei“ beklagt wird, ist einfach nur die Hingabe
der Einwohner Jerusalems an Götterkulte anderer Religionen wie
z.B. der Ägypter oder der Assyrer.

Gestern abend habe ich mich krumm gelacht, wegen diesem Satz und nicht mehr weiterschreiben können bei Hes. 16. Man muss wissen, dass im AT Ägypten, mezrim, Grenzen mit Bedrängnis gereimt worden ist. Die sind dann ein bisschen „fremd gegangen“, sind aus den Grenzen herausgekommen. Von Assur, von Wohlstand haben sie nicht genug bekommen können und in Babylon (mit Herz/Verstand) auch nicht.

Nun bin ich aber auf der Suche, wie das Wort „huren“ aufgefasst wurde. Du brachtest es bereits recht keusch. Es gibt da eine Reihe Wörter, die zum Verwechseln ähnlich sind. Aber die Verse sind teils so, dass noch eine Großmutter vor Verlegenheit rot wird.

Dieses Konstrukt entspricht dem Hang der exilischen Propheten
(wie Ezechiel), den politischen Untergang von Israel und Juda
als Ergebnis des mangelhaften Glaubens an Jahwe als einzigen
Gott und als von Jahwe verhängte Strafe zu deuten.

Nein, es sind Weisheitsgeschichte, die Juda (Loben) humorvolle Verse zeigen und über Israel, womit man ringt oder ehrlich ist.
Das wäre an sich ein sehr aktuelles Thema.
Verstanden wird es heute nicht, weil diese „Dame“ ein buntes Kleid anhat. Beged, Kleid ist übrigens ein Doppelwort für Täuschung, Lüge.

Chan

Danke dir für deinen Beitrag!

LG
Mykene