Hallo Julia,
nochmal ich
.
Vielleicht war es ein wenig zu kantig, was ich im ersten Posting geschrieben habe. Ich glauben, dass du über sie viel nachdenkst, und mit ihr leidest. So werde ich jetzt einfach mich neben dich setzen, virtuelle sozusagen
)), und ein wenig mitnachdenken.
Kann es sein, dass deine Kollegin in dir jemanden gefunden hat, der sich ihrer annimmt? Dass sie spürt, dass du dich um sie kümmerst?
du schreibst:
Oft ist sie auch so, das sie sich neben mich setz und nichts sagt,
kein Wort, das kann bis zu 10 minuten dauern, und wenn ich sie dann
frag was ist, sagt sie nichts und geht wieder. Oder grunzt nur und
stellt sihc ins Eck und stampft mit den Füssen. Sie ist sehr lieb in
ihrer Art, wenn sie gut drauf ist, aber das hält leider nur kurze
Zeit, und dann wechselt sie wieder zum grummelnden Wüterich.
Das Problem ist, dass Ihr Beide nicht wißt, wie ihr mit ihren Gefühlslagen umgehen sollt. Aufstampfen würde ich als Blitzableiter aufkommender Wut auffassen. Wer weiss auf wen oder was sie wütend ist. Sie könnte davon erzählen. Und du könntest ihr lediglich sagen, dass du ihr zuhörst, aber nicht raten kannst. Wie gesagt, warum sie aufstampft läßt nur mutmaßen. Dann soll sie sagen, was los ist. Sagt sie nichts, dann soll sie erfahren, dass sie so mit nicht viel Anteilnahme rechnen kann.
Natürlich ist die Situation schwierig, durch ihre extremen
stimmungsschwankungen nett zu ihr zu sein. wir versuchen es immer,
aber wenn sie schreiend vor einem steht, geht das nicht imemr so. Vor
allem wenn wir sie fragen was denn ist und warum sie jetzt so wütend
ist, sagt sie nie was,oder weiss niciht warum.
Wenn mich ein Kind anschreit, dann weil es keine andere Möglichkeit hat Unzufriedenheit zum Ausdruck zu bringen, mangels Erfahrung und Beherrschung von Sprache, Gedanken und Empfindungen. Bei einem Erwachsenen sehe ich das anders. Anschreien ist nämlich auch eine Form von Aggression, die in einem schon auch Fluchtgedanken und Aggression hervorrufen können. Damit will ich sagen, dass du deine Empfindungen in bestimmten Situationen mit ihr vielleicht verdrängen kannst, aber du mußt auch damit rechnen, dass du irgendwann bei aller Hilfsbereitschaft entweder ihr gegenüber abstumpfst oder sauer auf sie wirst - dabei kann nichts Gutes entstehen. Sie soll also die Schreierei irgendwann lassen, weil sie kein Kind mehr ist, und weil du nicht unempfindlich bist.
Das sie bei ihren eltern wohnt finde ich nicht schlimm, blos
erzählt sie manchmal so in ansätzen und versteckt, das ihr Vater sie
schlägt oder früher geschlagen hat.Oft verbieten ihr die Eltern sehr
viel, was sie natürlich auch ausgrenzt. Und das mit 23.
Manche Jungens kommen selbst mit 40 von ihrer Mami nicht los - was soll´s also
)). Im Ernst, klar könnte man sie fragen, warum sie nicht auszieht. Manche schaffen es mit 18 in jeder Hinsicht auf eigenen Beinen zu stehen. Seid Ihr Euch so nahe, dass du sie das fragen kannst? Aber was hilft Euch Beiden die Erkenntnis, dass ein eigenes Leben für sie das einzige Wahre und Richtige ist, aber sie traut sich nicht? Oder anders, man könnte als Nahestehende die Idee in ihr aussähen, aber pflegen, keimen lassen und ernten muss sie selbst.
Naja, Und mit dem stinken, nun das ist schwierig, wie sagt man
sowas? Ich glaube sie ist sehr labil und wenn ich ihr jetzt sag, sie
sollte evtl mal ein Deo verwenden, haut sie das doch voll aus der
Bahn.
So, wie du deine Beziehung zu ihr beschreibst, glaube ich das auch. Aber vielleicht gibt es irgendwann einmal eine Situation, in der du nach einem vertrauten Gespräch ein „ach, übrigens…“ mit einem beiläufigen Hinweis auf geruchsintensiver Schweißentwicklung in heißen Jahreszeiten einfließen lassen kannst.
Ich hatte früher in der Schule Psychologie, deswegen denke ich
das wirklicih was mit ihr nicht stimmt. Ich befürchte auch das sie
wirklich Borderliner ist, sie hat oft Pflaster und verbände um die
Handgelenke.
Das ist sicher furchtbar anzuschauen. Ich kann mir vorstellen, wie man bei dem Anblick von Schrunden und Pflaster eine Ahnung entwickelt, was sie sich vor lauter Selbstzweifel antut. Man spürt ohne wirklich genau zu beobachten, dass es dem Menschen nicht gut geht - das kenne ich gut. Aber ich glaube, dass du ihr da nicht helfen kannst. Sie muss ihre Situation und ihr Tun selbst erkennen, Schlüsse daraus ziehen, und Entscheidungen treffen. Aber du kannst ihr ein anderes „Ich“ widergeben als sie Daheim erfährt. Ein „so sehe ich dich, das mag ich an dir, das mag ich nicht an dir, das würde ich mir von dir wünschen…“. Vielleicht reicht ihr das irgendwann als Anlaß, für sich heraus zu finden, ob sie nicht doch Gründe hat sich um Eigenliebe und seelische Stabilität zu bemühen - wie und mit wem auch immer.
Sie ist jetzt 23 und hatte noch keinen Freund, und bei Jungs immer
Pech, ich denke das spielt auch noch in ihre: „Mich mag eh keiner
Gedanken rein“
Wenn sie ein ungutes Verhältnis zu ihrem Vater hat, dann wird ihr Männerbild wohl auch nicht so ideal für die Schaffung einer liebevolle Freundschaft zu einem Mann sein - schätze ich jetzt mal.
Aber stell dir vor, wenn sie sich momentan so schwanken verhält, dass ein Mann, der eine Beziehung voller Lebensfreude und Gelassenheit sucht, mit ihr seine Schwierigkeiten haben wird. Wenn es aber einen Mann gibt, der eben solche „Problemfälle“ von Frauen in einer Beziehung bevorzugt, ist zu befürchten, dass daraus eher ein Abhängigkeitsverhältnis als eine Partnerschaft wird, oder sehe ich das falsch?
Aber vielleicht darf man da nicht schwarz sehen. Manchmal kann eine Freundschaft das Sprungbrett aus einer Misere in ein ein Stückchen Normalität sein. Unverhofft kommt oft
)) warum nicht auch für sie.
Nochmals Danke
ich danke auch dir, es hat mir Spass gemacht, ein wenig darüber nachzudenken. Ich hoffe, dir nicht zu nahe getreten zu sein.
mit herzlichem Gruß
grilla