Hatte sich Theresa May den harten Brexit so hart vorgestellt?

Hallo,

monatelang gab es aus London in Richtung Brüssel keine Bemühungen, die Eurozone zu verlassen. Theresa May steckt im Sumpf der Innenpolitik fest. Zuletzt hat das Oberhaus versucht, Bedingungen zu stellen. Dies ist allerdings nur eine kleine Hürde, die die britische Regierung ohne größeren Zeitverlust zu nehmen vermag.

Anders als die Fanfaren, die über den Kanal schallen. EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger kürzlich in London:

"Ich sehe nicht, dass die EZB Banklizenzen an leere Unternehmenshüllen vergibt", so Lautenschläger bei einem Vortrag in London. Auch Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret hatte unlängst betont, es würden keine Briefkastenfirmen akzeptiert, bei denen das Bankgeschäft effektiv weiterhin aus London heraus betrieben würde.

Neben der Ausweisung von Menschen aus dem Euroraum war eine Liberalisierung der Banken-Regulierung eines der Hauptziele der Brexitbefürworter. Auch hier zeigt die EZB eine kompromisslose Haltung:

Das Ziel der EZB sei es, das EU-Bankensystem sicher und stabil zu machen, so Sabine Lautenschläger. „Ich erwarte daher, dass Banken, die eine Lizenz in der Euro-Zone erhalten wollen, unsere Standards erfüllen“, sagte sie. In der Bankenaufsicht werde es keinen Wettlauf nach unten geben. Lautenschläger forderte die Banken auf, sich frühzeitig um eine Lizenz zu bemühen.

Theresa May ist sicher eine fähige Politikerin, aber allem Anschein nach ist es ihr bisher nicht gelungen, einen konkreten Plan für den von ihr favorisierten harten Brexit zu entwickeln.

Ihr Entschluß, an der Sitzung des Oberhauses als Zuschauerin teilzunehmen, um das Ergebniss der Beratung für sich positiv zu beeinflussen, erinnerte eher an Voodoo als an politisches Handeln. Wie soll das weiter gehen?

Wo könnte die Grenze im Interessenkonflikt zwischen UK und Eurozone verlaufen? Ist bei einem harten Brexit eine sanfte Landung der englischen Wirtschaft überhaupt möglich?

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Von einer sanften Landung spricht man, wenn es einer Volkswirtschaft gelingt, von einer Boom-Phase ohne Rezession zu gemäßigten Wachstumsraten zurückzukehren. Von Boom-Phase kann im Falle Großbritanniens nicht die Rede sein - eher von einer seit zehn Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Schwächephase. Der Austritt Großbritanniens aus der EU wird das Problem nicht lösen, sondern verschärfen. rd. 80% der Wirtschaftsleistung hängen vom Dienstleistungssektor ab, wovon der größte Teil auf den Finanzbereich entfällt, der durch den Austritt massiv geschwächt wird. Auch den restlichen 20% der Wirtschaftsleistung, die noch auf die Industrie entfallen, wird es nicht helfen, sich zukünftig an den EU-Außengrenzen mit Zollformularen und Konformitätsbescheinigungen anstellen zu müssen.

Aus (nicht nur) wirtschaftlicher Sicht ist als die ganze Veranstaltung mehr als kontraproduktiv.

Gruß
C.

DAS wird die Zeit zeigen. Das kann keiner so genau wissen.

Irgendwo zwischend en Inseln und dem hiesigen Festland.

Möglich ist alles.

Die Briten sind doch gar nicht in der Eurozone ;o)

Ansonsten behaupte ich mal, dass von ihr gar kein irgendwie gearteter Brexit favorisiert wurde. Sie versucht ihn nur umzusetzen. Wahrscheinlich will sie es nur nicht den Politclowns nachmachen, die einfach hinschmeißen. Mit einer Hängepartie wäre auch niemandem geholfen. Also wird das jetzt durchgezogen, Augen zu und durch.
Entweder ist der Plan, dass sich über den Beitritt (oder Verbleib) Schottlands zur EU letztlich wenig ändert.
Oder es geht gar nur darum herauszufinden, wie man da auf beiden Seiten ohne Gesichtsverlust rauskommt.
Das könnte so aussehen, dass man einen Austritt verhandelt, der dann in X Jahren wirksam wird und bis dahin irgendwie auf wundersame Weise eine Bewegung entsteht, die ein neues Referendum auf die Beine stellt, der dann einen Verbleib fordert.
Der springende Punkt ist ja wohl, dass durch einen Austritt keines der innerbritischen Probleme gelöst wären, die eigentlich Auslöser für das Ergebnis des Referendums waren, die sich aber auch bei einem Verbleib nicht einfach in Luft auflösen.

Zu 100% kann das wahrscheinlich keiner sagen. Es stellt sich ja auch die Frage, wie die Weltwirtschaft bis dahin aussehen wird. Wenn morgen eine Krise ausbricht wird das auch für Großbritanien ein Problem werden, mit oder ohne Brexit.

Die EZB ist eine Badbank. Sie kauft faule Kredite von misswirtschaftenden Banken und Staatsanleihen von faktisch bankrotten Staaten auf. Sie betreibt weiterhin eine Nullzinspolitik, die bei einer derzeitigen Inflationsrate von 2% den Sparern Kaufkraft und Vermögen entzieht.

Mit dem Verhalten gegenüber London macht sie nur ein weiteres Fass auf, das beispielsweise dann auch Arbeitsplätze im Finanzsektor kosten wird.

Die EZB destabilisiert durch auf Pump-leben-Politik so ziemlich alles, was für sie greifbar ist und wird nachfolgende Generation in den Ruin treiben.

Franz

Hallo Franz,

das ist ja furchtbar!

Gruß, Hans-JürgenSchneider

"Lach!"